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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander (книги бесплатно без регистрации TXT) 📗

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Bolitho schwang sich ins Want und fuhlte bei jedem Schritt die Webeleinen unter sich zittern, wahrend das gro?e Signalglas wie ein schwerer Kocher gegen seine Hufte schlug. Es war leichter als gedacht, aber auf der Marssaling lie? er es genug sein. Die Marines hier oben machten ihm Platz, knufften einander und grinsten. Bolitho kannte den Korporal bei Namen, einen grimmig aussehenden Mann, der Wilderer gewesen war, ehe er in das Korps der Seesoldaten eintrat. Keinen Moment zu fruh, hatte Major Adams dunkel angedeutet.

«Wo ist die Upholder, Korporal Rogate?»

«Dort druben, Sir, an Backbord!»

Bolitho stutzte das lange Teleskop auf und sah die Rahen und das kleine Achterdeck der Brigg in sein Blickfeld gleiten. Gestalten bewegten sich schief an Deck, indes das Schiff so weit uberholte, da? man den im fruhen Sonnenschein glanzenden Kupferboden erblickte. Bolitho wartete, bis sich Hyperion im Seegang aufrichtete und der Kreuzmast nicht mehr zitterte. Dann enthullte das scharfe Glas jenseits von Upholder eine braunliche Segelpyramide: die wartende Thor.

Er setzte das Fernglas ab und ordnete seine Gedanken. War er von Anfang an entschlossen gewesen, den Angriff selbst zu fuhren? Wenn die Sache schiefging, wurde man ihn gefangennehmen oder… Er verzog den Mund. Das Oder war es nicht wert, daran zu denken.

Bolitho wu?te sehr wohl, auch wenn er einen anderen Offizier mit dem Kommando betraute und der Angriff mi?gluckte, wurde man ihm die Schuld zuschreiben. Die nachsten Monate waren fur England zu wichtig, besonders fur die Flotte. Und Fuhrerschaft und Vertrauen gingen Hand in Hand. Aber fur die meisten Seeleute unter seinem Befehl war er noch ein Fremder und mu?te ihr Vertrauen erst erwerben. Gehorte Todessehnsucht etwa auch zu seinen Motiven? Unwillig verwarf er den Gedanken.

Er richtete sein Augenmerk wieder auf die stammige Brigg, wie sie sich duckte und uber die steilen Wellen stieg. In Gedanken sah er bereits das Land. Der Ankerplatz von La Guaira bestand hauptsachlich aus einer offenen Reede vor der Stadt. Sie wurde durch mehrere Forts verteidigt. Einige davon waren wegen der kommenden und gehenden Schatzschiffe ganz neu angelegt. Obwohl La Guaira nur etwa sechs Meilen von der Hauptstadt Caracas entfernt war, konnte man diese einzig uber eine gewundene und etwa viermal so lange Bergstra?e erreichen.

Sobald man die Hyperion und ihre Begleitschiffe von Land aus sichtete, wurden die Spanier schleunigst die Hauptstadt benachrichtigen. Aber wegen der damit verbundenen Verzogerung konnte La Guaira ebensogut eine Insel sein, dachte Bolitho. Alle die von Handelsschiffen und Blockadebrechern gesammelten Informationen wiesen darauf hin, da? man die gekaperte Fregatte Consort nach Puerto Cabello gebracht hatte, siebzig Meilen weiter westlich an der Kuste. Sie hatte er absichtlich als sein Motiv herausstellen lassen. Doch wenn die Spanier nicht glaubten, da? die britischen Kriegsschiffe allein wegen der Fregatte gekommen waren? Es hing so viel von Prices Karten und Beobachtungen ab — und vor allem vom Gluck.

Er schaute zum Deck hinunter und bi? sich auf die Lippen. Auch vor neun Jahren, als er die alte Hyperion gefuhrt hatte, hatte er keinen Untergebenen mit einer solchen Mission beauftragt. Er wandte sich an die Seesoldaten.»Bald gibt es Arbeit fur euch, Kinder.»

Als er sich von der Saling hinunterschwang, sah er immer noch ihre grinsenden Gesichter vor sich. Es war ja so leicht: ein gutes Wort, ein Lacheln, und sie wurden fur ihn sterben. Das machte ihn traurig und bescheiden zugleich.

Bis er unten ankam, war er sich uber alles klar geworden.

«Gut denn, in einer Stunde andern wir Kurs nach Sudwest. Upholder und Tetrarch sollen dichter unter Land kreuzen. Wir selbst wollen den Dons nicht so nahekommen, da? sie unsere Starke erkennen.»

Alle nickten beifallig, nur Segelmeister Penhaligon lachelte sauer. Bolitho setzte hinzu:»Oder unsere Schwache. Thor soll sich zusammen mit Vesta in Luv von uns halten. Geben Sie mir Bescheid, wenn es hell genug ist, um zu signalisieren.»

