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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Ein Schatten uber ihm, Hande unter seinen Achseln — andere Fauste ergriffen den bewu?tlosen Schweden und brachten ihn in Sicherheit.

Grinsend sah Veitch zu, wie Bolitho und Allday unzeremonios ubers Dollbord gehievt wurden.»Wie Sie sehen, habe ich gewartet, Sir.»

Bolitho sank zuruck und starrte in den Himmel.»Das war wirklich knapp.»

Allday wrang sein Hemd uber Bord aus.»Ich hatte die Lunte auf zehn Minuten geschnitten. Sonst…«Er schwieg.

Schwer und schmerzhaft atmend, wandte Bolitho sich um und sah ihn an. Er sah die Narben auf Alldays Rucken, wo die Peitsche des maurischen Reiters ihn getroffen hatte. Sie waren immer noch blutrot und wurden nie vollig verschwinden. Es kam ihm merkwurdig vor: Allday hatte den gro?ten Teil seines Lebens bei der Marine gedient und es doch die ganze Zeit vermeiden konnen, ausgepeitscht zu werden. Das war in der Marine schon eine beachtliche Leistung. Und jetzt, wegen seines Mutes und seiner unwandelbaren Treue, wurde er jene Narben bis an sein Lebensende tragen.

Spontan legte er ihm die Hand auf die Schulter.»Gut gemacht. Ihre Narben da — tut mir leid.»

Allday drehte sich auf der Ducht um und sah ihn an.»Mit Ihnen komme ich noch lange nicht mit, Sir«, grinste er, und seine Mudigkeit schien teilweise zu schwinden.»Ich schatze, Sie haben mehr Narben, als eine Katze Leben hat.»

Auch Bolitho lachelte. Dieser Augenblick gehorte nur ihnen beiden.»Aber keine ist ehrenvoller, mein Freund.»

Veitch hustelte diskret.»Wohin jetzt, Sir?»

Bolitho zog sich muhsam auf die Heckducht, sah zum schlaffen Segel hoch und dann zur Korvette hinuber. Dort feuerte jemand einen Schu? ab; ein Matrose in ihrem Kutter stand auf und schuttelte die Fauste hinuber.

Bolitho sagte gelassen:»Sachte, Jungs. Ich wei? ja, wie euch zumute ist. Aber diesmal haben sie nicht auf uns geschossen. Die Besatzung will die Boote sturmen.»

Langsam schien Veitch zu begreifen, was das hie?: ein paar hilflose Offiziere und die entsetzte, rebellische Mannschaft. Bolitho kannte das aus eigener Erfahrung. Hoffentlich hatte Veitch Gluck und wurde so etwas nie erleben.

«Sie sinkt.»

Die kleine Korvette begann zu kentern; stumm sahen sie zu, wie sich die Decks leerten. Wei?e Schaumfedern markierten die Stellen, wo Wrackteile, von der Explosion abgerissen, ins Meer fielen; an der hochstehenden Deckseite hatte sich ein Sechspfunder losgerissen, durchbrach auf der unteren Seite das Schanzkleid und ri? verzweifelt um sich schlagende Manner mit ins Meer.

Uber die blaue See heruber konnten sie schwach das Schreien horen und das triumphierende Rauschen des einstromenden Wassers. Fast gleichzeitig schlugen die Masten ins Meer, schmetterten zwischen die Schwimmenden und schnitten das eine Boot, dem das Absto?en gelungen war, in zwei Halften.

«Fur die konnen wir nichts mehr tun, Sir«, sagte Plowman heiser.

Bolitho schwieg. Der Steuermannsmaat hatte naturlich recht. Ihr Kutter ware sonst gesunken oder bestenfalls von den zahlenma?ig viel starkeren Franzosen erobert worden. Das zu wissen, war eins.

Doch daruber einfach zur Tagesordnung uberzugehen, war etwas anderes.

Er horte Midshipman Breen laut aufschluchzen; als er sich umschaute, sah er, da? der Junge auf einem Fa? hockte und Larssen, der schwedische Matrose, mit dem Kopf in seinem Scho? lag.

Plowman kletterte zu ihm hin.»Was ist?»

Der Junge sah starr nach achtern zu Bolitho hin und murmelte:»Er ist tot, Sir.»

«Armer Kerl«, sagte Allday und seufzte.»Werft ihn uber Bord, Jungs!»

Doch der Midshipman lie? den Schweden nicht los und starrte Bolitho immer noch an.»Aber… Sir… Konnten wir nicht — ein Gebet fur ihn sprechen?«Tranen stromten ihm uber das sommersprossige Gesicht; er war anscheinend der einzige an Bord, der von dem in geringer Entfernung sinkenden Schiff vollig unberuhrt blieb und nur an den Mann dachte, der soeben an seiner Seite gestorben war.

