Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander (читать книги полностью без сокращений бесплатно txt) 📗
D'Esterre nickte.»Das hat Hand und Fu?, Sergeant Shears. Ich werde sehen, da? der Mann eine Guinea bekommt, wenn wir wieder an Bord sind, und Sie auch. «Er wurde wieder dienstlich und knapp.»Holen Sie Mr. Frowd, wir werden dann entscheiden, was zu tun ist. Lassen Sie die Yawl beobachten, und melden Sie es sofort, wenn jemand dort an Land geht.»
Als der Sergeant davoneilte, sagte d'Esterre:»Na, Dick, denkst du dasselbe wie ich? Ein Uberraschungsangriff auf die Yawl?»
«Aye. «Er versuchte, sich das vor Anker liegende Schiff vorzustellen.»Der Anblick all deiner Marineinfanteristen sollte genugen, aber zwei bewaffnete Kutter waren sicherer, falls sie von deiner kleinen Armee nicht sonderlich beeindruckt sein sollten.»
«Einverstanden. Du und Mr. Frowd, ihr nehmt die Kutter, ich behalte den Fahnrich hier und schicke ihn zu euch, wenn etwas schiefgehen sollte. Also macht euch auf den Weg um den Felsen herum, aber geht kein Risiko ein. Nicht fur eine verdammte Yawl!»
Bolitho wartete auf Frowd und dachte dabei an Pears beilaufige Erwahnung dieser kleinen Inseln. Fur ihn war alles klar gewesen. Wenn das Schiff nichts Gutes im Schilde fuhrte, mu?te es beim ersten Warnzeichen sofort fluchten, wahrscheinlich unter Ausnutzung des gunstigen Windes auf die offene See oder in ein anderes Versteck zwischen den Inseln. Sollte die Besatzung jedoch die Yawl verlassen und an Land fliehen, so liefen sie den Marineinfanteristen genau in die Arme. Auf alle Falle wurde die Trojan auf Lauer liegen wie ein Raubtier, wurde den gunstigen Strom und den ablandigen Wind geschickt ausnutzen und das kleine Fahrzeug in Blitzesschnelle uberwaltigen.
Auf offener See gab es kaum ein Schiff, das die langsame und schwerfallige Trojan nicht aussegeln konnte, aber in engen Gewassern, wo ein einziges falsches Ruderlegen Grundberuhrung oder Schlimmeres bedeuten konnte, mu?te die schwere Artillerie der Trojan jeden Fluchtversuch vereiteln.
Frowd erschien und bemerkte gramlich:»Also ein Bootsangriff!»
Bolitho betrachtete ihn neugierig. Frowd konnte wahrscheinlich an nichts anderes denken als an sein nachstes Kommando, konnte nicht schnell genug von dem Schiff wegkommen, wo so viele seinesgleichen dienten, deren Vorgesetzter er jetzt sein sollte.
«Ja. Suchen Sie Ihre Leute aus, und dann ab in die Boote!»
Er bemerkte selbst die Scharfe in seiner Stimme. Warum reagierte er so? Sah er Frowds Einstellung als eine Herausforderung, wie Quinn einst Rowhurst gesehen hatte?
Mit umwickelten Riemen pullten die beiden Kutter leise in die Dunkelheit hinaus, weg von den anderen Booten, nach Osten zum entfernteren Ende der Insel. Der widrige Wind und die kurze steile See machten jeden Schlag schwierig und anstrengend.
Aber Bolitho kannte seine Leute allmahlich. Sie waren bestimmt wieder frisch, wenn es nachher erforderlich wurde. Das hatte sich schon bei fruheren Gelegenheiten erwiesen. Er kampfte sich durch die kabbelige See ohne den geringsten Zweifel an diesen schweigsamen, hart arbeitenden Mannern und hoffte nur, da? sie ihm das gleiche Vertrauen entgegenbrachten.
Es ware ein Witz, wenn sie nach dieser Schleichfahrt lediglich verangstigte Handler oder Fischer antrafen, die bei den ruden Weckrufen der Marineleute erschreckt auffuhren. Nicht so witzig ware es allerdings, nachher dem Kommandanten davon Bericht zu erstatten.
«Da scheint jemand zu kommen, Sir!»
Bolitho kletterte nach vorn zum Ausgucksmann. Er sah die beiden Seeleute, die er an Land geschickt hatte, sich klar gegen den helleren Himmel abzeichnen. Einer von ihnen hob ganz langsam den Arm uber den Kopf.
Wie laut alles schien — das um die verankerten Boote glucksende Wasser, das ferne Donnern der Brandung und das Zischen, mit dem sie aus einer verborgenen Hohle wieder ausstromte.
