Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Aber sie schuttelte den Kopf und pre?te ihr Gesicht in seine
Hand.
Allday wartete am Fu? der Treppe.»Sie kann es nicht fassen, Captain. «Er winkte einen Marinesoldaten herbei.»Bring sie in Sicherheit, aber ruhr' sie nicht an.»
Bolitho stand in der grellen Sonne, die Augen schmerzten ihn in dem Glast. Fluchtig fiel ihm auf, da? Allday ein blankes Entermesser in der Hand hielt. Er mu?te es aus der Scheide gezogen haben, als das Madchen sich aus dem Schatten auf ihn warf. Um ihn zu verteidigen. Bedruckt fragte er:»Und wer wird fur sie sorgen?«»Ich wei? nicht, Captain. «Er fiel in Gleichschritt mit Bolitho.»Es sollte fur jeden Menschen einen Platz geben. «Er blickte zur Seite, seine Stimme klang plotzlich belegt.»Diese verdammte Welt ist doch wirklich gro? genug.«Argerlich schob er sein Entermesser in die Scheide.»Ich bitte um Entschuldigung, Captain. Ich habe mich vergessen.»
Bolitho sagte nichts. Anders wollte ich es gar nicht haben, dachte er.
Dann griff er nach seiner Uhr, zog sie heraus und fand, da? er es ohne Hemmung tun konnte. Ihre Kraft war noch bei ihm.
«Kommen Sie«, sagte er.»Wir wollen uns den Zustand der
Verteidigungsanlagen selbst ansehen.»
Allday grinste erleichtert und war seltsam bewegt.»Aye,
Captain.»
Sie gingen auf das Tor zu. Der dort postierte Marinesoldat salutierte zackig.
«Ach du lieber Himmel!«entfuhr es Prideaux unwillkurlich.»Man konnte meinen, wir waren hier in Plymouth, Mr. Swift. Was sagen Sie dazu?»
Der junge Mann nickte. Ihm war bewu?t, da? er etwas Eindrucksvolles sah, wenn er es auch nicht benennen konnte.
Prideaux starrte ihn fassungslos an.»Sie etwa auch? Gehen Sie an Ihre Arbeit, oder — ob diensttuender Leutnant oder Midshipman —, ich mache Ihnen Beine!«Den Rest des Tages und wahrend des ganzen folgenden fuhren geschaftig Boote zwischen der Tempest und dem Ufer hin und her. Bolitho schien uberall zu sein, horte sich Ideen an, die zuerst nur zogernd kamen, dann wuchsen und bei der geringsten Ermutigung immer abenteuerlicher wurden.
Allday blieb die ganze Zeit an seiner Seite, wachte und sorgte sich, sah, wie Anspannung und Entschlossenheit von seinem Kapitan Besitz ergriffen. Es war ihm gleichgultig, da? selbst die beschamten Angehorigen des Corps ihren Dienst wieder aufnahmen und Prideauxs Befehlen widerspruchslos gehorchten. Es trostete ihn auch nicht, da? selbst die faulsten und unzuverlassigsten Matrosen jede Wache ohne Pause durcharbeiteten und kaum daruber murrten. Er wu?te besser als die meisten, da? ohne Bolitho kaum einer ihrer Plane mehr wert gewesen ware als eine nasse Zundschnur.
Wahrend Bolitho auf dem Abhang stand und beobachtete, wie Matrosen durres Gras und verdorrte Palmwedel sammelten und bundelten, wartete Allday ab. Er sah, da? sein Kommandant mit jeder neuen Aufgabe, die sich stellte, zufriedener wurde. Es war, als ob er jemandem gefallen wollte, den niemand sehen konnte. Und Allday wu?te sehr gut, wer das war.
Unmittelbar, ehe die Dunkelheit Schatten uber die Bucht legte, meldeten die Ausgucks ein Segel im Osten. Bolitho kehrte auf sein Schiff zuruck, merkwurdig ruhig und ohne jede Mudigkeit.
Die Zeit war abgelaufen, und daruber war er froh. Auf die eine oder andere Weise wurde es jetzt hier enden.
XVII Ein eigensinniger Mann
Herrick zogerte unter der Tur und beobachtete Bolitho ein paar Sekunden lang. Er mu?te an seinem Schreibtisch eingeschlafen sein. Er hatte das Gesicht auf die Arme gelegt, und sein Schatten schwankte hin und her, als ob er und nicht das Schiff sich bewege.»Es ist Zeit, Sir.»
Herrick legte die Hand auf Bolithos Schulter. Durch das Hemd fuhlte sich die Haut hei? an. Brennend. Es widerstrebte ihm, Bolitho zu storen, aber an diesem Morgen konnte es nicht einmal Herrick wagen, sein Mi?fallen herauszufordern.
Bolitho blickte langsam auf und rieb sich die Augen.
«Danke. «Er sah sich in der Kajute um und wandte sich dann den Fenstern zu. Auch sie waren schwarz und zeigten nur das Spiegelbild der Kajute.