Langsam nickte Bolitho.»Tun Sie das, Mr. Breen. «Er wandte sich zu Veitch um und horte Breens Knabenstimme unsicher durch den Text eines Gebets stolpern, das er einmal gelernt hatte, wahrscheinlich von seiner Mutter. Neben ihm hockte ein Matrose, ein hartgesottener, vielbefahrener Stuckfuhrer; er hatte das Halstuch, das er als Sonnenschutz um den Kopf trug, abgenommen und wischte sich die Augen.

«Eine harte Lektion, Mr. Ve itch«, sagte Bolitho leise.

«Aye. «Der Leutnant beruhrte seinen Arm, aber so vorsichtig, als furchte er, Breen bei seinem Gebet zu storen.»Da geht sie hin!»

Die Korvette glitt unter die Wasserflache; einige Uberlebende schwammen bereits zielstrebig auf den Kutter zu.

Das Wasser spritzte auf, und Bolitho sah Larssens Gesicht, sehr bleich und verschwommen, zwischen den Wellen. Langsam trieb der Leichnam weg vom Boot.

«Achtung! Rudert an!»

«Verflucht und verdammt!«schrie ein Mann im Boot.»Da kommt noch eine!»

Aus dem Schatten der Kuste, aus dem Morgennebel heraus, tauchte ein kleines Rechteck heller Leinwand auf und stand unvermittelt im hellen Sonnenlicht. Ein paar Franzosen, die sich an Wrackstucken und gebrochenen Spieren festklammerten, schrien hurra; doch im Kutter herrschte Totenstille.

Bolitho ri? das Kutterteleskop aus der Halterung und richtete es auf das Schiff. Vielleicht stoppte es und nahm die Uberlebenden an Bord? Vielleicht kam auch noch rechtzeitig eine Brise auf, die ihnen das Leben rettete.

Plotzlich wurde sein Mund trocken. Dann sagte er:»Beruhigt euch, Jungs. Das ist die Harebell.»

Druben sammelte Inch das bi?chen Wind, das noch da war, sorgfaltig unter seinen Rockscho?en und brachte die Schaluppe stetig heran; und auch die Boote lie? er bereits klarmachen zum Aussetzen.

Die Korvette war jetzt praktisch gesunken; nur Heck und Trikolore waren noch sichtbar.

Jetzt drehte die Harebell in den Wind, die Boote lagen schon langsseit, und sie naherte sich langsam dem ersten Pulk Schwimmer. Eine Jolle hielt rasch auf den Kutter zu; ein junger Leutnant erhob sich im Heck, um sie anzurufen, das Gesicht rot vor Wut.

«Sie sind ein verdammter Feigling, M'sieur! Haben noch ein Boot und lassen Ihre Leute absaufen!»

Die Jolle kam naher; Allday, kaum fahig, sein breites Grinsen zu verbergen, rief durch die hohlen Hande:»So begru?en Sie Ihren Kommodore? Achtung, da im Boot!»

Eifrige Hande streckten sich aus, um die Boote aneinanderzuzie-hen, und Bolitho kletterte hinuber zu dem jetzt aus Verlegenheit errotenden Leutnant.»Vor ein paar Minuten hatte ich sogar noch ein ganzes Schiff, Mr. McLean«, sagte er ruhig und klopfte ihm auf den Arm.»Aber ich kann mir denken, wie das fur Sie ausgesehen hat!»

Als sie langsseit der Schaluppe waren, sah Bolitho, was sein plotzliches Erscheinen fur Aufregung verursacht hatte. Der ganz verwirrte Leutnant McLean hatte ihm bereits erklart, da? die Hare-bell mit Depeschen fur den Admiral nach Gibraltar unterwegs sei. Commander Inch hatte anscheinend auf eigene Faust einen Umweg gemacht — es hatte ja sein konnen, da? er die Segura sichtete — , auch wenn das nur eine schone Geste war und man die Hoffnung langst aufgegeben hatte.

Bolitho schwang sich uber das Schanzkleid und wurde von dem strahlenden Inch begru?t, dessen Stimme aber im Chor der jubelnden Matrosen vollig unterging. Er druckte Bolithos Hand; sein Pferdegesicht glanzte vor Freude und Erleichterung, und alle drangten sich heran, um ihrem wiedergefundenen Kommodore auf die Schulter zu klopfen.

Aber Veitch mischte sich ein:»Erst ist der Kommodore beinahe am Fieber gestorben — und jetzt hab ich Angst, er wird mir totgeschlagen!»

Zappelnd vor Aufregung ging Inch mit Bolitho nach achtern. Uberrascht sah dieser, da? sich eine Frau in der kleinen Kajute befand, die offensichtlich ebenso uberwaltigt war wie Inch.

«Das ist Mrs. Boswell, Sir«, sagte Inch.»Unterwegs nach England. Ich soll sie bis Gibraltar mitnehmen.»

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