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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Farquhar brauchte allerdings keine Angst vor Pelham-Martins Einflussen au?erhalb der Marine zu haben. Seinem Vater gehorte halb Hampshire, und er stammte aus einer langen Reihe beruhmter Seeoffiziere, von denen einige sogar Admirale gewesen waren. Dennoch lag es Farquhar fern, Dreistigkeit zu demonstrieren, die ihm spater vielleicht als Komplott oder mangelhafte Unterstutzung seines Kommodore hatte ausgelegt werden konnen. So etwas ging ebenso gegen seine Natur, wie einen gewohnlichen Seemann als Gleichgestellten zu betrachten.

Als Bolitho spater auf dem Achterdeck der Hyperion stand und beobachtete, wie die Spartan an ihren langsameren Gefahrten vorbeipreschte, fuhlte er etwas wie Neid in sich aufsteigen. Eine Fregatte war doch etwas ganz Besonderes: schnell, unabhangig und sehr personlich. Dort war einem das Gesicht und das Verhalten jedes einzelnen Mannes ebenso vertraut wie der Satz ihrer Segel. Auf einem Linienschiff dagegen lebte man in einer anderen Welt: hier die mehrere hundert Seelen zahlende in ihren engen Quartieren zusammengepferchte Besatzung, dort die Offiziere, und beide zusammengehalten durch eine strikte Disziplin.

Die schwache Verbindung mit der anderen Welt, die er so sehr liebte, schien sich nun weiter zu lockern. Als er den Kameraden seinen skizzenhaften Plan erklart hatte, war ihm das plotzlich bewu?t geworden, und es erschreckte ihn. Es war der Schritt vom

Gehorchen zum Befehlen, von einfachen Aufspuren eines Feindes, von Langsseitlegen, um zu siegen oder unterzugehen, zur Notwendigkeit taktischer Uberlegungen und Rucksichtnahme auf andere Schiffe oder auf ein weit verstreutes Geschwader. Erst als er seine Ansicht ausgesprochen hatte, war ihm blitzartig bewu?t geworden, was er tat. Indem er seine tiefsten Gedanken enthullte, die spater in Handlungen umgesetzt werden konnten, hatte er einen kaum noch umkehrbaren Schritt in seiner Karriere getan.

Aber strategisches Denken konnte, wie Pelham-Martin und andere vor ihm erfahren hatten, noch mehr als den Tod seines Urhebers zur Folge haben. Es konnte den Ausgang einer Schlacht, ja die Existenz einer ganzen Nation bestimmen.

Inch trat zu ihm und tippte an seinen Hut.»Haben Sie irgendwelche Befehle, Sir?»

Bolitho schaute noch der Spartan nach, die sich heftig stampfend in die mit Schaumkronen bedeckte See warf.

«Ich gehe in den Kartenraum. «Er stockte, denn er wu?te, da? sein nachster Schritt zwar mehr personlich, aber nicht weniger lebenswichtig war.»Schicken Sie den neuen Steuermannsmaaten Selby zu mir.»

Inch trat auf der Stelle, das Gesicht voll offenkundiger Neugier. Bolitho sah ihn an.»Und sorgen Sie dafur, da? ich nicht gestort werde.»

In dem dunkel getafelten Kartenraum lehnte er sich im Bemuhen, seine Zweifel zu uberwinden, gegen das Schott. Die gewohnten Gerausche an Deck klangen hier nur gedampft herein, und der ferne Klang der Pumpe schien mit seinem Herzschlag den Takt zu halten.

Es klopfte an die Tur, und er rief:»Herein!»

Sein Bruder stand auf der anderen Seite des Kartentisches und schaute ihn aufmerksam und fragend an.»Sie haben mich rufen lassen, Sir?»

Bolitho zupfte an einer Ecke der zuoberst liegenden Karte. Schweigen umgab sie, und es schien Bolitho, als halte das ganze Schiff den Atem an.

Dann begann er stockend:»Ich brauche einige Informationen. «Er bemuhte sich um einen so distanzierten Ton, als ob der Mann ihm gegenuber tatsachlich nur irgendein Steuermannsmaat ware.»Als du damals in der Karibik warst. «Seine Zunge zogerte bei dem Wort >damals<. Wieviel Kummer und Ungewi?heit hatte Hugh damals ihrem Vater bereitet! Scharf fuhr er fort:»Als du das Kaperschiff Andiron fuhrtest, mu?test du dich doch in dieser Inselwelt gut ausgekannt haben. «Er zog mit dem Finger weite Kreise auf der Karte.»Du warst auf deine eigenen Hilfsquellen angewiesen. Um deine Leute verschnaufen zu lassen und Schaden auszubessern, mu?test du doch kleine oder gro?ere Buchen kennen.»