Er schritt zum Poopdeck und blieb noch einmal stehen.»Kapitan Haven, einen Augenblick, wenn ich bitten darf.»

In der gro?en Kajute fiel das zunehmende Sonnenlicht durch das getrocknete Salz auf den Heckfenstern und malte seltsame Muster auf den Boden. Das Schiff hatte bereits vor Tagesanbruch klar zum Gefecht gemacht. In Bolithos Unterkunft waren Vorhange, Verkleidungen und spanische Wande abgenommen und das Mobiliar zur Sicherheit in die unteren Raume gebracht worden. Er musterte die schwarzen Rohre der Neunpfunder vor den geschlossenen Stuckpforten zu beiden Seiten der Kajute. Diese zwei Schonen hatten nun den Raum fur sich.

Haven stand breitbeinig da, den Hut in beiden Handen. Bolitho hatte ihm den Rucken zugekehrt und sah durch das verschmierte Glas auf die See hinaus.

«Ich habe die Absicht, mich in der Abenddammerung auf Thor einzuschiffen«, begann Bolitho.»Sie ubernehmen die Hyperion, zusammen mit Vesta und Tetrarch. Beim ersten Tageslicht morgen fruh sollten Sie vor Puerto Cabello stehen. Der Feind wird uberzeugt sein, da? Sie einen Angriff beabsichtigen. Man wird Ihre volle Kampfkraft nicht erkennen — bisher sind wir noch unentdeckt geblieben.»

Er drehte sich um und sah gerade noch rechtzeitig, da? der Kommandant seinen Hut zerknullte. Bolitho hatte einen Gefuhlsausbruch oder Gegenvorschlag erwartet, doch Haven sagte nichts, sondern starrte ihn nur an, als ob er sich verhort hatte.

Bolitho sprach ruhig weiter.»Es gibt keinen anderen Weg. Wenn wir ein Schatzschiff kapern oder vernichten wollen, geht das nur, wahrend es vor Anker liegt. Denn wir haben zu wenig Schiffe fur eine ausgedehnte Suche, sollte es an uns vorbeischlupfen.»

Haven schluckte hart.»Sie wollen selbst mit nach La Guaira gehen, Sir? In meinem Leben habe ich so was noch nicht gehort.»

«Mit Gottes Hilfe und einem bi?chen Gluck, Kapitan Haven, sollte ich bei den Untiefen westlich von La Guaira stehen, wenn Sie Ihre Scheinattacke gegen Puerto Cabello fahren. «Er sah ihn fest an.»Setzen Sie aber nicht Ihre Schiffe aufs Spiel. Sollte ein feindlicher Verband erscheinen, werden Sie das Unternehmen abbrechen und sich entfernen. Noch ist der Wind ein stetiger Nordwest. Mr. Penhaligon glaubt aber, da? er raumen wird, das ware zu Ihrem Vorteil.»

Haven sah sich um, als suche er einen Ausweg.»Er konnte sich irren, Sir.»

Bolitho erklarte achselzuckend:»Ich wurde nicht wagen, anderer Meinung zu sein als er. «Doch sein Versuch, die Spannung zu durchbrechen, war vergeblich; Haven stie? hervor:»Wenn ich zum Ruckzug gezwungen werde, wer wird mir glauben, da?.»

Bolitho verbarg seine Enttauschung.»Ich lasse Ihnen die entsprechenden Befehle schriftlich ausstellen. Man wird Ihnen keine Schuld geben.»

«Danke. Aber ich habe es nicht nur zu meinem eigenen Besten erwahnt, Sir.»

Bolitho setzte sich.»Ich wunsche drei?ig Seeleute aus Ihrer Mannschaft, ferner einen Offizier, den sie gut kennen und der sie kommandiert.»

Haven reagierte rasch.»Darf ich den Ersten Leutnant vorschlagen, Sir?»

Ihre Blicke trafen sich. Bolitho bejahte, das hatte er erwartet.»Einverstanden.»

Drau?en an Deck erklangen Befehle, und Haven wollte zur Tur. Bolitho rief ihn abrupt zuruck:»Ich bin noch nicht fertig.»

Havens Betragen brachte ihn fast um seine Selbstbeherrschung.»Wenn der Feind mit einer Ubermacht gegen Sie vorgeht, haben Sie keine Moglichkeit, meinen Ruckzug aus La Guaira zu decken.»

Haven hob trotzig das Kinn.»Wie Sie meinen, Sir Richard.»

«In diesem Falle schreiben Sie uns ab und ubernehmen die Fuhrung der Flottille.»

«Darf ich fragen, was Sie tun werden, Sir?»

Bolitho erhob sich.»Das, wozu ich hergekommen bin.»

Er ahnte, da? Allday hinter der Tur mithorte. Nun, er wu?te, weshalb er ihn nicht zur Thor begleiten sollte.

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