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Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗

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»Sieh mal«, murmelte er und streckte den Arm aus, damit Malfoy stehen blieb.

Etwas Hellwei?es schimmerte auf dem Boden. Vorsichtig traten sie naher.

Es war das Einhorn und es war tot. Harry hatte nie etwas so Schones und so Trauriges gesehen. Seine langen, schlanken Beine ragten verquer in die Luft und seine perlwei?e Mahne lag ausgebreitet auf den dunklen Blattern.

Harry trat noch einen Schritt naher, als ein schleifendes Gerausch ihn wie angefroren innehalten lie?. Ein Busch am Rande der Lichtung erzitterte… Dann kam eine vermummte Gestalt aus dem Schatten und kroch uber den Boden auf sie zu wie ein staksendes Untier. Harry, Malfoy und Fang standen da wie erstarrt. Die vermummte Gestalt erreichte das Einhorn, senkte den Kopf uber die Wunde an der Seite des Tiers und begann sein Blut zu trinken.

»AAAAAAAAAAAARRRH!«

Malfoy stie? einen furchterlichen Schrei aus und machte sich auf und davon – mit Fang an seinen Fersen. Die vermummte Gestalt hob den Kopf und sah zu Harry heruber – an ihr herunter tropfte Einhornblut. Das Wesen stand auf und kam rasch auf Harry zu – er war vor Angst wie gelahmt.

Dann durchstie? ein Schmerz seinen Kopf, wie er ihn noch nie verspurt hatte, es war, als ob seine Narbe Feuer gefangen hatte – halb blind stolperte er ruckwarts. Hinter sich horte er Hufe, Pferdegalopp, und etwas sprang einfach uber ihn hinweg und sturzte sich auf die Gestalt.

Der Schmerz in Harrys Kopf war so stark, da? er auf die Knie fiel. Nach ein oder zwei Minuten war er voruber. Als er aufsah, war die Gestalt verschwunden. Ein Zentaur stand uber ihm, nicht Ronan oder Bane; dieser sah junger aus; er hatte wei?blondes Haar und den Korper eines Palominos.

»Geht es Ihnen gut?«, fragte der Zentaur und half Harry auf die Beine.

»ja – danke – was war das?«

Der Zentaur antwortete nicht. Er hatte eindrucksvoll blaue Augen, wie blasse Saphire. Er musterte Harry sorgfaltig, und seine Augen verweilten auf der Narbe, die sich nun blaulich von Harrys Stirn abhob.

»Sie sind der junge Potter«, sagte er. »Besser, Sie gehen zuruck zu Hagrid. Der Wald ist nicht sicher – besonders fur Sie. Konnen Sie reiten? Dann geht es schneller.

»Mein Name ist Firenze«, fugte er hinzu und lie? sich auf die Vorderbeine sinken, damit Harry ihm auf den Rucken klettern konnte.

Plotzlich horte Harry von der anderen Seite der Lichtung noch mehr galoppierende Hufe. Mit wogenden, schwei?nassen Flanken brachen Ronan und Bane durch die Baume.

»Firenze!«, donnerte Bane,»was tust du da? Du hast einen Menschen auf dem Rucken! Kennst du keine Scham? Bist du ein gewohnliches Maultier?«

»Ist dir klar, wer das ist?«, entgegnete Firenze. »Das ist der junge Potter. Je schneller er den Wald verla?t, desto besser.«

»Was hast du ihm erzahlt«, brummte Bane. »Ich mu? dich nicht daran erinnern, Firenze, wir haben einen Eid abgelegt, uns nicht gegen den Himmel zu stellen. Haben wir nicht in den Bewegungen der Planeten gelesen, was kommen wird?«

Ronan scharrte nervos mit den Hufen.

»Ich bin sicher, Firenze hat nur das Beste im Sinn gehabt«, sagte er in seiner dusteren Stimme.

Bane schlug wutend mit den Hinterbeinen aus.

»Das Beste! Was hat das mit uns zu tun? Zentauren kummern sich um das, was in den Sternen steht! Es ist nicht unsere Aufgabe, wie Esel herumstreunenden Menschen nachzulaufen!«

Firenze stellte sich plotzlich zornig auf die Hinterbeine, so da? Harry sich an seine Schultern festklammern mu?te, um nicht abzurutschen.

»Siehst du nicht dieses Einhorn?«, brullte Firenze Bane an. »Verstehst du nicht, warum es getotet wurde? Oder haben die Planeten dir dieses Geheimnis nicht verraten? Ich stelle mich gegen das, was in diesem Wald lauert, ja, Bane, mit Menschen an meiner Seite, wenn es sein mu?.«

Und Firenze wirbelte herum; Harry klammerte sich an ihn, so gut er konnte, und sie sturzten sich zwischen die Baume, Ronan und Bane hinter sich lassend.

Harry hatte keine Ahnung, was da vor sich ging.

