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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗

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Bolitho zuckte zusammen: ein Kanonenschu? krachte, aus der Bordwand der Brigantine scho? eine lange, gelbrote Flamme wie eine giftige Zunge. Die Kugel zischte uber das Heck des Bootes hinweg und grub sich in den Sand.

«Ruhe!«rief Bolitho.»Und Schlag halten!«Denn unsauberes Rudern hatte zuviel Gischt aufgeworfen, dann mu?te das Boot ein besseres Ziel bieten.

«Einer ist eben gestorben«, flusterte Keen heiser.»Hodges,

Sir.»

«Werft ihn ins Wasser! Aber die Trimmung ausgleichen, das Boot mu? ruhig liegen!«Armer Hodges, er wurde nie mehr uber die Marschen von Norfolk streifen, nie wieder den Anhauch der Nordsee auf seinem Gesicht spuren oder einem Flug Enten nachschauen. Argerlich schuttelte sich Bolitho — was war mit ihm los? Der Leichnam glitt uber den Bootsrand, und der Ruderer, der dazu Platz gemacht hatte, rutschte wieder an die Ducht.

«Sie haben das Feuer eingestellt«, bemerkte Soames.»Lecken sich wahrscheinlich ihre Wunden, genau wie wir.»

Wieder fuhlte Bolitho Bitterkeit in sich aufsteigen. Der Sklavenfanger hatte eine Anzahl Manner verloren, gewi?. Aber er hatte immer noch genugend Neger an Bord, so da? sich seine Reise auch ohne die an der Lagerstelle lohnte. Wahrend er, Bolitho… Er versuchte, nicht an ihren Mi?erfolg zu denken. Seine Manner waren vermutlich deswegen zuruckgewichen, weil sie das Vertrauen zu ihm verloren hatten. Und wer die Nervion angegriffen hatte, blieb immer noch ein Ratsel. Die

Besatzung eines Sklavenschiffes bestand gewohnlich aus dem Abschaum vieler Hafen und Lander. Vielleicht hatte Davy tatsachlich recht gehabt, und er hatte die Brigantine uberhaupt in Ruhe lassen sollen. Der Kopf tat ihm genauso weh wie die Prellung an seinem Oberschenkel. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

Fowlar sagte:»Mr. Mudge hat es mir erklart, Sir. Morgen mu? die Undine sich weit vom Land klarhalten, wegen der Sandbanke hier herum. Der Sklavenkapitan kennt wahrscheinlich eine bessere Durchfahrt, aber… «Er sprach nicht zu Ende.

«Ja. «Bolitho sah ein paar uberhangende Baume sich wie eine halbzerstorte Brucke ubers Wasser recken.»Wir machen hier fest. Lassen Sie die Manner rasten und verteilen Sie, was noch an Wasser und Verpflegung vorhanden ist.»

Niemand antwortete. Manche schienen im Sitzen zu schlafen und blieben unbeweglich hocken, wie Bundel alter Lumpen.

Bolitho versuchte, nicht an die Brigantine zu denken. Hatte er sie nicht angegriffen, so wu?te ihr Kapitan gar nicht, da? die Undine in der Nahe lag. Offenbar hatte man die Fregatte nicht gesichtet und wu?te auch nicht, wer der Angreifer gewesen war. Es war schlie?lich nichts Ungewohnliches, da? ein Sklavenhandler dem anderen die Beute abzujagen versuchte. Aber wegen seiner, Bolithos, Dickkopfigkeit wurde der Sklavenkapitan jetzt die Undine erkennen, sobald er die freie See gewann. Die Undine durfte sich nicht zu nahe heranwagen, und eine lange Verfolgungsjagd hatte auch keinen Zweck. Somit wu?te der Kapitan, falls er an der Verzogerung von Puigservers Mission beteiligt war, jetzt zumindest, da? die Undine unterwegs war.

Bolitho pre?te die Finger um den Degengriff, bis der Schmerz ihn zur Besinnung brachte. Ware Rojart nicht gewesen, hatte es geklappt. Wie viele Schlachten waren schon verlorengegangen, blo? weil ein einzelner einen dummen Fehler beging? Armer Rojart… Das Schiff, das seine Nervion zugrunde gerichtet hatte, war das letzte gewesen, was er auf Erden gesehen hatte. Dann hatten sie ihn genauso brutal umgebracht.

«Eine kleine Bucht an Backbord, Captain! Sieht ziemlich sicher aus. «Allday starrte auf Bolithos gebeugte Schultern. Er empfand die Verzweiflung seines Kapitans wie seine eigene.

«Steuern Sie sie an, Allday!«befahl Bolitho. Er schob seine Gedanken mit fast physischer Anstrengung beiseite.»Drei

Wachen zu je zwei Stunden. «Er setzte nochmals an.»Posten aufstellen und scharf aufpassen!»

