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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗

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XVIII Sieg ist Tradition

John Allday schlang das Halstuch um Kopf und Ohren und wischte sich mit dem Unterarm den Schwei? vom Gesicht. Vom spitz zulaufenden Bug der Fregatte aus hatte er einen unbehinderten Blick auf die Cassius. Ein Stuck vor ihr konnte er Teile der oberen Takelage der Volcano ausmachen. Entschlossen kehrte er ihnen sowie den rauchumwirbelten Schiffen, auf die sie zuhielten, den Rucken und sah zu Stuckmeister McIntosh hinunter, der wie im Gebet neben einer Karronade kniete.

Als Allday, von der Gro?rah herabgeglitten, wieder auf Deck stand, hatte ihn Brock angehalten. Wiederum hatten sie sich gegenubergestanden: Allday, der gepre?te Matrose, dessen Haut Narben zeigte, wo ihn Brocks Stock getroffen hatte, und der wegen der Verraterei und Gemeinheit eines anderen fast gehenkt worden ware. Und der Artillerieoffizier, dessen hartes und starres Gesicht hochst selten etwas von seinen Empfindungen verriet, wenn er uberhaupt welche hatte. Brock hatte mit seinem Stock zum Vorschiff gewiesen.»Dahin mit dir! Zu den Kanonaden!»

Gerade als Allday lostraben wollte, hatte Brock barsch hinzugesetzt:»Wie es scheint, habe ich mich in dir geirrt. «Es war keine Entschuldigung, lediglich eine Feststellung.»Also auf die Back mit dir, und leg dich ins Zeug. «Seine schmalen Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Lachelns.»Mein Gott, Allday, deine Schafe wurden heute auf dich stolz sein.»

Wahrend Allday daran zuruckdachte, mu?te er lacheln. Dann fuhr er jedoch verblufft herum, weil Ferguson auf ihn zuwankte. In Fergusons Augen stand helle Furcht, und er klammerte sich an die Schutznetze, als waren sie sein einziger Halt.

«Was willst du denn hier?«grunzte McIntosh.

«Ich — ich bin herbefohlen, Sir. «Ferguson fuhr sich nervos mit der Zunge uber die Lippen.»Weil ich zu nichts anderem tauge.»

McIntosh widmete sich wieder der Inspektion der Taljen.»Lieber Himmel«, war alles, was er sagte.

«Achte nicht auf die Schiffe, Bryan!«Allday schob sein Entermesser in den Gurtel. Der Griff legte sich ihm warm an die nackte Hufte.»Denke einfach nicht an sie. Duck dich hinter das Schanzkleid und tue alles, was ich mache. «Er zwang sich zu einem Grinsen.»Schoner Ausblick, den wir von hier haben.»

Ritchie, der einfaltige Matrose aus Devon, fuhr mit der Hand uber das Kugelgestell und fragte:»Worauf schie?en wir, Mr. McIntosh?»

Der Stuckmeister antwortete gereizt:»Wei? ich auch nicht, weil's der Kapitan mir noch nicht gesagt hat. Sowie ich's wei?, sag ich's dir.»

Ritchie zuckte mit den Schultern.»Wir werden die Teufel zur Holle schicken. «Er blickte zur Cassius. »Die Froschfresser werden abdrehen und abhauen.»

Kemp, ein Mann der Geschutzbedienung, meinte:»Wenn sie dich sehen, bestimmt.»

Ferguson legte die Stirn auf den Arm.»So ein Wahnsinn! Wir werden alle umkommen.»

Allday musterte ihn kummervoll. Er hat recht, dachte er. Wer kann bei einer solchen Schlacht schon davonkommen?» Wir haben April, Bryan«, sagte er dann, um ihn abzulenken.»Stell dir blo? vor, wie's jetzt in Cornwall aussieht. Die Hecken und die grunen Felder. .»

Ferguson starrte ihn an.»Um Himmels willen, wovon redest du?»

«Hast du schon vergessen«, sagte Allday gelassen,»wie es uns beinahe gegangen ware, Bryan?«Und dann scharfer, weil er wu?te, da? Ferguson kurz vor dem Zusammenbruch stand:»Denkst du noch an Nick Pochin?«Er bemerkte, wie Ferguson zusammenfuhr, setzte jedoch hinzu:»Nun, der ist tot, baumelte mit den anderen Narren an der Gro?rah der Cassius.»

Ferguson senkte den Kopf.»Entschuldige.»

«Du hast Angst, Bryan«, sagte Allday.»Klar, mir geht's nicht anders, und dem Kapitan hochstwahrscheinlich auch nicht.»

In diesem Moment tauchte Herrick auf und ging zu den Karronaden.»Alles klar, Mr. McIntosh?»

Der Stuckmeister stand auf und wischte seine Handflachen an der Hose ab.»Aye, Sir. «Er sah den Leutnant aufmerksam an und fugte hinzu:»Das auf Mola scheint lange her zu sein, wie?»

