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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Probyn war nicht so begeistert.»Eine originelle Idee, das ist richtig. Aber mit bemalter Leinwand konnen Sie nicht schie?en!»

Und wieder einmal musterte Bolitho in der gro?en Kajute seine Kommandanten. Javal sah zwar nach seinem langen Kampf gegen See und Wind ziemlich mitgenommen aus, war aber sonst guten Mutes. Farquhar war bleich und hatte schmale Lippen, aber jedes Haar, jeder Knopf sa?en genau richtig. Probyn war so unordentlich und mi?gelaunt wie stets. Er konnte die Augen kaum offenhalten, und auf seinen Wangen glomm eine dunkle Rote, die nicht nur von Wind und Wetter stammte. Er trank anscheinend wieder, und zwar starker als sonst. Seltsamerweise hatte Bolitho ganz vergessen, da? Probyn schon damals trank, als sie beide noch Leutnants waren. Mehr als einmal war er fur ihn Wache gegangen oder hatte ihm sonst eine Gefalligkeit erwiesen.»Erledigen Sie das mal, Dick«, hatte der Erste genaselt,»der arme alte George ist mal wieder blau.»

Er wartete, bis jeder ein Glas von Farquhars Rotwein vor sich hatte, und sagte dann gelassen:»Morgen, Gentlemen, machen wir unser Spielchen. Ich werde hoffentlich Mr. Veitch und seine Abteilung heute nacht wohlbehalten abholen. Was er mir berichtet, kann unsere Taktik andern, aber der Zeitpunkt unseres Angriffs bleibt derselbe.»

Probyn blickte vor sich nieder.»Und wenn er nicht zuruckkommt?«»Dann tappen wir eben im dunkeln.»

Er dachte an Veitch druben auf Korfu. Die Bauern, wenn er das Pech hatte, auf welche zu sto?en, wurden ihn und seine Leute vielleicht fur Franzosen halten. Schwer zu sagen, ob das gunstig war oder nicht. Veitch hatte sich bereits als ein Mann von Intelligenz und Geistesgegenwart erwiesen. Falls er die Aktion auf der Insel uberlebte, wollte Bolitho dafur sorgen, da? er zur au?erplanma?igen Beforderung vorgeschlagen wurde. Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, ihm das vorher zu sagen, hatte es aber dann doch nicht getan. So ein Versprechen konnte einen Ehrgeizigen zu vorsichtig, einen Eifrigen zu tollkuhn machen.

«Wir haben den Feind merken lassen, da? ein Angriff bevorsteht. Er kennt unsere Starke immer noch nicht, aber da er jetzt wahrscheinlich glaubt, da? wir einen Dreidecker bei uns haben, mu? er sich uber seine Verteidigung klarwerden. Oder uber einen Gegenangriff.»

Probyn klopfte mit seinem leeren Glas auf den Tisch und sah den Steward bedeutsam an. Dann fragte er:»Warum warten wir nicht lieber ab, Sir? Aufpassen und abwarten, bis wir Unterstutzung bekommen — ware das nicht besser?«Er warf einen Blick aus den Augenwinkeln auf Farquhar.»Ja — wenn die Lysander hier ware, dann wurde ich anders reden. «Und ergo? ein neues Glas Rotwein hinunter.

«Warten? Dazu wissen wir nicht genug«, erwiderte Bolitho.»Jeden Tag kann der Feind versuchen, von Korfu auszulaufen; und wenn er zahlenma?ig so stark ist, wie ich annehme, dann haben wir keine Aussicht, ihn zuruckzuhalten. «Da er sah, da? Probyn immer noch nicht uberzeugt war, fuhr er fort:»Au?erdem kann die franzosische Flotte bereits nach Korfu unterwegs sein, um ihre Versorgungsschiffe von hier anderswohin zu eskortieren. «Er klopfte mit dem Glas auf die Karte.»Dann sitzen wir vor einer Leekuste fest, oder noch schlimmer, zwischen der Ostkuste der Insel und dem Festland — welche Chance haben wir dann?»

Er behielt Probyn im Blick, wie um sein Einverstandnis zu erzwingen. Denn Captain George Probyns Aufgabe bei der Aktion konnte unter Umstanden die wichtigste sein. Morgen — es handelte sich nicht mehr um Tage, sondern nur noch um Stunden — war seine Nicator vielleicht das einzig uberlebende Schiff.

Ruhig sprach er weiter:»Die Osiris wird in der Morgendammerung unbedingt in die sudliche Einfahrt vordringen. Die franzosischen Versorgungsschiffe ankern irgendwo funfzehn bis zwanzig Meilen weiter nordlich, und wenn wir erst einmal zwischen ihnen sind, wird es ein hei?er Tag fur alle Beteiligten. «Er sah, wie Javal sein hartes Gesicht zu einem Lacheln verzog.»Ich nehme an, die Franzosen sehen sich in einer starken Position. Sie wissen, da? wir kommen, und werden ihre vorhandene Artillerie an die Kuste verlegen, um unsere Annaherung zu verhindern.»

