Mybrary.info
mybrary.info » Книги » Детективы и триллеры » Триллеры » Der Schwarm - Schatzing Frank (читать книги TXT) 📗

Der Schwarm - Schatzing Frank (читать книги TXT) 📗

Тут можно читать бесплатно Der Schwarm - Schatzing Frank (читать книги TXT) 📗. Жанр: Триллеры. Так же Вы можете читать полную версию (весь текст) онлайн без регистрации и SMS на сайте mybrary.info (MYBRARY) или прочесть краткое содержание, предисловие (аннотацию), описание и ознакомиться с отзывами (комментариями) о произведении.
Перейти на страницу:

Seit uber zwei Stunden war Anawak nun wieder unterwegs. Von Zeit zu Zeit ruckelte es leicht. Den gro?ten Teil der Strecke waren sie uber dichte Wolkenfelder geflogen. Jetzt, kurz vor der Hudson Strait, schoben sich die aufgeturmten Massen auseinander und legten die schwarzbraune Tundralandschaft unter ihnen frei, bergig und zerkluftet, gefleckt von Schneefeldern und immer wieder durchbrochen von Seen, auf denen gro?e Eisschollen trieben. Dann kam die Kuste in Sicht. Die Hudson Strait schob sich unter sie, und Anawak spurte, wie er die letzte Grenze uberschritt. Ein wildes Durcheinander von Gefuhlen brach uber ihn herein und riss ihn aus seiner Dosigkeit. In jedem Vorhaben gab es einen point of no return. Streng genommen war Montreal dieser Punkt gewesen, aber symbolisch war es die Hudson Strait. Jenseits der Wasserstra?e begann die Welt, in die er nie wieder hatte zuruckkehren wollen.

Anawak war unterwegs in das Land seiner Geburt, in seine Heimat am Saum des Polarkreises, nach Nunavut.

Er sah weiter hinaus und versuchte, jedes Denken auszuschalten. Nach einer weiteren halben Stunde uberflogen sie wieder Land, dann eine glei?ende, eisuberzogene Flache, die Frobisher Bay im Sudosten von Baffin Island. Die Maschine legte sich in eine Rechtskurve und ging schnell tiefer. Ein knallgelbes Gebaude mit einem gedrungenen Lotsenturm kam ins Bild. In die hugelige, dunkle Landschaft gekauert, wirkte es wie der menschliche Au?enposten auf einem fremden Planeten, aber es war nur der Flughafen von Iqaluit, der »Schule der Fische«, Nunavuts Hauptstadt.

Die Boeing setzte auf und rollte langsam aus.

Anawak musste nicht lange auf die Gepackausgabe warten. Er nahm seinen hoch gepackten Rucksack in Empfang und schlenderte durch die Abfertigungshalle. Eine Ausstellung warb fur Inuit-Kunst mit Wandbehangen und Specksteinskulpturen. In der Mitte der Halle gewahrte er eine uberlebensgro?e Figur, kompakt, mit Stiefeln und traditioneller Kleidung angetan, eine flache Trommel mit der Rechten hoch uber den Kopf erhoben, in der anderen Hand den Kloppel. Der steinerne Trommler hatte den Mund im Gesang weit geoffnet. Er strahlte Spannkraft und Selbstvertrauen aus. Anawak blieb einen Moment davor stehen und las die Inschrift unter der Skulptur: Wo immer Menschen aus der Arktis am besonderem Anlass zusammenkommen, finden Trommeltanz und Throat Singing statt. Dann trat er zum Abfertigungsschalter der First Air und gab seinen Rucksack nach Cape Dorset auf. Die Frau, die das Gepack in Empfang nahm, erklarte ihm, die Maschine werde mit einstundiger Verspatung abfliegen.

»Vielleicht haben Sie ja noch was in der Stadt zu erledigen«, sagte sie freundlich.

Anawak zogerte. »Eigentlich nicht. Ich kenne die Stadt kaum.«

Sie sah ihn einigerma?en erstaunt an. Offenbar wunderte es sie, dass jemand, der dem Au?eren nach ein Inuk war, die Hauptstadt nicht kannte. Dann lachelte sie wieder.

