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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .TXT) 📗

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Und doch brauchte die Hyperion zwei volle, nervenzermurbende Tage bis St. Clar, denn sie mu?te fast gegen den Wind segeln, und keiner an Bord kam zur Ruhe. Wenn die Matrosen nicht beim Segelsetzen waren oder an den Pumpen werkten, hatten sie es mit einer immer langer werdenden Reparaturliste zu tun: es gab zu flicken und zu splei?en, als hinge das Leben davon ab — und das war auch der Fall. Denn obwohl der Wind standig in den strapazierten Segeln heulte und die Hyperion so gefahrlich krangte, da? die See uber die unteren Stuckpforten wusch, knuppelte Bolitho das Schiff ohne Rast oder Rucksicht auf Verluste voran. Es war ein Kampf, in dem Schiff und Kapitan miteinander wetteiferten; der wutende Wind und die grollende See waren beider gemeinsame Feinde.

Weder Offiziere noch Matrosen beobachteten mehr die gefahrlich gebogenen Rahen oder horten das schmerzliche Jaulen des Rigges. Daruber waren sie hinaus. Wer noch Zeit und Kraft zum Nachdenken hatte, sparte sie fur Bolitho auf, der das Schiff durch eine Krise nach der anderen fuhrte und wunderbarerweise weder Essen noch Schlaf zu brauchen schien.

Wahrend der Vormittagswache des zweiten Tages rundete die Hyperion den nordlichen Arm der Bucht und kreuzte dankbar in die Hafeneinfahrt. Aber jede Hoffnung auf eine Atempause schwand sofort bei dem Anblick, der die mude Mannschaft erwartete; und angstvolle Minuten vergingen, bis der Anker ganz vorn, noch zwischen den Armen der Hafeneinfahrt, fiel. Hier, im tiefen Wasser, wo sie vor der vollen Kraft des Windes geschutzt waren, horten sie deutlich das bedrohliche Donnern der Artillerie und gelegentlich auch das Krachen einsturzenden Mauerwerks, wenn eine wohlgezielte Kanonenkugel ein Haus in der Stadt getroffen hatte.

Bolitho suchte mit dem Glas die Uferfront ab und sah den gro?en Rauchpilz hinter den geduckten Hausern, die wusten Narben und Locher. Er hatte so weit drau?en ankern mussen, weil der innere Hafen voller Schiffe lag, die das Geschutzfeuer von drau?en hereingetrieben hatte. Die Tenacious und die Princesa, das spanische Schiff, lagen am nachsten bei der Stadt; zwei Transporter schwoj-ten an den Ankertrossen und hatten kaum genug Zwischenraum, um nicht zu kollidieren, wenn der Wind plotzlich umsprang. Bo-litho schob das Glas heftig zusammen. Zusammengetrieben. In der letzten Zuflucht, die ihnen noch blieb und im Angesicht des Feindes zusammengedrangt. Keine Ruckzugsmoglichkeit mehr. Nur noch die See im Rucken.

«Mein Boot!«befahl er scharf.»Ich fahre ins Hauptquartier zum Admiral. «Er hatte sofort gesehen, da? die Admiralsflagge nicht mehr auf der Tenacious wehte.

Herrick kam raschen Schrittes nach achtern.»Soll ich mitkommen, Sir?»

Bolitho schuttelte den Kopf.»Sie ubernehmen das Schiff, bis ich zuruckkehre. Passen Sie gut auf die Ankertrosse auf, damit sie sich nicht losrei?t und zu ihrer alten Feindin an die Kuste treibt. «Trube starrte er auf die verkohlten Reste der Saphir unterhalb des Leuchtfeuers.»Anscheinend sind wir gerade zum letzten Akt der Tragodie zurechtgekommen.»

Allday kommandierte die Manner an den Davits, die sein Boot uber die Leeschanz abfierten.»Ich nehme Mr. Inch und zwolf gute Manner, bewaffnet und in anstandigen Uniformen. Ganz gleich, wie es steht, meine Leute sollen nicht wie ein Haufen Zigeuner aussehen.»

Gossett sagte in die Luft hinein:»Wie ich sehe, ist die Vanessa, das Transportschiff, ausgelaufen. Kann froh sein, da? sie weg ist. «Bolitho lie? sich von Gimlett in den Uniformrock helfen. Da? die

Vanessa St. Clar verlassen hat, dachte er grimmig, ist noch der einzige Lichtblick an diesem Wolkenhimmel. Er hatte Ashby ausdrucklich angewiesen, das Madchen auf das erste Schiff zu setzen, das nach England auslief, hatte Cheney Geld und einen Brief an seine Schwester in Falmouth mitgegeben. Wenn sie es tatsachlich bis nach Falmouth schaffte, wurde sie gut versorgt sein.

«Boot ist klar, Sir. «Leutnant Rooke sah ihn gespannt an.»Sieht so aus, als sei alles umsonst gewesen, Sir, nicht wahr?»

Bolitho zog den Dreispitz fest in die Stirn und entgegnete:»Ein kalkuliertes Risiko ist niemals vollig umsonst, Mr. Rooke. Als Kartenspieler mu?ten Sie das doch wissen. «Dann kletterte er eilends ins Boot, wo Inch und seine Abteilung bereits zusammengepre?t wie Heringe in der Tonne hockten.

