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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Als sie den ankernden Schoner fast schon erreicht hatten, wandte sich Bolitho an Allday.»Erinnerst du dich an die Achates?»

Der Bootssteurer zog eine Grimasse und rieb sich die Brust.»Die vergesse ich bestimmt nicht. Aber das ist vier Jahre her.»

Bolitho legte ihm die Hand auf den Arm.»Trotzdem, mein Freund. Wei?t du noch, wie wir sie fast verloren hatten?»

Allday spurte, da? es ihm trotz der Mittagshitze eiskalt uber den Rucken lief.»Sie denken an einen Brander, Sir?«Er senkte die Stimme, die Manner an den Riemen sollten nichts mitbekommen.

Doch Bolitho sprach laut weiter.»Ich wei?, was ich damit von den Leuten verlange. «Ein Fisch sprang aus dem Wasser, fiel zuruck.»Aber sonst verlieren wir noch mehr Manner und Schiffe.»

Der Ruderganger im Beiboot konzentrierte sich ganz auf das Anlegemanover bei der Miranda. Schlie?lich wurden sie wohl nie wieder einen Flaggoffizier an Bord haben. Niemand im Boot ahnte, was Bolitho durch den Kopf ging. Er sagte zu Allday:»Mr. Simcox hat etwas Wichtiges uber den Wind hier gesagt. Es mu? bald sein, denn der Feind konnte Anker lichten und davonsegeln. Aber wir konnen nur Freiwillige gebrauchen.»

Allday bi? sich auf die Lippen. Die Manner auf dem Schoner waren ihm fremd, nicht Bolithos Leute, die mit ihm durch dick und dunn gegangen waren. Trotzdem… Er erinnerte sich an die Achates, wie sie in San Felipe vor Anker gelegen hatte. Das fremde Schiff hatte sich ihr scheinbar harmlos genahert und war dann in Flammen aufgegangen und auf sie zugetrieben. Wenn es etwas Schlimmeres gab, als einen Brander abzuwehren, dann war es fur die eigenen Leute, diesen Brander zu bemannen. Dafur Freiwillige finden? Die waren so selten wie Jungfrauen in Seemannskneipen.

Bolitho griff in die Rusten, als das Boot an der Miranda langsseits ging und die Mannschaft die Riemen hob. Er sah Allday an.»Trotzdem haben wir keine andere Wahl. «Damit zog er sich uber das Schanzkleid und sprach sofort mit Tyacke. Der wurde es dem Admiral kaum danken, schatzte Allday, nicht nach dem schrecklichen Brand, der ihm diese furchtbare Wunde beigebracht hatte.

Bolitho fuhlte sich von Kommodore Warren beobachtet, als er Ozzard sein verschwitztes Hemd zuwarf und in ein frisches schlupfte. Dann trat er zu den Heckfenstern in der Kajute der Themis und sah ungeduldig zu, was auf dem nahen Versorger und dem gekaperten Sklavenhandler geschah. Wie lange brauchten die Leute blo?, um den Angriff vorzubereiten? Die Zeit wurde knapp. Und es war wichtig, da? Warren genau verstand, was er vorhatte.

«Der Schoner Dove wird Ihre Signale als Relaisstation an die Fregatten weitergeben, die drau?en patrouillieren. «Bolitho sah im Geist die Searcher — eine Fregatte mit sechsunddrei?ig Kanonen — hinter dem Horizont kreuzen: Warrens erste Verteidigung gegen jeden Feind, der sich von Westen naherte. Der zweite Schoner hielt Kontakt zum Geschwader in der Saldanhabucht. Jeder Kommandant konnte selbst entscheiden, was er bei drehendem Wind oder bei Annaherung eines feindlichen Schiffes tun wollte, der Leutnant auf dem Schoner genauso wie der Kapitan der Fregatte. Das hatte Bolitho in seinen Befehlen prazise festgelegt. Aber einen Kampf Breitseite gegen Breitseite durfte es nur auf Befehl des Kommodore geben.

Warren protestierte:»Ich bin dagegen, Sir Richard. Wenn Sie bei diesem Handstreich fallen oder in Gefangenschaft geraten, wie soll ich das London erklaren?»

Bolitho sah ihn mitleidig an. Als ob es dann noch auf Erklarungen ankame. Hatte Varian mit seinem abfalligen Urteil uber Warren vielleicht doch recht?» Ich lasse Ihnen dazu einige Briefe hier«, antwortete er.»Aber machen Sie sich daruber keine Sorgen. Es gibt in London einige, die das ganz gerne sahen.»

Allday kam mit dem alten Familiendegen und legte ihn Bolitho um. Er hatte seine kurze blaue Jacke und die wei?e Leinenhose angezogen. Jetzt ermahnte er Ozzard mit einem Blick auf den prunkvollen Degen an der Wand:»Pa? mir ja gut auf den auf!»

