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Der Mann von f?nfzig Jahren - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги серии онлайн .TXT) 📗

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Название:
Der Mann von f?nfzig Jahren
Дата добавления:
17 март 2020
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Der Mann von f?nfzig Jahren - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги серии онлайн .TXT) 📗
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Der Mann von f?nfzig Jahren - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги серии онлайн .TXT) 📗 краткое содержание

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Die Erz?hlung aus Wilhelm Meisters Wanderjahre »Der Mann von funfzig Jahren« wurde 1807/08 geschrieben.

Wie zu Gen?ge bekannt, war Goethe auch im fortgeschrittenen Alter noch sehr an den "Weiberr?cken" interessiert, und noch wenige Jahre vor seinem Tod hielt er tats?chlich um die Hand einer jungen Frau an, die ihm dann zu seiner Verwunderung verwehrt wurde. Soviel zur Eitelkeit der Gro?en. In der Novelle "Der Mann von f?nfzig Jahren" baut Goethe um eben diese falsche Selbsteinsch?tzung eine Erz?hlung so recht im Stil des fr?hen 19. Jahrhunderts auf.

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Der Major war in den Gutshof hereingeritten, und Hilarie, seine Nichte, stand schon, um ihn zu empfangen, au?en auf der Treppe, die zum Schlo? hinauffuhrte. Kaum erkannte er sie; denn schon war sie wieder gro?er und schoner geworden. Sie flog ihm entgegen, er druckte sie an seine Brust mit dem Sinn eines Vaters, und sie eilten hinauf zu ihrer Mutter.

Der Baronin, seiner Schwester, war er gleichfalls willkommen, und als Hilarie schnell hinwegging, das Fruhstuck zu bereiten, sagte der Major freudig:»Diesmal kann ich mich kurz fassen und sagen, da? unser Geschaft beendigt ist. Unser Bruder, der Obermarschall, sieht wohl ein, da? er weder mit Pachtern noch Verwaltern zurechtkommt. Er tritt bei seinen Lebzeiten die Guter uns und unsern Kindern ab; das Jahrgehalt, das er sich ausbedingt, ist freilich stark; aber wir konnen es ihm immer geben: wir gewinnen doch noch fur die Gegenwart viel und fur die Zukunft alles. Die neue Einrichtung soll bald in Ordnung sein. Da ich zunachst meinen Abschied erwarte, so sehe ich doch wieder ein tatiges Leben vor mir, das uns und den Unsrigen einen entschiedenen Vorteil bringen kann. Wir sehen ruhig zu, wie unsre Kinder emporwachsen, und es hangt von uns, von ihnen ab, ihre Verbindung zu beschleunigen.»

«Das ware alles recht gut«, sagte die Baronin,»wenn ich dir nur nicht ein Geheimnis zu entdecken hatte, das ich selbst erst gewahr worden bin. Hilariens Herz ist nicht mehr frei; von der Seite hat dein Sohn wenig oder nichts zu hoffen.»

«Was sagst du?«rief der Major;»ist's moglich? indessen wir uns alle Muhe geben, uns okonomisch vorzusehen, so spielt uns die Neigung einen solchen Streich! Sag' mir, Liebe, sag' mir geschwind, wer ist es, der das Herz Hilariens fesseln konnte? Oder ist es denn auch schon so arg? ist es nicht vielleicht ein fluchtiger Eindruck, den man wieder auszuloschen hoffen kann?»

«Du mu?t erst ein wenig sinnen und raten«, versetzte die Baronin und vermehrte dadurch seine Ungeduld. Sie war schon aufs hochste gestiegen, als Hilarie, mit den Bedienten, welche das Fruhstuck trugen, hereintretend, eine schnelle Auflosung des Ratsels unmoglich machte.

Der Major selbst glaubte das schone Kind mit andern Augen anzusehn als kurz vorher. Es war ihm beinahe, als wenn er eifersuchtig auf den Begluckten ware, dessen Bild sich in einem so schonen Gemut hatte eindrucken konnen. Das Fruhstuck wollte ihm nicht schmecken, und er bemerkte nicht, da? alles genau so eingerichtet war, wie er es am liebsten hatte und wie er es sonst zu wunschen und zu verlangen pflegte.

Uber dieses Schweigen und Stocken verlor Hilarie fast selbst ihre Munterkeit. Die Baronin fuhlte sich verlegen und zog ihre Tochter ans Klavier; aber ihr geistreiches und gefuhlvolles Spiel konnte dem Major kaum einigen Beifall ablocken. Er wunschte das schone Kind und das Fruhstuck je eher je lieber entfernt zu sehen, und die Baronin mu?te sich entschlie?en, aufzubrechen und ihrem Bruder einen Spaziergang in den Garten vorzuschlagen.

