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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги без txt) 📗

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Hoch oben erschienen bleich die ersten Sterne, und das Schilf ringsum rauschte leise in der plotzlichen Abendbrise. Einige Augenblicke wirkte sie nach der Hitze und dem Schmutz des Tages beinahe erfrischend, doch dieser Eindruck verging schnell.

Bolitho sa? zuruckgelehnt und beobachtete die Sterne. Er versuchte, nicht an die Stunden und Tage zu denken, die vor ihnen lagen. Im Bug stohnte ein Mann im Schlaf auf; und ein anderer flusterte leidenschaftlich einen Frauennamen, um gleich darauf wieder zu verstummen.

Bolitho zog die Knie ans Kinn, die getrocknete Schlammkruste zerkratzte ihm die Haut. Er blickte auf den schlaff vor ihm liegenden Pascoe hinunter. Ob auch er traumte? Von seinem Vater, den er nie gesehen hatte? Von einer Erinnerung, die fur ihn verha?t und beschamend geworden war?

Er legte die Stirn auf die verschrankten Arme und war auf der Stelle eingeschlafen.

XI Angriff im Morgengrauen

Wahrend des ganzen nachsten Tages ging der alptraumartige Marsch durch den Sumpf weiter, und standig wurden ihre Qualen durch die unbarmherzige Sonne noch gesteigert. Ob sie die Boote stakten oder watend durch den zahen Schlamm zogen, war allen schon gleichgultig. Sie hatten jedes Zeitgefuhl verloren und zahlten auch nicht mehr, wie oft sie die Boote verlie?en und wieder an Bord kletterten. Ihre Korper und zerrissene Kleidung waren dick von Schmutz bedeckt, ihre Gesichter aufgequollen vor Erschopfung.

Jetzt hatten sie im Sumpf eine offene Strecke erreicht, an der keine erkennbare Stromung die Oberflache krauselte. Sie war von einer dicken grunen Algenschicht bedeckt, Binsen und Schilf standen in vereinzelten Gruppen wie Geschopfe von einem anderen Planeten.

Am spaten Nachmittag, als sie die Boote uber eine halb versunkene Insel aus weichem Sand schleppen mu?ten, lie? einer der Manner die Leine fahren und sturzte um sich schlagend und schreiend nieder. Da er vollig von Schlamm und Algen bedeckt war, konnte man zunachst nicht erkennen, was geschehen war. Ein Teil der Leute drangte sich unsicher und erschreckt um das Boot, wahrend Bolitho und Allday den keuchenden Mann hineinhievten. Mit einem in Frischwasser getauchten Lappen sauberte Bolitho eine Stelle tief unten am Bein des Verletzten und legte eine kleine blutende Wunde frei. Er mu?te auf eine Schlange getreten sein, der Bi? war klar zu erkennen. Allday blieb bei dem Verletzten an Bord, wahrend Bolitho die anderen wieder an die Schleppleinen befahl. Er wu?te, da? es gegen das Schlangengift keine Hilfe gab; die Leute danebenstehen und zusehen zu lassen, wie ihr Kamerad elend starb, konnte nur schaden.

Wahrend sie sich weiter durch den Sumpf kampften, wurden sie von den grauenvollen Todesschreien des Mannes verfolgt; als Bo-litho sich einmal umsah, bemerkte er, da? die Matrosen ihn aus rotgeranderten Augen in schmutzbedeckten, unrasierten Gesichtern beobachteten und mehr Ha? auf ihn als Mitgefuhl mit ihrem Kameraden verrieten.

Barmherzigerweise brauchte das Gift nur eine Stunde, um sein

Werk zu vollenden; der leblose Korper wurde einfach uber Bord gesto?en, eine grimmige Warnung fur jene Boote, die dicht hinter ihnen folgten.

Die meisten konnten ihre Rationen aus Rindfleisch und hartem Schiffszwieback nicht mehr zu sich nehmen und begnugten sich mit der karglichen Zuteilung an Trinkwasser. Bolitho hatte sie wahrend einer kurzen Rast beobachtet. Die hastigen Bewegungen und die truben Augen in den erschopften Gesichtern waren ihm nicht entgangen, ebensowenig die Art, wie sie uber jeden Schopfbecher Wasser wachten, mit einem Ausdruck, der eher tierisch als menschlich war.

Doch trotz allem waren sie weitergekommen. Bolitho wu?te, da? aus ihrer fugsamen Geduld Ha? auf ihn geworden war, da? es nur eines geringfugigen Anlasses bedurfte, um aus dem Unternehmen eine blutige Meuterei zu machen.

Wahrend der Nacht lie? er alle Leute schlafen und wechselte sich beim Wachen mit Allday und Shambler ab. Doch im zweiten Boot war die Wachsamkeit ungenugend. Vielleicht hatte Leutnant Lang auch seine Fahigkeiten uberschatzt, die Leute unter Kontrolle zu halten.

