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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Godschale nickte, schlie?lich hatte er diesen Tag mit gro?er Sorgfalt geplant. Es kam eben auf die richtige Mischung an von Leuten, die gesellschaftlich etwas darstellten: Politiker ebenso wie Offiziere des Heeres und der Marine. Selbst der Premierminister hatte sein Kommen zugesagt.

Godschale sah seine Frau in vertrautem Gesprach mit zwei Freundinnen. Es fiel ihm schwer, in ihr noch das junge Madchen zu sehen, das er als flotter Fregattenkapitan geheiratet hatte. Sie sah jetzt uninteressant aus, sogar langweilig. Wohlgefallig betrachtete er jedoch die Damen in ihrer Nahe. Ihnen kam der hei?e Tag nur recht: nackte Schultern, tief ausgeschnittene Kleider — all das ware noch vor zwei Jahren in London unvorstellbar gewesen.

Inskip bemerkte Godschales hungrige Blicke und fragte ablenkend:»Ist es wahr, da? Sie Sir Richard Bolitho zuruckgerufen haben? Das hatten Sie uns sagen mussen!»

Godschale uberhorte die Kritik.»Es war notwendig. Ich schickte die Tybalt nach ihm. Bolitho kam vor zwei Tagen in der Nore an.»

Inskip blieb unbeeindruckt.»Ich wei? nicht, was das nutzen soll.»

Godschale loste seinen Blick von einer jungen Dame, die mit nacktem Busen dagestanden hatte, ware das Dekollete ihres Kleides nur einen Finger breit tiefer gewesen. Er sprach jetzt flusternd.»Sie kennen die letzten Neuigkeiten? Napoleon hat einen Vertrag mit Ru?land geschlossen und jetzt die verdammte Frechheit, Schweden und Danemark zu befehlen — ich sagte: befehlen — , ihre Hafen vor uns zu schlie?en. Zusatzlich verlangt Frankreich, da? ihm beide Flotten unterstellt werden. Das waren an die zweihundert Schiffe, verdammt! Warum hat das niemand vorhergesehen? Ihre Leute sollten doch in Danemark Augen und Ohren offenhalten!«Inskip zuckte mit den Schultern.»Zaubern konnen wir nicht. Aber ich mochte wissen, was wir als nachstes tun. «Godschale zupfte an seinem Halstuch, als ersticke er.»Tun? Das ist doch wohl klar!»

Inskip erinnerte sich plotzlich an Bolithos Verbitterung und Harte auf der Truculent, als die drei franzosischen Schiffe aufgetaucht waren.»Darum also ist Bolitho hier!«sagte er.

Godschale antwortete ihm nicht direkt.»Admiral Gambier stellt gerade eine Kriegsflotte zusammen, dazu so viele Transportschiffe, wie wir brauchen, um eine Armee nach Danemark zu befordern.»

«Also eine Invasion! Aber die Danen werden nie kapitulieren. Ich denke, wir sollten noch abwarten.»

«Wirklich?«Wutend sah Godschale ihn an.»Glauben Sie, Ihre empfindlichen Danen liegen mir mehr am Herzen als das Uberleben Englands? Und nur daruber reden wir, verdammt noch mal!«Er ri? ein Glas vom Tablett eines Dieners und leerte es in zwei Zugen.

Das Orchester spielte jetzt eine muntere Gigue, aber kaum einer der Gaste hatte Lust, die Terrasse zu verlassen und zu tanzen. Und Godschale ahnte, warum. Am Morgen hatte er Bolitho in der Admiralitat von dem Empfang erzahlt, und dieser hatte keinen Zweifel daran gelassen, unter welcher Bedingung er kommen wurde.

«Es werden viele Damen da sein. Ich nehme an, Sie befehlen mich dorthin, ohne meine einzuladen?»

Plotzlich knurrte Godschale laut:»Der Mensch stellte sich hin und sagte mir, er kame nur in Begleitung seiner Lady!»

«Uberrascht Sie das?«Inskip lachelte, als er merkte, wie unwohl sich Godschale fuhlte. Denn man erzahlte sich, der Lord unterhalte in London gleich zwei Geliebte.»Ich wei?, was Lady Somervell fur Bolitho getan hat.»

Godschale sah, da? sein Sekretar ihm zuwinkte, und rief laut:»Seine Exzellenz, der Premierminister!»

Der Herzog von Portland, ein Tory, schuttelte Hande und sah sich wohlgefallig um.»Nettes Aufgebot, Godschale. Immer dieses Gerede vom Untergang der Aristokratie — blanker Unsinn, sage ich!»

Inskip mu?te an Bolithos Manner denken, die er im Gefecht hatte sterben sehen. Die Leute hier sahen dagegen aus wie Puppen im Theater.

Der Premierminister begru?te einen ernst blickenden Herrn in perlgrauem Anzug.»Sir Paul Sillitoe. «Der Angesprochene lachelte fluchtig.»Mein geschatzter Ratgeber in dieser unvorhergesehenen Krise. «Inskip warf ein:»Nicht ganz unvorhergesehen.»

