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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗

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Lincoln packte ihn beim Handgelenk und drehte es so, da? das Entermesser nicht mehr auf den Verwundeten gerichtet war.»Langsam, Alter! Sonst stellst du noch was an mit dem Ding.»

Irgendwie schien Lincolns gelassen-freundliche Stimme den Kleinen zu beruhigen. Er drehte sich um und blickte Bolitho ganz vernunftig an.»Mein Name ist Jonathan Potter, Sir, aus Bristol.»

Bolitho nickte.»Schon, Jonathan, du kannst mir nutzlich sein. Deine Kameraden werden davon zwar nicht wieder lebendig, aber vielleicht konnen wir andere vor einem ahnlichen Schicksal bewahren. Allday, kummern Sie sich um ihn!»

Er trat aus der Kajute, dankbar fur die frische Luft an Deck, fur die Aktivitat, mit der Davys Leute Vorbereitungen zum Segelsetzen trafen. Potter war sicherlich der einzige Englander auf der portugiesischen Bark gewesen. Nur deswegen hatte Muljadi ihn! am Leben gelassen. Und ihn wie einen Sklaven gehalten, ihn so geschunden, da? er kaum noch einem Menschen glich. Das pa?te nur zu dem, was er bisher uber Muljadi gehort hatte.

Davy kam zu ihm heruber.»Ich bin soweit, da? wir Anker lichten konnen, Sir. «Er schwieg einen Moment, denn er merkte, da? Bolitho an etwas anderes dachte.»Dieser arme Teufel mu? ja Schreckliches durchgemacht haben, Sir. Narben und Striemen von Kopf bis Fu? und nur noch Haut und Knochen.»

«Irgend etwas mu? ihn am Leben erhalten haben, Mr. Davy. Angst vor dem Tod, Durst nach Rache, ich wei? nicht, was«, erwiderte Bolitho nachdenklich. Das Schiff krangte plotzlich in der Dunung, und er griff nach einem Stag.»Aber was es auch ist, ich werde es fur unsere Zwecke nutzen.»

«Und der Kapitan des Schoners, Sir?»

«Wenn er wirklich Muljadis Sohn ist, dann haben wir einen guten Fang gemacht. Aber auf jeden Fall wunsche ich, da? er am Leben bleibt, also sagen Sie allen Leuten Bescheid. «Er dachte an das morderische Glitzern in Carwithens Augen.»Aber wirklich allen!»

Er spahte querab zu der kleinen Insel hinuber, auf der so viel passiert war. Die gezackten Felsen lagen schon in tiefem Schatten.»Wir gehen gleich auf Sudwestkurs, um Seeraum zu gewinnen. Gegen Sonnenaufgang mu?ten wir so weit sein, da? wir wenden und die Undine sichten konnen. «Er warf einen zufriedenen Blick auf die Manner, die geschaftig uber Deck eilten.»Da haben wir eine hubsche kleine Prise aufgebracht.»

Uberrascht starrte Davy erst Bolitho, dann den Schoner an; offenbar wurde ihm die Bedeutung erst jetzt richtig klar. Er nickte vergnugt.»Naturlich, Sir. Bestimmt ein schones Stuck Geld wert.»

Bolitho ging auf die andere Deckseite.»Dachte mir, da? Sie das interessieren wurde, Mr. Davy. Aber jetzt schicken Sie Leute an das Gangspill und lassen Sie Anker lichten, solange der Wind sich halt. «Er mu?te auch an Herrick denken.»Jedenfalls sind wir keine Bettler mehr.»

Verstandnislos schuttelte Davy den Kopf. Dann sah er den Ruderganger an und die Ankercrew und grinste uber das ganze Gesicht. Endlich eine Prise, und vielleicht die erste von vielen.

Noddall wartete schon in der Kajute beim E?tisch. Er nickte zufrieden, als Bolitho seinen geleerten Teller zur Seite schob.»So ist es schon besser, Sir! Der Mensch kann nur arbeiten, wenn er sich anstandig sattgegessen hat.»

Bolitho lehnte sich behaglich im Stuhl zuruck und lie? den Blick langsam in der Kajute schweifen. Es war schon, wieder auf der Undine zu sein, besonders wenn man einen Erfolg seiner Muhen vorweisen konnte.

Die Laterne uber dem Tisch warf schon einen blasseren Schein, und er sah durchs Heckfenster, da? die Morgenrote bereits einem wolkenlosen Tageshimmel gewichen war. Wie ein goldener Faden spannte sich die Kimm hinter der dicken, salzfleckigen Fensterscheibe.

Gestern hatte er fast um dieselbe Stunde mit dem gekaperten Schoner wieder die Undine erreicht; die Spannung und Anstrengung des blutigen Gefechts waren vorubergehend im Hurrageschrei der an der Reling stehenden Matrosen und

Seesoldaten untergegangen. Herrick war fast au?er sich vor Freude gewesen und hatte darauf bestanden, da? Bolitho unverzuglich in seine Kajute ging und sich erst einmal ausruhte.