Als Bolitho aus schwerem Schlaf erwachte, spurte er, da? Allday ihn an der Schulter ruttelte und ihm eine Pistole in die Hand druk-ken wollte.

«Was ist los?«Eine Sekunde glaubte er, er hatte verschlafen, doch als er uber das Dollbord spahte, sah er, da? im Osten nur eine Andeutung von Helligkeit wahrzunehmen war und die Manner im Boot noch in ihrer verkrampften Haltung schliefen.

«Mr. Lang hat gemeldet, da? sein Wasservorrat geplundert worden ist, Captain. Das kann bose Folgen bei seinen Leuten haben, wenn sie aufwachen.»

Bolitho erhob sich taumelnd.»Behalten Sie die Pistole. «Er kletterte aus dem Boot und spurte, wie das schlammige Wasser seine Beine kuhl umfing, als seine Fu?e bei jedem Schritt auf das andere Boot zu einsanken. Lang erwartete ihn verstort.

«Wie schlimm ist e s?»

Lang hob ratlos die Schultern.»Kaum ein Tropfen ubrig. Fur den Rest des Vormarsches und den Ruckweg ist gerade noch ein Kanister vorhanden.»

Von einem der anderen Boote hallte eine Stimme uber den Sumpf:»Es wird Zeit zum Wecken, Sir!»

Bolitho hievte sich ins Boot.»Gehen Sie sofort zu Mr. Quince und warnen Sie ihn. Dann informieren Sie auch Mr. Carlyon. «Er packte den Leutnant am Handgelenk.»Und keine Pistolen, verstanden?»

Als die Manner in dem zweiten Kutter sich aus ihrem schweren Schlaf aufrichteten, starrten sie benommen Bolitho und dann einander an, als sie ihn sagen horten:»Wahrend der Nacht hat sich einer uber den Wasserkanister hergemacht. Zuerst hat er sich grundlich sattgetrunken und dann in seiner Gier den Rest auslaufen lassen. «Er deutete auf die schimmernde Pfutze im getrockneten Schlamm zu ihren Fu?en. Nachdrucklich fugte er hinzu:»Ich nehme an, ihr wi?t alle, was das bedeutet.»

Im Bug schrie eine Stimme:»Das mu? Mr. Lang selbst gewesen sein. Der hat die letzte Wache gehabt!«Ein Knurren war die Antwort, als er bosartig hetzte:»Die Offiziere sorgen doch immer nur fur sich!»

Bolitho stand vollig ruhig im Heck, die Hande in die Huften gestutzt. Eine plotzliche verzweifelte Wut packte ihn, weil er allein und unbewaffnet war. Doch noch starker war er sich der Scham bewu?t, die ihn uberkam, als ob wirklich er dafur verantwortlich ware.

Mit fester Stimme sagte er:»Das ist falsch. Aber ich bin nicht gekommen, um mit euch zu streiten oder um euer Verstandnis zu bitten. Ihr habt euch bisher gut gehalten, besser als erwartet. Ihr habt bereits erreicht, was manche fur unmoglich gehalten haben, und wenn es sein mu?, werdet ihr noch Besseres leisten, selbst wenn uberhaupt kein Wasser mehr da ist und ich euch mit blo?en Handen vorantreiben mu?te.»

Ein tastender Sonnenstrahl fiel spielerisch auf die gestapelten Waffen, und Bolitho bemerkte, da? mehr als einer einen Blick darauf warf.

Scharf sagte er:»Wenn ihr glaubt, ihr konnt euren Durst stillen, indem ihr mich totet, dann nur zu! Andernfalls will ich jetzt die Anker lichten und weitermachen.»

Die Stimme schrie gellend:»Hort nicht auf ihn, Jungs! Er versucht nur, seinen Leutnant zu decken!»

Bolitho stieg von der Ducht und schritt langsam auf die ihm am nachsten sitzenden Matrosen zu. Er konnte sehen, da? die anderen ihn uber den Sumpf stumm beobachteten. Allday stand mit einem Fu? auf dem Dollbord, um seinem Kapitan zu helfen. Er wurde zu spat kommen. Noch ehe er das andere Boot erreichte, konnte einer ein Entermesser packen und Bolitho niedermachen.

Bolitho sagte ruhig:»Ich habe schon feststellen mussen, je lauter einer schreit, desto gro?er ist seine Schuld. «Er blieb vor einer Ducht stehen. Sechs Leute waren jetzt hinter seinem Rucken, als er auf einen kraftigen, untersetzten Matrosen hinunterstarrte.

«Gestern mu?te ich Frischwasser verwenden, um die Wunde eines Verletzten zu saubern. Um festzustellen, wo die Schlange ihn gebissen hatte.»

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