Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗
«Genau das wird auch Le Chaumareys denken. «Er lachelte und sah dabei plotzlich ganz jung aus.»Ich hoffe es jedenfalls.»
Herrick tastete nach seinem Hut und war froh, da? er etwas zu tun hatte, das die Spannung uberbruckte, die Bolithos Ausfuhrungen bewirkt hatten.»Werden wir Bellairs und seine Seesoldaten an Land lassen?«fragte er.
«Zur Halfte. Es gibt eine Menge zu tun. Uberall liegen unbestattete Leichen; die ganze Gegend ist ein Seuchenherd. Die Verteidigungsanlagen sind stark, aber sie brauchen gute Wachen und Patrouillen. Auch die Rosalind wird hierbleiben, unter dem Schutz der Festungsartillerie — viel taugt sie allerdings nicht. Ich glaube, der Kapitan wurde am liebsten so schnell wie moglich absegeln, aber mit Conway wird er so leicht nicht fertig.»
Herrick ging zur Tur.»Das habe ich mir aber ganz anders vorgestellt, Sir.»
«Ich auch. Doch ob es uns nun pa?t oder nicht, wir mussen unsere Pflicht tun. Wenn wir mit Muljadi und seiner Drohung fertig werden wollen, dann mu? er als gemeiner Seerauber behandelt werden. «Er wischte mit der Hand uber die Tischplatte.»Ganz egal, ob er die Argus als Verbundeten hat oder nicht!»
Herrick eilte hinaus, seine Gedanken ubersturzten sich. In der Offiziersmesse stie? er auf Mudge, der duster auf einen Teller Salzfleisch starrte.»Segeln wir wieder los, Mr. Herrick?»
Der mu?te lacheln. In einem kleinen Schiff wurden aus Geruchten sehr rasch Tatsachen.»Ja, Mr. Mudge. Die Argus treibt sich hier herum. Als Kaperschiff, nicht offen im Namen Frankreichs.»
Unbeeindruckt gahnte Mudge.»Nichts Neues. Wir haben fruher dasselbe fur die East India Company gemacht. Wenn so ein Rajah nicht recht wei?, wie er sich verhalten soll, dann sind ein paar schu?bereite Rohre ein ganz gutes Argument, mit dem man ein bi?chen nachhelfen kann.»
Seufzend blickte Herrick ihn an.»Also werden die Froschfresser einen bewaffneten Aufstand unterstutzen, wir dagegen werden den Schutz der Handelswege ubernehmen. Aber was ist mit den Menschen, die dazwischengeraten, Mr. Mudge?»
Mit Widerwillen stie? der Steuermann seinen Teller weg.»Die sind noch nie gefragt worden. «Weiter sagte er nichts.
XI Kriegsgluck
Bolitho beobachtete aufmerksam den im Topp wehenden Wimpel und schritt dann nach achtern zum Kompa?. Nordwest zu West. Es war Nachmittag, und trotz des unbewolkten Himmels reichte die Brise aus, um die Hitze etwas ertraglicher zu machen. Die Undine hatte tags zuvor noch bis fast zur Dammerung in der Pendang Bay vor Anker gelegen, weil es bei den Kustenstromungen und dem stetigen Sudost zu gefahrlich gewesen ware, nachts zu segeln. Aber im letzten Moment hatte der Wind stark gekrimpt, und die Undine hatte, den schlanken Rumpf unter dem Segeldruck neigend, die Bay und den Stutzpunkt mit all seinen grimmen Erinnerungen in einem purpurnen Schatten hinter sich gelassen.
Aber wenn der Wind auch aufgefrischt hatte, so mu?te die Undine doch fast gegen ihn ansegeln, alle Rahen vierkantgebra?t, damit jedes Segel richtig zog und das Schiff moglichst weit von Land freikam. Falls der Wind unvermittelt umsprang, solange sie noch so dicht unter dieser unsicheren Kuste waren, konnten sie leicht auf Legerwall und damit in ernste Schwierigkeiten geraten.
«Wie lange behalten wir den Kurs bei, Sir?«fragte Herrick.
Bolitho antwortete nicht gleich. Er beobachtete aufmerksam die winzigen, dreieckigen Segel ihres eigenen Kutters, der vorsichtig zwischen ein paar felsigen Inselchen kreuzte. Dann wandte er den Blick zum Gro?topp, wo Midshipman Keen sa?, das eine nackte Bein herabbaumeln lie? und das Teleskop auf das ferne Boot gerichtet hielt. Davy befehligte den Kutter und wurde sofort signalisieren, wenn er etwas Verdachtiges sichtete. Es hatte keinen Sinn, mit dem Schiff zu nahe heranzugehen, wenn die Sicht gut blieb.