Ein Mann sprang uber das Dollbord und watete durch das flache Wasser, den Festmacher wie ein Zuggeschirr uber der muden Schulter. Das Boot stie? auf harten Sand. Durch die Stromung und die plotzlich Gewichtsverlagerung beim Hinausklettern der Manner neigte es sich wie trunken zur Seite.

Bolitho horte Soames die erste Wache einteilen. Ob der wohl Bedenken gehabt hatte, wenn er das Enterkommando befehligt hatte? Vermutlich nicht. Soames hatte getan, was er fur richtig hielt, ungeachtet der hilflosen Sklaven, und hatte die Brigantine versenkt oder Feuer an das Pulvermagazin gelegt. Bei diesem Klima ware die Brigantine innerhalb weniger Minuten ausgebrannt, die Sklavenfanger waren hilflos gewesen und hatten spater leicht uberwaltigt werden konnen. Dagegen hatte er, Bolitho, uberhaupt nichts erreicht und obendrein fast ein Drittel seiner Mannschaft verloren, weil er die Sklaven nicht hatte opfern wollen.

Allday kam mit einer Wasserflasche.»Hab das Boot gesichert, Captain. «Er gahnte gewaltig.»Ich hoffe blo?, wir mussen nicht zu weit landeinwarts. «Und nach einer kleinen Pause:»Lassen Sie sich nicht unterkriegen, es ist eben nicht zu andern. Wir haben doch schon viel Schlimmeres gesehen und erlebt. Ich wei?, manche unserer Leute sind weggelaufen, statt zu kampfen, als sie am notigsten gebraucht wurden. Aber es sind eben andere Zeiten — viele denken das jedenfalls.»

Bolitho sah ihn stumpf an, konnte aber seine Gesichtszuge nicht erkennen.»Wie meinen Sie das?»

Allday hob die Schultern.»Sie sehen nicht ein, da? sie sich wegen ein paar Sklaven totschlagen lassen sollen — oder wegen eines Schiffes, von dem sie nichts wissen. An Bord der alten Phalarope war das anders, verstehen Sie? Da hatten sie eine Flagge, der man folgen konnte, einen Feind, den man sah.»

Bolitho lehnte sich gegen einen Baum, schlo? die Augen und lauschte, wie der Dschungel zur Nacht lebendig wurde, quiekend, brullend, grunzend, raschelnd.»Sie meinen, es war ihnen egal?«fragte er.

Allday grinste.»Wenn wir einen richtigen Krieg hatten, so einen wie den letzten, dann wurden wir verdammt schnell ganze Kerls aus ihnen machen.»

«Das hei?t also, wenn sie nicht personlich bedroht sind, fallt es ihnen gar nicht ein, fur diese Unglucklichen zu kampfen?»

Bolitho offnete die Augen wieder und studierte die Sterne.»Ich furchte, bevor die Reise zu Ende ist, werden einige von ihnen anders daruber denken.»

Aber Allday war schon eingeschlafen. Das Entermesser lag uber seiner Brust wie die Grabbeigabe eines Ritters.

Leise erhob sich Bolitho und ging zum Boot, um nachzusehen, wie der Verwundete versorgt war. Der Widerschein der Sterne glitzerte auf dem tragen Wasser. Zu seinem eigenen Erstaunen war er schon nicht mehr ganz so verzweifelt.

Er blickte zum Waldrand zuruck, aber Allday war in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen. Es war ihm mit Allday schon oft so ergangen: Der Mann schien, absichtlich oder zufallig, in seiner offenen, einfachen Art jedesmal den springenden Punkt zu treffen. Nicht da? er irgendeine Patentlosung anbot, aber man gewann Abstand, und die Dinge ruckten in ihre richtige Perspektive.

Der Verwundete lag in tiefem Schlaf. Kalkwei? hob sich sein Verband von den schwarzen Bootsplanken ab. Keen fuhr hoch, als Bolitho hinzutrat.»Entschuldigung, Sir. Ich habe Sie nicht kommen sehen.»

«Bleiben Sie ruhig liegen, Mr. Keen«, erwiderte Bolitho.»Wir haben es ja jetzt gemutlich fur die Nacht.»

Als Bolitho gegangen war, trat Fowlar, der sich in der See Gesicht und Hande gewaschen hatte, zum Boot und sagte bewundernd:»Das ist 'n Mann, was? Der jammert und jault nicht, wenn's mal schiefgeht.»

Keen nickte.»Ich wei?. Eines Tages werde ich hoffentlich so wie er.»

Fowlar lachte laut auf, und vom Wald her antworteten die Schreie aufgestorter Vogel.»Ach du lieber Gott, Mr. Keen, da wurde er sich aber geschmeichelt fuhlen, wenn er das wu?te!»

Keen wandte sich wieder dem Verwundeten zu. Leise, aber heftig murmelte er:»Trotzdem ist es so — basta!»

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