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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗

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Davy sa? an der anderen Seite der Tafel. Seine klargeschnittenen Zuge glanzten vor Schwei?, und er bemuhte sich, ein streng dienstliches Gesicht zu machen.

Im Grunde zahlten nur sie drei: Don Luis Puigserver, Raymond und Bolitho selbst. Der erstere sagte:»Spanien hat Menorca mit Dank wieder in Empfang genommen, ebenso gewisse andere Inseln — Konzessionen, welche sich aus diesem ungluckseligen Kriege ergaben. «Eine Sekunde lang hafteten seine Augen an Bolitho; dunkle, fast schwarze Augen, wie spanische Oliven.»Als Gegenleistung hat sich Seine Katholische Majestat veranla?t gesehen, dieser neuen gemeinsamen Unternehmung Ihren Allerhochsten Segen zu erteilen. Die Unternehmung ist ubrigens nicht ohne Risiko. «Er blickte zu Raymond hinuber.»Vielleicht sind Sie so freundlich, die Einzelheiten zu erlautern?»

Raymond machte Miene aufzustehen, blieb aber dann doch sitzen.»Wie Ihnen bekannt sein wird, Captain Bolitho«, begann er,»hat der franzosische Admiral Suffren mehrfach unsere Schiffe und Territorien in Ostindien sowie in Indien selbst angegriffen. Holland und Spanien — «, er zogerte, weil Capitan Triarte ein diskretes, aber vorwurfsvolles Husteln vernehmen lie?,»- waren Frankreichs Alliierte, hatten aber nicht die erforderlichen Geschwader und Truppen zur Verfugung, um ihre Besitzungen in diesem Gebiet zu schutzen. Suffren tat es fur sie. Er eroberte unseren Hafen Trincomali und gab ihn den Hollandern nach dem Krieg zuruck. Es gibt da noch mehrere ahnliche Falle, doch werden Ihnen die meisten bereits bekannt sein. Nun hat Spanien im Austausch gegen gewisse andere

Vergunstigungen, die fur Sie im Moment ohne Interesse sind, prinzipiell eingewilligt, eines seiner Territorien auf Borneo an England abzutreten. «Er warf Bolitho einen Blick zu, den dieser als impertinent empfand.»Und dahin segeln Sie naturlich.»

Naturlich. Es klang so einfach: Die Reise wurde eben zweioder dreitausend Meilen langer. Raymond sprach von Borneo, als handle es sich um Plymouth.

Gelassen warf Bolitho ein:»Mir ist der Sinn dieser — hm — Abmachungen nicht ganz klar.»

Puigserver mischte sich ein.»Das glaube ich Ihnen gern, Capitan.«Er warf Raymond einen kalten Blick zu.»Reden wir offen. Um bei diesem unsicheren Waffenstillstand weitere Spannungen zu vermeiden, denn genau das ist dieser Friedensschlu?, mussen wir mit au?erster Vorsicht vorgehen. Die Franzosen haben trotz ihrer Anstrengungen in Indien so gut wie nichts gewonnen; und sie sind empfindlich gegen jede rasche Expansion eines anderen Staates in der Umgebung ihrer ohnehin schrumpfenden Einflu?zonen. Ihr Ziel, Capitan, ist Teluk Pendang: ein ausgezeichneter Ankerplatz, eine beherrschende Position fur jedes Land, das den Wunsch hat, noch weitere Stutzpunkte in diesem Gebiet anzulegen. Kurz, die Brucke zu einem Weltreich.»

«Ich sehe schon, was Sie meinen, Senor«, nickte Bolitho. Aber er sah gar nichts, und er hatte auch noch nie von diesem Ort gehort.

Raymond ri? das Gesprach wieder an sich.»Als im vorigen Jahr der Friede unterzeichnet war, sandte unsere Regierung die Fregatte Fortunante mit den Dokumenten dieses Abkommens nach Madras. Unterwegs stie? sie in Hohe des Kaps der Guten Hoffnung auf zwei heimkehrende Fregatten des Admirals Suffren. Diese wu?ten, was durchaus naturlich war, nichts von dem Friedensschlu? und lie?en dem Kapitan der Fortunate auch keine Zeit zu Erklarungen. Es kam zum Gefecht; die Fortunate scho? eines der franzosischen Schiffe so zusammen, da? es in Brand geriet und sank. Unglucklicherweise fing sie selbst ebenfalls Feuer und ging mit dem Gro?teil ihrer Mannschaft unter.»

Bolitho konnte sich die Szene ausmalen. Drei Schiffe auf offener See. Zwischen ihren Landern herrschte zwar endlich Friede, aber die Kapitane wu?ten nichts davon, sondern waren noch voller Kampfeseifer, wie man es ihnen beigebracht hatte.

«Wie dem auch sei«, fuhr Raymond fort,»der uberlebende franzosische Kapitan war ein alter Haudegen namens Le Chaumareys, einer der besten Frankreichs.»

