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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Am Ende von Bolithos zweiter Urlaubswoche berichtete die Naval Gazette uber die Eroberung Kapstadts. Der Bericht enttauschte ihn: kein Wort uber den Brander oder uber Tyacke. Er legte das Blatt zur Seite. Allday trat ein und meldete Miles Vincent.

«Na, dann schick meinen Neffen rein.»

Catherine arbeitete mit Ferguson im Kontor an Preisen und Planen fur das kommende Erntejahr. Bolitho fragte sich, woher sie ihr Wissen nahm. Sie kannte die Getreidepreise in Cornwall, aber auch die weiter im Norden und sogar in Schottland. Ferguson war dankbar fur ihre Hilfe und die neuen Ideen.

Die Tur offnete sich, und dann stand Felicitys jungerer Sohn vor ihm. Er trug eine schmucklose blaue Jacke und ein gefalteltes wei?es Hemd, alles makellos sauber. Irgendwie erinnerte der Junge an Adam, kam Bolitho allerdings ein wenig schwerblutiger vor.

«Bitte setz dich. «Bolitho schuttelte seine Hand.»Wir bedauern den fruhen Tod deines Vaters. Er hat die Familie sicherlich schwer getroffen.»

«Das stimmt, Sir Richard. «Der junge Mann nahm Platz und faltete die Hande im Scho?.

Er sitzt da wie einer, der beim Vater um die Hand seiner Tochter anhalt, dachte Bolitho. Schuchtern, aber entschlossen. Man sah ihm den Bolitho an. Miles war neunzehn Jahre alt und hatte die grauen Augen und das dunkle Haar seiner Mutter. Und er besa? die Selbstsicherheit, die man von einem Offizier erwartete.

«Du willst also Offizier bei der Kriegsmarine werden? Ich sehe da keine Probleme. Grune Midshipmen haben wir genug, aber erfahrene junge Anwarter wie du sind selten.»

Bolitho beobachtete Miles' Reaktion. Was hatte Felicity ihm erzahlt? Sie sahen einander heute zum ersten Mal. Einem Vizeadmiral gegenuberzusitzen, dessen Taten in aller Munde waren, machte ihn sicherlich sehr gehemmt. Doch sein Neffe uberraschte Bolitho.

«Ich bin verblufft, Sir Richard«, sagte der junge Mann.»In der East India Company war ich bereits diensttuender Leutnant, Wachoffizier und fur die Navigation zustandig. Man hatte mich sehr bald als Leutnant bestatigt. Sie denken doch nicht, da? ich wieder als Midshipman anfangen werde!«Seine Zuruckhaltung war der Emporung gewichen.

«Langsam, langsam«, mahnte Bolitho.»Der Dienst in der Navy hat mit dem in der Company nicht viel gemein. Man besoldete euch dort besser, ihr hattet mehr Platz. Aber Companyleute kampfen nur fur die eigene Fracht. In der Navy kampft man gegen den Feind, wer es auch ist. Meine Leute fechten nicht fur Geld oder Gewinn und selten genug fur Konig und Vaterland. «Die Augen des jungen Mannes wurden gro?.»Sie kampfen fur sich selber und fur ihr Schiff, ihre Kameraden, bis der verha?te, harte Dienst sie schlie?lich als Wracks ausspuckt. Falls sie Gluck haben und uberleben.»

Miles stotterte:»Das war mir nicht klar, Sir Richard. «Jetzt sah er wieder aus wie einer, der um die Hand der Tochter anhalt.

«Wenn du immer noch zur Navy willst, werde ich dir helfen. Wir werden einen guten Kapitan finden, der einen erfahrenen jungen Mann braucht. Bei deinen Dienstjahren wirst du schon in ein paar Monaten zum Leutnant befordert werden, vielleicht sogar noch schneller. Wir brauchen Offiziere dringender als je zuvor, aber wenn sie nicht fuhren konnen und kein gutes Beispiel geben, haben wir keine Verwendung fur sie.»

«Ein Beispiel, wie Sie selber es fur alle sind, Sir Richard!«Miles sprang auf, weil Catherine eintrat.

Sie sah erst Bolitho, dann den Gast an.»Sie mussen Miles sein«, sagte sie, warf ihren breitkrempigen Gartenhut auf eine Truhe und ku?te Bolitho. Miles holte ihr einen Stuhl.»Danke.»

Beim Abschied sah Miles die Portrats im Treppenhaus.»Ich ware gern einer von ihnen«, sagte er und drehte sich kurz nach Catherine um.»Ich wurde den Bolithos Ehre machen!«Damit verneigte er sich und ging.

«Er sieht dir sehr ahnlich«, meinte Catherine.»Komm, la? uns vor dem Abendessen noch Spazierengehen. Ich mochte viel mehr wissen. «Sie deutete auf die Bilder.»Von dir und deiner Familie.»

