Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander (книги бесплатно без регистрации TXT) 📗
«Bevor Sie gehen, Kapitan Haven. «Bolitho unterdruckte ein Blinzeln, denn der Schleier zog sich wieder uber sein linkes Auge.»Auf ein Wort noch: Lassen Sie diese beiden Manner nicht auspeitschen. Ich kann mich nicht offen einmischen, weil dann jeder an Bord sofort merken wurde, da? ich Partei gegen Sie ergriffen habe. Was Sie naturlich schon wu?ten, als Sie in meiner Gegenwart mit Ihrem Ersten die Klingen kreuzten.»
Haven wurde ein wenig bla?.
«Gott wei?, diese Menschen verlangen wenig genug. Aber mit ansehen zu mussen, wie ihre Kameraden ausgepeitscht werden, ehe man sie in die Schlacht schickt, das kann nur Schaden anrichten. Ihre Treue und Loyalitat sind fur uns lebenswichtig. Aber denken Sie daran: Solange sie unter meiner Flagge stehen, gilt diese Loyalitat fur beide Seiten.»
Haven trat zur Tur zuruck.»Ich hoffe doch, meine Pflichten zu kennen, Sir Richard.»
«Das hoffe ich auch. «Er wartete, bis sich die Tur geschlossen hatte, und rief dann aus:»Gott verdamme ihn!»
Jenour trat ein und wischte sich mit einem Lappen den Teer von den Fingern. Er taxierte Bolithos Stimmung.»Schone Aussicht von dort oben. Ich kam nur, um zu melden, da? Ihre Signale ubermittelt und bestatigt wurden. «Als Schritte uber ihren Kopfen laut wurden und Stimmen vom Gro?deck widerhallten, erklarte er:»Wir sind dabei, uber Stag zu gehen, Sir Richard.»
Der horte kaum hin.»Was ist los mit dem Mann, eh?»
Jenour begriff sofort.»Jetzt wei? er wenigstens, was ihm bevorsteht.»
Bolitho nickte.»Ich dachte, da? jeder Flaggkapitan nur zu gern die Gelegenheit ergreifen wurde, unabhangig von seinem Admiral zu operieren. Ich jedenfalls hatte es. «Er sah sich in der Kajute nach den Geistern der Vergangenheit um.»Statt dessen denkt er an nichts anderes als.»
Er zugelte sich. Undenkbar, mit Jenour uber den Flaggkapitan zu debattieren. War er denn schon so isoliert, da? er keinen anderen Trost fand?
Jenour sagte schlicht:»Ich bin nicht so unverschamt und sage, was ich denke, Sir Richard. Aber ich wurde mein Letztes geben, wenn Sie es mir befehlen.»
Bolitho entspannte sich und klopfte ihm auf die Schulter.»Man sagt, da? der Glaube Berge versetzen kann, Stephen!»
Jenour stockte der Atem. Bolitho hatte ihn mit Vornamen angeredet. Ein Versehen?
Bolitho sagte weiter:»Wir lassen uns vor der Abenddammerung auf Thor ubersetzen, Stephen. Es mu? schnell gehen, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns.»
Es war also doch kein Versehen! Jenour stotterte geruhrt:»Ihr Bootssteurer wartet drau?en, Sir Richard.»
Er sah Bolitho durch die Kajute schreiten und erschrak, als der Admiral mit einem Stuhl kollidierte, den Haven verruckt haben mu?te.»Geht es Ihnen gut, Sir Richard?»
Er wich zuruck, als Bolitho herumfuhr. Doch stand kein Arger in dessen Gesicht.»Mein Auge stort mich ein bi?chen, aber es ist nichts weiter. Schicken Sie jetzt Allday rein.»
Doch Allday hastete schon an Jenour vorbei.»Jetzt mu? ich meinen Spruch aufsagen, Sir Richard! Wenn Sie auf die Bombarde ubersteigen. «Er spuckte das Wort fast aus.»Dann will ich bei Ihnen sein, wie immer. Und sonst schert mich nichts, mit Verlaub, Sir Richard.»
Bolitho entgegnete:»Du hast wieder mal getrunken, Allday.»
«Ein bi?chen, Sir, nur ein paar Kleine, bevor wir von Bord gehen, zusammen naturlich. «Er legte den Kopf schrag wie ein zottiger Hund.»Wir gehen doch zusammen, nicht wahr, Sir?»
Die Antwort fiel ihm uberraschend leicht.»Ja, alter Freund, wir gehen zusammen — wieder mal.»
Allday betrachtete ihn ernst, er ahnte etwas.»Was is' los, Sir?»
Bolitho sagte zogernd wie zu sic h selbst:»Fast hatte ich es dem jungen Jenour erzahlt: Ich furchte mich entsetzlich, blind zu werden.»
Allday befeuchtete sich die Lippen.»Der Junge sieht in Ihnen so was wie einen Helden, Sir.»
«Du nicht?«Aber keiner von beiden lachelte.