Bolitho lachelte.»Ich habe von ihm gehort.»

«Ja«, sagte Raymond nervos,»bestimmt haben Sie das. Gewisse Leute in der Regierung nehmen nun an, da? die Franzosen durch Le Chaumareys von diesem unserem Abkommen mit Spanien erfuhren. Wenn das der Fall ist, mu? sich Frankreich aufs hochste beunruhigen uber die Aussicht, da? wir ein weiteres jener Territorien, um die es fur Spanien gekampft hat, in Besitz nehmen wollen.»

Jetzt hatte Bolitho begriffen: darum all die vagen Andeutungen in der Admiralitat, die ganze Geheimnistuerei. Kein Wunder. Wenn Frankreich Wind von Englands Absicht bekam, in Ostindien eine expansive Politik zu betreiben, dann mu?te ein neuer Krieg ausbrechen. Es war, als stunde jemand mit einer brennenden Lunte in einem Pulvermagazin.»Was sollen wir also tun?«fragte Bolitho.

Raymond entgegnete:»Sie werden zusammen mit der Nervion segeln. «Er schluckte.»Sie wird das Fuhrungsschiff sein, und Sie werden sich entsprechend verhalten. In Madras werden Sie den neuen britischen Gouverneur an Bord nehmen und ihn mit den gegebenenfalls zur Verfugung stehenden Truppen an seinen neuen Amtssitz bringen, namlich nach Teluk Pendang. Ich begleite Sie, denn ich habe Depeschen fur ihn und soll ihm, soweit es mir moglich ist, mit Rat und Tat zur Seite stehen.»

Puigserver sah ihn an wie ein guter Onkel seinen kleinen klugen Neffen.»Und ich werde an Ort und Stelle dafur sorgen, da? unsere Leute keinen Unsinn machen, wie?»

Mi?mutig sprach Raymond weiter.»Die Franzosen haben eine Fregatte in diesen Gewassern, die Argus, mit 44 Geschutzen. Es hei?t, da? Le Chaumareys sie kommandiert. Er kennt die Sunda-Inseln und Borneo so gut, wie es einem Europaer moglich ist.»

Bolitho atmete langsam aus. Der Plan war soweit ganz gut. Die Entsendung eines britischen Geschwaders hatte fruher oder spater zur offenen Seeschlacht gefuhrt; aber zwei Fregatten verschiedener Nationalitat waren nicht so auffallig und wurden doch der Argus mehr als gewachsen sein, sowohl prestigema?ig als auch hinsichtlich der Feuerkraft.

Langsam schritt Puigserver zu dem gro?en Fenster und starrte auf die vor Anker liegenden Schiffe hinunter.»Eine lange Reise, meine Herren, die aber, wie ich hoffe, uns allen zum Vorteil gereichen wird. «Er wandte sich Bolitho zu; sein Gesicht lag im Schatten.»Sind Sie seeklar?»

«Aye, Senor. Wir mussen nur noch Trinkwasser ubernehmen und frisches Obst, wenn das moglich ist.»

«Wird bereits erledigt, Capitan.«Er lachelte breit.»Es tut mir leid, da? ich Ihnen nicht auf einige Zeit Gastfreundschaft erweisen kann, aber diese Insel ist sowieso ein trauriger Aufenthalt. Wenn Sie aber einmal nach Bilbao kommen sollten — «, er ku?te die Fingerspitzen,»- dann kann ich Ihnen zeigen, wie man lebt. «Er lachte dem ubellaunig dreinschauenden Raymond ins Gesicht.»Und ich denke, wir werden einander wesentlich besser kennen, wenn diese Reise zu Ende ist.»

Die spanischen Adjutanten verneigten sich ehrerbietig, als Puigserver zur Tur schritt.»Wir sehen uns noch, bevor wir segeln!«rief er und fugte, schon im Hinausgehen, hinzu:»Aber morgen lichten wir Anker, komme was wolle.»

Lebhafte, gedampfte Unterhaltung setzte ein, und Raymond kam um den Tisch herum zu Bolitho.»Dieser verdammte Kerl!«flusterte er wutend.»Noch ein Tag mit ihm, und ich hatte ihm meine Meinung gesagt!»

«Auf welchem Schiff wollen Sie segeln?«fragte Bolitho.»Meins ist ja ganz ordentlich, aber viel kleiner als der Spanier.»

Raymond drehte sich halb nach dem spanischen Kapitan um, der mit seinen Leuten au?er Horweite sprach.

«Mit dem Spanier segeln? Und wenn Ihr Schiff eine lausige Kohlenschute ware — mir ware es immer noch lieber als die Nervion!»

Davy flusterte:»Ich glaube, sie erwarten, da? wir gehen.»

Raymonds Gesicht wurde noch finsterer.»Ich komme mit auf Ihr Schiff, da konnen wir alles besprechen. Hier kann man ja nicht einmal atmen, ohne da? einer lauscht.»

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