»Iqaluit hat einiges zu bieten. Sie sollten sich die Zeit nehmen. Gehen Sie ins Nunatta-Sunaqutangit-Museum, das schaffen Sie locker. Es gibt dort eine schone Ausstellung uber traditionelle und zeitgenossische Kunst.«

»Oh ja … naturlich.«

»Oder ins Unikkaarvik-Besucherzentrum. Und machen Sie einen Abstecher zur anglikanischen Kirche. Sie sieht aus wie ein Iglu, die einzige Kirche der Welt, die aussieht wie ein Iglu!«

Anawak betrachtete die Frau. Sie war eine Einheimische, klein, mit schwarzem Pony und Pferdeschwanz. Ihre Augen blitzten, als sich ihr Lacheln verbreiterte.

»Ich hatte schworen konnen, Sie sind aus Iqaluit«, sagte sie.

»Nein.« Einen Moment lang fuhlte er sich versucht zu sagen, er stamme aus Cape Dorset, dann sagte er: »Vancouver. Ich komme aus Vancouver.«

»Oh, ich liebe Vancouver!«, rief sie.

Anawak sah sich um. Er furchtete, den Verkehr aufzuhalten, aber offenbar war er der Einzige, der an diesem Tag weiterflog.

»Sie waren schon mal dort?«

»Nein, ich war noch nie so weit. Aber im Internet gibt es Bilder und jede Menge Informationen. Eine schone Stadt.« Sie lachte. »Ein bisschen gro?er als Iqaluit, nicht wahr?«

Er lachelte zuruck. »Ja, ich denke schon.«

»Oh, so klein sind wir allerdings auch nicht mehr. Iqaluit hat immerhin schon 6000 Einwohner. Und wir arbeiten dran. In wenigen Jahren werden wir so gro? sein wie Vancouver. Haha! Na ja, fast so gro?. Entschuldigen Sie.«

Ein Ehepaar war hinter ihm aufgetaucht. Er war doch nicht allein auf seinem Weiterflug. Rasch verabschiedete er sich und ging nach drau?en, bevor die Frau auf die Idee kam, ihm die Stadt zu zeigen.

Iqaluit.

Seine letzte Erinnerung lag so lange zuruck. Einiges schien ihm vertraut, aber das meiste erkannte er nicht wieder. Die Wolken waren in Quebec geblieben, hier stand die Sonne an einem stahlblauen Himmel und sorgte fur angenehme Temperaturen. Anawak schatzte, dass es nicht kalter als plus 10° Celsius war. Seine Daunenjacke uber dem dicken Pullover war eindeutig zu warm. Er zog sie aus, band sie um die Huften und stapfte die staubige Stra?e zum Ortszentrum entlang. Es herrschte erstaunlich viel Verkehr. Er konnte sich nicht erinnern, dass fruher auch nur annahernd so viele Gelandewagen und ATVs, kleine, mehrachsige Gefahrte mit Motorradsitzen, unterwegs gewesen waren. Zu beiden Seiten der Stra?e lagen die typischen Holzhauser der Arktis, wegen des Permafrostbodens auf niedrigen Pfahlen gebaut. Alle Gebaude der Arktis wurden auf solchen Pfahlen errichtet. Hatte man sie direkt auf den Untergrund gesetzt, ware er durch die abgestrahlte Hitze aufgetaut und abgesackt.

Je weiter Anawak voranschritt, desto starker drangte sich ihm das Bild der Hand Gottes auf, wie sie eines Tages einen Haufen Bauwerke durcheinander geschuttelt und planlos verstreut hatte. Grellwei?e, kubistisch anmutende Baukolosse ohne Fenster erhoben sich zwischen traditionellen, olivgrun oder rostrot gestrichenen Baracken. Die Schule sah aus wie ein gelandetes Ufo. Manche der Wohnhauser leuchteten in kraftigem Petrol und Aquamarin. Ein Stuck weiter stie? er auf das Commissioner’s House, eine Kreuzung aus gemutlicher Gartenvilla und Wohnkuppel fur Astronauten. Ganz in der Nahe erhob sich ein elegantes, dreistockiges Gebaude mit gro?en Fenstern und einem imposanten Eingang, das in jede Weltstadt gepasst hatte, sah man von den typischen Stelzen und den hoch fuhrenden Treppen ab. Anawak versuchte, die Eindrucke nicht zu sehr an sich heranzulassen, aber seit es ihn halb tot aus einem versinkenden Flugzeug geschwemmt hatte, war ihm die Fahigkeit abhanden gekommen, sich mit Gleichgultigkeit zu betauben. Die wilde architektonische Mischung vermittelte einen unbekummerten, beinahe frohlichen Eindruck, gegen den er tief sitzendes Misstrauen empfand, aber sie lie? ihn nicht unberuhrt.

