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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .TXT) 📗

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Er horte Bootsmann Tomlins argerliche Stimme in der Finsternis — wahrscheinlich hatte er einen unglucklichen Wachmatrosen beim Schlafen uberrascht. Kein Wunder. Die Manner hatten wie die Teufel gearbeitet, bis das letzte Boot des Geschwaders im Abendlicht zwischen den ankernden Schiffen verschwunden war. Die scheinbar hoffnungslose Aufgabe war geschafft; aber wie das in so relativ kurzer Zeit hatte geschehen konnen, wu?te keiner zu sagen. Manner, Frauen und Kinder von St. Clar. Verwundete Soldaten und die eiligst zuruckgerufenen Truppen von der Brucke. Irgendwie waren sie alle in die Transporter gequetscht worden; doch Herrick bezweifelte, da? dort jemand zum Schlafen kam. Der Landwind trug den Gestank nach Feuer und Tod heran und erinnerte sie an das, was sie hinter sich lassen mu?ten.

Irgendwo dort hinter dem dunklen Ufer ist Bolitho noch an der Arbeit, dachte er grimmig, und nimmt auf seine eigenen Schultern, was von Rechts wegen andere tragen mu?ten.

Er horte Schritte neben sich. Schwarz hob sich Gossetts machtige, in einen langen Olmantel gehullte Gestalt von den gebleichten Decksplanken ab.

«Dauert nicht mehr lange, Mr. Herrick«, sagte der Master gelassen.

«Sie konnten also auch nicht schlafen?«Herrick schlug die Arme zusammen, um das Blut wieder in Gang zu bringen.»Mein Gott, das war eine lange Nacht!»

«Ich habe keine Ruhe, ehe nicht alle unsere Leute wieder an Bord sind«, knurrte Gossett. Er hob die Hand, denn ein Pfiff wie von einem aufgeschreckten Seevogel schrillte uber das Wasser.»Sie pfeifen >Alle Mann< auf den Transportern. Die gehen gleich Anker auf.»

«Gut. «In den kalten Wind spahend, sah Herrick, wie das Licht einer kleinen Laterne uber das Deck des einen Transporters huschte. Wenn ein neuer Tag uber den Ruinen von St. dar aufging, wurde der kleine Konvoi in See stechen, mit der Princesa als Hauptgeleitschiff; bis Gibraltar sollte noch die Fregatte Bat und eine der Schaluppen dazusto?en.

Gossett schien Herricks Gedanken gelesen zu haben.»Diesmal wenigstens konnen wir uns auf die Princesa verlassen. Sie ist auf Heimatkurs, da findet sie schon hin«, sagte er bitter.

Beide fuhren zusammen, denn vom Steuerborddecksgang ertonte ein Ruf:»Boot ahoi!»

Aus dem Dunkel kam sofort die Antwort: «Aye, Hyperion!»

«Das ist komisch«, murmelte Gossett.»Anscheinend eins von unseren eigenen Booten, aber der Kapt'n sitzt nicht drin.»

Herrick nickte und schritt zum Fallreep.»Der kommt auch nicht, ehe nicht alle anderen weg sind, Mr. Gossett.»

Der Master seufzte.»Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen.»

Das Boot machte an den Gro?rusten fest, und Sekunden spater kam Allday durch die Fallreepspforte. Als er den Leutnant sah, klopfte er gru?end an die Stirn.

«Kompliment vom Kommandanten, Sir. «Er spahte zum Boot hinunter und zischte:»Schnauze halten, da unten!«Dann fuhr er fort:»Wurden Sie bitte mit anfassen, damit wir den Admiral an Bord kriegen, Sir?»

Herrick starrte ihn an.»Den Admiral?«Jetzt kam Rowlstone durch die Fallreepspforte, ihm folgte der kleine Piper. Gelassen fuhr Allday fort:»Befehl vom Kommandanten: Sir Edmund wird in seine Schlafkabine gebracht, Sir. «Er bemerkte, da? Herrick sich nach dem Bootsmannsmaat der Wache umsah, und warnte rasch:»Er hat gesagt: keinen Wirbel, und niemand kriegt den Admiral zu sehen, bis er wieder auf den Beinen ist.»

Herrick nickte. Er kannte Allday lange genug; niemals hatte er erlebt, da? dieser verwirrt war oder seine Befehle durcheinanderbrachte. Wenn Bolitho wollte, da? Pomfret unbemerkt an Bord kam, dann hatte er bestimmt Grunde dafur.

Er winkte Gossett:»He, fassen Sie mit an!»

Wie Verschworer schoben und hoben sie den in eine Decke gewickelten Pomfret durch die Pforte und dann zum Achterdeck. Der Adjutant des Admirals legte mit Hand an die primitive Tragbahre.

Auch der hat wahrscheinlich die ganze Nacht nicht geschlafen, dachte Herrick.

Allday fuhrte die kleine Kolonne an, die ihren Weg zur Kampan-je nahm.»Der Captain kommt mit der Nachhut, Sir. «Er rieb sich das Kinn, es knirschte wie Sandpapier.»Dann mu? aber alles schnell gehen.»