Javal nickte.»Aye, das ist logisch. Einen Dreidecker mussen sie als echte Bedrohung ansehen.»

Bolitho dachte an Grubb und wunschte, er ware hier. Der Master der Osiris war ein fahiger Mann, aber er besa? nicht Grubbs We t-terfuhligkeit. Er war Steuermann auf einem Indienfahrer gewesen, bevor er auf einem Schiff des Konigs angemustert hatte; bei der Handelsschiffahrt bedeutete schlechte Navigation nur Zeitverlust und allenfalls Gewinneinbu?e durch verdorbene Fracht. Sosehr es darauf ankam, was seine Besatzungen morgen leisten konnten — der Wind war beinahe ebenso wichtig.

Er lie? diesen Gedanken fallen und sagte zu Probyn:»Sie segeln vor Morgengrauen an der Westkuste nach Norden. Zu gegebener Zeit nehmen Sie die nordliche Einfahrt — wie ich hoffe, ohne auf Widerstand zu sto?en. Die Verteidiger werden denken, die wirkliche Bedrohung komme von Suden, von uns. Wenn Fortuna — er hielt inne und sah im Geiste die Lachfaltchen um Herricks blaue Augen bei der Erwahnung seines Lieblingsausdrucks — »uns hold ist, dann werden wir dem Feind an der Stelle, wo es unserer Sache am meisten nutzt, einen harten Schlag versetzen. Und nun — Gott mit Ihnen!»

Damit war die Besprechung zu Ende. Sie standen auf und gingen stumm hinaus. Dann horte Bolitho, wie Farquhar Anweisung gab, die Boote fur die Kommandanten heranzurufen.

Zur anderen Kajutentur kam Allday herein und fragte:»Soll ich Ihnen nicht irgendwoher einen Uniformrock besorgen, Sir?«Anscheinend machte ihm Bolithos Aussehen mehr Kummer als das bevorstehende Gefecht.

Von einem Heckfenster aus sah Bolitho das Boot Probyns in rascher Fahrt zur Nicator pullen. Er dachte an sein Schiff, die Osiris, und an die Manner, die sie in die Durchfahrt segelten, die auf ihr kampfen und notfalls sterben wurden. Sie war kein gluckhaftes Schiff. Osiris — Richter der Toten. Ihm wurde eiskalt.

«Das ist unwichtig, Allday. Morgen werden die Leute aufs Achterdeck schauen — Sie sagen ja immer, im Gefecht tun sie das. «Allday nickte.»Und dann sollen sie mich sehen — als einen der Ihren, nicht als einen weiteren Popanz in Paradeuniform. Dieses Schiff hat keine Warme. Disziplin, Seemannschaft, ja, aber…«Er zuckte die Achseln.

«Die Leute werden gut kampfen, Sir. Sie werden schon sehen.»

Aber Bolitho konnte das uble Vorgefuhl nicht abschutteln.»Wenn mir etwas passieren sollte. «Er drehte sich nicht um, spurte aber, da? Allday zusammenfuhr.»Ich habe Vorsorge fur Sie getroffen, in Falmouth. Sie werden dort immer ein Zuhause finden, und es wird Ihnen an nichts fehlen.»

Allday konnte sich nicht mehr beherrschen.»Ich will nichts davon horen, Sir! Nichts wird Ihnen passieren — es kann Ihnen gar nichts passieren!»

Bolitho drehte sich um und sah ihn an.»So? Wollen Sie es verhindern?»

«Wenn ich kann. «entgegnete Allday bedruckt.

«Ich wei?. «Er seufzte tief auf.»Vielleicht kommt alles zu schnell hintereinander.»

«Der Arzt hat recht, Sir. Ihre Wunde ist noch nicht richtig ausgeheilt, das Fieber hat Sie starker gepackt, als Sie zugeben wollen.

Und Captain Farquhars Schiffsarzt ist nicht blo? ein Schlachter!«fuhr er bedeutsam fort.»Der ist ein richtiger Doktor. Dafur hat Mr. Farquhar gesorgt!»

Bolitho lachelte nachdenklich. Das sah Farquhar ahnlich.»Mr. Pascoe soll zu mir kommen. Ich will Signale vorbereiten lassen.»

Wieder allein, setzte er sich an den Tisch und starrte auf seine Karte, ohne etwas zu sehen. Er dachte an Catherine Pareja. Was sie jetzt wohl in London machte? Wenn sie auch schon zweimal verwitwet war, so hatte sie doch mehr Leben in sich als die meisten jungen Madchen, die frisch aus den Armen ihrer Mutter kamen. Niemals hatte sie vom Heiraten gesprochen, nicht einmal eine Andeutung gemacht. Irgend etwas schien sie davon abzuhalten. Eine unausgesprochene Ubereinkunft?

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