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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .TXT) 📗

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Bolitho ri? sich aus seinen truben Gedanken. Tote spurten keine Schmerzen mehr, die Lebenden mu?ten gerettet werden.»Los, Ashby«, befahl er.»Lunten an!»

Er horte Trompetenklang und eine Welle von Hurras — die ersten franzosischen Soldaten sturmten von der Kustenstra?e in die Stadt. Die Seesoldaten zogen sich in kleinen Gruppen auf die zerschossene Pier zuruck, die aufgepflanzten Bajonette noch auf die dunklen Gassen gerichtet.

Von den Burgern, die in St. Clar bleiben wollten, war nichts zu sehen. Sie waren untergetaucht. Nach der ersten Welle der Wut und des Blutvergie?ens wurden sie hervorkommen und Frieden mit ihren Landsleuten machen. Sie wurden Freunde, ja sogar Verwandte denunzieren, um ihre Treue zur Revolution zu beweisen. Das wird eine strenge und langwierige Abrechnung, dachte Bolitho.

Eben jetzt mu?ten die Franzosen auf die toten letzten Verteidiger starren und uberlegen, was dieser Versuch, ihren endgultigen Sieg zu verzogern, wohl bedeutete.

In diesem Moment hatte die erste Lunte den Zunder erreicht, und die ganze Stadt schien unter der Wucht der Explosion zu schwanken.

«Das ist das Hauptmagazin, Sir«, sagte Ashby heiser.»Da werden noch ein paar von diesen Bastarden draufgegangen sein. «Er schwenkte den Degen.»In die Boote!»

Unter dem Krachen einer zweiten machtigen Explosion eilten die Seesoldaten in die Boote und folgten denen, die bereits den Flu? hinunterruderten. Ein paar franzosische Scharfschutzen mu?ten in die Hauser am Hafen eingedrungen sein, denn die abziehenden Boote wurden beschossen, und kleine fedrige Wasserfontanen stiegen langsseit hoch.

Bolitho blickte seinem Leutnant entgegen, der mit blo?em Kopf, eine rauchende Lunte in der Hand, uber den Platz gerannt kam.»Alles klar, Shanks?»

«Die letzte Ladung ist gezundet, Sir. «Shanks verzog das Gesicht, denn eben ri? eine machtige Detonation ein ganzes Haus am

Anfang einer engen Gasse nieder, und die Schockwelle schleuderte ihn beinahe ins Wasser.

Die Barkasse hatte an der Pier festgemacht; als gerade die letzten Seesoldaten hineinkletterten, schrie Allday:»Da kommt franzosische Kavallerie, Captain!»

Es waren etwa ein Dutzend Reiter. Sie brachen aus einer Seitengasse hervor, und als sie die Barkasse gewahrten, kamen sie im gestreckten Galopp durch den Rauch der letzten Explosion. Bolitho warf einen raschen Blick umher und sprang dann an Bord.

Als das Boot ablegte, richtete ein Matrose geduckt die Drehbasse aus, trat beiseite und zog die Abzugsleine. Das Boot schwankte im Rucksto? nach dem letzten Schu? dieses Feldzuges.

Bolitho klammerte sich ans Dollbord, als die Pinne das Boot herumri?, bis die abgedeckten Hauser die blutigen Uberreste von Pferden und Reitern, welche die doppelte Ladung Schrapnell niedergemaht hatte, den Blicken entzogen.

Aus und vorbei. Bolitho fragte sich, was aus Oberst Cobban worden sein mochte; aber er konnte beim besten Willen kein Mitgefuhl fur ihn aufbringen. In der Nacht, als er in Pomfrets leerem Arbeitszimmer eingeschlafen war, hatte ihm eine atemlose Ordonnanz gemeldet, da? Cobban unter Parlamentarflagge zu dem franzosischen Kommandeur gegangen sei.»Um einen ehrenvollen Frieden auszuhandeln«, wie er sich ausgedruckt hatte. Jetzt in der grimmigen Wirklichkeit des hellen Tages wurden die Franzosen Cobbans klaglichen Versuch, sein eigenes Fell zu retten, nur als Verzogerungsmanover zur Deckung des britischen Ruckzugs ansehen. Groteske Vorstellung, da? man Cobban in England vielleicht gerade dieser Haltung wegen als einen aufopfernden, mutigen Offizier im Gedachtnis behalten wurde.

Die Boote waren jetzt im tieferen Wasser der Bucht, und Bolitho richtete sich muhsam auf, denn die beiden Linienschiffe erwarteten ihn. Dann sah er Pomfrets Admiralswimpel vom Besan der Hyperion wehen und wu?te, da? Herrick die Ma?nahme seines Kommandanten verstanden hatte, auch wenn er sie vielleicht nicht billigte.

