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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Die beiden Masten des Schoners tanzten und lehnten sich dann unter dem Druck des Windes weit nach Lee uber.»Ein Glas, bitte«, befahl Bolitho.»Ich will vorne aufentern. «Er ubersah Alldays stummen Protest.»An Land wird es so fruh nicht allzu viele neugierige Augen geben.»

Er ging nach vorn, schatzte das Stampfen des Bugs ab, zog sich aufs Schanzkleid und begann, in den Webleinen emporzuklettern. Hoher und hoher stieg er und zwang sich, nicht nach unten zu blicken. Was mochte die Besatzung wohl von ihm denken? Ein Vizeadmiral, der sich in den Webleinen nach oben zog! Der Ausguck im Mast hatte ihn die ganze Zeit beobachtet und begru?te ihn, als er atemlos oben ankam, mit:»Schoner Tag heute, Sir Richard.»

Bolitho klammerte sich an ein Stag und wartete, bis sein Herz wieder ruhiger schlug; als man ihn das letzte Mal nach oben gehetzt hatte, war er Midshipman gewesen. Dann wandte er sich an den

Ausguck:»Sie kommen aus Cornwall, nicht wahr?»

Der Mann nickte grinsend. Anscheinend hielt er sich nirgendwo fest.»Aus Penzance, Sir.»

Bolitho zerrte das Teleskop nach vorn. Hier oben trafen sich also zwei Manner aus demselben Landstrich. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das Stampfen des Schoners gewohnt hatte und das Glas ruhig halten konnte. Dann sah er eine Huk, scharf vorspringend, Gischt wirbelte vor ihr hoch — ein Riff also, wie Tyacke vorhergesehen hatte.

Es war inzwischen so warm, da? sein Hemd am Rucken klebte. Deutlich sah er den Verlauf der Stromungen unter dem Kap. Sie vermischten sich miteinander, brachen sich und schickten ihre Auslaufer auf das Land zu. Hier trafen sich zwei Ozeane, der Atlantik und der Indische Ozean. Hier offnete sich die Ferne, das Tor nach Indien, nach Ceylon, nach New South Wales. Darum war Kapstadt so wichtig. Wie Gibraltar zum Mittelmeer, so war Kapstadt der Schlussel zum Indischen Ozean.

«Schiffe, Sir. An Backbord.»

Bolitho fragte nicht, wie der Mann sie ohne Fernglas entdeckt hatte. Man wurde als guter Ausguckposten geboren, konnte diese Kunst nicht erlernen. Bolitho hatte solche Manner immer bewundert. Sie entdeckten von oben gefurchtete Brecher, vor denen keine Karte warnte. Mancher Kapitan hatte so sein Schilf und das Leben seiner Mannschaft retten konnen.

Bolitho wartete, bis er mit dem Glas die Schiffe eingefangen hatte. Es waren zwei, die da vor Bug- und Heckanker lagen. Das sah aus, als sollten sie als wehrhafte Batterie gegen einen Angreifer von See her dienen.

«Es sind hollandische Kauffahrer aus Indien, Sir.»

Bolitho nickte. Wie die Ostindische Kompanie Englands besa? auch ihr hollandisches Gegenstuck gut bemannte und bewaffnete Handelsschiffe, die sich gegen Kaperer wehren und manches Kriegsschiff in die Flucht jagen konnten. Die Schiffe hier stellten eine Gefahr dar. Sie hatten wahrscheinlich Truppen und Nachschub nach Kapstadt gebracht und warteten jetzt auf weitere.

Bolitho sah nach unten und erschrak. Der Mast lag so weit uber, da? unter ihm nur Wasser war und er seinen eigenen Schatten uber die Wellen gleiten sah.

«Sie konnen halsen, Mr. Tyacke!«Hatte man ihn gehort? Doch die Manner liefen schon auf ihre Manoverstationen.

Plotzlich sprang eine Wassersaule vor ihnen aus der See, und Sekunden spater horte Bolitho das Echo eines Kanonenschusses. Woher kam der? Er lag zu nahe, als da? er ignoriert werden konnte.

Bolitho wollte schon nach unten klettern, als der Ausguck ihm zurief:»Da ist noch ein drittes Schiff, Sir.»

Bolitho setzte das Glas wieder an. Er mu?te sich beeilen, denn schon tobte der Kluver und knallte wie wild, wahrend unten Ruder gelegt wurde. Dann sah er — trotz der schnellen Bewegungen der Miranda — das dritte Schiff. Sein niedriger Rumpf war bisher von den beiden Kauffahrern verdeckt worden. Bolitho hatte drei Fregatten kommandiert und erkannte eine, wenn er sie sah. Das da hinten war eine Fregatte, eine hollandische oder franzosische. Vielleicht wartete sie auf den Brief, den Tyackes Manner mit der Albacora abgefangen hatten. Bolitho wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Der Mast schwang auf die andere Seite hinuber, und die Saling achzte, als wolle sie bersten.

