Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
Malfoy warf einen raschen Blick auf Fangs lange Zahne. »Ich will Fang.«
»Na gut, aber ich warn dich, er ist ein Feigling«, sagte Hagrid. »Also gehen Harry, Hermine und ich in die eine Richtung und Draco, Neville und Fang in die andere. Und wenn einer von uns das Einhorn findet, schicken wir grune Funken aus, klar? Holt eure Zauberstabe hervor und probiert das mal – sehr gut – und wenn einer in Gefahr ist, schickt rote Funken aus und wir kommen zu Hilfe – also, seid vorsichtig – und nun los.«
Der Wald war schwarz und still. Sie legten ein Stuck des Wegs gemeinsam zuruck und stie?en dann auf eine Gabelung. Harry, Hermine und Hagrid gingen nach links, Malfoy, Neville und Fang nach rechts.
Sie gingen schweigend, die Augen auf die Erde gerichtet. Hie und da beleuchtete ein Mondstrahl einen Fleck silbrig blauen Blutes auf den herabgefallenen Blattern.
Harry bemerkte, da? Hagrid sehr besorgt aussah.
»Konnte ein Werwolf die Einhorner toten?«, fragte Harry.
»Nicht schnell genug«, sagte Hagrid. »Es ist nicht leicht, ein Einhorn zu fangen, sie sind machtige Zaubergeschopfe, Ich hab noch nie gehort, da? eines verletzt wurde.«
Sie kamen an einem moosbewachsenen Baumstumpf vorbei. Harry konnte Wasser platschern horen, irgendwo in der Nahe mu?te ein Bach sein. An manchen Stellen entlang des gewundenen Pfades war noch Einhornblut.
»Alles in Ordnung mit dir, Hermine?«, flusterte Hagrid. »Keine Sorge, es kann nicht weit weg sein, wenn es so schwer verletzt ist, und dann konnen wir – HINTER DEN BAUM!«
Hagrid packte Harry und Hermine und schubste sie vom Pfad in die Deckung einer riesigen Eiche. Er zog einen Pfeil aus dem Kocher, spannte ihn auf die Armbrust und hielt sie schu?bereit in die Hohe. Die drei spitzten die Ohren. Ganz in der Nahe raschelte etwas uber die toten Blatter. Es horte sich an wie ein Mantel, der uber den Boden schleifte. Hagrid spahte den dunklen Pfad hoch, doch nach einer Welle entfernte sich das Gerausch.
»Ich wu?te es«, murmelte er. »Da ist etwas im Wald was nicht hierher gehort.«
»Ein Werwolf?«, fragte Harry.
»Das war kein Werwolf und auch kein Einhorn«, sagte Hagrid grimmig. »Gut, folgt mir, aber vorsichtig jetzt.«
Sie gingen jetzt langsamer, gespannt auf das leiseste Gerausch achtend. Plotzlich, auf einer Lichtung vor ihnen, bewegte sich etwas.
»Wer da?«, rief Hagrid. »Zeig dich – ich bin bewaffnet!«
Und es erschien – war es ein Mann oder ein Pferd? Bis zur Hufte ein Mann mit rotem Haar und Bart, doch darunter hatte er den glanzenden, kastanienbraunen Korper eines Pferdes mit langem, rotlichem Schwanz. Harry und Hermine hielten den Atem an.
»Ach, du bist es, Ronan«, sagte Hagrid erleichtert. »Wie geht's?«
Er trat vor und schuttelte die Hand des Zentauren.
»Einen guten Abend dir, Hagrid«, sagte Ronan. Er hatte eine tiefe, melancholische Stimme. »Wolltest du gerade auf mich schie?en?«
»Man kann nie vorsichtig genug sein, Ronan«, sagte Hagrid und tatschelte seine Armbrust. »Was Boses streift in diesem Wald herum. Das sind ubrigens Harry Potter und Hermine Granger, Schuler vom Schlo? oben. Und das, ihr beiden, ist Ronan. Er ist ein Zentaur.«
»Das haben wir schon bemerkt«, sagte Hermine matt.
»Guten Abend«, sagte Ronan. »Schuler seid ihr? Und lernt ihr viel da oben in der Schule?
»Ahm -«
»Ein wenig«, sagte Hermine schuchtern.
»Ein wenig. Nun, das ist doch schon etwas«, seufzte Ronan. Er warf den Kopf zuruck und blickte gen Himmel. »Der Mars ist hell heute Nacht.«
»ja«, sagte Hagrid und schaute ebenfalls empor. »Hor mal, ich bin froh, da? wir dich getroffen haben, Ronan, hier ist namlich ein Einhorn verletzt worden – hast du was gesehen?«
Ronan antwortete nicht sofort. Unverwandt blickte er gen Himmel, dann seufzte er wieder.