Herricks Blicke flogen uber das Hauptdeck zum uberhohten Achterdeck, wo Okes steif neben dem Kapitan stand. Wurde Okes diesmal wieder versagen? fragte er sich.»Ja, in der Tat«, antwortete er.

Okes' Stimme, durch das Sprachrohr verzerrt, ubertonte das Rollen der Abschusse.»Die Luvfockbrasse noch ein Stuck dichter! Mr. Packwood, notieren Sie den Mann da!»

Herrick verbarg seine Besturzung vor McIntosh. Okes war so nervos, da? er einfach etwas sagen mu?te, egal was.

McIntosh meinte trocken:»Beforderung lost nicht alle Probleme, Mr. Herrick.»

Signalflaggen stiegen zu den Rahen der Cassius hoch. Noch wahrend Herrick hinuberschaute, horte er Maynard rufen:»>Vorwarts zum Angriff!<, Sir. «Dann mit etwas festerer Stimme:»>In Linie bleiben!<»

Die Pfeifen schrillten.»An die Leebrassen! Schnell!»

Im selben Zeitma? wie der schwerfallige Zweidecker wendeten die Fregatten langsam nach Sudost. Herrick legte die Hand uber die Augen, denn die Sonne stach durch die Lucken zwischen den Segeln. Die ihnen am nachsten segelnden feindlichen Schiffe waren kaum eine Viertelmeile entfernt. Sie fuhren in keiner erkennbaren Ordnung, hatten die Rahen jedoch herumgeholt und liefen auf das britische Geschwader zu. Die drohenden Kanonenreihen lagen in tiefem Schatten, als der machtige Dreidecker leicht an den Wind ging. Die Schlepptrosse war gekappt worden. Das fuhrende Linienschiff, der Last ledig, krangte schwach in der Brise, der

Kommandantenwimpel zeigte direkt auf die Cassius.

Herrick war die Kehle wie zugeschnurt.»Machen Sie weiter, Mr. McIntosh. Ich mu? mich um meine Pflichten kummern. «Er zwang sich, langsam zum Hauptdeck hinabzusteigen. Als er an einer offenen Luke voruberkam, neben der sich ein Seesoldat auf seine Muskete stutzte, sah er das grinsende Gesicht des Arztes.»Auf Ihr Wohl, Mr. Herrick!»

Ellice schwenkte einen Humpen.

Es gab Herrick einen Stich.»Zum Teufel mit Ihnen, Tobias!«rief er wutend.»Mich kriegen Sie heute nicht unter Ihr verdammtes Messer. »

Einige Leute vom benachbarten Geschutz kicherten.»Recht so, Sir. Geben Sie's ihm!»

Herrick nahm seine Position in der Decksmitte ein. Farquhar stand unterhalb des Achterdecks. Er war bla?, wirkte aber gesammelt. Herrick nickte ihm zu, doch Farquhar schien es nicht zu sehen. Plotzlich ertonte ein Krachen und Drohnen, das alle uberraschte, obwohl jeder darauf vorbereitet war. Ihm folgte sofort eine ungleichma?ige Salve, und gleich darauf eine zweite.

«Eintragung ins Logbuch, Mr. Proby. Wir haben Feindberuhrung. «Bolithos Stimme wurde undeutlich, als er sich umdrehte.»Kappen Sie die Beiboote, Mr. Neale. Bei diesem erbarmlichen Wind wirken sie wie ein Treibanker.»

Herrick sah auf seine Hande hinunter. Sie zitterten nicht, doch es kam ihm vor, als habe er keine Sehne, keinen Muskel unter Kontrolle. Vor seinem geistigen Auge sah er die Beiboote der Phalarope achteraus treiben und dachte an Bolithos Ansprache an die Mannschaft: >. . und unter uns tausend Faden Wasser!< Er zuckte zusammen, denn eine weitere Breitseite lie? die Planken unter seinen Fu?en erbeben. Tausend Faden tief, und jetzt nicht mal mehr ein Rettungsboot fur die Uberlebenden.

Herrick sah hoch. Bolitho war an die Querreling zuruckgekommen und schaute zu ihm herunter. Er sprach kein Wort, lachelte ihm aber einen Augenblick zu, als wollte er ihm damit eine personliche Botschaft ubermitteln, ehe er rief:»Mr. Neale, rennen Sie nicht so. Oder haben Sie vergessen, da? unsere Leute Sie heute beobachten?»

Herrick wandte sich ab. Das konnte ebensogut ihm gegolten haben. Diese Entdeckung beruhigte ihn merkwurdig. Er ging zur Backbordbatterie und betrachtete die Reihe der Kanonen. In ein paar Minuten wurden sie feuern. In ein paar Minuten. Er musterte die Gesichter der Bedienungsmannschaften und kam sich plotzlich erbarmlich vor.

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