«In einer halben Stunde beginnt die Dammerung, Sir. Ich habe die Besatzung fruhstucken geschickt, wie Sie befahlen. Eine warme Mahlzeit und einen guten Schluck, um sie hinunterzuspulen. Der Koch wird das Feuer in der Kombuse loschen, sobald ich den Befehl gebe. «Er unterbrach sich, ungehalten uber die Storung, als Allday mit einem Topf dampfendem Kaffee in die Kajute kam. Bolitho reckte sich und wartete, bis der Kaffee ihm den Magen warmte. Stark und bitter. Er stellte sich seine Leute vor, die ihre Sonderration an gepokeltem Schweine- oder Rindfleisch a?en und uber den unerwartet ausgegebenen Rum ihre Scherze machten. Und er hatte wie ein Toter geschlafen und nichts davon gehort, als das Schiff zu einem neuen Tag erwachte. Fur manche, wenn nicht fur alle, konnte es gut ihr letzter sein.»Soll ich Hugoe holen, Captain?»
Allday schenkte Kaffee nach. Er war schon lange aus seiner Hangematte heraus und nach unten zur Kombuse gegangen, um hei?es Rasierwasser fur Bolitho zu holen, zeigte aber kaum Anzeichen von Mudigkeit.
«Nein. «Bolitho rieb sich kraftig die Arme. Ihm war kalt, aber sein Verstand war so kristallklar, als ob er die ganze Nacht uber in seinem Bett in Falmouth geschlafen hatte.»Er wird sicher dringend in der Offiziersmesse gebraucht. «Allday zeigte die Zahne. Er wu?te, da? das keineswegs der Grund war.»Gut, gut. Ich hole also Fruhstuck fur Sie. «Bolitho stand auf und ging zu den Fenstern.»Ich konnte nichts essen. Heute nicht.»
«Sie mussen, Sir. «Herrick winkte Allday, der die Kajute verlie?.»Es kann eine Weile dauern, bis Sie wieder die Moglichkeit dazu bekommen.«»Das ist wahr.»
Bolitho sah zum Wasser hinunter. Doch da war nur ein ganz schwacher Schimmer, der die Richtung der Stromung anzeigte. Und wieder uberraschte ihn, mit welcher Schnelligkeit die Dammerung heraufzog. Viele im Schiff mochten wunschen, da? sie nie kame. Er begann ruhig:»Wenn wir heute versagen, Thomas…«Er brach ab, unsicher, wie er fortfahren sollte. Er wollte nicht, da? Herrick sich mit der Moglichkeit einer Niederlage abfand, aber er mu?te ihn wissen lassen, wieviel seine Freundschaft ihm bedeutete, wie sehr sie ihn stutzte. Herrick protestierte:»Lieber Himmel, Sir, so sollten Sie nicht reden.»
Bolitho wandte sich ihm zu.»In der Kassette befindet sich ein Brief fur Sie. «Er hob die Hand.»Wenn ich falle, sollen Sie wissen, da? ich einige Vorsorge fur Sie getroffen habe. «Herrick trat auf ihn zu und rief aus:»Ich will nichts davon horen, Sir! Ich — ich will nichts haben!«Bolitho lachelte.»Sei's drum. «Er ging in der Kajute auf und ab.»Ich wollte, es ware den ganzen Tag uber so kalt wie jetzt. Eine Seeschlacht ist auch ohne die sengende Sonne hei? genug.»
Herrick senkte den Blick. Bolitho zitterte stark. Mangel an Schlaf, vollige Erschopfung nach der Fahrt im offenen Boot, das alles fing an, sich zu zeigen. Er sagte:»Ich gehe jetzt,
Sir.»
«Ja. Wir gehen auf Gefechtsstation, sobald die Leute gegessen haben.»
Herrick schien zufrieden zu sein, und Bolitho wartete, bis er gegangen war. Dann setzte er sich und ging noch einmal seine Plane durch, suchte nach Mangeln oder Moglichkeiten zur Verbesserung.
Er schenkte sich noch einen Becher Kaffee ein, hielt sich sein Schiff vor Augen, das noch im Dunkeln lag. Zwei Wachboote umkreisten es standig, und an Land hatte Prideaux Streifen eingesetzt, die am Strand entlang und auf der Halbinsel patrouillierten. Sie mu?ten zuruckgezogen werden, sobald es hell war. Die Tempest war so schwach bemannt, wahrend der Feind… Ihn schauderte, und er trank den Rest seines Kaffees. Feind… Wie leicht kam dieses Wort. Er erinnerte sich der franzosischen Matrosen, die er bei seinem Besuch auf der Narval gesehen hatte. Bei dieser grausamen Behandlung hatten sie vermutlich ohnehin gemeutert, sich gegen de Barras und seinen Sadismus erhoben. Der Aufstand in Frankreich bot ihnen fur ihre Rache einen noch weiteren Spielraum. Eine Schlacht mu?te ihnen als ein kleiner Preis fur ihre Erlosung erscheinen. Bolitho versuchte, sich ein Bild von Tuke zu machen, aber die Erinnerung an das Brandmal auf Violas Schulter zwang ihn, Tuke aus seinen Gedanken zu verdrangen. Statt dessen dachte er an Viola, klammerte sich an jedes Detail, furchtete, etwas konne in seiner Erinnerung verlorengehen. Allday brachte ihm sein Fruhstuck, sagte aber nichts, als Bolitho es achtlos beiseite schob. Schweigend rasierte er ihn und holte ein frisches Hemd aus der Truhe, wie er es so oft von Noddall gesehen hatte.