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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Er hatte seine Stimme gedampft, wu?te aber, da? der Schaden angerichtet war. Stepkyne hatte Unrecht gehabt, gegen Inch zu opponieren, und erst recht damit, dessen Handlungen zu kritisieren.

Bolitho wu?te aber auch, da? Stepkynes Arger gerechtfertigt war. Inch hatte jeden Mann erst uberprufen mussen, ehe er ihm seinen Platz zuteilte; ganz besonders die neuen und unerfahrenen Leute.

Mehr als jedem anderen gab er aber sich selbst die Schuld, weil er zulie?, da? Inch weiter sein Erster Offizier blieb.

Er beruhrte kurz seinen Hut und lie? sich durch die Schanzpforte hinab, und nachdem er einige Sekunden gewartet hatte, sprang er in das stampfende Boot.

Als das Boot ablegte, blickte Bolitho nicht zuruck. Das alles wurde auf ihn warten, bis er zuruckkam, inzwischen mu?te er sich aber entscheiden, welche Ma?nahmen er ergreifen sollte.

Kapitan Amelius Winstanley stand bereit, um Bolitho an der Schanzpforte der Indomitable zu empfangen, und noch ehe die schrillenden Pfeifen verstummt waren, trat er vor und ergriff dessen Hand, die er mit offenkundiger Erleichterung herzlich druckte.

«Ein Mann nach meinem Herzen, Bolitho!«Er grinste, wahrend Bolitho sich bemuhte, seinen verrutschten Hut und seinen Sabel geradezurucken.»Auch ich hab's nie fertiggebracht, mich mit dem Bootsmannsstuhl an Bord eines fremden Schiffes hieven zu lassen.»

Bolitho war wieder zu Atem gekommen und versuchte, die Rinnsale zu ignorieren, die ihm uber Brust und Beine liefen. Die Uberfahrt zum Flaggschiff war rauh gewesen, das letzte Stuck allerdings am schlimmsten. Wahrend die noch aufragende Bordwand der Indomitable sich uber ihnen hob und senkte, stand er schwankend im Heck des Bootes und versuchte zahneknirschend, Ungeduld und Befurchtungen zu unterdrucken, wahrend der Buggast verzweifelt immer wieder versuchte, das heftig stampfende Boot an den Hauptketten des Schiffs anzuhaken. Einmal, als der besorgte Allday die Hand ausstreckte, um ihn am Arm zu stutzen, hatte er wutend geknurrt:»Ich werde allein fertig, verdammt noch mal!«Es war vielleicht der offenkundige Mangel an Vertrauen seines Bootsfuhrers gewesen, weshalb er den weiten Abstand bis zur Bordwand mit einem Sprung hatte uberwinden konnen, und den angebotenen Bootsmannsstuhl abgelehnt hatte. Das ware viel sicherer gewesen, aber Bolitho war es immer unwurdig erschienen, wenn Kapitane strampelnd an Bord gehievt wurden, wobei Matrosen so eifrig mit Sicherungsleinen hantierten, als ob sie ein Stuck Frachtgut verluden. Doch diesmal war es sehr knapp gewesen. Sein Sabel hatte sich zwischen seinen Beinen verklemmt, und einen Augenblick, als das Boot unter ihm wegsank, hatte er das Wasser an der Bordwand aufwirbeln sehen, das ihn fortzuschwemmen drohte, und hatte Alldays Alarmruf gehort. Doch durchna?t und wutend gelang es Bolitho, die sichere Schanzpforte zu erreichen, und als die Pfeifen zu seiner Begru?ung gellten und das Seitenkommando stramm stand, musterte er schnell ihre holzernen Gesichter in der Erwartung, Spott oder Enttauschung zu bemerken, da? er nicht tatsachlich gefallen war, wenn auch nur, um den Leuten in den unteren Decks ein willkommenes Thema zum Klatsch zu bieten.

Winstanley geleitete ihn zum Achterdeck. Offenbar war er bemuht, seine drohnende Stimme zu dampfen. Er war ein Riese von Mann, gelenkig und au?erlich wenig anziehend, machte aber schon im ersten Augenblick den Eindruck eines sehr fahigen Seemannes. Sein Gesicht war von unzahligen Reisen gegerbt und verwittert, doch die zahllosen Krahenfu?e, die seine kleinen, blinzelnden Augen umrahmten, lie?en auch seinen gut entwickelten, gesunden Humor erkennen.

Der Kommandant eines Flaggschiffs, auch wenn es nur das eines gewohnlichen Kommodore war, brauchte das alles und mehr, dachte Bolitho grimmig, als er sich die Leiter hinaufzwangte und den Schutz der Kampanje erreichte.

Winstanley sagte mit rauher Stimme:»Ich habe mir Ihr Schiff durchs Glas angesehen. Hat sich machtig verandert, seit ich es das letztemal sah. Sieht aus wie neu. «Er blickte zu dem breiten Stander des Kommodore hinauf, der im Wind steif an der Mastspitze stand.»Die Vectis wird jetzt nach Plymouth segeln, nachdem Sie gekommen sind, um sie abzulosen. Und danach bin ich an der Reihe. «Er packte Bolitho am Arm, als sie sich der Admiralskajute naherten.»Nach mir sind Sie der dienstalteste Kommandant, darum zweifle ich nicht, da? die Hyperion zu gegebener Zeit seinen Stander fuhren wird.»