Wahrend das Boot stetig an den anderen Schiffen vorbeizog, sah Bolitho deren Matrosen auf den Decksgangen oder in den Masten stehen. Stumm und aufmerksam beobachteten sie die Stadt. Vermutlich wu?ten sie, da? ihre Schiffe unter diesen Umstanden vollig hilflos waren. Sie konnten weiter nichts tun als aufpassen und auf den unvermeidbaren Ruckzug warten.

Weiter drin im Hafen war eine zweite Sperre gelegt worden, doch nicht, um Schiffe an der Einfahrt zu hindern. Bolitho sah langs der Balken die Wracks mehrerer Fischerboote und anderer kleiner Fahrzeuge, manche bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Sperre hatte wohl verhindern sollen, da? sie auf die ankernden Schiffe zutrieben. Ein Brander mu?te dieses vollgestopfte Hafenbecken in eine Flammenholle verwandeln, aus der kein Mensch mehr herauskam.

Stumm pullten die Rudergasten; ihre Blicke flogen umher und entdeckten ein Unheilszeichen nach dem anderen. Am schlimmsten waren die Hauser der Nordseite getroffen. Mehr als eins brannte lichterloh, anscheinend ohne da? jemand loschte. Aufgerissene Dachstuhle gahnten den Himmel an. Auch am Landungssteg lagen einige kleinere Wracks, und beim Anlegen bemerkte Bolitho ein bleiches, nach oben gewandtes Gesicht unter der klaren Wasseroberflache, das mit weit offenen Augen noch in das Land der Lebenden starrte. Kurz befahl er:»Allday, Sie bleiben mit der Mannschaft hier. Ich gehe in die Stadt. «Er hakte den Degen im Gehange los.»Kann sein, da? es Arger gibt, also passen Sie gut auf!»

Allday nickte und zog seinen Entersabel.»Aye, aye, Captain. «Er schnupperte in der Luft wie ein Hund.»Sie brauchen blo? Bescheid zu sagen, dann kommen wir.»

Eilends schritt Bolitho die ansteigende Stra?e hinauf, die Matrosen der Landeabteilung hielten sich dicht hinter ihm. Es war noch viel schlimmer, als er befurchtet hatte. Geduckte Gestalten hockten wie Tiere in den Ruinen. Aus Angst oder Trotz wollten sie ihre zerstorten Heimstatten wohl nicht verlassen. Im Trummergeroll, in dem allgemeinen Durcheinander offenbar ubersehen, lagen Leichen. Uber den prasselnden Flammen horte er ab und zu das Jaulen eines Artilleriegeschosses, dem jedesmal ein krachender Einschlag folgte.

Keuchend und schwei?uberstromt rannte Inch neben ihm.»Hort sich nach schwerem Kaliber an, Sir. Die Franzosen mussen schon in den sudlichen Bergen sitzen, da? sie bis hier hereinschie?en konnen. «Er zuckte zusammen, als es krachend in ein nahes Haus einschlug und eine Lawine von Staub und zerbrochenen Ziegeln herunterprasselte.

An der Ecke des Marktplatzes sah Bolitho ein kleines Detache-ment pulvergeschwarzter Marine — Infanteristen. Sie lagerten um ein Feuer und starrten wortlos auf einen machtigen schwarzen Topf daruber. Uberrascht sah er, da? es Manner von der Hyperion waren. Auch sie wandten sich nach ihm um; ein riesiger Sergeant sprang auf und nahm Haltung an, den dampfenden Napf noch in der Hand.

Bolitho nickte gru?end.»Sergeant Best, freut mich, da? ihr es euch gemutlich macht.»

Der Seesoldat grinste uber das ganze schmutzige Gesicht.»Aye, Sir. Hauptmann Ashby hat unsere Leute rings um das Hauptquartier verteilt. «Er deutete zum Haus hinuber.»Die Artillerie versucht immer wieder, 'ne Breitseite draufzusetzen, aber die Kirche ist im Wege. «Er verstummte, denn eine Kugel schlug in die Kirchturmspitze und ri? den blinkenden Wetterhahn ab, der wie ein Vogelbalg auf den Platz fiel.»Besser gezielt diesmal«, bemerkte er mit der Sachlichkeit des Berufssoldaten.

Wutend schritt Bolitho zum Tor. Hinter der Mauer waren noch mehr Seesoldaten. Einige schliefen neben den zusammengesetzten Musketen, andere standen herum oder hockten auf den Treppenstufen. Ihre Gesichter waren von Mudigkeit und Anstrengung gezeichnet. Doch als Bolitho naher kam, kommandierte ein Korporal heiser: «Hyperion, Ach… tung!«Wie aus einer Art Betaubung erwacht, taumelten sie hoch, rissen sich zusammen und nahmen Haltung an. Und auf den trubseligen Gesichtern erschien tatsachlich eine Art Freudenschimmer, als sie ihren Kommandanten erkannten. Einer rief:»Fein, da? Sie wieder da sind, Sir! Wann kommen wir hier weg?»

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