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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander (читать книги полностью без сокращений бесплатно txt) 📗

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«Wird uns jemand vom Flaggschiff befehligen, Sir?»

Cairns blickte ihn an.»Nein, Probyn soll die Fuhrung ubernehmen. Gott helfe Ihnen!»

Bolitho verbarg seine Gefuhle.»Und auch der junge James Quinn geht mit!»

Quinn hatte nichts gesagt, als man es ihm mitteilte, aber er hatte ausgesehen, als hatte ihn jemand geschlagen.

Cairns schien Bolithos Gedanken zu erraten.»Ja, Dick, so wird es vielleicht Ihnen zufallen, unsere Leute zuruckzubringen.»

«Aber warum keiner vom Flaggschiff? Sicher haben sie einen, ja sogar mehrere Offiziere, die sie einsetzen konnten?»

Cairns betrachtete ihn seltsam.»Sie verstehen Admirale nicht, Dick. Niemals lassen sie ihre eigenen Leute gehen. Sie mussen immer eine wohlgeordnete Schar von Offizieren und Mannschaften um sich haben. Coutts ist da keine Ausnahme. Er will Perfektion, nicht einen zusammengewurfelten Haufen von alten Mannern und Knaben, wie wir es bald sein werden.»

Er hatte noch mehr sagen konnen, beispielsweise da? Quinn mitgeschickt wurde, damit sich erwies, ob die Verwundung etwa seinen Mut und seine Entschlossenheit beeintrachtigt hatte; Probyn ging, weil man ihn nicht vermissen wurde. Dann dachte Bolitho an seine eigene Position und mu?te beinahe lacheln. Pears tat nur, was auch der Admiral getan hatte: die Besten behielt er fur sich. Jeder nach Rang und Konnen Geringere wurde zuerst geopfert.

Cairns au?erte:»Gut, da? Sie dem allen noch Humor abgewinnen konnen. Ich selbst finde es unertraglich.»

Fahnrich Couzens, beladen mit Fernrohr, Dolch, Pistolen und einem gro?en Sack Lebensmittel, rief atemlos:»Die Spite signalisiert, Sir! Letzte Gruppe einschiffen!»

Bolitho nickte.»Gut, gehen Sie an Bord.»

Er sah einen weiteren Fahnrich in den Kutter hinabklettern, einen ernsten Sechzehnjahrigen namens Huyghue, und sich neben den Bootssteurer setzen, der wohl doppelt so alt war wie er.

«Ich sehe, Sie sind fertig, Mr. Bolitho.»

Probyns unangenehme Stimme ri? ihn herum. Der Zweite Offizier konnte erst soeben von der Anderung erfahren haben, aber er wirkte bemerkenswert ruhig. Naturlich war er rot im Gesicht, aber das war bei ihm normal, und als er sich nun uber die Reling beugte und in die langsseits liegenden Boote blickte, machte er einen fast gleichgultigen Eindruck.

Cairns richtete sich auf, als er des Kommandanten schweren Schritt hinter sich horte.»Viel Gluck, ihr beiden!«Dann blickte er zu der wie betrunken schwankenden Korvette hinuber.»Ich ware gern mitgefahren.»

Probyn sagte nichts, legte nur die Hand an den Hut und folgte den anderen in das uberfullte Boot.

Bolitho sah Stockdale in einem der Kutter und nickte ihm zu. Wenn.er aus irgendeinem Grunde nicht teilgenommen hatte, ware ihm das wie ein boses Omen erschienen. Ihn dort im Boot zu sehen — gro?, breit und mit ruhigem Gesicht — , machte vieles wieder wett.

Probyn knurrte:»Legen Sie ab, ich habe keine Lust, hier in dieser verdammten Hitze noch langer zu schmoren!»

Als sie bei der Korvette eintrafen, schrie der Kommandant durch sein Sprachrohr:»Bewegt euch, verdammt noch mal! Dies ist ein Schiff des Konigs und kein Hummerboot!»

Erst jetzt zeigte Probyn so etwas wie Erregung.»Horen Sie das? Unverschamter junger Flegel! Mein Gott, wie ein eigenes Kommando die Menschen doch verandert!»

Bolitho warf ihm einen raschen Blick zu. Mit diesen wenigen Worten hatte Probyn einen Teil seines Inneren enthullt. Bolitho wu?te, da? er vor Ausbruch des Krieges mit Halbsold an Land gesessen hatte. Ob es infolge seines starken Trinkens oder ob er durch sein Mi?geschick erst zum Trinker geworden war, lie? sich nicht feststellen. Auf jeden Fall hatte man Probyn bei der Beforderung ubergangen, und somit mu?te er sich nun von dem jugendlichen Kommandanten der Spite anschreien lassen.

