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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Er fand Pelham-Martin in seiner Koje, den Korper mit vielen Kissen gegen die unbehaglichen Bewegungen des Schilfes abgestutzt und um Brust und Schultern dick verbunden. Seine Augen waren geschlossen, und in dem schwachen Licht, das durch das Skylight einfiel, sah seine Haut wachsern aus.

Trudgeon kam heruber und sagte ernst:»Ich habe die Wunde noch einmal untersucht, Sir. «Er reagierte verlegen, als Bolitho ihn fest anschaute.»Die Fettschicht ist so dick, da? ich nicht feststellen kann, wie tief der Splitter eingedrungen ist.»

Bolitho schaute auf den Kommodore hinab.»Verstehe. Vielen Dank, warten Sie bitte drau?en. «Als sich die Tur geschlossen hatte, beugte er sich uber die Koje und bemerkte sofort den scharfen Geruch von Brandy. Eine halbleere Karaffe lehnte an einem der Kissen.

«Sir?«Er horte die fernen Kommandos an Deck und das rumpelnde Gerausch der Steueranlage. Daraus entnahm er, da? Inch das Schiff auf den befohlenen Kurs drehte. Es wurde ein langsamer Ruckmarsch werden; auch wenn es unwahrscheinlich war, da? sie dabei auf einen Feind trafen, mu?ten sie doch jederzeit darauf vorbereitet sein, ihre zusammengeschossenen Schutzlinge gegen einen Uberraschungsangriff zu verteidigen. Er sagte mit besonderer Betonung:»Wir nehmen Kurs auf St. Kruis, Sir. Haben Sie weitere

Befehle?»

Pelham-Martin offnete die Augen und sah ihn einige Sekunden starr an. Dann sagte er mit kraftloser Stimme:»Lequiller war nicht da. Er ist Ihnen wieder entwischt. «Er reckte den Hals und suchte nach seiner Karaffe.»Mu? mich ausruhen. Will nicht mehr sprechen. »

Bolitho stand auf.»Ich schlage vor, da? wir unsere Prise de Block ubergeben, wenn wir in St, Kruis ankommen, Sir. Die Tela-mon hat ausgedient; mit der Fregatte werden sie wenigstens in der Lage sein, sich zu verteidigen.»

«Machen Sie, was Sie wollen. «Pelham-Martin schlo? die Augen und seufzte.»Mir geht es gar nicht gut.»

«Ich habe Trudgeon gesagt, was er tun soll, wenn wir die Bucht erreichen, Sir.»

Die Wirkung dieser Worte war verbluffend. Pelham-Martin stutzte sich auf seine Ellenbogen, wobei ihm der Schwei? in kleinen Rinnsalen uber Gesicht und Nacken lief.

«Ich will nicht, da? er mich anruhrt, verstanden? Das hatten Sie wohl gern, da? dieser Tolpel an mir herumschneidet und Sie wahrenddessen mein Kommando ubernehmen?«Er sank schwer atmend zuruck.»Wir fahren zuruck nach St. Kruis. Noch entscheide ich, was zu tun ist.»

Bolitho betrachtete ihn nachdenklich.»Wir wissen noch nicht, wo Lequiller steckt. Die San Leandro und die meisten Schiffe seines Geschwaders sind unbeschadigt. Ich meine, er ist drauf und dran, seinen alten Plan weiter zu verfolgen. «Seine Stimme wurde harter.»Wir konnen nicht langer warten, Sir.»

Aber Pelham-Martin drehte den Kopf weg und blieb still.

Bolitho ging zur Tur.»Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Sir. «Als er auf den Gang hinaustrat, horte er hinter sich das Klirren der Karaffe.

Inch wartete auf dem Achterdeck und sah mit besorgtem Pferdegesicht zu, wie Bolitho erst den Kompa? und dann den Stand der Segel prufte.

Er meldete:»Kurs Sud zu West, Sir.»

Bolitho nickte geistesabwesend, denn seine Gedanken waren noch immer bei Pelham-Martins seltsamem Benehmen. Er hatte erwartet, da? der Kommodore Besturzung uber seine Verwundung au?ern wurde und uber das Unrecht, da? gerade er — als einziger der Besatzung — getroffen worden war. Stattdessen schien er endlich eine Rechtfertigung fur sein Verhalten gefunden zu haben, die niemand anzweifeln konnte. Er war verwundet worden. Anscheinend nicht schwe r genug, um von seinem Kommando abgelost zu werden, aber ausreichend, um ihn von jeder aktiven Mitwirkung bei den wichtigen Entscheidungen, denen sie sich jetzt gegenubersahen, auszuschlie?en.

Inch sagte:»Ich war gespannt, welche Befehle wir als nachstes bekommen wurden.»

Bolitho ging an ihm vorbei.»Seien wir auf der Hut, Mr. Inch.»

«Sir?»

