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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Bolitho sah ihn angewidert an. Es war uberraschend, wie sehr Pelham-Martin sich seit Beendigung des Kampfes verandert hatte. Von dem verzweifelten, bleichen Mann in schwerem Bootsmantel war nichts ubriggeblieben. Er wirkte kalt und unberuhrt und verriet sogar schon eine gewisse Erwartung, was die ferne Stadt ihm wohl bieten mochte.

Bolitho spurte, da? der Arger in ihm brannte wie scharfer Schnaps. Wie konnte Pelham-Martin sich gerade jetzt so kalt und gleichgultig zeigen, obwohl das kleinste Zeichen von Mitgefuhl und Verstandnis von gro?tem Wert fur die Leute gewesen ware, die gegen eine so starke Ubermacht gekampft hatten? Auch wenn das hollandische Schiff im richtigen Augenblick gekommen war, die Matrosen und Marinesoldaten der Hyperion hatten ihren Wert bereits bewiesen.

Er sagte:»Ich werde die Barkasse fur Sie rufen lassen, Sir.»

Pelham-Martin nickte.»Gut. Ein Gluck, da? sie unbeschadigt geblieben ist. Ich war uberrascht, da? Sie wahrend der Kampfhandlung alle Boote an Bord lie?en.»

Bolitho starrte wutend den breiten Rucken des Kommodore an.»Der Wind war schon schwach genug, Sir. Wenn wir auch noch die Boote hatten schleppen mussen, ware das zuviel gewesen. Und sie abtreiben zu lassen…«Er kam nicht weiter.

Pelham-Martin richtete sich hoch auf und wandte sich ihm schroff zu.»Ich bin an Entschuldigungen nicht interessiert, Bolitho. Jetzt rufen Sie bitte mein Boot.»

Auf dem Achterdeck brannte die Sonne scharf, aber in seiner Verargerung bemerkte Bolitho es kaum.

Inch meldete:»Alle Boote liegen langsseit, Sir. Mr. Tomlin la?t bereits Sonnensegel uber den Niedergangen spannen, und ich habe alle Stuckpforten offnen lassen. «Er zogerte, als er Bolithos grimmiges Gesicht wahrnahm.»Sir?»

Bolitho blickte an ihm vorbei. Das hollandische Schiff wurde bereits von kleinen Fahrzeugen vom Ufer her umschwarmt. Andere in allen Formen und Gro?en naherten sich zogernd der Hyperion. Offensichtlich waren die Insassen sich nicht im klaren, ob sie langsseit gehen oder sich in diskretem Abstand halten sollten. Die Hyperion mu?te ein erschreckendes Bild bieten, dachte er grimmig. Von Einschlagen zernarbt und rauchgeschwarzt, die meisten ihrer Segel zu durchlochert und zerfetzt, um sie festzumachen.

Er sagte:»Setzen Sie alle Leute ein, um die Schaden zu beseitigen, Mr. Inch. Aber zuerst mussen sie verpflegt werden. Schicken Sie einen Offizier mit zwei Booten an Land, sobald der Kommodore abgelegt hat; er soll so viel frisches Obst beschaffen, wie er bekommt. Um Fleisch und Frischwasser werde ich mich bemuhen, sobald ich kann.»

Inch fragte:»Darf ich etwas sagen, Sir?»

Bolitho sah ihn zum erstenmal an.»Nun?»

«Wir sind alle glucklich, da? wir noch leben, Sir. Ohne Sie.»

Bolitho drehte sich um, um Perks, den Segelmacher, und seine Gehilfen zu beobachten, die ihrer grausigen Aufgabe nachgingen, die letzten Toten einzunahen und fur ihre Beisetzung fertigzumachen.

«Einige haben nicht das Gluck gehabt, Mr. Inch.»

Inch trat von einem Fu? auf den anderen.»Ich hatte aber nie geglaubt, da? sich neue, unausgebildete Manner so verhalten wurden, wie unsere Leute es getan haben, Sir.»

Bolitho spurte, da? sein Zorn nachlie?. Inch war so ernst, so unverkennbar aufrichtig, da? es ihm schwerfiel, von seiner Anteilnahme unberuhrt zu bleiben.

«Ich stimme Ihnen zu. Sie haben sich gut gehalten. «Er machte eine Pause.»Und Sie auch. «Er beschattete seine Augen, um zur Stadt hinuberzublicken.»Und jetzt lassen Sie die Seitenwache fur den Kommodore antreten.»

Als Inch davoneilte, trat Bolitho an die Netze und sah mit leerem Blick auf die ferne Ansammlung wei?er Gebaude hinuber. Deutlich hoben sie sich von dem Abhang dahinter ab und sahen aus wie ein Teil von Holland, dachte er. Die erste hollandische Garnison oder die ersten Siedler mu?ten in Erinnerung an ihre Heimat gebaut haben; selbst durch den Hitzeglast waren die hochgezogenen, spitzen Dacher der gro?eren Hauser und die flachen Fassaden der niedrigeren Bauten zu erkennen, die alle ein Teil von Rotterdam oder einer anderen hollandischen Hafenstadt hatten sein konnen.

