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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Bolitho bemerkte seinen schnellen Blick auf die Uhr. Vier Cherubim mit aufgeblahten Backen stellten darauf die vier Winde dar. Er erhob sich.»Sie finden mich in London, Mylord. Ihr Sekretar hat meine Adresse.»

«Ja, richtig. Lord Brownes Stadthaus, nicht wahr?«Sein Lacheln verbla?te.»Er war wohl Ihr Flaggleutnant, ehe er aus der Navy austrat.»

«Ja. Ein guter Freund.»

«Daran haben Sie wirklich keinen Mangel.»

Bolitho wartete, denn er spurte, was in Godschale vorging. Wenn Catherine und Bolitho in Lord Brownes Haus wohnten, dann war diesem die Meinung der Londoner Gesellschaft vollig gleichgultig. Konnte das gefahrlich werden? Bolitho ruckte seinen Degen zurecht.

«Ich mochte kein Ol ins Feuer gie?en«, begann Godschale,»aber gibt es noch eine Chance, da? Sie und Lady Belinda… Verdammt noch mal, Sie wissen schon, was ich meine!»

Bolitho schuttelte ihm die Hand.»Nein, keine Chance, Mylord. Und es ist besser, Sie horen das von mir. Ich wei?, da? Lady Godschale mit Belinda befreundet ist, und mochte keine falschen Hoffnungen wecken. Es ist aus.»

Godschale dachte offensichtlich uber eine passende Bemerkung nach, sagte aber nur, weil ihm nichts einfiel:»Wir sehen uns bald wieder, dann gibt es sicher Neuigkeiten. Denken Sie inzwischen daruber nach, wie schnell eine feindliche Kugel auf See verkruppeln oder toten kann. Hier an Land aber schafft das auch das Gerede der Leute.»

Bolitho ging zur Tur.»Ich halte eine Kugel immer noch fur gefahrlicher, Mylord.»

Hinter ihm hieb Godschale wutend auf den Tisch. Dieser verdammte, unbelehrbare Starrkopf!

«Mylord wunschen?«fragte sein Sekretar von der Tur her.

«Nichts, verdammt noch mal!»

«Ihr nachster Besucher wartet.»

Godschale setzte sich und go? sich ein drittes Glas Madeira ein.»Ich empfange ihn erst in einer halben Stunde.«»Aber, Mylord.»

«Hort mir denn in diesem Hause niemand zu? Mit etwas Gluck wird Bolitho im Wartezimmer auf Konteradmiral Herrick treffen. Ich mochte, da? sie miteinander reden und sich an alte Zeiten erinnern. Haben Sie verstanden?»

Der Sekretar verschwand, und Godschale trank seufzend sein Glas aus. Alles mu?te man selber machen, dachte er dabei.

Die beiden Kapitane im au?eren Wartezimmer sa?en so weit entfernt voneinander wie moglich. Sie vermieden selbst den Blickkontakt. Bolitho wu?te, sie warteten auf einen Vorgesetzten oder einen Sekretar der Admiralitat. Wie oft hatte er wie sie hier nervos Beforderung oder Tadel entgegengesehen — bei der Admiralitat lag beides stets dicht beieinander.

Als er den langen Raum durchquerte, standen beide auf, nahmen Haltung an und gru?ten. Bolitho gru?te zuruck. Sie erkannten ihn und fragten sich jetzt bestimmt: Warum war der Vizeadmiral hier, was bedeutete das fur sie?

Bolitho dachte uber seinen Flaggkapitan nach. Er verstand ihn nicht. Gewi?, Keen war besorgt gewesen uber den gro?en Altersunterschied zu der Frau, die er liebte. Er war einundvierzig, und Zenoria, die er aus einem Straflingstransporter mit Ziel New South Wales befreit hatte, wurde gerade zweiundzwanzig. Aber jeder, der sie beobachtete, spurte, wie gut die beiden zueinander pa?ten. Was war da vorgefallen? Wenn Keen nur aus Loyalitat seine Dienste anbot, mu?te er ihm absagen.

Da offnete sich vor ihm eine gro?e Tur, und Thomas Herrick stand da und starrte ihn an, so uberrascht, als sei er vom Himmel gefallen.

Herrick war rundlicher geworden und hielt sich etwas gebeugt, als belaste ihn der Rang eines Konteradmirals. Sein Haar war ergraut, doch sonst schien er ganz derselbe, der Bolitho beim letzten Gefecht der Hyperion zu Hilfe geeilt war. Sein Handedruck war immer noch so fest wie damals, als er, ein blutjunger Leutnant, auf Bolithos Phalarope gekommen war. Auch seine Augen strahlten wie fruher, blau und leicht verletzlich.

«Was machst du hier…«begannen beide gleichzeitig.

Voll Warme sagte Bolitho:»Es ist wunderbar, dich wiederzusehen, Thomas!»

Herrick vergewisserte sich, da? die beiden wartenden Kapitane nicht mithoren konnten.»Und dich, Richard!»

