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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Er sah, da? Fitzmaurice nickte, und fuhr unbeirrt fort:»Denken Sie nur an den Eindruck, den das in England machen wird! Spanien ist unser einziger Bruckenkopf in Europa, das einzige Land, das noch stark genug ist, dem franzosischen Feind mit Waffen in der Hand entgegenzutreten. Bei einem plotzlichen Umsturz ware alles in wenigen Wochen, vielleicht sogar schon in Tagen voruber; dann stunde nichts mehr zwischen England und einem verbundeten Europa. Nichts als ein Streifen Wasser und eine dunne Linie von Schiffen!»

Bolitho warf einen schnellen Blick auf Mulder, dessen Miene Besorgnis zeigte. Vielleicht dachte Mulder zum ersten Mal als Hollander und nicht als Verantwortlicher fur St. Kruis. Kein Ozean war breit genug, um ihn die Sorge vergessen zu lassen, die er um seine Heimat empfand, die unter Napoleons Stiefel zertreten war. Vielleicht war Holland sogar schon gezwungen worden, England den Krieg zu erklaren? Dazu bedurfte es lediglich der formellen Unterschrift unter einen Vertrag, und damit wurde dieses uralte Schiff auf der Seite seiner bisherigen Feinde stehen und ihm nur eine einzige Entscheidung ubriglassen.

Allein der Gedanke daran erfullte Bolitho schon mit unma?igem Zorn und Entsetzen. Wahrend all dieser ermudenden und nutzlosen Wochen, die sie hinter dem listigen Feind hergesegelt waren, hatte Lequiller die Partie nach seinen eigenen Regeln gespielt. Regeln, die sie erst jetzt zu durchschauen begannen, da es zu spat war. Nur ein entschlossener und sehr rucksichtsloser Admiral konnte es wagen, sein halbes Geschwader dem zu uberantworten, was seine Gegner im Schilde fuhrten, und dabei eventuell vier Schiffe abzuschreiben, wahrend er selbst dem gro?en Preis nachjagte: dem vollbeladenen Schatzschiff und all dem, was dessen Besitz fur seine Sache bedeutete. Er mu?te sicher gewesen sein, da? PelhamMartins Streitmacht selbst dann, wenn sie seine vier Schiffe zerstort hatte, so schwer von der versteckten Landbatterie mitgenommen sein wurde, da? sie ihn fur einige Zeit nicht mehr aufhalten konnte.

Bolitho sagte:»Ich habe keine andere vernunftige Erklarung dafur, Sir.»

Pelham-Martin zog ein Schnupftuch aus der Tasche und starrte es geistesabwesend an.»Wir wissen nichts Bestimmtes, Bolitho. Was Sie vorbringen, sind Vermutungen. Uberlegen Sie nur, was es bedeuten wurde, wenn ich das Geschwader irgendwohin zur Verfolgung ausschicke — wohin genau, ist noch ratselhaft — , und Lequiller inzwischen unsere hiesigen lebenswichtigen Verbindungen, die wir so muhsam aufgebaut haben, angreift und zerstort.»

«Es ware klug, die Alternativen ebenfalls in Betracht zu ziehen, Sir. Unser Befehl lautet, Lequillers Geschwader zu stellen und zu vernichten. Darin haben wir versagt. «Bolitho achtete darauf, da? seine Worte auf die verwirrten Kommandanten einwirken konnten, und fuhr dann fort:»Nun wurde die San Leandro in Gewassern genommen, die wir bewachen und sicher machen sollten. Wir konnen einfach nicht mehr Zeit damit vergeuden, Lequillers Schiffe zu suchen. Wir haben lediglich die Spartan fur Aufklarungszwecke.

Die Korvetten sind zu schwach und eine leichte Beute fur den Feind.»

«Was schlagen Sie also vor?«Pelham-Martin versuchte, seine Haltung zuruckzugewinnen.»Eine Ruckkehr nach Las Mercedes?»

«Nein, Sir. Das wurde uns nur weitere wertvolle Zeit kosten, die wir nicht haben. Ich glaube, Lequiller hat St. Kruis bei seinem ersten Erscheinen in der Karibik nur angegriffen, weil er eine zweite Basis fur seine Schiffe suchte. Wegen unseres unerwarteten Erscheinens und der mutigen Gegenwehr der hollandischen Verteidiger wurde ihm das verwehrt. Daraus entnehme ich aber, da? Lequiller nicht herkam, um Uberfalle zu machen und zu plundern. Kaperschiffe und Fregatten waren fur solche Aufgaben viel geeigneter gewesen. Aber Sie konnen ein Schlachtschiffgeschwader nicht auf ewig verstecken. «Er warf einen schnellen Blick zu Far-quhar hinuber.»Wie stark haben Sie die Fregatte Thetis beschadigt?»

«Der Fockmast und die gesamt Takelage haben viele Treffer abbekommen. Au?erdem gab es erhebliche Schaden auf dem Oberdeck.»