Schlie?lich sagte Bolitho:»Wir haben das sudwestliche Kap gerundet, soweit ich das berechnen kann. Da ist alles Marsch und Sumpf, wie Mr. Mudge und Fowlar schon sagten. Wenn Hauptmann Vegas' Informationen stimmen, mussen Muljadis Schiffe in nachster Nahe sein. «Er drehte das Gesicht in den Wind, der ihm den Schwei? auf Stirn und Hals trocknete.»Die Benua-Inseln liegen etwa hundert Meilen westlich. Das ist ein schones Stuck offenes Wasser, wenn wir das Gluck haben sollten, diese Piraten zu stellen.»
Herrick sah ihn skeptisch an; aber der offenbare Optimismus seines Kommandanten machte auch ihn zuversichtlich.»Was wissen wir eigentlich von Muljadi, Sir?«fragte er.
Bolitho schritt das krangende Deck hinan zur Luvreling und zog sich das an den Rippen klebende Hemd ein Stuckchen aus dem Hosenbund.»Wenig oder nichts. Er stammt aus Nordafrika — aus Marokko oder von der Barbareskenkuste, hei?t es. Die Spanier schnappten ihn, und er kam als Sklave auf eine ihrer Galeeren. Er konnte fliehen, wurde aber wieder gefa?t.»
Herrick stie? einen leisen Pfiff aus.»Da wird er bei den Dons einiges mitgemacht haben.»
Bolitho mu?te plotzlich an den altlichen Oberst Pastor und seine unerfullbare Mission denken.»Sie schnitten ihm eine Hand und ein Ohr ab und setzten ihn an irgendeiner wusten Kuste aus.»
Herrick schuttelte den Kopf.»Und doch gelangte er irgendwie bis nach Indien und kann jetzt seinen ehemaligen Herren Angst einjagen.»
«Und jedem anderen«, erganzte Bolitho unbewegt,»der sich zwischen ihn und sein Ziel stellt — was das auch sein mag.»
Da fuhren sie beide herum und blickten nach oben, denn Keen schrie:»An Deck! Der Kutter hat signalisiert, Sir! Mr. Davy segelt nach Norden.»
Bolitho griff nach einem Fernglas.»Naturlich. Das hatte ich wissen mussen. «Er richtete das Glas erst auf den Kutter und dann jenseits von diesem auf das sanft abfallende Vorgebirge. Winzige Inseln, zerbrockelnde Klippen und Felsen, und uberall das ungebrochene Grun des Urwalds. Jedes kleine Fahrzeug konnte sich da hindurchwinden, genauso wie Davys Kutter es eben tat.
Herrick hieb eine Faust in die andere Handflache.»Wir haben sie, bei Gott!»
Knapp befahl Bolitho:»Wir bleiben zunachst auf diesem Kurs. Hei?en Sie das Ruckkehrsignal fur Mr. Davy, und lassen Sie auf Gefechtsstationen trommeln. «Er lachelte, vielleicht blo?, um die Spannung etwas zu lockern.»Vielleicht schaffen Sie es diesmal in zehn Minuten?»
Herrick wartete, bis Keen an einer Pardune heruntergerutscht kam und wieder bei seinen Signalgasten stand. Dann rief er:»Alle Mann an Deck! Klar Schiff zum Gefecht!»
Ein einsamer Trommeljunge tat sein Bestes und lie? die Schlegel im Doppeltakt zum Signal wirbeln, und schon kamen die Manner aus den Niedergangen an Deck gerannt und sturzten sich an die Gratings.
«Damit konnten wir sie verjagen, Sir«, warf Mudge ein, der beim Ruderganger stand. Seine Kiefer malmten auf einem Stuck Fleisch oder auf einem Priem.
«Ich glaube kaum«, erwiderte Bolitho und beobachtete kritisch die Matrosen, die mit nacktem Oberkorper an die Geschutze rannten, die Persennings abwarfen und nach ihrem Gerat griffen. Die kleine Restabteilung Seesoldaten unter Fuhrung eines Korporals marschierte uber das Achterdeck; und ein paar andere enterten in den Vormast auf, wo ein Drehgeschutz montiert war.
Der Kutter hatte inzwischen gewendet. Die Segel waren niedergeholt, das Boot arbeitete sich nur mit der Kraft seiner Riemen durch die landeinwarts laufende Dunung.
«Die hatten es bestimmt nicht oft mit einer Fregatte zu tun«, fuhr Bolitho, zu Mudge gewandt, fort.»Ihr Anfuhrer wird versuchen, das offene Meer zu erreichen und an uns vorbeizukommen, ehe er es riskiert, da? wir ihn blockieren oder eine Abteilung Seesoldaten in seinem Rucken landen. «Er fa?te Mudge beim Arm.»Der Kerl wird schon nicht wissen, wie wenig wir von solchen Dingen verstehen — eh?»
Mudge verzog unwillig den Mund.»Ich kann nur hoffen, da? dieses Aas von Muljadi selbst der Anfuhrer ist. Der braucht eine Lektion, und das bald!»