Godschale unterbrach ihn:»Ich habe alles unter Kontrolle. Wir haben ein neues Geschwader in der Nordsee stehen. Es hat eine einzige Aufgabe: zu beobachten, ob die Franzosen Skandinavien angreifen.»

Sillitoes Augen leuchteten auf.»Unter Sir Richard Bolitho, ja. Ihn wurde ich gern kennenlernen.»

«Ich nicht!«Der Premierminister betupfte sich den Mund.

Sillitoe sah ihn unbewegt an. Seine Augen lagen jetzt im Schatten, sein Gesicht verriet nichts.»Ich furchte, dann werden Sie kaum langer im Amt bleiben als Ihr Vorganger. «Gelassen bemerkte er die aufflackernde Wut seines Vorgesetzten.»Der franzosische Admiral Villeneuve sagte nach seiner Gefangennahme, bei Trafalgar sei jeder englische Kommandant ein Nelson gewesen. Ich bin zwar kein Seemann, aber ich wei?, wie Matrosen leben — kaum besser als in einem Gefangnis. Manner wie Nelson haben sie trotzdem begeistert, und fur sie vollbringen sie Wunder. «Er schaute sich um.»Bolitho ist kein Nelson, aber der beste, den wir haben. Vergessen konnen Sie das, aber nur auf eigene Gefahr.»

Unter den Gasten kam Unruhe auf, und Godschale folgte ihren Blicken. Da entdeckte er Bolitho. Die Strahne uber seiner Stirnnarbe hatte ein paar wei?e Faden mehr. Und neben ihm, eine Hand auf seinem Arm, stand eine strahlend schone Lady Catherine. Sie hatte die Trauerkleidung abgelegt. Ihr hochgekammtes Haar glanzte in der Sonne. Sie trug ein grunes Kleid, dessen Seide mit jedem Schritt changierte. An ihrem Handgelenk hing ein kleiner Facher.

Sie sah weder nach rechts noch nach links. Godschale spurte schon von weitem ihre Kraft und merkte, da? sie sich nichts aus dem machte, was uber sie und den hochgewachsenen Marineoffizier an ihrer Seite geflustert wurde.

Godschale ergriff ihre Hand.»Mylady. In der Tat, so eine Uberraschung!»

Sie erkannte den Premierminister und verbeugte sich leicht.»Machen Sie uns bekannt?»

Der Premierminister wollte sich umdrehen, doch Bolitho sagte ruhig:»Der Herzog von Portland — Lady Catherine Somervell. «Er verbeugte sich.»Welche Ehre!»

Sir Paul Sillitoe stellte sich selbst gelassen vor, dann nahm er Catherines Hand und hielt sie einen Augenblick fest.»Sie beflugeln ihn, Mylady. «Leicht beruhrte er ihre Hand mit seinen Lippen.»Und vielleicht beflugeln Sie England durch ihn.»

Ihr Mund verzog sich in einem ironischen Lacheln, als sie ihre Hand zurucknahm. Eine Ader an ihrem Hals klopfte heftig. Aufmerksam forschte sie in Sillitoes Gesicht, und als sie keinen Spott darin entdeckte, antwortete sie:»Sie sind sehr gutig, Sir.»

Sillitoe hatte alle Menschen um sich herum vergessen, selbst Bolitho. Er sagte leise:»Die Wolken sammeln sich wieder, Lady Catherine. Ich furchte, Sir Richard wird bald so dringend gebraucht wie nie zuvor.»

«Mu? denn immer er es sein?«fragte sie zuruck.»Ich wei? von Collingwood und Duncan — und bestimmt gibt es noch mehr tuchtige Admirale!»

Godschale wollte unterbrechen, doch Sillitoe blieb unbeirrt:»Sie alle sind gute Fuhrer und haben das Vertrauen der Flotte. «Dann sah er Bolitho an.»Aber Bolitho hier hat ihre Herzen!»

Godschale rausperte sich, er fuhlte sich nicht wohl bei dieser Unterhaltung. Man sah von uberall zu ihnen heruber, selbst das Orchester war verstummt. Laut sagte er:»Das ist eben eines Seemanns Los. Es verlangt viel von uns allen, Lady Catherine.»

Sie spurte seine Blicke auf ihrem Busen.»Aber von einigen mehr als von anderen!»

Godschale wandte sich an einen Lakai, um seinen Arger zu verbergen:»Sag dem Orchester, wir brauchen Musik!«Er lachelte dem Premierminister entschlossen zu.»Konnen wir jetzt mit der Beratung anfangen, Euer Ehren?»

Portland nickte Sillitoe zu.»Sie nehmen das fur mich wahr. Morgen reden wir dann daruber, Godschale. Es gibt soviel zu tun!»

Wieder wollte er gehen, doch Bolitho wandte sich noch einmal an ihn:»Ich sehe Sie also nicht mehr vor meiner Abreise? Eigentlich wollte ich Ihnen noch einige wichtige Gedanken vortragen.»

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