Herrick nickte.»Wir sind seeklar. «Er hielt Allday an, der sich eben umwandte, um wieder zum Boot zu gehen.»Sagen Sie Cap-tain Bolitho…«Er brach ab, wu?te nicht, wie er seine Gefuhle ausdrucken sollte.

Allday grinste in der Dunkelheit.»Dem brauch' ich nichts zu sagen, Sir. Er wei? schon, was Sie denken, keine Angst.»

Herrick blickte dem Boot nach, als es von der Bordwand abstie?. Die Riemen strichen schwer und mude, so mude wie die Manner selbst.

Ein Matrose rief:»Die Transporter haben Anker kurzstag, Sir! Und die Erebus setzt auch schon Bramsegel!»

«Gut. «Herrick sah jetzt, wie die fahle Leinwand auch auf den anderen Schiffen Form und Identitat bekam. Ein Schiff nach dem anderen machte sich klar zum Auslaufen. Er befahl:»Sagen Sie Mr. Tomlin, er soll in einer Viertelstunde >Alle Mann< pfeifen; und die Kombuse soll Feuer machen. «Ein leichter Schauer uberlief ihn.»Es wird wohl eine Weile dauern, bis wir danach die nachste warme Mahlzeit in den Bauch kriegen.»

Gossett trat zu ihm an die Reling.»Was bedeutet das alles, Mr. Herrick? Warum ist Sir Edmund bei uns und nicht auf dem Flaggschiff?»

Herrick blickte kurz zur Tenacious hinuber.»Warum? Das geht uns nichts an. Aber bei Sonnenaufgang werden wir Sir Edmunds Flagge am Besanmast hissen. «Er spurte, wie Gossett ihn anstarrte.»Und wo die Flagge ist, da ist auch die Verantwortung — oder ich mu?te mich sehr irren.»

Als das erste Sonnenlicht die Berge beruhrte und in die voller Trummer liegenden Stra?en sickerte, eroffnete die feindliche Artillerie wieder das Feuer. Schwarze Rauchwolken quollen von der Pier auf. Helle Funken und Flugasche markierten die letzte Phase der Zerstorung: Soldaten warfen olgetrankte Lappen in Lagerschuppen und Fischerboote und zundeten sie an. Mit grimmigem Gesicht stand Hauptmann Ashby neben seiner Abteilung Seesoldaten und beobachtete, wie die letzten Manner eilig von der Feuerlinie zuruckkamen und zu den Booten stromten; manche schleppten verwundete Kameraden, andere gebrauchten ihre Musketen als Krucken.

Im Hauptquartier stand Bolitho an einem offenen Fenster, die Hande auf das Fensterbrett gestutzt, und blickte aufmerksam in die Berge jenseits der Stadt. Hinter sich horte er Stiefel knirschen. Ein junger Infanterieoffizier, schwarz vor Pulverrauch, stand da und sah ihn an.»Alles fertig?»

Der Offizier nickte.»Die letzte Gruppe geht eben zuruck, Sir. «Er wandte sich um und nahm Haltung an, denn ein junger Leutnant mit drei Mann in voller Ausrustung bog unten um die Stra?enecke, im Gleichschritt wie bei der Parade. Der Leutnant trug die Regimentsfahne, und als er an Bolitho vorbeikam, sah dieser, da? Tranen helle Bahnen in das geschwarzte Gesicht gezogen hatten.

Bolitho trat ins Zimmer zuruck. Schon war das Haus leer und halbzerstort; kaum deutete etwas darauf hin, da? Pomfret einst von hier aus seinen» ersten Schritt nach Paris «hatte tun wollen.

Drau?en auf dem Platz stand Ashby und gru?te dienstlich.»Sprengladungen gelegt, Sir. Die Frogs konnen jetzt jede Minute kommen.»

Bolitho nickte und horchte auf das Gewitter der schweren Artillerie, die ein letztes Sperrfeuer auf die ausharrende Stellung der Rotrocke legte. Deutlich sah er die hinter Barrikaden und Erdaufschuttungen kauernden Gestalten, die scheinbar bereit und entschlossen waren, auch noch diesem letzten Angriff standzuhalten. Dies war beinahe das Scheu?lichste an dieser scheu?lichen Geschichte, dachte er. Denn kurz vor Sonnenaufgang, als die erschopften Truppen sich aus ihren Stellungen zuruckzogen, hatten Lieutenant Inch und eine Abteilung Matrosen nach seinen Anordnungen die letzte Nachhutstellung vorbereitet. Doch wenn die Franzosen nun bald das Feuer einstellen und in die Stadt sturmen wurden, konnten diese Soldaten weder zuruckschie?en noch ihre Waffen wegwerfen und sich ergeben; denn sie waren schon tot. Aus dem Feldlazarett und von den Erdschanzen hatten Matrosen die Gefallenen, die nicht mehr dagegen protestieren konnten, zusammengetragen und sie mit ihren Musketen zu einer stillen Feuerlinie aufgebaut. Sogar eine Fahne wehte uber ihren blicklosen Gesichtern, als letzter, grimmiger Hohn.

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