»Die Unschuldigen sind immer die ersten Opfer«, sagte er. »So ist es seit ewigen Zeiten, so ist es auch heute.«
»ja«, sagte Hagrid,»aber hast du irgendwas gesehen, Ronan? Irgendwas Ungewohnliches?«
»Der Mars ist hell heute Nacht«, wiederholte Ronan unter dem ungeduldigen Blick Hagrids. »Ungewohnlich hell.«
»Ja, aber ich meinte etwas Ungewohnliches mehr in der Nahe«, sagte Hagrid. »Du hast also nichts Seltsames bemerkt?«
Doch wieder dauerte es eine Welle, bis Ronan antwortete. Endlich sagte er:»Der Wald birgt viele Geheimnisse.«
Eine Bewegung hinter den Baumen hinter Ronan lie? Hagrid erneut seine Armbrust heben, doch es war nur ein zweiter Zentaur, mit schwarzem Haar und schwarzem Korper und wilder aussehend als Ronan.
»Hallo, Bane«, sagte Hagrid. »Wie geht's?«
»Guten Abend, Hagrid. Ich hoffe, dir geht's gut?«
»Gut genug. Hor mal, ich hab gerade Ronan gefragt, hast du in letzter Zeit irgendetwas Merkwurdiges hier gesehen? Es ist namlich ein Einhorn verletzt worden – wei?t du was daruber?«
Bane kam naher und stellte sich neben Ronan. Er blickte gen Himmel.
»Der Mars ist hell heute Nacht«, sagte er nur.
»Das haben wir schon gehort«, sagte Hagrid verdrie?lich. »Nun, wenn einer von euch etwas sieht, la?t es mich wissen, bitte. Wir verschwinden wieder.«
Harry und Hermine folgten ihm, uber ihre Schultern auf Ronan und Bane starrend, bis die Baume ihnen die Sicht verdeckten.
»Versuch niemals, niemals, einem Zentauren eine klare Antwort zu entlocken«, sagte Hagrid verargert. »Vermaledeite Sternengucker. Interessieren sich fur nichts, was naher ist als der Mond.«
»Gibt es viele von denen hier im Wald?«, fragte Hermine.
»oh, schon einige… Bleiben allerdings meist unter sich, aber wenn ich mich ein wenig unterhalten will, tauchen sie schon mal auf Sind namlich tiefe Naturen, diese Zentauren… sie kennen sich aus… machen nur nicht viel Aufhebens davon.«
»Glaubst du, was wir vorhin gehort haben, war ein Zentaur?«, sagte Harry.
»Hat sich das fur dich angehort wie Hufe? Nee, wenn du mich fragst, das hat die Einhorner gejagt – hab so was noch nie im Leben gehort.«
Sie gingen weiter durch dichten, dunklen Wald. Harry warf standig nervose Blicke uber die Schulter. Er hatte das unangenehme Gefuhl, da? sie beobachtet wurden, und war sehr froh, da? sie Hagrid und seine Armbrust dabei hatten. Soeben waren sie um eine Windung gebogen, als Hermine Hagrids Arm packte.
»Hagrid! Sieh mal! Rote Funken, die andern sind in Schwierigkeiten!«
»Ihr beide wartet hier!«, rief Hagrid. »Bleibt auf dem Weg, ich hol euch dann!«
Sie horten ihn durch das Unterholz brechen. Voller Angst blieben sie zuruck und sahen sich an. Schlie?lich horten sie nichts mehr au?er dem Rascheln der Blatter um sie her.
»Du denkst nicht etwa, da? ihnen etwas zugesto?en ist, oder?«, flusterte Hermine.
»Das war mir bei Malfoy egal, aber wenn Neville… Es ist namlich unsere Schuld, da? er uberhaupt hier ist.«
Die Minuten schleppten sich dahin. Ihre Ohren schienen scharfer als normal zu sein. Harry kam es vor, als konnte er jeden Seufzer des Windes, jeden knackenden Zweig horen. Was war eigentlich los? Wo waren die andern?
Endlich kundete ein lautes Knacken Hagrids Ruckkehr an. Malfoy, Neville und Fang waren hinter ihm. Hagrid rauchte vor Zorn. Malfoy, so schien es, hatte sich zum Scherz von hinten an Neville herangeschlichen und ihn gepackt. In panischem Schreck hatte Neville die Funken verspruht.
»Wir konnen von Gluck reden, wenn wir jetzt noch irgendwas fangen, bei dem Aufruhr, den ihr veranstaltet habt. Und jetzt bilden wir neue Gruppen – Neville, du bleibst bei mir und Hermine, Harry, du gehst mit Fang und diesem Idioten. Tut mir Leid«, fugte er zu Harry gewandt flusternd hinzu,»aber dich wird er nicht so schnell erschrecken und wir mussen es jetzt schaffen.«
Und so machte sich Harry mit Malfoy und Fang ins Herz des Waldes auf. Sie gingen fast eine halbe Stunde lang tiefer und tiefer hinein, bis der Pfad sich fast verlor, so dicht standen die Baume. Harry hatte den Eindruck, da? das Einhornblut allmahlich dicker wurde. Auf den Wurzeln eines Baumes waren Spritzer, als ob das arme Tier sich hier in der Nahe voll Schmerz herumgewalzt hatte. Weiter vorn, durch die verschlungenen Aste einer alten Eiche hindurch, konnte Harry eine Lichtung erkennen.