Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Seine Worte losten bei der Besatzung der Gig wutendes Knurren aus.
Bolitho stand langsam auf, mit einer Hand auf Alldays Schulter gestutzt.
Dann rief er:»Unter welcher Flagge? Zieht ihr euren eigenen feigen Fetzen auf, oder versteckt ihr euch hinter den franzosischen Farben?»
Trotz der drohnenden Brecher horte er das Durcheinander der Stimmen in dem anderen Boot.
Dann rief der Mann zuruck:»Wir haben die Narval, und Ihre verdammte Arroganz werden Sie noch bereuen, Cap'n. «Er schuttelte die Faust, und eine andere Gestalt wurde vom Boden des Bootes hochgezerrt.
Einen Augenblick glaubte Bolitho, es sei de Barras. Doch dann erkannte er, da? es ein junger Leutnant war. Sein Gesicht war fast schwarz von Prellungen, die Arme waren ihm auf dem Rucken gefesselt.
Ein weiterer sichtbarer Beweis fur ihren Sieg. Bolitho warf einen kurzen Blick auf seine Besatzung. Ihre Gesichter zeigten eine Mischung von Unglauben und Entsetzen. Bolitho schrie:»Gebt ihn frei! Er ist nicht verantwortlich, das wi?t ihr genau.»
Der Mann lachte nur, der Laut kam vom Wind verzerrt heruber.»Wissen Sie nichts von der Revolution, Cap'n?«Er deutete auf die Leute in seinem Boot.»Die Jungs hier haben allen Grund, daruber froh zu sein.»
Tuke hatte also auf jedes seiner Schiffe einen Teil der Franzosen verteilt. Das war sicherer. Wenn die franzosischen Offiziere tot waren oder in Eisen lagen, mu?te Tuke das Kommando uber die Narval selbst ubernommen haben. Dazu hatte es bestimmt keiner besonderen Ermunterung bedurft, und seine Erfahrungen als Kaperkapitan hatten ihn zweifellos ebensoviel gelehrt wie jeden Seeoffizier im Dienst des Konigs. Allday sagte heiser:»Die bringen ihn um, Captain. «Noch wahrend er sprach, packte einer der Manner im anderen Boot den Leutnant bei den Haaren und ri? ihm den Kopf zuruck, so da? das Wei?e seiner Augen und sein vor Schmerz und Angst verzerrtes Gesicht sichtbar wurden. Ein Messer wurde erhoben und fuhr mit solcher Schnelligkeit durch die Kehle des Franzosen, da? er weder einen Schrei aussto?en noch sich wehren konnte. Dann wurde die Leiche uber Bord gesturzt. An der Bordwand blieb nur eine grellrote Spur zuruck.
Bolitho schrie:»Eine Pistole! Das ist keine Parlamentarsflagge!»
Aber der Schu? ging weit daneben, und bis sie nachgeladen war, fuhr das Boot des Schoners schon schnell auf die Passage zwischen den Riffen zu.
Von See her ertonte plotzlich ein lauter Knall, und Sekunden spater stieg zwischen den Riffen und der Halbinsel von einem schweren Gescho? eine hohe Fontane auf, die in weitgezogenem Kreis als Spruhregen ins Wasser zuruckfiel.»Zum Schiff!»
Bolitho packte das Dollbord und versuchte, seinen aufwallenden Ha? zu beherrschen. Das mu?te ihre Absicht gewesen sein: Ihn aus der Bucht zu locken, ehe er die genaue Starke des Feindes kannte.
Wahrend die Gig schnell zur Tempest zuruckruderte, sah Bolitho zur Siedlung hinuber und hielt sich ihre Verteidigungsanlagen vor Augen, die ihm jetzt durftig erschienen, wenn er daran dachte, was er gerade erlebt hatte. In der Siedlung waren Feuer angezundet worden, um den
Eindruck zu erwecken, da? sich dort sehr viel mehr Manner befanden als die schwache Streitmacht, die tatsachlich vorhanden war. Uber der Palisade waren rote Waffenrocke verteilt, um aus der Ferne den Eindruck zu erwecken, da? dort aufmerksame Posten auf Wache standen. Eine Tauschung, mehr war es wirklich nicht. Er duckte sich, als ein weiteres Gescho? uber sie hinwegflog und auf dem Felsbrocken unterhalb der Halbinsel einschlug. Als er das Achterdeck der Tempest erreichte, traf er Herrick mit einem Teleskop bewaffnet an, der das andere Schiff beobachtete. Es war au?er Reichweite der Zwolfpfunder der Tempest, traf aber mit seinen Geschutzen muhelos das Land. Wenn die Schatten endgultig vom Strand und der Siedlung gewichen waren, wurde die Beschie?ung ernstlich beginnen. Herrick bemerkte:»Vierundzwanzigpfunder, Sir, mindestens. Die mussen sie von der Eurotas haben. «Er sah Bolitho besorgt an.»Ich war in Unruhe wegen der Teufel in diesem Boot. Sie hatten das Feuer auf Sie eroffnen konnen. «Wrrumm! Bolitho horte das Gescho? durch die Baume auf der anderen Seite der Bucht pflugen und sah aufgescheuchte Vogel wie Splitter uber ihren Wipfeln aufschwirren. Herrick fuhr eindringlich fort:»Wir werden Anker lichten mussen. Wenn sie uns aufs Korn nehmen, konnen sie das Schiff entmasten und uns bewegungsunfahig machen. Dann sind wir nicht mehr als eine schwimmende Batterie. «Bolitho nahm den Hut ab und wischte sich uber die Stirn. Das war die Absicht des Feindes. Ihn herauszulocken, die Bucht schutzlos zuruckzulassen.