Er fragte sich, was hier geschehen war. Das war nicht das depressive Iqaluit aus den Siebzigern. Menschen gru?ten ihn auffallend freundlich auf Inuktitut. Er gru?te zuruck, knapp und verschlossen. Ohne stehen zu bleiben, lief er eine Stunde durch die Stadt und ging nur einmal ins Besucherzentrum Unikkaarvik, wo er eine noch gewaltigere Kopie des Trommeltanzers vorfand.

Der Trommeltanzer. Als er klein gewesen war, hatte es oft Trommeltanz gegeben. Vor langer Zeit, als die Dinge noch in Ordnung waren.

Unsinn! Wann ware hier jemals etwas in Ordnung gewesen!

Er ging zuruck auf die Stra?e und lief weiter, wahrend ihm hei? wurde im kristallenen Sonnenlicht. Die anglikanische Kirche sah tatsachlich aus wie ein Iglu, mit hochgezogener Spitze. Er lie? sie links liegen. Nach einer guten Stunde war er wieder in der Abfertigungshalle des Flughafens und verzog sich mit einer Zeitung auf eine Bank. Au?er ihm wartete nur das Ehepaar auf den Weiterflug. Er klappte die Zeitung so auf, dass sie ihn von allen au?eren Einflussen abschirmte, las die Artikel, ohne ihre Inhalte aufzunehmen, und warf sie schlie?lich weg.

Die junge Frau vom Schalter bat sie, ihr zu folgen. Sie traten durch einen Nebenausgang des Flughafens aufs Rollfeld, wo eine kleine zweimotorige Propellermaschine vom Typ Piper wartete. Anawak stieg zusammen mit dem Ehepaar uber zwei Stufen ins enge Kabineninnere. Die Maschine hatte nur sechs Platze. Im hinteren Teil war hinter Netzen das Gepack verstaut. Eine Abtrennung der Kanzel zum Passagierraum gab es nicht. Sie rollten zur Startbahn und mussten einen Moment warten, bis eine andere Maschine gleicher Bauart gelandet war, dann nahmen sie einen kurzen, schnellen Anlauf und hoben etwas wackelig ab. Der Flughafen wurde kleiner und verschwand. Unter ihnen glitzerte die Frobisher Bay. Uber teils noch schnee— und eisbedeckte, von Gletschern geschliffene Berge flogen sie nach Westen. Zur Linken glei?te das Sonnenlicht auf der Hudson Strait, rechts funkelte es auf der Oberflache eines Sees, dessen Name Anawak spontan wieder einfiel: Amadjuak Lake.

Перейти на страницу:

Schatzing Frank читать все книги автора по порядку

Schatzing Frank - все книги автора в одном месте читать по порядку полные версии на сайте онлайн библиотеки mybrary.info.


Der Schwarm отзывы

Отзывы читателей о книге Der Schwarm, автор: Schatzing Frank. Читайте комментарии и мнения людей о произведении.


Уважаемые читатели и просто посетители нашей библиотеки! Просим Вас придерживаться определенных правил при комментировании литературных произведений.

  • 1. Просьба отказаться от дискриминационных высказываний. Мы защищаем право наших читателей свободно выражать свою точку зрения. Вместе с тем мы не терпим агрессии. На сайте запрещено оставлять комментарий, который содержит унизительные высказывания или призывы к насилию по отношению к отдельным лицам или группам людей на основании их расы, этнического происхождения, вероисповедания, недееспособности, пола, возраста, статуса ветерана, касты или сексуальной ориентации.
  • 2. Просьба отказаться от оскорблений, угроз и запугиваний.
  • 3. Просьба отказаться от нецензурной лексики.
  • 4. Просьба вести себя максимально корректно как по отношению к авторам, так и по отношению к другим читателям и их комментариям.

Надеемся на Ваше понимание и благоразумие. С уважением, администратор mybrary.info.


Прокомментировать
Подтвердите что вы не робот:*