Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗
«Achtung!«Herricks Augen glitten uber die kauernden Stuckmeister.»Feuer aus allen Rohren!»
Die ersten Kanonen der Steuerbordbatterie feuerten auf einmal, die anderen folgten ungleichma?iger, wie die
Abzugsleinen nacheinander gezogen wurden. Die Doppelladungen donnerten in den dicken Rauch langsseits, und ein paar Leute riefen Hurra. Doch der durch die Stuckpforten zuruckwirbelnde Pulverqualm erstickte die Rufe, und sie fluchten.
«Nachladen!«brullte Herrick.»Nachladen und ausrennen!«Die Phalarope glitt in kaum zwanzig Fu? Entfernung neben dem Franzosen vorbei; Herrick sah die dicht gedrangten Kopfe uber dem hohen Schanzkleid und das Mundungsfeuer der Gewehre, die aus der Takelage auf die Phalarope schossen. Doch das untere Kanonendeck mit seiner Reihe machtiger Geschutze blieb stumm. Kein einziger Schu? kam von dort als Antwort. Die Ladung der Karronaden mu?te dort alles niedergemaht haben.
Aber Herrick sah auch, da? sich die Kanonen des Oberdecks wieder durch die Stuckpforten schoben. Beinahe sofort feuerte die gesamte Oberdeckbatterie eine betaubende Breitseite. Herrick taumelte zuruck. Das Krachen der Kanonen und das damonische Heulen der Kugeln, die uber ihn hinwegjaulten, lahmten ihn fast. In die auf Bolithos Befehl uber dem Hauptdeck ausgespannten Netze regneten Holzstucke, Blocke, zerfetzte Teile der Takelage und ganze Streifen geschwarzter Leinwand. Doch zu Herricks Verwunderung hatte die schlechtgezielte Breitseite nichts getroffen, was die Manovrierfahigkeit der Phalarope beeintrachtigt hatte. Kein Mast war gesturzt, keine Spiere gebrochen. Hatte die untere Batterie gefeuert, sagte Herrick sich, ware die Steuerbordwand der Phalarope mit allen Stuckpforten jetzt total zerschmettert.
Die Stuckmeister brullten wie die Teufel:»Ausrennen! Legt euch in die Taljen! Zuruck!«Dann rissen sie die Abzugsleinen, und die Kanonen rumpelten durch den Rucksto? so weit nach hinten, wie die Taljen es erlaubten.
Ein Gewehr knallte neben Herrick auf die Planken. Er starrte nach oben und blickte in die gebrochenen Augen eines Seesoldaten, den ein feindlicher Scharfschutze vom Gro?mast geholt hatte, und der ins Netz gesturzt war. Er verga? den Seesoldaten sofort, denn Schrecklicheres erforderte seine Aufmerksamkeit. Im Rauch sah er plotzlich den Besanmast der Ondine, der sich wie ein gefallter riesiger Baum neigte. Es war unmoglich, aber es geschah: Mast, Marsstenge und Bramstenge samt Leinwand und laufendem und stehendem Gut hingen eine Sekunde wie in starkem Wind in der Luft. Unter den Schreckens- und Verzweiflungsschreien der in den Wanten verstrickten Matrosen senkte er sich und sturzte quer uber das Achterdeck der Phalarope. Ihr Rumpf erzitterte, als ware die Fregatte auf ein Riff gelaufen. Herrick rannte nach achtern zum Niedergang und merkte, da? die Phalarope vom Flaggenknopf bis zum Kiel bebte und langsam nach Steuerbord schwoite. Der gefallte Mast verklammerte beide Schiffe durch eine feste Brucke miteinander. Wahrend eine neue Musketensalve fu?lange Splitter aus den Planken ri?, kampfte sich Herrick den Niedergang hinauf.
Das Achterdeck bot ein Bild der Zerstorung. Eine Rah war mitten in Rennies Seesoldaten geschlagen. Herrick kehrte dem Entsetzen den Rucken, als Sergeant Garwood brullte:»Achtung, kummert euch jetzt nicht um die Verwundeten!«Er musterte die Reste seiner Abteilung.»Gebt Schnellfeuer auf das Heck!«Eine Rauchwolke verschluckte ihn, denn die Kanonen der Fregatte feuerten von neuem. Die Kugeln krachten in den Rumpf der Ondine, der an der schmalsten Stelle etwa zehn Fu? entfernt war.
Herrick zwangte sich an den Seeleuten vorbei, welche die franzosische Takelage kappten, und kniete sich neben Bolitho. Zuerst meinte er, den Kapitan habe eine Musketenkugel getroffen, doch als er ihm den Arm unter die Schulter schob, offnete Bolitho die Augen und setzte sich auf. Er blinzelte in Herricks besorgtes Gesicht und sagte dann:»Lassen Sie weiterfeuern, Mr. Herrick!«Er sah zum langsseits liegenden feindlichen Schiff hin und kampfte sich auf die Fu?e.»Wir mussen jeden Enterversuch vereiteln. «Er griff nach seinem Degen und rief heiser:»Kappt die Wrackstucke. Wir mussen klarkommen.»