Er mu?te die Frage auf Bolithos Gesicht bemerkt haben, denn er fugte schnell hinzu:»Ich spreche spater mit Ihnen. Pelham-Martin ist kein Mann, der warten kann.»

Er offnete die Tur, und Bolitho folgte ihm in die Kajute. Er hatte seinen Hut unter den Arm geklemmt und war sich der nassen Fu?spuren bewu?t, die er auf dem dicken, hellen Teppich hinterlie?, als er auf den mit Papieren dichtbedeckten Schreibtisch zuging, der auf der einen Seite bei den Heckfenstern stand.

Der Kommodore sa? bequem in einem hochlehnigen Sessel, anscheinend unberuhrt von dem langsamen, Ubelkeit erregenden Schwanken um ihn herum. Er war unvorstellbar breit, doch als er langsam aufstand, empfand Bolitho einen gewissen Schock, denn er entdeckte, da? Pelham-Martin ungewohnlich klein und stehend kaum gro?er als im Sitzen war. Seine gesamte Korpermasse schien sich in die Breite zu erstrecken, wie bei Tomlin, dem Bootsmann der Hyperion, aber da endete auch schon jede Ahnlichkeit. Er hatte ein rundes, auffallend blasses Gesicht, und sein blondes Haar war nach der neuesten Mode kurz geschnitten. Das mochte bei den jungeren Offizieren der Marine angemessen sein, doch es lie? den Kopf des Kommodore uber seinem breiten, massigen Korper noch kleiner erscheinen.

«Willkommen, Kapitan. «Seine Stimme klang weich, sogar sanft.»Sie mussen schnelle Fahrt gemacht haben. «Seine Blicke musterten ruhig Bolithos durchna?te Erscheinung, aber er machte keine Bemerkung daruber. Dann deutete er auf einige Sessel und einen schwankenden, silbernen Weinbehalter.»Einen Drink vielleicht?»

Hinter seinen massigen Schultern deutete Winstanley ein Kopfschutteln an, und Bolitho erwiderte:»Nein danke, Sir. Im Augenblick nicht.»

Er bemerkte Winstanleys Erleichterung und sah, da? PelhamMartin lachelte. Er war Winstanley fur seine Warnung dankbar, doch gleichzeitig reizte es ihn, da? der Kommodore ihn aus unerfindlichen Grunden einem privaten Test unterworfen hatte.

«Nun, ich nehme an, da? Sie alle verfugbaren Berichte gelesen haben, Bolitho. Unsere Pflicht ist es, hier alle Zufahrten zur Giron-de-Mundung zu uberwachen und alle einlaufenden oder ausfahrenden Schiffe anzuhalten. Ich habe der Vectis Befehl gegeben, zu Reparaturen nach Plymouth zuruckzusegeln. Sie hat vor etwa zwei Wochen bei einem starken Sturm den Besan verloren, und Ersatz dafur ist hier nicht vorhanden. In einigen Monaten schlie?en sich uns zwei weitere Linienschiffe an, und inzwischen werden wir wissen, was die Froschfresser beabsichtigen, wie?«Er lehnte sich behaglich zuruck und lachelte. Er sieht eher wie ein reicher Kaufmann aus als wie ein Marineoffizier, dachte Bolitho fluchtig.

«Die Franzosen werden fruher auslaufen, Sir«, horte er sich sagen.

Das Lacheln um Pelham-Martins kleinen Mund blieb.»So, meinen Sie? Woher haben Sie Ihre Informationen?«Er beugte sich etwas vor.»Hat der Admiral mir etwas vorenthalten?»

Bolitho lachelte.»Nein, Sir. Aber ich habe alle verfugbaren Berichte gelesen und bin der Ansicht, da? die Franzosen bald ausbrechen mussen, wenn sie ihrer Sache dienen wollen.»

Pelham-Martin nickte langsam.»Das ist ein Meisterstuck der Selbsttauschung, Bolitho. «Er deutete mit einer Hand auf die Heckfenster, durch das von Salz fleckige Glas konnte Bolitho das nachste Schiff erkennen, uber dessen Bug sich Spruhwasser ergo?, das dennoch den Eindruck unuberwindlicher Starke machte.

Der Kommodore fugte ruhig hinzu:»Diese Schiffe werden jede derartige Torheit verhindern. «Er schien ungeduldig zu werden und zog unter einigen in Leder gebundenen Buchern eine Karte hervor.»Wir stehen hier. «Er deutete mit einem rosa Finger auf die Karte.»Und ich habe die beiden Fregatten Spartan und Abdiel vor dem sudlichen Fahrwasser stationiert, um uns vor jedem Versuch des Feindes zu warnen, aus spanischen Gewassern in dieses Gebiet vorzusto?en. «Sein Finger bewegte sich zu der langgestreckten Kustenlinie um die Gironde.»Hier habe ich meine dritte Fregatte, die Ithuriel, eingesetzt, um jeden Versuch der Franzosen zu beobachten und zu melden, Bordeaux nach Norden zu verlassen.»

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