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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Stunde um Stunde verrann, und je hoher die Sonne stieg, um so mehr gewannen die Schiffe an Realitat und Individualitat. Die sachlichen Konstruktionslinien der franzosischen Vierundsiebziger wurden erkennbar, alle beherrscht von einem machtigen Erster-Klasse-Schiff, dem gro?ten, das Bolitho je gesehen hatte. Es mu?te Brueys' Flaggschiff sein. Er fragte sich, was der franzosische Ad-miral wohl denken mochte, wie klein ihm und seinen Offizieren die Formation der britischen Schiffe vorkommen mu?te. Und er fragte sich, ob Bonaparte wohl bei ihm an Bord sein, ihre tapfere Geste sehen und sich voll Verachtung daruber lustig machen mochte. In Bonapartes Anwesenheit lag ihre einzige Hoffnung. Denn Brueys selbst war ein tapferer und erfahrener Marineoffizier, der von der britischen Flotte wahrscheinlich mehr verstand als alle anderen dort druben. Seine Intelligenz und sein taktisches Konnen waren wohlbekannt und wurden respektiert. Aber wurde Bonaparte noch auf seinen Rat horen, jetzt, da Agypten beinahe in Sicht war und nur noch drei feindliche Schiffe ihn davon trennten?

«Lassen Sie Ihren Musikzug aufspielen, Major Leroux«, sagte Bolitho.»Dieses Warten stumpft ab und macht schlapp.»

Gleich darauf schmetterten Trommler und Pfeifer das Lied The Old East India man, und die Trommeljungen marschierten im Paradeschritt das Achterdeck auf und ab; nur stolperten sie hier und da uber einen Beschlag oder ein ausgestrecktes Matrosenbein.

Grubb sah das verschmitzte Grinsen seiner Maaten und zog nach einigem Zogern seine legendare Zinnflote aus der Manteltasche; damit stimmte er in die Weise ein.

«An Deck! Feindliche Fregatte auf Sudkurs voraus, Sir!»

«Die jagt die Harebell, Sir!»

Bolitho pre?te die Hande auf dem Rucken zusammen. Eine starke Fregatte mit immer hoher wachsender Segelpyramide schor aus der endlosen Schiffsformation aus und nahm die Verfolgung der Schaluppe auf.

Inch hatte einen guten Vorsprung. Bei diesem ma?igen Sudwest wurde der franzosische Kommandant Muhe haben, ihn einzuholen; und wenn er die Harebell nicht mit einem Weitschu? aus seinem Buggeschutz manovrierunfahig schie?en konnte, mu?te sie eigentlich klarkommen.

Dumpf hallte ein Kanonenschu? uber das glitzernde Wasser, und eine dunne wei?e Gischtfontane sprang empor. Der Schu? lag erheblich zu kurz, und die Ausgucks in den Masten quittierten ihn mit Hohnrufen.

Als die Lysander heftig uberholte, fielen die marschierenden Trommeljungen beinahe der Lange nach hin.

Grubb steckte seine Flote wieder in die Manteltasche und brummte:»Wind frischt auf, Sir!«Seinen Rudergasten rief er zu:»Pa?t gut auf, Kinder!»

Bolitho sah Herrick an.»Jetzt konnen Sie laden und ausrennen lassen.»

Das Schiff hob sich und tauchte dann in ein tiefes Wellental. Wie Glassplitter flogen Schaum und Spruhwasser an der Galion hoch.

«Mr. Veitch!«rief Herrick durch die hohlen Hande.»Geben Sie durch: Laden und ausrennen!»

Leroux sagte zu seinem Leutnant:»Tatsachlich, Peter, ich glaube, die Franzosen behalten ihre Formation bei.»

Nepean sah verstandnislos drein.»Aber dann geraten wir doch direkt zwischen die zweite Gruppe, Sir? Die Versorgungsschiffe scheinen auch gut geschutzt zu sein. «Er schluckte muhsam und blinzelte den Schwei? aus den Augen.»Tatsachlich, ich glaube, Sie haben recht!»

Der Major sah zur Kampanje hin.»Sergeant Gritton! Scharfschutzen auf beide Seiten verteilen! Bei diesem Tempo sind wir mitten unter den Feinden, bevor sie uberhaupt wissen, was los ist!»

Bolitho horte das alles. Das geschaftige Klappern der Rammstok-ke und Handspeichen und die schrillen Pfiffe beim Ausrennen der Geschutze — auf der einen Seite schimmernd wie Zahne, auf der anderen nur purpurne Schatten.

Bolitho dachte an Pascoe und seine schweren Kanonen, drei Decks tief unter seinen Fu?en. Er hatte ihn lieber bei sich gehabt; aber im unteren Deck war er vielleicht weniger gefahrdet.

«Ausgerannt, Sir.»