Der Schoner war fruher unter der Flagge der Hollandischen Ostindischen Kompanie gefahren, doch lie? sich nicht sagen, wie lange er in den Handen der Piraten gewesen war. Nach dem Schmutz und der Unordnung zu urteilen, mu?te es lange gewesen sein.

An Deck wurde Reinschiff gemacht: nackte Fu?e patschten, Wasser rauschte, die Pumpen quietschten. Bolitho lie? seinen Gedanken freien Lauf. Noddall hatte recht, das Fruhstuck hatte ihm gut geschmeckt: dunngeschnittener Schweinebauch, mit Zwiebackkrumen braungebraten, dazu starken Kaffee mit etwas Sirup darin.

Es klopfte, und Herrick trat ein. Er sah frisch und munter aus.»Der Wind weht stetig aus Sudwest, Sir.»

«Gut, Thomas«, lachelte Bolitho.»Trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir.»

Es fiel Bolitho auf, da? sich Herrick jedesmal entspannte, wenn es galt, einen festen Plan auszufuhren. Falls er wirklich ahnte, wie ungewi? dieser Plan noch im Kopf seines Kapitans war, dann lie? er es sich jedenfalls nicht anmerken.

«Ich hore von Mr. Mudge, da? wir ungefahr zehn Knoten laufen, Sir. «Herrick nahm von Noddall einen Becher Kaffee entgegen.»Und er strahlt, als ob er ein Vermogen am Spieltisch gewonnen hatte«, fuhr er lachelnd fort.

Bolitho runzelte die Stirn.»Also sollten wir jederzeit Land sichten. Wenn der Wind gestern nicht so flau gewesen ware, hatten wir jetzt schon da sein konnen. «Er reckte die Arme; welch angenehmes Gefuhl an Brust und Rucken, wenn man ein frisches Hemd anhatte.»Aber es gab ja auch eine Menge zu tun.»

«Inzwischen hat Mr. Davy wohl schon den halben Weg zur Pendang Bay hinter sich.»

«Aye. Er wird sich wie ein Fregattenkapitan vorkommen, wenn ich mich nicht irre.»

Davy hatte von innen her gestrahlt, als Bolitho ihm das Kommando uber den Schoner erteilt und ihn zu Conway geschickt hatte. Bolitho erinnerte sich an den Tag, als man ihm zum erstenmal das Kommando uber eine Prise anvertraut hatte. Er war damals Leutnant gewesen und viel junger als Davy. Wahrscheinlich hatte er ein ahnliches Gesicht gemacht. Es hie? immer, das erste selbstandige Kommando ware die wichtigste Phase der ganzen Karriere. Vielleicht wurde es sich bei Davy ebenso wie bei ihm auswirken.

Er sah zum Skylight hoch, denn der Ausguck sang aus:»Deck ahoi! Land in Lee voraus!»

Bolitho lachelte, obwohl es ihm kalt den Rucken hinunterlief.»Wenn die Argus nicht hier ist, mu? ich mir was Neues ausdenken.»

Die Tur offnete sich, und Midshipman Armitage verkundete:»Mr. Soames la?t mit allem Respekt melden, Sir, da? der Ausguck Land in Lee voraus gesichtet hat.»

«Danke sehr, Mr. Armitage«, antwortete Bolitho.

Die umschatteten Augen des Jungen lagen tief in den Hohlen; seine Finger zuckten nervos an der geflickten Kniehose. Zum Unterschied von den anderen, die mit dabei gewesen waren, konnte er seine Gefuhle nicht verbergen. Er hatte Angst und wu?te, da? er sie nicht bezwingen konnte.

«Mein Kompliment an Mr. Soames«, sagte Bolitho,»und bestellen Sie ihm: in einer halben Stunde Geschutzexerzieren fur beide Wachen. «Nach kurzem Zogern fuhr er fort.»Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, sollten Sie es vielleicht jetzt dem Ersten Leutnant anvertrauen — oder auch mir, wenn Sie meinen, wir konnten Ihnen helfen.»

Armitage schuttelte den Kopf.»Nein, Sir, es geht schon wieder. «Er verschwand eilends.

«Was machen wir blo? mit ihm?«fragte Bolitho leise und sah seinen Freund an.

Der Leutnant hob die Schultern.»Man kann nicht jeden bei der Hand nehmen, Sir. Er wird schon daruber hinwegkommen. Schlie?lich haben wir uns alle einmal durchbei?en mussen.»

«Aber Thomas, das sieht Ihnen gar nicht ahnlich«, erwiderte Bolitho lachelnd.»Geben Sie doch zu, da? Sie sich um den Bengel Sorgen machen.»

«Na ja«, raumte Herrick etwas verlegen ein,»ich habe schon uberlegt, ob ich mal mit ihm reden soll.»

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