Nach Tyackes Karte war diese Bucht zwanzig Meilen breit, also gro?er als die Tafelbucht, die sie vor der Dammerung passiert hatten. Was immer der hollandische Oberbefehlshaber am Kap vorhatte, diese Bucht und die hier ankernden Schiffe wurde er schutzen. Ein Frontalangriff des englischen Geschwaders mu?te teuer werden und konnte moglicherweise in einem Desaster enden.

Bolitho tippte dem Ausguck auf die Schulter.»Bewahren Sie sich Ihre guten Augen. «Dann begann er seinen Abstieg, ohne die Antwort des Mannes abzuwarten.

Tyacke unten horte ihm genau zu, dann sagte er:»Die konnten versuchen, unser Geschwader zu spalten.»

«Zu spalten, bis sie Verstarkung bekommen. Das denke ich auch. Bitte versuchen Sie, so schnell es geht zum Geschwader zuruckzusegeln. Danach werden wir auch mit dem General reden mussen. Sir David wird das alles gar nicht gern horen.»

Tyacke trat zur Seite, rief Befehle, uberwachte Kompa? und Ruder, wahrend Simcox auf der Schiefertafel den neuen Kurs berechnete.

Neben den Luvwanten traf Bolitho auf Allday.

«Ist Ihnen die Gro?e der Kanonenkugel aufgefallen, Sir Richard? Die wurde von einem Fort abgeschossen, nicht von der Fregatte. Wir brauchen mehr Schiffe, und selbst dann wird's nicht leicht.»

Allday seufzte. Seine Wunde schmerzte ihn wieder, er rieb sich die Brust.

Bolitho sah ihn freundlich an.»Ich mochte nicht, da? hier Manner sinnlos fallen. Wir segeln zuruck. Es gibt nur einen Weg zu beiden Zielen, und wenn wir den verpassen, vermasseln wir alles.»

Tyacke stand in Lee, als Simcox nahertrat, sich das Gesicht mit einem roten Tuch wischend.»Das eben war nur knapp vorbei, James.»

Tyacke sah, da? Bolitho Allday die Hand auf die Schulter legte. Der jugendliche Vizeadmiral in seinem nassen Hemd und den teerbeschmierten Strumpfen lachte so lange, bis endlich auch sein Bootsteurer grinsen mu?te.

«Wir haben's noch lange nicht geschafft, Ben. «Tyacke verspurte Erleichterung, als das Land hinter ihnen im Dunst verschwand.»Aber wenn es so weit ist, werden unsere Manner nicht schlechter kampfen als die anderen. Obwohl es ihr erstes Gefecht sein wird.»

Doch Simcox horte ihn nicht mehr, er war schon wieder bei seinen Leuten.

V Wofur sie sterben mussen

«Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Sir Richard?«Der junge Hauptmann starrte Bolitho entgegen, der den sanft ansteigenden Strand emporstieg, als sei er gerade von einem anderen Stern gekommen.

Bolitho sah sich um. In der Bucht ankerten die englischen Schiffe dicht an dicht und zwischen ihnen und dem Festland waren alle Arten von kleinen Booten unterwegs. Einige setzten rotgekleidete Infanteristen ab, die durch das flache Wasser an Land wateten, andere waren so schwer mit Waffen und Ausrustung beladen, da? sie zu kentern drohten.

Bolitho sah seine Gig hastig zur Miranda zuruckkehren. Tyacke war sicher froh, wenn er diese Bucht wieder verlassen konnte.

Hier an Land war es um vieles hei?er als an Bord, wie kochender Dunst stieg die Hitze aus der Erde. Bolitho fluchte, denn er trug seine Ausgehuniform und seinen goldbetre?ten Hut fur diesen Besuch beim Heer. Wahrend er dem jungen Offizier folgte, versuchte er einzuschatzen, wie weit die Truppen bei ihrer Landung gekommen waren. Es wimmelte hier von Soldaten. Einige schleppten Kanonenkugeln und Pulverfasser den Strand hinauf, andere marschierten in geschlossenen Formationen auf die Hugel zu. Man schaute ihm neugierig nach, doch seine Rangabzeichen besagten hier nichts. Einige Soldaten waren braungebrannt vom Garnisonsdienst in Indien, anderen sah man die Rekruten schon von weitem an. Aber alle schwitzten furchterlich in ihren roten Rocken und waren mit Waffen und Gepack schwer behangt.

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