Der Schoner mochte nicht schnell genug sein, um der Tempest davonzusegeln, aber in dem Gewirr der Inselchen und Riffe konnte er sie muhelos abschutteln. Er blickte zum Wimpel auf. Stetig wie bisher wehte der Wind aus Nordwest. Er nahm ein Teleskop und ging zum ausgespannten Netz. In Gedanken setzte er sich mit der Gefahr auseinander, mit dem, was er von seinen Leuten verlangte.
Uber die Schulter sagte er:»Benachrichtigen Sie das Land. Wenn wir Signal geben, mussen sie das Feuer in Gang bringen. «Er horte Herrick seufzen.»Ich wei?, es war als letzter Ausweg gedacht. Wir mussen aber alles umdrehen. «Bolitho stutzte sein Glas an dem Netz und richtete es auf den verankerten Schoner, rechtzeitig, um auf dessen Back eine Rauchwolke erscheinen zu sehen, als sie dort einen weiteren Schu? losten.
Der Schoner lag auf einer Linie mit der Halbinsel. Und dem
Wind.
Er horte ein Boot zum Ufer ablegen und dann ein heftig splitterndes Gerausch. Ein weiteres Gescho? hatte die kleine Pier getroffen und ihr au?eres Ende zu einem wirren Haufen zerschmetterter Balken und Verstrebungen zertrummert. Das war Gluck, denn kein Geschutzfuhrer konnte durch Schatten hindurchsehen. Doch es zeigte sehr deutlich, was bald geschehen wurde, wenn sie nichts taten, um die Beschie?ung zu beenden.
Bolitho sagte:»Ein Enterkommando, Mr. Herrick, fur Barkasse und Kutter. Wenn der Wind anhalt, zunden wir wie geplant die Feuer an Land an. Der Qualm wird auf den Schoner zutreiben, und wenn er ihn erreicht, mu? der Angriff erfolgen.»
Bolitho dachte an die weite Strecke und stellte sich den verwundeten Marinesoldaten auf dem Abhang bei den gesammelten Haufen von trockenem Gras und durrem Unterholz vor, die mit Kokosnu?schalen und Fett angereichert waren. Wenn sie Gluck hatten, wurden die Kanoniere des Feindes denken, einer ihrer Schusse hatte das Feuer an Land entfacht. Wenn es fehlschlug, wurden die Besatzungen beider Boote abgeschlachtet, noch ehe sie eine Hand an den Rumpf des Schoners legen konnten. Einen Augenblick spater meldete Fitzmaurice:»Das Boot hat das Land erreicht, Sir.»
Bolitho nickte.»Bemannen Sie Ihre Boote, Mr. Herrick. Bleiben Sie mit ihnen auf der abgewandten Bordseite, bis das Feuer brennt.»
Er zwang sich, ein paar Schritte auf- und abzugehen. Seine Fu?e stiegen ohne bewu?te Anstrengung uber Beschlage und Poller hinweg. Es wurde zehn Minuten dauern, bis die Nachricht die behelfsma?ige Signalstation erreichte. Er horte die Manner larmend in die Boote steigen, das
Klirren ihrer Waffen.
«Bereiten Sie das Signal vor, Mr. Fitzmaurice.»
Bolitho wischte sich uber das Gesicht. Er schwitzte stark,
aber ohne da? ihm warm war.
«Das Boot hat wieder abgelegt, Sir.»
Die Nachricht war weitergegeben.
Bolitho befahl:»Hissen Sie das Signal.»
Die Flagge entfaltete sich unter der Gro?rah, zufallig im gleichen Augenblick, als das schwere Geschutz des
Schoners den nachsten Schu? abfeuerte.
Bolitho richtete sein Glas auf die Halbinsel und die dahinter aufragenden Hugel. Zunachst dunn begann an einer Stelle,
die noch im Schatten lag, Qualm zum Himmel aufzusteigen,
dann fing eine Rauchwolke an, vor dem Wind bergab zu rollen. Das schmutzige Gemisch aus Fett, altem Werg und