Als sie auf dem Deck der Korvette standen, fragte sich Bolitho, wo die vielen Marineinfanteristen geblieben waren. Wie schon auf der Faithful, waren sie bereits Minuten nach ihrer Einschiffung unter Deck verschwunden. An der Heckreling sah er Major Paget mit d'Esterre und den zwei Leutnants der Marineinfanterie sprechen.

Der Kommandant der Korvette trat zu ihnen, nickte kurz und rief dann:»Mr. Walker, bringen Sie sie auf Kurs!«Zu Bolitho gewandt, fugte er hinzu:»Ich schlage vor, da? Sie unter Deck gehen. Meine Leute haben alle Hande voll zu tun, und es stort, wenn uberall fremde Offiziere herumstehen.»

Bolitho tippte an seinen Hut. Im Gegensatz zu Probyn konnte er des jungen Mannes Scharfe verstehen. Er nahm sein Kommando und die ihm unvermutet ubertragene Aufgabe sehr ernst. Dicht bei lagen zwei gro?e Linienschiffe, und sein Admiral sowie mehrere altere Seeoffiziere beobachteten kritisch alle seine Manover.

Noch ein letztes Mal sprach er Bolitho an.»Sind Sie nicht der Offizier, der vor zwei Wochen in diesen Zwischenfall mit meinem Schiff verwickelt war?»

Seine Stimme hatte einen scharfen, spottischen Ton, und Bolitho vermutete, da? mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Vierundzwanzig Jahre alt… Was hatte Probyn vorhin gesagt? Wie ein eigenes Kommando doch die Menschen verandert.

«Nun?»

«Aye, Sir. Ich war zweiter Mann bei dem Unternehmen. Unser Anfuhrer fiel.»

«Aha. «Er nickte.»Mein Geschutzfuhrer hatte das kurz davor ebenfalls fast bewirkt. «Damit lie? er Bolitho stehen.

Dieser bahnte sich nach achtern einen Weg durch die Seeleute, die an Brassen und Fallen arbeiteten und niemanden au?er ihren eigenen Offizieren sahen.

Die Boote wurden zum Heck gepullt und dort an den bereitgelegten Leinen festgemacht. Noch bevor Bolitho das Niedergangsluk erreicht hatte, holte die Spite unter dem Segeldruck uber und nahm schaumend Fahrt auf.

Die Messe war uberfullt von Offizieren, und der Zahlmeister brachte mit dem Steward Flaschen und Glaser fur die zusatzlichen Gaste herbei.

Als sie Probyn Wein anboten, schuttelte er den Kopf und sagte abrupt:»Fur mich nicht, danke! Spater vielleicht.»

Bolitho wandte sich ab, um den inneren Kampf des Mannes nicht mit ansehen zu mussen. Noch nie hatte er erlebt, da? Probyn einen Drink ablehnte, es mu?te ihn jetzt gewaltige Anstrengung kosten. Aber es war sehr wichtig fur ihn, Erfolg zu haben, und dafur gab er einiges auf, offensichtlich sogar das Trinken.

Wahrend der Nacht und des folgenden Tages kreuzte die Spite au?er Sichtweite der Kuste und' naherte sich nur langsam ihrem

Ziel.

Fort Exeter lag auf einer sandigen, vier Meilen langen Insel, die etwa die Form einer Axt hatte. Bei Niedrigwasser war sie durch einen nicht sehr zuverlassigen Damm aus Sand und Kies mit dem Festland verbunden. Daneben lag die Einfahrt zu einer Art Lagune, ein vom Fort aus muhelos zu verteidigender Ankerplatz, den sorgsam postierte Geschutze bestreichen konnten.

Sobald die Landungstruppen abgesetzt waren, sollte die Spite sich zuruckziehen und vor der Morgendammerung wieder au?er Sicht sein. Wenn es zu stark abflaute, wurde der Angriff verschoben werden, bis wieder genugend Wind aufkam. Auf keinen Fall sollte er aufgegeben werden, au?er wenn der Feind mi?trauisch wurde und sich verteidigungsbereit machte.

Bolitho dachte an Major Samuel Paget, den Mann, der den Angriff fuhren sollte' es schien ihm nicht einmal sicher, da? er in diesem Fall das Unternehmen abbrach.

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