Kaum waren sie allein, so wiederholte der Major dringend seine vorige Frage; worauf seine Schwester nach einer Pause lachelnd versetzte:»Wenn du den Glucklichen finden willst, den sie liebt, so brauchst du nicht weit zu gehen, er ist ganz in der Nahe: dich liebt sie.»

Der Major stand betroffen, dann rief er aus:»Es ware ein sehr unzeitiger Scherz, wenn du mich etwas uberreden wolltest, das mich im Ernst so verlegen wie unglucklich machen wurde. Denn ob ich gleich Zeit brauche, mich von meiner Verwunderung zu erholen, so sehe ich doch mit einem Blicke voraus, wie sehr unsere Verhaltnisse durch ein so unerwartetes Ereignis gestort werden mu?ten. Das einzige, was mich trostet, ist die Uberzeugung, da? Neigungen dieser Art nur scheinbar sind, da? ein Selbstbetrug dahinter verborgen liegt, und da? eine echte, gute Seele von dergleichen Fehlgriffen oft durch sich selbst oder doch wenigstens mit einiger Beihulfe verstandiger Personen gleich wieder zuruckkommt.»

«Ich bin dieser Meinung nicht«, sagte die Baronin;»denn nach allen Symptomen ist es ein sehr ernstliches Gefuhl, von welchem Hilarie durchdrungen ist.»

«Etwas so Unnaturliches hatte ich ihrem naturlichen Wesen nicht zugetraut«, versetzte der Major.

«Es ist so unnaturlich nicht«, sagte die Schwester.»Aus meiner Jugend erinnere ich mich selbst einer Leidenschaft fur einen alteren Mann, als du bist. Du hast funfzig Jahre; das ist immer noch nicht gar zu viel fur einen Deutschen, wenn vielleicht andere, lebhaftere Nationen fruher altern.»

«Wodurch willst du aber deine Vermutung bekraftigen?«sagte der Major.

«Es ist keine Vermutung, es ist Gewi?heit. Das Nahere sollst du nach und nach vernehmen.»

Hilarie gesellte sich zu ihnen, und der Major fuhlte sich, wider seinen Willen, abermals verandert. Ihre Gegenwart deuchte ihn noch lieber und werter als vorher; ihr Betragen schien ihm liebevoller, und schon fing er an, den Worten seiner Schwester Glauben beizumessen. Die Empfindung war fur ihn hochst angenehm, ob er sich gleich solche weder gestehen noch erlauben wollte. Freilich war Hilarie hochst liebenswurdig, indem sich in ihrem Betragen die zarte Scheu gegen einen Liebhaber und die freie Bequemlichkeit gegen einen Oheim auf das innigste verband; denn sie liebte ihn wirklich und von ganzer Seele. Der Garten war in seiner vollen Fruhlingspracht, und der Major, der so viele alte Baume sich wieder belauben sah, konnte auch an die Wiederkehr seines eignen Fruhlings glauben. Und wer hatte sich nicht in der Gegenwart des liebenswurdigsten Madchens dazu verfuhren lassen!

So verging ihnen der Tag zusammen; alle hauslichen Epochen wurden mit der gro?ten Gemutlichkeit durchlebt; abends nach Tisch setzte sich Hilarie wieder ans Klavier; der Major horte mit andern Ohren als heute fruh; eine Melodie schlang sich in die andere, ein Lied schlo? sich ans andere, und kaum vermochte die Mitternacht die kleine Gesellschaft zu trennen.

Als der Major auf seinem Zimmer ankam, fand er alles nach seiner alten, gewohnten Bequemlichkeit eingerichtet; sogar einige Kupferstiche, bei denen er gern verweilte, waren aus andern Zimmern herubergehangt; und da er einmal aufmerksam geworden war, so sah er sich bis auf jeden einzelnen kleinen Umstand versorgt und geschmeichelt.

Nur wenige Stunden Schlaf bedurfte er diesmal; seine Lebensgeister waren fruh aufgeregt. Aber nun merkte er auf einmal, da? eine neue Ordnung der Dinge manches Unbequeme nach sich ziehe. Er hatte seinem alten Reitknecht, der zugleich die Stelle des Bedienten und Kammerdieners vertrat, seit mehreren Jahren kein boses Wort gegeben: denn alles ging in der strengsten Ordnung seinen gewohnlichen Gang; die Pferde waren versorgt und die Kleidungsstucke zu rechter Stunde gereinigt; aber der Herr war fruher aufgestanden, und nichts wollte passen.

Sodann gesellte sich noch ein anderer Umstand hinzu, um die Ungeduld und eine Art boser Laune des Majors zu vermehren. Sonst war ihm alles an sich und seinem Diener recht gewesen; nun aber fand er sich, als er vor den Spiegel trat, nicht so, wie er zu sein wunschte. Einige graue Haare konnte er nicht leugnen, und von Runzeln schien sich auch etwas eingefunden zu haben. Er wischte und puderte mehr als sonst und mu?te es doch zuletzt lassen, wie es sein konnte. Auch mit der Kleidung und ihrer Sauberkeit war er nicht zufrieden. Da sollten sich immer noch Fasern auf dem Rock und noch Staub auf den Stiefeln finden. Der Alte wu?te nicht, was er sagen sollte, und war erstaunt, einen so veranderten Herrn vor sich zu sehen.