Midshipman Gascoigne zog Bolithos Blick auf sich.»Signal von der Abdiel, Sir. Sie hat funf Tote. Keine ernsten Beschadigungen.»

Bolitho nickte. Die starkere franzosische Fregatte war mehr darauf bedacht gewesen, ihr Landekommando zuruckzuholen und ihre Boote in Sicherheit zu bringen; die Abdiel hatte sich zwar wacker gehalten, aber auch eine gehorige Portion Gluck gehabt.

Er sagte:»Ubermitteln Sie Captain Pring bitte meine besten Wunsche.»

Die erschopften und schmutzigen Matrosen zogen sich zuruck, als die Marinesoldaten an der Schanzpforte neben den Bootsmannsmaaten und Pfeifern Aufstellung nahmen. Bolitho sah an seiner eigenen verwahrlosten Erscheinung hinunter. Die Marinesoldaten waren eine merkwurdige Brut, dachte er fluchtig. Vor zwei Stunden noch waren sie auf ihren Gefechtsstationen gewesen, hatten so wild und verzweifelt wie alle anderen gebrullt und gekampft. Doch jetzt, als Leutnant Hicks vor dem vorderen Glied stand und ihre Uniformen inspizierte, war es kaum zu glauben, da? sie uberhaupt im Einsatz gewesen waren. Er horte Gossett hinter sich zu jemand anderem sagen:»Die Bullen* uberleben immer, solange sie ihre Tonpfeifen und verdammten Stiefel behalten. «Aber es lag echte Bewunderung darin.

Pelham-Martin kam langsam ins Sonnenlicht und ruckte seinen Hut zurecht. Bolitho beobachtete ihn ohne jede Empfindung. Der Kommodore schien niemanden in seiner Nahe wahrzunehmen, und als er uber eine gro?e getrocknete Blutlache ging, wo wenige Schritte entfernt ein Mann gestorben war, zuckte er nicht einmal zuruck.

Pelham-Martin fragte:»Wann werden Sie die neue Gro?maststenge aufgeriggt haben?»

Bolitho erwiderte:»Mr. Tomlin ist bereits dabei, Sir. Wir hatten in Plymouth reichlich Ersatzmaterial geladen.»

«Welch ein Gluck, Bolitho.»

Ein Matrose rief:»Von dem Hollander kommt ein Boot heruber!»

Pelham-Martin verzog das Gesicht.»Verdammt! Dann mu? ich wohl noch eine Weile an Bord bleiben.»

Inch eilte zur Schanzpforte, dankbar fur diese unerwartete Storung. Er hatte bemerkt, da? Bolithos Augen wieder hart geworden waren, und verfluchte innerlich Pelham-Martins Dummheit und Ignoranz. Dachte der denn nicht, wieviel Muhe und Schwei? es Bolitho gekostet hatte, dieses Ersatzmaterial einer Werft abzupressen, die gro?e Ubung darin besa?, einem Schiff gerade nur die durftigste Ausrustung zuzugestehen?

Er rief:»Das Boot hat einen Kapitan an Bord!«Er blinzelte.»Nein, Sir: zwei Kapitane!»

Der Kommodore knurrte:»Die kommen doch nur, um mit ihrem Anteil an der ganzen Angelegenheit zu prahlen. Sollte mich jedenfalls nicht wundern.»

Das Boot legte an den Ketten an, und als die Pfeifen schrillten * Spitzname fur Seesoldaten und die Marinesoldaten ihre Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten prasentierten, erschien der erste Besucher in der Schanzpforte.

Er nahm seinen Hut ab und sah sich langsam auf dem von Menschen wimmelnden Hauptdeck um. Sein Blick blieb auf der Reihe eingenahter Leichen haften, auf den zersplitterten Planken, dem abgerissenen, herumliegenden Tauwerk. Er war ein alterer Mann, wahrscheinlich schon uber sechzig, und sein linker Armel war leer und unter einem strahlenden goldenen Orden an die linke Brustseite geheftet. Sein Haar war beinahe wei?, aber sein Gesicht war von der Sonne wie Mahagoni gebraunt und sein Schritt so sicher und leicht wie der einer Katze.

Dann sah er Pelham-Martin und trat vor, um ihn zu begru?en.»Ich darf Sie und Ihre Schiffe in St. Kruis willkommen hei?en, Sir. Ich bin Pieter de Block, Gouverneur meines Landes und Ihr Verbundeter. «Sein Englisch kam zogernd, war aber ausgezeichnet.»Ich besuchte eine andere Insel und kehrte gerade rechtzeitig zuruck, um Zeuge Ihres tapferen Kampfes zu werden. «Seine innere Anteilnahme war offensichtlich.»Ich kann nachempfinden, was diese Entscheidung Sie gekostet haben mu?, und habe mit eigenen Augen einige Ihrer Opfer gesehen. Es ist unglaublich. Und jetzt«, mit ausholender Geste schwenkte er seinen Hut vor den Anwesenden,»jetzt haben Sie noch die Kraft und das Pflichtgefuhl, mir diesen wurdigen Empfang zu bereiten.»

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