«Bis jetzt haben wir keine brauchbaren Hinweise bekommen. «Er blickte zur eroberten Fregatte hinuber, die hinter der Spartan hin und her pendelte und den Union Jack im roten Feld uber der Trikolore gesetzt hatte.»Wir haben ja ein paar Gefangene gemacht. Vielleicht erfahren wir von ihnen etwas uber Lequillers Absichten. «Sein Blick wanderte hinauf zu Pelham-Martins Kommodorestander.»Und wenn wir die haben, Mr. Inch, dann befinden wir uns ihm gegenuber zur Abwechslung einmal im Vorteil.»

Er ging auf die Leeseite und schaute nach Steuerbord achteraus. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die Wolkenschicht gebahnt, und er fuhlte die Warme in seinen ermudeten Korper zuruckkehren. Er warf einen Blick zuruck auf die kleinen Inseln, die im aufkommenden Dunst immer mehr verschwanden. Es gab so vieles zu tun; vielleicht hatte Farquhar inzwischen weitere Hinweise, die von Nutzen fur sie sein konnten. Aber zunachst war es notwendig, da? sie die Verwundeten und die beschadigten Schiffe nach St. Kruis zuruckbrachten.

Dort wurde es viel Wehklagen geben, wenn sie die Telamon sahen, dachte er betrubt. Man konnte nur hoffen, da? ihr gro?es Opfer nicht umsonst gewesen war.

Am Mittag des folgenden Tages war nur noch wenig von den bedrohlichen Wetterzeichen zu sehen, die ihre Abfahrt so beschleunigt hatten. Als die langsame Prozession der Schiffe in die Bucht einlief und die Anker fallen lie?, strahlte die Sonne auf eine spiegelglatte Wasserflache herab, als wolle sie dafur sorgen, da? den stummen Beobachtern an Land auch ja nichts verborgen blieb.

Bolitho stand auf der Schanz und beschattete seine Augen gegen das blendende Licht. Er sah, wie die Telamon, die schon so tief abgesackt war, da? das Wasser ihre unteren Stuckpforten bedeckte, auf den Sandstrand unterhalb der Landzunge gezogen und auf Grund gesetzt wurde. Alle verfugbaren Boote waren ausgesetzt worden, um ihre Verwundeten an Land zu bringen. Dort warteten viele Leute, meist Frauen, die den ankommenden Booten im flachen Wasser entgegenwateten, um so fruh wie moglich hineinzuschauen. Ihr Schmerz wirkte auf die gro?e Entfernung keineswegs geringer.

Auf der erbeuteten Fregatte, die unterhalb der Hugelbatterie geankert hatte, ruhrten sich viele Hande, um unter der Leitung von Farquhar Vorbereitungen zur Ausschiffung der Gefangenen zu treffen und gleichzeitig die Schaden aus dem Gefecht mit allen zur

Verfugung stehenden Mitteln zu beseitigen. Hugh wurde bald zuruckkehren. Bolitho bi? sich auf die Lippe. Es war seltsam, wie er seine privaten Probleme wahrend der Jagd vergessen hatte. Und ihr Hauptproblem war immer noch, wie man den Kommodore aus seiner unerschutterlichen Stumpfheit rei?en konnte. Er drehte sich schnell um, als von der Hugelbatterie ein Schu?

fiel.

Inch kletterte zur Schanz hinauf.»Sie haben ein Schiff gesichtet,

Sir.»

Bolitho starrte uber den flachen Teil der Landzunge hinweg auf die offene See. Es mu?te schon um das Kap herum sein und Kurs auf die Bucht genommen haben. Ein einzelnes Schiff konnte kaum ein Feind sein. Er sah Inch an.»Sicherlich Verstarkung fur uns. «Er ging zur Reling.»Endlich!»

Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis das einlaufende Schiff sich in voller Gro?e zeigte, und als es langsam in die Bucht hineinkreuzte, konnte sich Bolitho eines Gefuhls der Erleichterung und der Hoffnung kaum noch erwehren. Es war ein Zweidecker, aber kleiner als die Hyperion. Im hellen Sonnenlicht sah er die erst kurzlich gestrichenen Bordwande und die frisch vergoldete Galionsfigur glanzen.

Signalflaggen wurden wie von Zauberhand an ihren Rahen hochgezogen, und er horte, wie Carlyon dem wachhabenden Offizier zurief:»Es ist die Impulsive, vierundsechzig Kanonen, Sir. Sie hat Depeschen fur den Kommodore.»

Inch sagte:»Von England!«Es kam aus tiefstem Herzen.

Bolitho sagte nichts. Die Impulsive war da, und mit ihr sein Freund Thomas Herrick. Er fuhlte, wie seine Glieder zitterten, als ob das alte Fieber wieder ausgebrochen ware, aber er achtete nicht darauf. Endlich jemand, dem er sich anvertrauen konnte. Der einzige Mann, mit dem er je Gedanken und Sorgen geteilt hatte, damals, als Herrick noch sein Erster Offizier war, und jetzt als Kommandant eines Linienschiffes. Er war da, und nichts konnte mehr so schlimm sein, wie es vor dem Krachen des Signalgeschutzes gewesen war.

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