Ungeachtet aller dieser Hindernisse war der Major schon fruh genug im Garten. Hilarien, die er zu finden hoffte, fand er wirklich. Sie brachte ihm einen Blumenstrau? entgegen, und er hatte nicht den Mut, sie wie sonst zu kussen und an sein Herz zu drucken. Er befand sich in der angenehmsten Verlegenheit von der Welt und uberlie? sich seinen Gefuhlen, ohne zu denken, wohin das fuhren konne.

Die Baronin gleichfalls saumte nicht lange zu erscheinen, und indem sie ihrem Bruder ein Billet wies, das ihr eben ein Bote gebracht hatte, rief sie aus.»Du ratst nicht, wen uns dieses Blatt anzumelden kommt.«—»So entdecke es nur bald!«versetzte der Major; und er erfuhr, da? ein alter theatralischer Freund nicht weit von dem Gute vorbeireise und fur einen Augenblick einzukehren gedenke.»Ich bin neugierig, ihn wiederzusehen«, sagte der Major;»er ist kein Jungling mehr, und ich hore, da? er noch immer die jungen Rollen spielt.«—»Er mu? um zehn Jahre alter sein als du«, versetzte die Baronin. — »Ganz gewi?«, erwiderte der Major,»nach allem, was ich mich erinnere.»

Es wahrte nicht lange, so trat ein munterer, wohlgebauter, gefalliger Mann herzu. Man stutzte einen Augenblick, als man sich wiedersah. Doch sehr bald erkannten sich die Freunde, und Erinnerungen aller Art belebten das Gesprach. Hierauf ging man zu Erzahlungen, zu Fragen und zu Rechenschaft uber; man machte sich wechselsweise mit den gegenwartigen Lagen bekannt und fuhlte sich bald, als ware man nie getrennt gewesen.

Die geheime Geschichte sagt uns, da? dieser Mann in fruherer Zeit, als ein sehr schoner und angenehmer Jungling, einer vornehmen Dame zu gefallen das Gluck oder Ungluck gehabt habe; da? er dadurch in gro?e Verlegenheit und Gefahr geraten, woraus ihn der Major eben im Augenblick, als ihn das traurigste Schicksal bedrohte, glucklich herausri?. Ewig blieb er dankbar, dem Bruder sowohl als der Schwester; denn diese hatte durch zeitige Warnung zur Vorsicht Anla? gegeben.

Einige Zeit vor Tische lie? man die Manner allein. Nicht ohne Bewunderung, ja gewisserma?en mit Erstaunen hatte der Major das au?ere Behaben seines alten Freundes im ganzen und einzelnen betrachtet. Er schien gar nicht verandert zu sein, und es war kein Wunder, da? er noch immer als jugendlicher Liebhaber auf dem Theater erscheinen konnte. — »Du betrachtest mich aufmerksamer als billig ist«, sprach er endlich den Major an;»ich furchte sehr, du findest den Unterschied gegen vorige Zeit nur allzu gro?.«—»Keineswegs«, versetzte der Major,»vielmehr bin ich voll Verwunderung, dein Aussehen frischer und junger zu finden als das meine; da ich doch wei?, da? du schon ein gemachter Mann warst, als ich, mit der Kuhnheit eines wagehalsigen Gelbschnabels, dir in gewissen Verlegenheiten beistand.«—»Es ist deine Schuld«, versetzte der andere,»es ist die Schuld aller deinesgleichen; und ob ihr schon darum nicht zu schelten seid, so seid ihr doch zu tadeln. Man denkt immer nur ans Notwendige; man will sein und nicht scheinen. Das ist recht gut, solange man etwas ist. Wenn aber zuletzt das Sein mit dem Scheinen sich zu empfehlen anfangt und der Schein noch fluchtiger als das Sein ist, so merkt denn doch ein jeder, da? er nicht ubel getan hatte, das Au?ere uber dem Innern nicht ganz zu vernachlassigen.«—»Du hast recht«, versetzte der Major und konnte sich fast eines Seufzers nicht enthalten. — »Vielleicht nicht ganz recht«, sagte der bejahrte Jungling;»denn freilich bei meinem Handwerke ware es ganz unverzeihlich, wenn man das Au?ere nicht so lange aufstutzen wollte, als nur moglich ist. Ihr andern aber habt Ursache, auf andere Dinge zu sehen, die bedeutender und nachhaltiger sind.«—»Doch gibt es Gelegenheiten«, sagte der Major,»wo man sich innerlich frisch fuhlt und sein Au?eres auch gar zu gern wieder auffrischen mochte.»

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