«Und ich wu?te gern, was du fur Plane mit Ferguson schmiedest.»

Allday schlo? hinter ihnen die Tur.»Hast du den jungen Mann gesehen, der zu uns will?«fragte er Ozzard.

«Ja, aber ich wu?te zu gern, warum er die Company verlassen hat«, antwortete Ozzard.

«Die wollten ihn vielleicht nicht mehr. So was kommt vor. Mein Madchen wollte mich auch nicht mehr. Sie hatte doch warten konnen«, sagte Allday bitter.

«Frauen warten nie, mein Freund. Je eher du das kapierst, desto besser fur dich.»

Allday sah Ozzard verblufft hinterher. Woher diese plotzliche Scharfe? Ozzard war doch sonst so ein sanfter Typ.

Es wurde ein wunderbarer Sommer. Das Korn stand hoch, die Schafe hatten gut gelammt, und selbst die Fischer klagten nicht uber zu magere Fange. Man hatte wie im tiefen Frieden gelebt, wenn nicht uberall die jungen Manner gefehlt hatten. Vom Krieg horte man selten in Cornwall. Nur manchmal erfuhren sie von feindlichen Schiffen, die angeblich die Blockade durchbrochen hatten und in der Biskaya gesichtet wurden. Dann, am letzten Augusttag, kam Order fur Bolitho.

Sie ritten an den Klippen entlang, aber diesmal gingen sie nicht in die verborgene Hohle, wo sie sich so heftig geliebt hatten. Sie blieben drau?en und hielten ihre Pferde.

«Wo immer du bist, ich werde bei dir sein«, sagte Catherine.

Zu Hause schien die spate Abendsonne fast waagrecht durch das westliche Fenster. Im Haus regte sich nichts. Bolitho schlitzte den schweren, rot versiegelten Umschlag auf, der in der Ecke das Zeichen der Admiralitat trug, den Anker mit der unklar gekommenen Leine.

Catherine stand mit dem Rucken zu ihm, den Strohhut in der Hand. Sie sah in den Garten und versuchte ruhig zu bleiben, schmeckte aber Salz auf ihren Lippen. Von Gischt oder Tranen?

Er legte den Umschlag beiseite.

«Ich bekomme das Geschwader. «Er trat zu ihr.»Und ein neues Flaggschiff. Alles schon sehr bald.»

«Wie lange bleibst du noch?«Sie lie? den Hut fallen.

«Ich mu? zuerst nach London. Wir mussen nach London, wenn du willst. «Er nahm sie in die Arme.»Mein Flaggschiff ist die Black Prince. Sie wird gerade erst in Chatham ausgerustet, in der Koniglichen Werft. Dahin nehme ich dich mit. Ich will, da? wir so lange es geht zusammen bleiben.»

Sie setzte sich vor den kalten Kamin. Er schritt, die Hande auf dem Rucken, wie an Deck eines Schiffes auf und ab.»Ich brauche einen guten Flaggkapitan. Darauf bestehe ich!»

«Du denkst an Valentine Keen?»

Er trat zu ihr, nahm ihre Hande.»Du kennst alle meine Gedanken. Aber Val ist noch nicht wieder im Dienst. Den Tag seiner Hochzeit hat er uns allerdings bisher nicht angekundigt. Und auch Zenoria hat dir nicht geschrieben, oder?«Er schuttelte den Kopf.»Nein, Val kann ich nicht bitten. Er und Zenoria wurden es mir niemals danken. Er hat, genau wie ich, ziemlich spat die Frau furs Leben gefunden.»

Sie sah, wie sich die Abendsonne in seinen Augen spiegelte.»Versprich mir, zum Arzt zu gehen, wenn wir in London sind«, bat sie.»Tu's mir zuliebe!«Er mu?te lacheln.»Wenn dafur Zeit bleibt. In zwei Tagen brechen wir auf. Ich hasse diese Reisen nach London, sie kommen mir jedesmal langer vor.»

Sie gingen zur Fenstertur.»Und wenn Zeit dafur bleibt, zeige ich dir in London etwas, damit du nicht immer so schlecht gelaunt bist, wenn du zu Ihren Lordschaften mu?t«, versprach Catherine. Sie traten in den Garten hinaus und gingen auf die Mauer mit der Pforte zu, wo sie ihn begru?t hatte.»Mach dir auf See um mich keine Sorgen. Ich werde nie zwischen dir und deinem Schiff stehen. Du gehorst mir, und ich gehore dir.»

Ozzard polierte Zinnteller fur Mrs. Ferguson und drehte sich nicht um, als Allday eintrat.»Es geht also wieder los?»

«Ja, aber erst nach London.»

Ozzard rieb stumm an dem Teller herum, obwohl der bereits fleckenlos glanzte.

«Wir bekommen die Black Prince mit vierundneunzig Kanonen. Gro?er als alles, was wir gewohnt sind. Fast ein Palast!»

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