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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander (читать книги полностью без сокращений бесплатно txt) 📗

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Paget knurrte:»Wir mussen dieses Flo? haben. «Dann blickte er Probyn bedeutungsvoll an:»Ein Job fur Seeleute, eh?»

Probyn zuckte die Schultern.»Klar, Sir.»

Bolitho lehnte an einer Palme und trank Wasser aus einer Feldflasche. Stockdale hockte sich neben ihn und fragte:»Wird es schwierig?»

«Das wei? man noch nicht.»

Er sah das Flo? vor sich, sah, wie der Posten sich reckte, als er aus seinem Versteck kam. Hochstwahrscheinlich hatte er geschlafen. Ein so leicht zu verteidigendes Fort verfuhrte naturlich zur Nachlassigkeit.

Stockdale betrachtete ihn besorgt.»Ich habe ein Lager fur Sie hergerichtet, Sir. «Dabei deutete er auf einen vor der Sonne gp-schutzten Platz, der mit Zweigen und Farnwedeln ausgelegt war.»Niemand kann ohne Schlaf kampfen.»

Bolitho kroch in das Lager; die Erfrischung nach dem Trinken war schon wieder verflogen. Das wird mein langster Tag, dachte er grimmig.

Er drehte sich um, als er neben sich jemanden schnarchen horte. Es war Couzens, der auf dem Rucken lag, das sommersprossige Gesicht ziemlich verbrannt von der Sonne.

Der Anblick solch offensichtlichen Vertrauens und solcher Zuversicht beruhigte auch Bolitho. Couzens traumte wahrscheinlich vom Apfelkuchen seiner Mutter oder von dem verschlafenen Dorf in Norfolk, wo jemand die Idee in seinen Kopf gesetzt hatte, Seeoffizier zu werden.

Stockdale lehnte sich an einen Baum und sah zu, wie Bolitho einschlief. Er wachte immer noch, als einer von d'Esterres Seesoldaten durch das Gestrupp gekrochen kam und zischte:»Wo ist der Leutnant?»

Bolitho erwachte zogernd und fand nur schwer in die Wirklichkeit zuruck.

Der vollig erschopfte Soldat meldete:»Der Major bittet Sie zu sich, dorthin, wo Sie heute morgen mit ihm waren, Sir.»

Bolitho erhob sich, jeder Muskel schmerzte.»Warum?»

«Mr. Quinn hat ein fremdes Segel gesichtet, Sir.»

Bolitho blickte Stockdale an und zog eine Grimasse.»Konnte sich auch keinen gunstigeren Zeitpunkt aussuchen!»

Es dauerte diesmal langer, bis er den Ausgucksplatz erreicht hatte. Die Sonne stand hoch am Himmel, und die Luft war so feucht, da? das Atmen Muhe machte.

Paget lag in seinem grunen Cape hinter einem Teleskop, das sorgfaltig mit Laub und Zweigen getarnt war. Neben ihm rakelte sich Probyn, und weiter hangabwarts, im durftigen Schatten eines Gebuschs, lagen Quinn und sein Fahnrich wie die einzigen Uberlebenden eines Wustentrecks.

Paget ruckte ein wenig zur Seite.»Sehen Sie selbst!»

Bolitho richtete das Glas auf das naher kommende Fahrzeug. Es war mittschiffs sehr breit und lag so tief im Wasser, da? es voll beladen sein mu?te. Im Schneckentempo bewegte es sich vorwarts, die lohfarbenen Segel flappten trage in der schwachen Brise. Drei Masten und ein kleiner, gedrungener Rumpf — offensichtlich ein Kustenlogger, deren es zahlreiche an der gesamte Ostkuste gab, gute Hochseeschiffe, aber auch brauchbar in flachen Kustengewassern. Bolitho wischte sich den Schwei? aus den Augen und richtete das Glas auf den Turm des Forts. Dort beobachteten jetzt eine Menge Kopfe das Herannahen des Loggers. Das Tor stand weit offen, und ein paar Leute schlenderten zum Strand auf der anderen Seite der Insel hinunter.

Keine der Kanonen des Forts war ausgefahren oder auch nur besetzt.

Bolitho sagte:»Sie scheinen das Schiff erwartet zu haben. «Paget grunzte zustimmend.

Probyn norgelte:»Das macht unsere Aufgabe nahezu unmoglich. Der Feind steht dann auf zwei Seiten von uns. «Er fluchte greulich.»Typisch fur unser Pech!»

«Ich beabsichtige, wie geplant anzugreifen!«Paget betrachtete den Logger.»Ich kann nicht noch einen vollen Tag vergeuden. Jeden Augenblick konnte eine Patrouille auf unsere Leute sto?en, oder die Spitze kommt vorzeitig zuruck, um nach uns zu sehen. «Er schob seinen machtigen Unterkiefer vor:»Nein, wir greifen an!«Damit krabbelte er ungeschickt uber einige scharfe Steine und stie? hervor:»Ich gehe zuruck. Passen Sie gut auf, und sagen Sie mir spater Ihre Schlu?folgerungen.»