Bolitho beugte sich uber die Seekarte. Die Truculent unter Kapitan Poland mu?te inzwischen westlich der Tafelbucht stehen und auf die Miranda und ihre gefahrliche Begleitung warten. Im Sudwesten stand Varian mit ihrer starksten Fregatte, der Zest. Wenn der Angriff gelang, sollte Varian die Schiffe verfolgen, die vor dem Brander auf die offene See flohen. Es war unwichtig, ob der Feind die Albacora wiedererkannte. Nur fur die Manner an Bord war das von Bedeutung, die im letzten Augenblick in die Boote steigen mu?ten.

An der Tur meldete der Posten:»Der Schiffsarzt, Sir!»

Der Eintretende war so hager wie Warren und schien kein Lacheln zu kennen.»Tut mir leid, Sir, aber der Midshipman der Miranda mochte sofort auf sein Schiff zuruck«, berichtete er.

Warren runzelte verargert die Stirn.»Das mussen Sie entscheiden. Ich habe jetzt keine Zeit.»

«Geht's dem Fahnrich wieder besser?«fragte Bolitho.

Der Schiffsarzt schien verwirrt von der goldbetre?ten Uniform, die Bolitho jetzt statt des gewohnten Hemdes trug.»Es ist eine schwere Wunde, Sir. Und ein tapferer junger Mann. «Mehr sagte er nicht.

«Dann soll er zu uns auf die Miranda kommen. Kummern Sie sich bitte darum, Stephen. «Als der Flaggleutnant aufatmete, fugte Bolitho hinzu:»Ja, diesmal kommen Sie mit. Wenn Allday mein rechter Arm ist, dann sind Sie mein linker.»

Er erinnerte sich, wie Jenour ihn angesehen hatte, als er vor ein paar Stunden auf sein Flaggschiff zuruckgekommen war. Ein Kurier hatte Depeschen uberbracht und es so eilig gehabt, da? er nicht einmal ankerte.»Im Umschlag Ihrer Lordschaften ist auch ein privater Brief fur Sie, Sir Richard.»

Bolitho drehte sich um.»Von wem?»

«Von Ihrer Lady«, hatte Jenour schnell geantwortet, und als er Bolithos Frage spurte, sofort hinzugefugt:»Aus Falmouth.»

Endlich, der erste Brief von Catherine! Hatte Belinda ihm geschrieben, hatte sie nur wieder mehr Geld fur ihre aufwendige Lebensfuhrung verlangt. Nun trug er Catherines Brief ungeoffnet in der Tasche bei sich, bis er in der drangvollen Enge der Miranda irgendwo ein Platzchen fand, um ihn ungestort zu lesen. Nach dem Angriff wurde er ihr antworten und all seine Sehnsucht in die durren Worte legen. Und falls er fallen sollte? Dann lag im Safe des Schiffes ein Brief fur sie.

Bolitho verlie? die Kajute. Drau?en wartete Ozzard mit seinem Hut.»Wenn wir dies hier erledigt haben, geht's zuruck nach Falmouth. «Seltsamerweise stieg bei diesen Worten Furcht in Ozzards Augen auf.»Hier bist du gut aufgehoben. Kommodore Warren wird sich um dich kummern.»

Als er zum Fallreep eilte, folgten ihm alle Blicke. Sicher war man froh, da? er das Schiff verlie?. Sein Bleiben schien nur Gefahr zu signalisieren.

Langsam sank die Sonne, hielt sich noch als feuriger Ball uber ihrem eigenen Spiegelbild. Der Horizont leuchtete wie ein gluhender Draht. Commodore Warren nahm den Hut ab, die Pfeifen schrillten, und die Seesoldaten prasentierten das Gewehr. Bolitho stieg ins Beiboot und sah den Midshipman neben Jenour und Allday sitzen.

«Guten Tag, Mr. Segrave. «Der Junge antwortete etwas, aber es blieb ungehort, weil das Boot ablegte und die Riemen ins Wasser tauchten.

Jenour sah zuruck, froh, da? er nicht bei Yovell und Ozzard auf der Themis bleiben mu?te. Er prufte die Sorgleine, die sein Handgelenk mit dem Degenkorb verband, und schob das Kinn vor.

Allday sah die Sonne untergehen. Ihr Rot bedeutete diesmal Tod — fur Freund oder Feind? fragte er sich.

«Und was steckt noch in Ihrem Postsack, Stephen?«fragte Bolitho in die Stille hinein.

«Eine Nachricht fur die Miranda, Sir Richard. «Jenour dachte an den Privatbrief fur Bolitho. Wie wichtig er fur ihn gewesen war! Da befehligte der Mann mit kuhlem Kopf eine ganze Flotte, aber ein einziger Brief aus Falmouth machte ihn weich und verletzlich.

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