Sein Bruder ruckte naher heran, und sein Gesicht wirkte unter der hin- und herschwankenden Lampe plotzlich zerfurcht und mude.

«Das ist lange her. Ja, ich kannte viele solcher Ankerplatze.»

Bolitho ging um den Tisch herum und streifte dabei die Spinde und die hin- und herschwingende Hangematte, ohne es zu bemerken.

«Du kennst naturlich Lequiller und wei?t auch, was wir hier vorhaben. Ich glaube, da? er seine beschadigten Schiffe ausbessern wird, bevor er…»

Er brach ab, als er sich bewu?t wurde, da? sein Bruder ihn nachdenklich betrachtete.

«Ich habe allerlei gehort. Da? Lequiller das Schatzschiff gekapert hat und du die Absicht hast, ihn zu verfolgen und abzufangen. «Er zuckte die Achseln.»Nachrichten verbreiten sich schnell in den unteren Decks, wie du wei?t.»

«Als du in Las Mercedes warst, hast du da gehort oder gesehen, was dort vor sich ging?»

«Nicht viel. Wir sahen, da? die Soldaten exerzierten, und als die franzosischen Schiffe in die Bucht einliefen, gab es gro?e Aufregung. Ich wu?te gleich, da? uns das Unannehmlichkeiten bringen wurde.»

Bolitho konnte seine Bitterkeit nicht unterdrucken. »Uns? Das bedeutet wohl eine Sinnesanderung bei dir?»

Sein Bruder sah ihn ernst an.»Moglicherweise. Denn schon bei meinem nur kurzen Aufenthalt auf deinem Schiff habe ich dich wieder achten gelernt. So wie damals in St. Clar, als die Strafgefangenen dir zujubelten. «Er lachelte etwas gequalt.»Zwischen einem Strafgefangenen und einem Seemann auf einem Schiff des Konigs besteht nur ein geringer Unterschied, und ich habe gehort, was sie von dir denken. «Er schaute auf die Karte.»Sie wurden dir uberallhin folgen. Frag mich nicht, warum. Und erwarte auch nicht, da? einer das ausspricht. Es ist eben etwas, das du an dir hast und auf sie ausstrahlst. «Er zuckte abermals mit der Schulter.»Aber macht nichts. Ich sage das nur, weil ich meine, du solltest das nicht beiseite schieben, nur um den guten Namen deines Kommodore zu retten.»

Bolitho antwortete scharf:»Ich habe dich nicht hergerufen, um deine Meinung uber meine Motive zu horen. «Er klopfte auf die Karte.»Also?»

«Hier ist ein geeigneter Platz. «Hughs Finger wies auf eine Stelle der Karte.»Die Pascua-Inseln, etwa funfzig Meilen nordwestlich von St. Kruis. «Seine Augen bewiesen fachliches Interesse, als er sich uber die Karte beugte.»Zwei Inseln, die durch eine Kette kleiner und kleinster Eilande und ausgedehnter Riffe miteinander verbunden sind. Ein gefahrlicher Ankerplatz, eigentlich nur eine letzte Zuflucht. «Er nickte nachdenklich.»Der Hauptvorteil ist, da? es zwischen den Riffen Durchlasse gibt. Mit deinem kleinen Geschwader konntest du gar nicht alle uberwachen. «Sein zerfurchtes Gesicht verzog sich zu einem Lacheln.»Ich selbst bin da Rodneys Fregatten mehrmals entwischst.»

Bolitho fragte ruhig:»Was wurdest du an meiner Stelle tun?»

Sein Bruder sah ihn lange an, und sein Ausdruck wechselte dabei von Uberraschung zu Mi?trauen. Schlie?lich antwortete er:»Eine Fregatte wurde zwischen den Riffen durchkommen. Ein Uberraschungsangriff auf diesem Wege wurde die vor Anker liegenden Schiffe sicherlich veranlassen, durch die Hauptpassage auszulaufen; davor konntest dann du stehen und sie in Empfang nehmen.»

Bolitho betrachtete ihn ernst.»Nur ein sehr erfahrener Mann ware imstande, ein Schiff durch die Riffe zu steuern, nicht wahr? Jemand, der die genaue Lage aller unter Wasser liegenden Hindernisse kennt.»

Hugh beobachtete ihn verstandnisvoll.»So ist es. Ohne solch einen Mann ware es Wahnsinn. Als ich die Durchfahrt das erste Mal benutzte, hatte ich einen alten Mulatten als Lotsen. Er kannte sich sehr gut aus und hat dann mir beigebracht, was er selber als Fischer in vielen Jahren muhsam gelernt hatte.»

Bolitho richtete sich straff auf.»Willst du's tun?«E sah das Mi?trauen in den Augen seines Bruders weichen und fugte hinzu:»Ich wei?, das Risiko ist gro?. Der Kommandant unserer einzigen

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