Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗
«Und was ist mit Allday und solchen Brudern?«fragte Pook.
«Ach ja«, lachelte Onslow hamisch,»Master John Allday.»
«Die anderen horen auf ihn«, sagte Pook duster.
«Aber wenn ihm was zusto?t, kriegen wir noch ein paar mehr auf unsere Seite, wie?«In Gedanken war Onslow seinen Worten schon voraus.
Alle erstarrten, als uber ihnen schwere Tritte ertonten. Nachdem sie sich entfernt hatten, fuhr Onslow fort:»Ich glaube, Allday ahnt, was mit Mathias geschah. Er ist zu gewitzt, um am Leben bleiben zu durfen. «Er packte Pook beim Arm.»Am besten, wir machen einen Martyrer aus ihm, wie?«Er lachte hohl.»Wir konnen gar nichts Klugeres tun.»
Wieder lie? sich die unsichere Stimme horen.»Sie werden uns niedermachen, ehe wir auch nur einen Finger ruhren konnen.»
«Ich werde dich niedermachen, du Esel!«Onslow verlor fur einige Sekunden seine gute Laune. Dann sagte er ruhiger:»Also, jetzt hort mal alle gut zu. Wir mussen noch ein bi?chen warten, um unter den anderen noch mehr Unruhe zu stiften. Sobald die Zeit reif ist, sage ich euch, wie wir vorgehen. Dieser Idiot von Ferguson halt das Logbuch des Kapitans fur mich im Auge, damit ich wei?, wo wir sind. Wenn wir ein bi?chen naher an irgendeiner Insel sind, ist es dann soweit. «Er schnippte mit den Fingern.»Habt ihr die Waffen, die wir von der Insel Mola mitgebracht haben, gut verstaut?»
Pook nickte.»Die entdeckt keiner.»
«Gut. Dann geht jetzt zuruck an eure Arbeit. Und seht zu, da? ihr nicht auffallt. Ihr seid sowieso alle gezeichnete Leute, also gebt den Schweinen keine Chance, euch festzunageln.»
Er verfolgte, wie sie aus dem truben Lichtkreis in die Finsternis krochen, und verspurte Zufriedenheit. Wie er diesen armen Schafen gesagt hatte, war es nur noch eine Frage der
Zeit.
XIV Blut und Wasser
Tobias Ellice, der Arzt der Phalarope, richtete sich keuchend auf und warf den schwei?fleckigen Verband zum Heckfenster hinaus.»In Ordnung, Sir. Sie konnen jetzt aufstehen, wenn Sie wollen. «Er trat zuruck, als Bolitho die Beine uber die Seite schwang und auf die Fu?e kam.
Ellice wischte sich das nasse Gesicht ab und betrachtete die rohe Narbe, die uber Bolithos Rippen lief.»Kein schlechtes Stuck Arbeit, wenn ich das selber sagen darf. «Er glanzte vor Schwei? und fuhr sich mit der Zunge uber die Lippen.»Und eine Arbeit, die durstig macht, ohne Frage.»
Bolitho beruhrte die Narbe mit den Fingerspitzen. Er stand vor dem offenen Fenster, und das bi?chen frische Luft spielte uber seine nackte Haut. Schon, da? er den Verband los war! Er hatte ihn standig an die Andiron und das, was davor lag, erinnert. Aber er wollte die Vergangenheit ruhen lassen. Die Gegenwart brachte Argernisse genug, mit denen er fertig werden mu?te.
Vor vierzehn Tagen hatten sie mit dem Geschwader in Antigua abgelegt, und fast jeder Tag war wie der heutige gewesen. Kaum ein Wind, der den Namen Brise verdient, ein bi?chen Kuhlung gebracht oder gar die hungrigen Segel gefullt hatte. Dafur die ganze Zeit eine gluhende Sonne, die selbst den Himmel auszubleichen schien. Die Nachte brachten wenig Erleichterung. Die Luft in den Zwischendecks blieb feucht und stickig, und die ermatteten Matrosen wurden an den Rand der Verzweiflung getrieben, weil sie in einem fort an die Brassen gepfiffen und dann wieder weggeschickt wurden, weil der Wind sich gelegt hatte, ehe ein einziges Segel bedient werden konnte.
Genug, um das standhafteste Herz zu brechen, dachte Bolitho. Dazu kam die Tatsache, da? sie kein einziges Segel gesichtet und nichts von den Ereignissen jenseits des fernen Horizonts erfahren hatten. Er mu?te alle Kraft zusammennehmen, um die eigene Ungeduld zuruckzudrangen.
«Was machen die Manner?«Er griff nach einem sauberen Hemd, zog dann aber die Hand zuruck. Das alte mu?te reichen. Was hatte es fur einen Sinn, seinen Diener damit zu plagen, mehr als unbedingt notwendig zu waschen?
Ellice zuckte mit den Schultern.»Frohlich sind sie gerade nicht, Sir. Es ist schon schlimm genug, auch ohne da? sie die ganze Zeit uber nach einem Schluck Wasser lechzen.»