Bolitho musterte seinen Freund und spurte dessen Verlegenheit. Es hatte sich also nichts geandert, nach wie vor mi?billigte Herrick Bolithos Verbindung mit Catherine.»Ich werde die Black Prince ubernehmen, sobald sie fertig ausgerustet ist«, berichtete er.

Doch Herrick lie? sich nicht ablenken, er sah Bolitho genauer an.»Was macht dein Auge?«Bolitho schuttelte den Kopf.»Kein Problem. Und was machst du?»

Herrick druckte das Kinn in sein Halstuch.»Ich habe noch die Benbow. Und einen neuen Flaggleutnant. De Broux war zu weich fur mich, nicht mein Fall.»

Bolitho fuhlte sich seltsam beruhrt. Vor einigen Jahren war die Benbow sein Schiff gewesen und Herrick sein Flaggkapitan. Das

Schicksal ging manchmal schon seltsame Wege.

Herrick sah auf die Uhr.»Ich bin mit Lord Godschale verabredet. «Er sprach den Namen verachtlich aus, und Bolitho ahnte, wie Herrick den Admiral einschatzte.

«Ich werde ein Geschwader in der Nordsee ubernehmen. Patrouillendienst«, berichtete er.»Darin kommandiert Adam meine einzige Fregatte, die Anemone.«Er lachelte kurz.»In manchem andert sich unsere Marine nie, aber ich bin froh, da? ich wenigstens Adam habe.»

Irgendwo schlug eine Uhr, und Herrick fragte nervos:»Dein Flaggschiff wird in Chatham ausgerustet?«Etwas bedruckte ihn offenbar, das er noch loswerden wollte.»Wie ich dich kenne, wirst du dabei in der Nahe deines Schiffes bleiben. Nimm dir doch bitte die Zeit und besuche meine Frau. Dulcie wurde sich freuen.»

«Stimmt was nicht, Thomas?»

«Ich bin mir nicht sicher. Aber sie ist seit kurzem immer so mude. Sie mutet sich mit ihren Hilfsdiensten zuviel zu, trotzdem kann ich sie nicht davon abbringen. Sie ist eben einsam. Wenn wir Kinder hatten, wenigstens eins, wie du und Lady Belinda. «Er hielt inne.»Aber so ist wohl der Lauf der Welt.»

Bolitho legte ihm die Hand auf den Arm.»Ich werde Dulcie besuchen. Catherine will, da? ich unbedingt einen Arzt aufsuche. Vielleicht finde ich bei der Gelegenheit auch einen fur Dulcie.»

Herricks blaue Augen wurden harter.»Tut mir leid. An sie habe ich nicht gedacht. «Er sah an Bolitho vorbei.»Vielleicht ist es doch besser, ihr besucht Dulcie nicht.»

Bolitho starrte ihn an.»Steht also Catherine immer noch zwischen uns?»

Verzagt sah Herrick auf.»Es ist nicht meine Schuld«, sagte er, schon im Gehen.»Alles Gute, Richard. Meine Bewunderung fur dich kann nichts beeintrachtigen.»

«Bewunderung — ist das alles?«rief Bolitho ihm nach.»Thomas, verdammt noch mal, was ist aus uns geworden?»

Die beiden Kapitane erhoben sich, und ihre Blicke flogen zwischen den beiden Admiralen hin und her. Bolitho eilte nach drau?en.

«Hau ab, du Kruppel!»

Ein junger Mann, zwei Madchen am Arm, schuttelte drohend die Faust gegen einen Mann, der in einem zerlumpten roten Rock am

Stra?enrand mit einer Zinnschale bettelte. Die Madchen kicherten.

«Stopp!«Bolitho hielt das Trio an und ging zu dem Bettler.»In welchem Regiment haben Sie gedient?»

Der Mann sah auf, als habe er nicht richtig gehort. Er besa? nur noch einen Arm, und seine Beine waren schrecklich verdreht. Er sah sehr alt aus, aber Bolitho schatzte ihn auf unter vierzig.

«Im 31. Infanterieregiment, Sir. «Der Kruppel sah an den Gaffern vorbei.»Es war das alte Huntingdonshire-Regiment. Wir wurden als Seesoldaten eingesetzt. «Sein Stolz war schon wieder verflogen.»Das hier hab' ich unter Lord Howe abbekommen!»

Bolitho sah den jungen Gecken an.»Wo Sie gedient haben, frage ich besser nicht. Man sieht, was Sie fur ein Typ sind.»

«Sie haben kein Recht, mich so zu behandeln!»

«O doch, junger Mann. Gerade ist mein Leutnant mit einem Pre?kommando hierher unterwegs. Wenn ich den rufe, werden Sie schnell lernen, was es hei?t, fur Konig und Vaterland zu kampfen. «Das war eine billige Luge, denn kein Pre?kommando hatte es gewagt, diese vornehme Gegend zu durchstreifen. Doch der junge Mann war im Handumdrehen verschwunden, und seine beiden Begleiterinnen konnten ihm nur verwundert nachstarren.

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