»Warum ist Bane so wutend?«, fragte er. »Was war eigentlich dieses Wesen, vor dem du mich gerettet hast?«

Firenze ging nun im Schritt und ermahnte Harry, wegen der tiefen Aste den Kopf gesenkt zu halten, doch er antwortete nicht auf seine Fragen. Ohne ein Wort zu sagen schlugen sie sich durch die Baume, so lange schweigend, da? Harry dachte, Firenze wolle nicht mehr mit ihm sprechen. Sie drangen nun jedoch durch ein besonders dichtes Stuck Wald und Firenze hielt plotzlich inne.

»Harry Potter, wissen Sie, wozu Einhornblut gebraucht wird?«

»Nein«, sagte Harry, verdutzt uber die seltsame Frage. »Wir haben fur Zaubertranke nur das Horn und die Schweifhaare benutzt.«

»Das ist so, weil es etwas Grauenhaftes ist, ein Einhorn abzuschlachten«, sagte Firenze. »Nur jemand, der nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, konnte ein solches Verbrechen begehen. Das Blut eines Einhorns wird ihn am Leben halten, selbst wenn er nur eine Handbreit vom Tod entfernt ist – doch zu einem schrecklichen Preis. Er hat etwas Reines und Schutzloses gemeuchelt, um sich selbst zu retten, aber nun hat er nur noch ein halbes Leben, ein verfluchtes, von dem Augenblick an, da das Blut seine Lippen beruhrt.«

Harry blickte starr auf Firenzes Hinterkopf, der im Mondlicht silbern gesprenkelt war.

»Aber wer konnte so verzweifelt sein?«, fragte er sich laut. »Wenn man fur immer verflucht ist, dann ist der Tod doch besser, oder?«

»Das ist wahr«, stimmte Firenze zu,»au?er wenn man nur lange genug leben mu?, um noch etwas anderes zu trinken – etwas, das einem alle Starke und Macht zuruckbringt – etwas, das bewirkt, da? man nie sterben wird. Mr. Potter, wissen Sie, was in diesem Augenblick in der Schule versteckt ist?«

»Der Stein der Weisen! Naturlich – das Lebenselixier! Aber ich verstehe nicht, wer -«

»Konnen Sie sich niemanden denken, der seit Jahren darauf wartet, an die Macht zuruckzukehren, der sich ans Leben klammert und auf seine Chance lauert?«

Es war, als hatte sich plotzlich eine eiserne Faust um Harrys Herz geschlossen. Uber dem Rascheln der Baume schien er noch einmal zu horen, was Hagrid gesagt hatte in jener Nacht, da sie sich kennen gelernt hatten:»Manche sagen, er sei gestorben. Stu?, wenn du mich fragst. Wei? nicht, ob er noch genug Menschliches in sich hatte, um sterben zu konnen.«

»Meinen Sie«, sagte Harry mit krachzender Stimme,»das war Vol-«

»Harry! Harry, geht's dir gut?«

Hermine rannte den Pfad entlang auf sie zu, Hagrid keuchte hinter ihr her.

»Mir geht's gut«, sagte Harry, ohne recht zu wissen, was er sagte. »Das Einhorn ist tot, Hagrid, es liegt dort hinten auf der Lichtung.«

»Ich werde Sie nun verlassen«, murmelte Firenze, als Hagrid davoneilte, um das Einhorn zu untersuchen. »Sie sind jetzt sicher.«

Harry glitt von seinem Rucken herunter.

»Viel Gluck, Harry Potter«, sagte Firenze. »Die Planeten wurden schon einige Male falsch gedeutet, selbst von Zentauren. Ich hoffe, diesmal ist es genauso.«

Er wandte sich um und verschwand in leichtem Galopp in den Tiefen des Waldes, einen zitternden Harry hinter sich zurucklassend.

Ron, der auf ihre Ruckkehr hatte warten wollen, war im Gemeinschaftsraum eingenickt. Wahrend Harry ihn unsanft wachruttelte, rief er etwas uber Quidditch-Fouls. Nach wenigen Augenblicken freilich war er hellwach, als Harry ihm und Hermine zu erzahlen begann, was im Wald geschehen war.

Harry konnte nicht ruhig sitzen. Er schritt vor dem Feuer auf und ab. Noch immer zitterte er.

»Snape will den Stein fur Voldemort… und Voldemort wartet drau?en im Wald… und die ganze Zeit uber haben wir geglaubt, Snape wolle nur reich werden… «

»Hor auf, den Namen zu nennen!«, sagte Ron in einem angstdurchtrankten Flustern, als glaubte er, Voldemort konnte sie belauschen.

Harry horte ihn nicht.

»Firenze hat mich gerettet, aber er hatte es eigentlich nicht tun durfen… Bane war wutend deswegen… er hat etwas gesagt von Einmischung in die Offenbarung der Planeten… Sie mussen wohl zeigen, da? Voldemort zuruckkommt… Bane denkt, Firenze hatte Voldemort nicht daran hindern durfen, mich zu toten… Ich glaube, das steht auch in den Sternen.«

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