Eine halbe Stunde spater hatte beide Schiffe Anker gelichtet; und als der auffrischende Wind den Rauch der brennenden Stadt aufs Meer hinaustrieb, stand Bolitho an den Finknetzen, die Hande auf dem Rucken ineinander verschrankt. Im stillen Wasser des Hafenbeckens spiegelten sich die Flammen wider.

Als die Segel der Hyperion sich fullten, und sie Kurs auf die offene See nahm, kam die allerletzte Szene dieser Tragodie — wie ausgesucht und genau fur diesen Moment berechnet.

Ein einzelner Reiter erschien hoch auf dem sudlichen Vorland der Bucht; hell leuchtete sein gelber Uniformrock im bleichen Licht, als er den auslaufenden Schiffen nachsah. Bolitho brauchte kein Fernrohr, um den spanischen Oberst zu erkennen. Kein Wunder, da? die Schiffe vom Vorland aus nicht beschossen worden waren. Salgados Kavallerie hatte gute Arbeit geleistet; aber um welchen Preis, das sah man an dieser einsamen Gestalt.

Noch wahrend Bolitho hinsah, sank der Spanier seitlich aus dem Sattel und blieb am Rand der Klippe liegen. Hatte ihn ein Musketenschu? gefallt, dessen Knall nicht bis zu Bolitho gedrungen war, oder war er vorher schon so schwer verwundet worden, da? er jetzt vom Pferd sturzte? Niemand wu?te es.

Salgados Pferd trat zuruck und beschnupperte seinen Herrn, als wolle es ihn zum Leben erwecken. Noch lange, nachdem die Schiffe die offene See gewonnen hatten, stand das Pferd als scharfumris-sene Silhouette vor dem wolken verhangenen Himmel wie ein Monument.

Bolitho wandte sich ab. Ein Monument fur unsere Toten, dachte er.

Dann sah er Herrick mude an.»Sobald die Harvester und die Chanticleer heran sind, setzen Sie einen Kurs ab, mit dem wir Co-zar umrunden, Mr. Herrick«, sagte er.

«Wir sto?en also wieder zur Flotte, Sir?»

Bolitho nickte und wandte sich abermals der wirbelnden Rauchwolke zu.»Hier haben wir nichts mehr zu suchen.»

Ashby wartete, bis Bolitho das Achterdeck verlassen hatte, und sagte dann langsam:»Aber bei Gott, die Franzosen werden sich an unseren Besuch noch lange erinnern, Mr. Herrick!»

Herrick seufzte tief auf.»Und ich auch, Hauptmann Ashby. Ich auch.»

Dann zog er sein Teleskop auf und richtete es auf die Tenacious, die dem Signal gehorchte und uber Stag ging, um ihre achterliche Station einzunehmen.

Vom Heckfenster seiner Kajute aus beobachtete Bolitho den Dreidecker ebenfalls. Kalkwei? standen die Segel im Fruhlicht. Was wohl Dash jetzt denken mochte? Und ob er sich an seine Loyalitatsbeteuerungen noch erinnern wurde, wenn die Aufregung uber die Kampfe und den Ruckzug vorbei war und die Admiralitat kuhl die Untersuchung des Falles einleitete und vielleicht sogar einen Sundenbock suchte?

Er drehte sich um, denn Inch stand in der Tur.»Wollen Sie mich sprechen?»

Inch starrte noch von Schmutz und Rauch der brennenden Stadt, und sein Pferdegesicht war schlaff vor Erschopfung. Er suchte etwas in seiner Tasche.»Bitte um Entschuldigung, aber in der Hitze des Gefechts und uber dem Arrangieren der toten Soldaten habe ich ganz vergessen, Ihnen das hier zu ubergeben. «Er zog einen kleinen Gegenstand hervor, der unter den tanzenden Lichtreflexen des Kielwassers hell aufglanzte.

Bolitho starrte auf Inchs Hand und konnte kaum begreifen, was er mit seinen eigenen Augen sah.»Wo haben Sie das her?«fragte er.

«Ein Strafling hat ihn mir gegeben, Sir«, berichtete Inch,»kurz bevor die letzten an Bord der Erebus gebracht wurden.»

Bolitho ergriff den Ring und betrachtete ihn auf der offenen Handflache.

Inch musterte seinen Kommandanten neugierig.»Dieser Mann kam in der allerletzten Sekunde, hielt mir den Ring hin und sagte, ich solle ihn personlich an Sie ubergeben. «Er zogerte.»Sie sollten ihn Ihrer, ah, Braut schenken, sagte er.»

Bolitho war zumute, als wurde die Kajute ganz eng. Es war doch unmoglich. Unsicher fragte Inch:»Kennen Sie den Ring, Sir?»

Bolitho ging nicht darauf ein, sondern fragte:»Diesen Mann — haben Sie ihn genauer gesehen?«Er trat einen Schritt auf Inch zu.»Ja oder nein?»

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