Okes stolperte durch den Rauch, Hose und Rock blutbespritzt. Sein Gesicht schien blo? aus Augen zu bestehen. Er rief etwas, aber Herrick horte es nicht. Bolitho machte eine Bewegung mit dem Degen.»Mr. Okes, nehmen Sie die Leute von der Backbordbatterie und bereiten Sie alles vor, um Enterer zuruckzuwerfen. «Er schuttelte den Leutnant wie einen Hund.»Haben Sie gehort, verdammt noch mal?»
Okes nickte heftig. Ein Speichelfaden lief ihm uber das Kinn.
Bolitho stie? ihn zum Niedergang, doch Herrick sagte hastig:»Ich werde es ubernehmen, Sir.»
«Nein, das werden Sie nicht!«Bolitho blickte sich wild um.»An Ihre Kanonen! Lassen Sie feuern. Das ist unsere einzige Chance.»
Im selben Augenblick meldeten sich die Kanonen der Ondine wieder. Herrick wich zuruck, als ihm die Salve wie ein Gluthauch das Gesicht versengte.
Die Matrosen, die eben noch die Wanten des auf die Phalarope gesturzten Besan gekappt hatten, waren jetzt nur noch eine zu Brei zermalmte Masse, hinter der ein Loch im Leeschanzkleid klaffte.
Bolitho brullte Herrick ins Ohr:»Das nachste Mal kommen wir nicht so glimpflich davon!»
Herrick rannte den Niedergang hinunter. Er sah nicht nach rechts oder links, als der Rumpf der Fregatte durch weitere schwere Einschusse wie unter wuchtigen Hammerschlagen erzitterte. Er lief durch den Pulverqualm, die Augen tranten ihm, und seine Kehle war wie ausgedorrt. Er rief den pulvergeschwarzten Geschutzbedienungen Ermunterungen zu, die aber unbeachtet blieben.
Farquhar packte Herrick beim Arm.»Wir werden nie rechtzeitig klarkommen. «Er deutete auf das untere Kanonendeck der Ondine. »Die schweigen nicht ewig.»
Herrick gab keine Antwort. Der Wind stand zum Feind. Und da der gesturzte Mast das Achterdeck der Phalarope festhielt, schwoite ihr Bug auf den Rumpf der Ondine zu. Durch den Rauch sah er, wie Matrosen des Zweideckers nach vorn rannten, auf den Punkt zu, wo die Schiffe zusammenprallen wurden. Die durch den Qualm dringenden Sonnenstrahlen blitzten auf erhobenen Waffen.
Herricks Blick fiel auf Okes, der sich, den Sabel noch immer in der Scheide, nach vorn tastete.»Gehen Sie mit, Mr. Farquhar«, sagte er.»Er scheint nicht ganz in Ordnung zu sein.»
Farquhars Augen funkelten kalt.»Ist mir ein Vergnugen.»
Herrick sprang zuruck, denn ein Teil der Steuerbordgangway wirbelte zersplittert gen Himmel. Einer der Zwolfpfunder kippte mit einem Ruck seitlich um. Ein Matrose schrie gellend, als ihm ein abgetrennter Kopf vor die Fu?e flog, ein anderer, durch fliegende Holzsplitter geblendet, rannte davon.
«Bringt sie nach unten!«rief Herrick, horte aber zugleich, da? die Pumpen zu arbeiten begannen. Unter Deck war die Gefahr also genauso gro?. Er bemuhte sich, an nichts zu denken, und zwang sich, an den Kanonen entlangzugehen. Uberall fielen Manner, aber ihm war klar, da? er nicht zogern durfte.»Feuert weiter, Jungs!«rief er und schwenkte den Hut.»Wenn ihr England wiedersehen wollt, dann feuert weiter!»
Die Mannschaften der nicht eingesetzten Geschutze sammelten sich auf dem Vorschiff unter den Schutznetzen. Alle waren mit Entermessern und Axten bewaffnet. Als sich der Bugspriet der Phalarope uber den Kluver des Franzosen schob, krachzte Okes:»Drauf, Jungs! La?t sie nicht auf unsere Back!»
Einige Manner riefen Hurra und kletterten auf den Bugspriet hinaus. Andere wichen zuruck, als eine Musketensalve in die Reihe der enternden Matrosen pfiff und einige kopfuber ins Wasser fegte.
Farquhar drangte:»Sie mussen sie anfuhren, Mr. Okes. Mein Gott, Sie verlangen Unmogliches.»
Okes drehte sich zu ihm um.»Halten Sie den Mund! Ich befehle hier.»
Farquhar musterte ihn kalt.»Bisher habe ich geschwiegen, Mr. Okes. Aber jetzt rede ich, weil wir heute hochstwahrscheinlich sowieso alle dran glauben mussen. «Eine Musketenkugel ri? ihm den Hut vom Kopf, aber er zuckte nicht einmal mit der Wimper.»Sie sind ein Betruger, ein Feigling und ein Lugner! Wenn Sie es wert waren, wurde ich Sie gleich hier blo?stellen, vor den Mannern, die Sie sich nicht einmal anzufuhren trauen. «Er kehrte Okes, dessen Gesicht kalkwei? geworden war, den Rucken und rief:»Mir nach, ihr zerlumpten Helden!«Er schwang den Degen.»Platz fur einen jungeren Mann!»