«Wasser ist kostbar, Mr. Ellice. «Die Ration hatte jetzt auf eine Pinte pro Kopf und Tag herabgesetzt werden mussen, was beileibe nicht ausreichte. Aber wer wu?te schon, wie lange diese Patrouille dauern wurde? Er hatte die Tagesration an Mm Taylor, wie der herbe Wei?wein aus dem Versorgungsdepot genannt wurde, heraufgesetzt, aber das schaffte nur zeitweilige Abhilfe. In wenigen Stunden waren die Leute genauso durstig wie vorher.»Ich mu? so viel frisches Obst ausgeben lassen wie moglich«, murmelte er vor sich hin.»Die einzige Moglichkeit, Krankheiten vorzubeugen.»
Sonderbar, welch ein Geschrei und welche Debatten es in Antigua gegeben hatte, als er auf einer vollen Ladung Obst fur seine Mannschaft bestand. Vielleicht hatte der Admiral darauf angespielt, als er sagte: >Sie sind in vieler Hinsicht ein Idealist!< Doch seinem auf die Praxis gerichteten Geist kam es nur vernunftig vor. Obwohl er das Obst aus eigener Tasche bezahlt hatte, war das eine bessere Anlage als die Methode, sich bei den Mannern sonstwie beliebt zu machen. Ein tuchtiger und gesunder Matrose war weitaus mehr wert als ein Korb Fruchte. Doch das war ja nicht alles. Die Erkrankten wurden von ihren Gefahrten gepflegt, und auch deren Arbeit mu?te dann wieder von anderen mitgemacht werden. Und so ging es weiter. Doch gab es noch immer viele Kapitane, die als Ma?stab ihrer Erfolge nur die Hohe der Prisengelder kannten. Er schob das Hemd in die Hose und sagte:»Trinken Sie einen Schluck, wenn Sie wollen, Mr. Ellice. «Er sah nicht hin, als der dicke Mann schnell zum Wandschrank watschelte und sich eine gehorige Portion Brandy einschenkte.
Ellices Hand zitterte, als er sich einen zweiten Drink eingo? und hinuntersturzte. Dann murmelte er:»Vielen Dank, Sir. Der erste heute.»
Bolitho blickte auf das sich kaum bewegende Kielwasser. Die Sonne stand hoch am Himmel. Wahrscheinlich hatte Ellice sich schon eine anstandige Portion aus seinem Privatvorrat zu Gemute gefuhrt.»Sie sind in Antigua gar nicht an Land gegangen, Mr. Ellice? Sie hatten nur zu fragen brauchen.»
Ellice fuhr mit der Zunge uber die Lippen, und seine Augen glitten uber die Karaffe.»Ich gehe nie mehr an Land, Sir. Aber vielen Dank. Anfanglich bin ich jedesmal wie ein liebeskrankes Madchen im Gras spazierengegangen und habe dann geweint, wenn die Kuste wieder hinter der Kimm versank. «Er sah, da? Bolitho zur Karaffe nickte, und go? sich schnell noch einen Drink ein.»Jetzt schaue ich kaum hoch, wenn das Schiff auslauft. «Er schuttelte den Kopf.»Au?erdem habe ich sowieso alles gesehen.»
Es klopfte. Ehe Bolitho >herein< rufen konnte, wurde die Tur aufgesto?en, und Leutnant Vibart stampfte in die Kajute. Er sah uberanstrengt und wutend aus und platzte sofort mit seiner Nachricht heraus.»Ich mu? melden, da? wir kaum noch Frischwasser haben, Sir.»
Bolitho musterte ihn einige Sekunden.»Was sagen Sie?»
Vibarts Blicke flogen durch die Kajute.»Ich habe den Kufer drau?en. Es durfte Zeit sparen, wenn er Ihnen selber Meldung erstattet.»
Bolitho ignorierte Vibarts ungebuhrliches Benehmen.»Holen Sie ihn herein. «Er war froh, da? er mit dem Rucken zum Heckfenster stand, so da? sein Gesicht im Schatten lag. Alles schien sich gegen ihn zu verschworen und ihn zu verhohnen. Eben hatte er die vorrangige Sorge offen mit Ellice diskutiert, da loderte sie auch schon wie ein Feuerbrand auf.
Mr. Trevenen, der Kufer der Phalarope, war ein zwergenhafter, fur seine extrem schwachen Augen bekannter Unteroffizier. Er hatte zu lange Jahre in zu vielen dunklen Laderaumen zugebracht. Jetzt war er halb blind wie ein Nachtgeschopf. Wahrend er unter Bolithos festem Blick unruhig blinzelnd von einem Fu? auf den anderen trat, wirkte er klein und wehrlos.
Bolitho unterdruckte das Mitleid, das er bei den seltenen Begegnungen mit dem Kufer stets empfand.»Nun, heraus damit, Mann! Was, zum Teufel, haben Sie entdeckt?»