Allday machte sich Vorwurfe, da? er nicht zur Stelle gewesen war, als er gebraucht wurde. Obendrein argerte er sich, wenn er Haven mit Kapitan Keen oder mit Herrick verglich. Er sah sich in der Kajute um, wo sie soviel miteinander geteilt und auch verloren hatten. Jetzt hatte Bolitho niemanden, mit dem er teilen konnte. Unten, in den Mannschaftsdecks, dachten sie, der Admiral brauche sich nichts zu wunschen, er hatte alles. Aber bei Gott, das war es gerade, er hatte nichts.
Allday meinte:»Ich wei?, es ziemt mir nicht, es auszusprechen, aber.»
Bolitho schuttelte den Kopf.»Wann hat dich das jemals abgehalten?»
Allday blieb hartnackig.»Ich wei? eben nicht, wie man es in der Sprache der Offiziere ausdruckt, Sir. «Er holte tief Atem.»Aber Kapt'n Havens Frau kriegt ein Baby, wahrscheinlich hat sie es jetzt schon. Wurde mich nicht wundern.»
«Na und, Mann?«drangte Bolitho.
Allday mu?te nach Luft schnappen, als er die Ungeduld in den grauen Augen sah.»Er glaubt, da? ein anderer der Vater ist. «Bolitho war uberrascht, was Allday wu?te.»Ich verstehe.»
Es war das alte Lied: ein Schiff auf See, eine gelangweilte Ehefrau und ein passender Liebhaber. Ausgerechnet Allday mu?te ihn daraufbringen.
Bolitho betrachtete ihn nachdenklich. Wie hatte er ihn zurucklassen konnen? Welch ein Paar sie abgaben! Der eine durch einen spanischen Sabelhieb verwundet, der andere langsam erblindend.
Er sagte:»Ich mu? Briefe schreiben.»
Er sah Cornwall im spaten Oktober vor sich: grauer Himmel und die leuchtenden Farben des Herbstlaubs. Axthiebe auf den Feldern, wo sich die Farmer nun Zeit nahmen, ihre Zaune und Tore zu reparieren. Die altliche Heimwehr exerzierte auf dem Platz vor der Kirche, in der Bolitho geheiratet hatte.
Allday schob sich sachte in Ozzards Anrichte. Er wollte den kleinen Mann bitten, fur ihn einen Brief an die Wirtstochter in Falmouth zu schreiben. Doch Gott allein wu?te, ob sie ihn jemals erhalten wurde.
Er dachte an Lady Belinda und den Tag, als man sie in der umgekippten Kutsche gefunden hatte. Und an die andere namens Catherine, die ihre Liebe zu Bolitho bewahrt hatte. Eine gutaussehende Frau, aber mit dem Teufel im Leib. Er grinste. Eben eine Seemannsbraut, egal welche Flagge sie an ihrer Rahnock zeigte. Wenn sie nur die Richtige fur Bolitho war, allein das zahlte.
Allein am Schreibtisch sitzend, legte sich Bolitho das Briefpapier zurecht. Sonnenlicht fiel auf die Feder. In seinem Kopf kreisten die Worte, die er schon so oft geschrieben hatte: Meine liebste Belinda…
Mittags machte er seinen Spaziergang an Deck. Als Ozzard die Kajute betrat, um aufzuraumen, erblickte er das Briefpapier und daneben die Feder.
Keines von beiden war benutzt worden.
VI Im Krieg gibt es keine Neutralitat
Das Ubersetzen von der Hyperion zum Morserschiff Thor verlief kurz vor Sonnenuntergang ohne Zwischenfalle. Manner, Waffen und zusatzliche Munition wurden ebenfalls hinubergerudert. In der hohen Dunung stiegen und fielen die Boote so stark, da? sie zwischen den Wellenkammen fast verschwanden.
Bolitho stand auf dem Achterdeck, wahrend Hyperion mit killenden Segeln beigedreht lag, und bewunderte wieder einmal die elementare Schonheit des Sonnenuntergangs. Die lange, schwingende Dunung gluhte wie rauhe Bronze, die Boote und ihre Ruderer schienen vergoldet. Sogar die Gesichter um ihn herum sahen in diesem Licht unwirklich aus.
Nachdem zwei von Hyperions Booten mit drei?ig Mann sicher abgelegt hatten, machte Bolitho in einer Jolle die letzte Uberfahrt. Kaum hatte er die Thor erreicht, schwangen die Rahen der Hyperion herum. Ihre Silhouette schrumpfte, als sie abdrehte und im letzten Sonnenlicht den beiden Briggs nachsegelte.
Wenn Commander Ludovic Imrie sich durch die Anwesenheit des Admirals an Bord seines bescheidenen Schiffes bedrangt fuhlte, zeigte er es jedenfalls nicht. Es uberraschte ihn jedoch, als Bolitho seine Epauletten ablegte und vorschlug, da? Imrie als