Bolitho nickte.»Und eines der Schiffe, das bei Las Mercedes entkam, hatte ebenfalls ziemliche Schaden in der Takelage. Wenn es fur Lequiller seinerzeit wichtig war, hier mit einem intakten Geschwader aufzukreuzen, so gilt das auch fur seine kunftigen Operationen, insbesondere, da er inzwischen einiges von seiner Uberlegenheit verloren hat.»

Wieder war es der schnell denkende Farquhar, der Bolithos Faden aufnahm.

«Dann mu? also noch eine Basis existieren?«Er rieb sich unschlussig das Kinn.»Aber hier gibt es zahllose Inseln. Man wurde eine ganze Flotte und viele Jahre brauchen, sie alle abzusuchen. «Dann nickte er heftig.»Aber Sie haben recht, er braucht einen Ankerplatz, wo er seine Schaden ausbessern und neue Plane ausarbeiten kann.»

Fitzmaurice fragte:»Kennen Sie solch einen Platz?»

«Noch nicht. «Bolitho schaute Mulder an.»Aber Sie werden daruber sicher nachdenken.»

Pelham-Martin erhob sich muhsam und stutzte sich auf seine Stuhllehne.»Wenn nur meine Verstarkungen kamen!«Dann atmete er tief aus.»Aber ach, ich hatte durch meine bisherigen Erfahrungen gewarnt sein sollen. «Er sah Bolitho an, und sein Gesicht spiegelte plotzliche Verzweiflung.»Sie sind mein altester Kommandant, und ich mu? Ihren Rat ernsthaft in Betracht ziehen, denn ich wei?, da? er sich auf langjahrige Erfahrung im Dienste des Konigs stutzt. Aber ich habe das Kommando, und die letzte Entscheidung treffe ich. Wir werden mit gro?ter Beschleunigung nach St. Kruis zuruckkehren, und von dort werde ich eine Korvette mit einem Bericht direkt nach England schicken.»

Bolitho beobachtete ihn ungeduldig. Es uberraschte ihn immer wieder, wie schnell sich Pelham-Martin aus fast volliger Mutlosigkeit aufraffen konnte. Der Gedanke, da? immer noch Aussicht bestand, sein Ansehen zuruckzugewinnen, bevor Admiral Cave n-dish von seinem Versaumnis erfuhr, den Feind vollig zu vernichten, schien ihm neue Hoffnung und Selbstvertrauen zu geben. So blickte er jetzt auch mit einem Anflug seiner bisherigen Strenge auf Farqu-har.

«Ich hatte eigentlich vor, Ihnen einen Verweis dafur zu erteilen, da? Sie Ihr Aufklarungsgebiet selbstandig verlassen haben. Da Ihre Initiative uns indessen die einzige nutzliche Information gebracht hat, mu? ich Sie wohl mit Nachsicht behandeln und Ihre Aktion im Protokoll aufnehmen.»

Farquhar betrachtete ihn mit dem Anflug eines Lachelns auf seinem hochmutigen Gesicht.»Als ich noch als Midshipman unter Kapitan Bolitho diente, hatte ich einen ausgezeichneten Lehrherrn, Sir. Da habe ich gelernt, da? Angriff und Kampf ohne vorherige Aufklarung ebenso toricht waren, wie einen Blinden mit einer Muskete ins Gefecht zu schicken.»

Bolitho rausperte sich.»Werden Sie jetzt auf mein Schiff zuruckkehren, Sir?»

Pelham-Martin schuttelte den Kopf.»Spater. Ich mu? erst grundlich nachdenken. Fahren Sie alle auf Ihre Schiffe zuruck, meine Herren!»

Au?erhalb der Kajute standen die drei Kommandanten schweigend herum, wahrend Mulder davoneilte, um ihre Boote herbeizurufen.

Fitzmaurice brach als erster das Schweigen.»Als ich Farquhars Bericht horte, schien mir alles ziemlich hoffnungslos zu sein. Es kam mir vor, als hatte man mich zum Narren gehalten und als sei alles, wofur ich bisher mein Leben eingesetzt habe, vergeblich gewe sen. «Er sah Bolitho ernst an.»Aber als ich Ihnen dann zuhorte, wie Sie Ihre Gedanken vortrugen, fuhlte ich neue Krafte in mir. «Er suchte nach den rechten Worten.»Mein Erster Offizier, Quince, hat es nach der Ruckkehr aus dem Sumpf ausgesprochen. Er sagte: Wenn Sie, Bolitho, das Kommando uber das Geschwader gehabt hatten, ware Lequiller gar nicht erst von der franzosischen Kuste weggekommen.»

Farquhar lachelte.»Hoffen wir, da? es noch nicht zu spat fur einige Korrekturen ist.»

Bolitho beobachtete, wie sein Boot von achtern heranruderte. Es war typisch fur Farquhars Freimut gewesen, wie er mit PelhamMartin gesprochen hatte. Doch er mu?te es ablehnen, wenn sich die anderen Kommandanten von Gefuhlen leiten lie?en.

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