Probyn starrte ihm nach.»Der Kerl macht mich noch ganz krank!»

Bolitho lag auf dem Rucken und bedeckte das Gesicht mit den Armen. Er wurde von ganzen Muckenschwarmen zerstochen, beachtete es aber kaum, sondern dachte an den Logger und wie dessen unerwartete Ankunft in den Plan mit einbezogen werden konnte.

Probyn grollte weiter:»Er mag naturlich recht haben mit den Nachteilen einer weiteren Verzogerung; auch kann ich mir nicht vorstellen, da? er den Angriff ganz und gar abblast.»

Bolitho merkte, da? Probyn ihn anschaute, und lachelte.»Und was meinen Sie?»

«Ich?«Probyn griff nach dem Teleskop.»Wer kummert sich schon um meine Meinung?»

Es war Nachmittag, als der Logger sich endlich um die Spitze der Insel herumgequalt und den Ankerplatz erreicht hatte. Nachdem er geankert und seine Segel notdurftig festgemacht hatte, sah man ein Boot zu ihm hinuberrudern.

Probyn fragte mude und gereizt:»Also, was tut sich?»

Bolitho richtete das Glas auf einen Mann, der in das jetzt langsseits liegende Boot ging. War es Eitelkeit oder eine zur Schau gestellte Selbstsicherheit? Aber die Uniform — leuchtend bunt gegen den truben Hintergrund der Bordwand — sprach eine deutlichere

Sprache als jede Botschaft. Ruhig sagte er:»Ein franzosischer Offizier geht von Bord. «Und seitwarts zu Probyn:»Nun wissen wir Bescheid.»

IX Probyns Entscheidung

Fahnrich Couzens kroch auf Handen und Knien zu Bolitho auf dem Steilhang hin.

«Alles erledigt, Sir!«Er blickte hinunter zum Meer und den abweisenden Umrissen des Forts.

Bolitho nickte. Trotzdem gingen ihm noch ein Dutzend Fragen im Kopf herum. Waren die Waffen der Seeleute uberpruft worden, um sicherzustellen, da? nicht irgendeine angstliche Seele keine Munition im Lauf hatte? Hatte Couzens ihnen die lebenswichtige Bedeutung absoluter Lautlosigkeit eingehammert? Aber jetzt war es zu spat. Er mu?te den Mannern vertrauen, die er geduckt hinter sich wu?te, in der ihnen unbekannten Umgebung nervos die Waffen umklammernd.

Wenigstens schien der Mond nicht' dafur hatte sich jedoch der Wind vollig gelegt, lediglich das regelma?ige Klatschen der Brandung war zu horen. Es wurde schwierig sein, die Leute unbemerkt hinunter an den Strand und hinuber zur Insel zu fuhren, da kaum ein Gerausch ihre Annaherung uberdeckte.

Er dachte an d'Esterres kuhle Einschatzung der Verteidigungsanlagen. Er hatte das Fort von drei verschiedenen Punkten aus eingehend durch das Glas studiert und herausgefunden, da? es zumindest acht schwere und mehrere kleinere Geschutze besa?. Die Garnison, obgleich offensichtlich nicht vollzahlig, schien sich auf rund vierzig Mann zu belaufen. Allerdings war er der Ansicht, da? bereits ein Dutzend Leute zur Verteidigung ausreichten und mit Leichtigkeit einen Frontalangriff abschlagen konnten. Es war ein Wunder, da? nicht schon irgendein Jager oder Waldlaufer auf die verborgenen Soldaten gesto?en war, doch au?er den paar Gestalten auf der Insel und den Mannern, die das Boot ruderten, hatten sie keine Menschenseele gesehen. Der franzosische Offizier schien noch im Fort zu sein, obwohl ihnen der Zweck seines Besuchs weiterhin ratselhaft blieb.

Stockdale flusterte:»Mr. Quinns Gruppe ist eingetroffen, Sir.»

«Gut. «Der arme Quinn sah jetzt schon aus wie der Tod, dabei hatte es noch gar nicht angefangen.»Er soll sich bereithalten.»

Bolitho richtete sein Glas auf den Logger, sah aber nichts als dessen dunkle Silhouette. Kein Ankerlicht verriet seine Anwesenheit, auch der vorher noch zu horende Gesang Betrunkener war verstummt.

Eine Hand beruhrte seine Schulter, und er horte den Kanadier flustern: «Los!»

Bolitho stand auf und folgte dem Mann den Steilhang hinab zum Wasser. Dabei trat er Sand und Steine los und fuhlte, wie ihm der Schwei? uber den Korper lief. Es war, als marschierten sie nackt gegen gespannte Gewehre, die sie jeden Augenblick niedermahen konnten.

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