Bolitho nahm Midshipman Saxby ein Teleskop aus der Hand. Beinahe ware es auf die Planken gefallen, denn der Junge zitterte furchtbar und versuchte, es nicht sehen zu lassen. Bolitho stieg die Kampanjeleiter hinauf und richtete das Glas achteraus.

«Signal an Nicator, Mr. Glasson«, sagte er scharf. »Mehr Segel setzen.»

«Wir durfen keine gro?e Lucke in unserer Formation entstehen lassen«, erlauterte er, als er wieder auf dem Achterdeck war. Da fiel ihm Saxby wieder ein, und er sagte zu ihm:»Nehmen Sie das Glas, mein Junge, und gehen Sie nach achtern zu den MarineInfanteristen. Behalten Sie bis auf weiteren Befehl die Nicator im Auge!»

Herrick tupfte sein Gesicht mit dem Taschentuch ab.»Machen Sie sich Sorgen um den jungen Saxby, Sir?»

«Nein, Thomas. «Er dampfte die Stimme.»Um Probyn.»

«Nicator hat bestatigt. «Glasson gab sich jetzt sehr eifrig.

Bolitho nickte und stieg, sich mit einer Hand auf die blo?e Schulter eines Matrosen stutzend, auf einen Neunpfunder. Backbord voraus von der Lysander formierten sich die franzosischen Kriegsschiffe, um das lockere Geleit ihrer Transporter zu schutzen.

Er zahlte sorgfaltig: vier Linienschiffe. Zahlenma?ig uberlegen, aber nicht allzusehr. Hinter den sich uberlappenden Rumpfen der Transporter sah er die Rahsegel einer Fregatte; wie ein Schaferhund beim Auftauchen eines Fuchses die Lammer zusammentreibt, so sa? sie den lebenswichtigen Versorgungsschiffen auf den Fersen.

Veitch stand bereit, aber Bolitho sah ihn gar nicht. Hochstens noch eine Stunde, dann mu?te der franzosische Admiral wissen, da? keine weiteren britischen Schiffe in unmittelbarer Nahe waren. Was dann? Vernichtung des kleinen Geschwaders? Oder segelte der Admiral gleich weiter nach Alexandria, fur den Fall, da? er dort notiger gebraucht wurde?

Bolitho sah zwischen den feindlichen Formationen etwas Rotes schimmern — das Versorgungsschiff aus Korfu. Begreiflich, da? Veitch es gleich wiedererkannt hatte. Er hatte reichlich Gelegenheit gehabt, es sich genau anzusehen, ebenso wie die anderen verstreuten Transporter, als er damals den Berghang in Brand gesetzt hatte, um die Osiris vor den Kanonen zu schutzen. Aber dieses Schiff wurde noch mehr solch schwerer Kanonen geladen haben. Die brauchte Admiral Brueys, sonst konnte er es nicht riskieren, innerhalb der engen Hafeneinfahrt von Alexandria zu ankern. Er brauchte ihren Schutz fur seine Schiffe und das Ausladen so vieler Soldaten und Kriegsguter. Ohne sie mu?te er in der Bucht von Abukir ankern, wie Herrick gesagt hatte. Und wenn Nelson Gluck hatte, wurde er ihn dort finden. Und dann — ja, das Weitere war dann seine Sache.

Schweren Herzens blickte Bolitho uber das Deck der Lysander. Und was ist dann mit uns? Wir haben unser Bestes getan.

Mehrmals krachte es dumpf, und von dem franzosischen Zweidecker trieben Rauchwolken davon. Mehrere Kugeln peitschten niedrig durch die Wellen wie fliegende Fische, aber alle schlugen ziemlich weit weg von der Lysander ein.

Das war nur Wut. Ein Zeichen, da? die Franzosen zum Kampf bereit und nach den langen Vorbereitungen hinter ihren Sperren und Hafenbatterien sogar begierig darauf.

«Buggeschutz, Mr. Veitch!«befahl Herrick.»Auf die Entfernung einschie?en — zwei, drei Kugeln!»

Beim Krachen des Backbordgeschutzes ertonten ein paar Hurras von denen, die vorhin die Kraftdemonstration des Gegners nicht gesehen hatten.

Unter dem Achterdeck wickelten die Kanoniere bereits ihre Halstucher um die Ohren und legten Sabel und Enterbeile zurecht.

«Halbe Kabellange zu kurz!«sagte Glasson. Doch niemand antwortete ihm.

Das vorderste franzosische Schiff kam stetig von Backbord auf die Lysander zu. Es segelte so hart am Wind wie moglich; jedes Segel an den dichtgebra?ten Rahen war deutlich sichtbar.

Bolitho beobachtete genau, schatzte Zeit und Entfernung ab. Kam es zur Kollision, oder wurde er die feindliche Formation durchbrechen? Er mu?te unbedingt zwischen die feindlichen Versorgungsschiffe gelangen.

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