Sie hatten diesen winzigen Einschnitt vor ein paar Stunden erreicht und sich hier erst einmal vor Anker gelegt, um noch so viel Schlaf wie moglich nachzuholen. Die meisten Seeleute schienen sich keinerlei Sorgen zu machen. Sie konnten uberall schlafen, unbeeindruckt vom Dumpeln der Boote oder dem Gischt, der gelegentlich uber ihre ohnehin feuchte Kleidung spruhte.
Frowd im anderen Boot meinte:»Es ist anscheinend schiefgegangen.»
Bolitho wartete noch ab und stellte dabei fest, da? die Leute an Land jetzt besser zu sehen waren. Der Morgen wurde bald anbrechen.
Stockdale bemerkte trocken:»Das ist Mr. Couzens, nicht der Feind!»
Couzens rutschte den sandigen Hang herunter, watete und schwamm dann zu den Kuttern.
Als er Bolitho sah, keuchte er:»Hauptmann d'Esterre la?t sagen, da? Sie in einer halben Stunde mit dem Angriff beginnen sollen.»
Es klang so erleichtert, da? Bolitho vermutete, Couzens habe sich auf dem Weg hierher verirrt.
«Gut. «Angriff, das klang endgultig.»Welches Signal?»
Stockdale hob den Fahnrich wie ein Kind vollig unzeremoniell uber das Dollbord.
«Ein Pistolenschu?, Sir. «Couzens sank erschopft auf eine Ducht, aus seinen Kleidern rieselte das Wasser auf die Bodenbretter.
«Gut. Ruf die beiden Leute zuruck. «Bolitho stieg nach achtern und hielt seine Uhr an die abgeschirmte Lampe. Es blieb nicht mehr viel Zeit.»Weckt die Leute, klarmachen zum Ablegen.»
Die Manner ruhrten sich, husteten und blickten sich um, um sich zu orientieren.
Aus der Richtung des Stromes konnte Bolitho erraten, wie die Yawl verankert war. Ihm fiel plotzlich Sparke ein, wie er den Angriff geplant und Gefuhle beiseite geschoben hatte, nachdem der blutige Kampf voruber war.
«Ladet eure Pistolen, aber la?t euch Zeit dabei.»
Wenn er sie antrieb oder sie seine Besorgnis uber den rasch heller werdenden Himmel spurten, konnte wohl einer durchdrehen und vorzeitig abdrucken. Ein einziger Schu? hatte genugt.
Stockdale schwankte einmal uber das Boot und kehrte dann nach achtern zuruck.»Alles bereit, Sir!»
«Mr. Frowd?»
Der Leutnant bestatigte:»Fertig, Sir!«Trotz seiner angespannten Nerven mu?te Bolitho fast lacheln. Sir. Frowd wurde ihn nie beim Vornamen nennen, nicht in hundert Jahren.
«Klar bei Riemen!«Er hob den Arm.»Leise, Manner, wie die Feldmause. Riemen bei!»
Stockdales Stimme klang beruhigend.»Absetzen vorn!«La? laufen an Backbord, Steuerbordseite, Ruder an!»
Ganz langsam, nur auf einer Seite pullend, drehten sie das Boot wie eine Krabbe und entfernten sich dann von ihrem kleinen Hafen.
Frowd folgte ihnen, und Bolitho sah den Bugmann das Schwenkgeschutz von einer Seite zur anderen drehen, als sollte es den Feind wittern.
Couzens flusterte:»Da ist die Ecke, Sir!»
Bolitho studierte den Felsvorsprung, Couzens» Ecke«. Einmal um diese herum, waren sie in offenem Wasser und fur jeden aufmerksamen Wachtposten sichtbar.
Es wurde so rasch hell, da? er das Grun an Land erkennen konnte, den aufsteigenden Gischt an einem Felsen am Strand, die Waffen im Bug, den Toppsgast Buller.»Donnerwetter, da ist sie, Sir!»
Bolitho sah den schwankenden Gro?mast und den kleineren Be-sanmast der vor Anker liegenden Yawl klar gegen den Himmel, obwohl der Rumpf noch im Schatten lag.
Eine Yawl war genau das richtige Fahrzeug fur diese Gewasser zwischen den Inseln.
Er horte das Gurgeln des Wassers am Bug und von achtern das gleichma?ige, gedampfte Gerausch der umwickelten Riemen von Frowds Boot.
Stockdale legte die Pinne hart uber und drehte den Bug des Kutters seewarts, so da? die Yawl jetzt zwischen ihnen und d'Esterres Marineinfanteristen lag.
Gleich war es soweit, gleich wurde es losgehen. Bolitho hielt den Atem an und zog vorsichtig seinen Degen, obgleich er aus Erfahrung wu?te, da? ein muder Posten kaum etwas anderes horen wurde als die Gerausche seines eigenen Schiffes. Ein Fahrzeug vor Anker war stets erfullt mit Gerauschen verschiedenster Art.
Aber es war noch immer ein gutes Stuck zu rudern, darum rief er gedampft:»Los, Jungs, legt euch in die Riemen!»