Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Er bewegte das Glas weiter, bis er die Siedlung fand. Der Rauch kam von den au?en liegenden Bauten, wahrscheinlich jenen, die sie fur die Straflinge errichtet hatten. Auch in den Palisaden entdeckte er mehrere Lucken, das Werk schwerer Geschutze.
Aber die Flagge wehte noch. Er schob das Teleskop zusammen, wutend daruber, da? er sich gefugt hatte. Nie wieder.
«Rufen Sie die Besatzung auf Gefechtstation, Mr. Herrick. Wir werden zwei Kabellangen vor der Pier ankern. Ich mu? in aller Eile auslaufen konnen.»
Er verschlo? seine Ohren vor den larmenden Befehlen, dem sofort einsetzenden Klatschen von Fu?en auf den Gangways und den Decks. Auf der Back stand Borlase mit den Ankergasten bereit und spahte uber den Bug. Uberrascht drehte er sich bei dem plotzlichen Alarm um, und Bolitho fragte sich fluchtig, ob der Leutnant wohl glaube, sein Kapitan ware verruckt geworden oder hatte in dem offenen Boot so sehr gelitten, da? er keine vernunftige Entscheidung mehr treffen konnte.
Herrick kam eilig uber das Achterdeck und beruhrte seinen Hut.»Mannschaft auf Gefechtstation, Sir. «Er fragte:»Sollen wir Klarschiff befehlen?«»Noch nicht.»
Bolitho hob das Glas wieder und entdeckte mehrere halbnackte Gestalten, die sich zwischen den Buschen auf dem nachstliegenden Strand duckten. Tinahs Dorf war also nicht vollig vernichtet worden, registrierte er voller Dankbarkeit.
Er senkte das Glas und sah Keen auf dem Batteriedeck, der seine Augen beschattete und zum Strand hinuberblickte. Er dachte wohl an seine schone Malua. Erinnerte sich an seinen Traum.
Lakey rausperte sich gerauschvoll.»Wir sind aus dem Wind,
Sir.»
Bolitho wandte sich um und sah, da? sie in den Schutz des Landes glitten, und horte die Bramsegel uber sich unruhig killen.
«Sehr gut. Dann wollen wir jetzt ankern.»
Ein weiter Weg fur die Manner in den Booten. Andererseits sicherte es den Geschutzen der Tempest die Herrschaft uber die gesamte Bucht.
«An die Leebrassen! Hol rund!»
Bolitho trat ein paar Schritte zuruck, um seine Leute zu beobachten. Jetzt waren es sogar noch weniger, da der gro?te Teil der Besatzung gefechtsbereit bei den Geschutzen stand, fur den Fall, da? sie gebraucht werden sollten. In zwei Jahren hatten sie vieles gelernt. Die Zeit auf der Fregatte mochte schwer fur sie gewesen sein, aber sie war gut fur sie gewesen.
Matrosen arbeiteten fieberhaft mit Leinwand und Geitauen, wahrend andere an den Brassen zogen, um die Rahen beizuholen.
«Ruder hart Backbord!»
Bolitho uberquerte das Deck, damit er das Ufer und den Pier unter der Siedlung standig beobachten konnte.»La? fallen Anker!»
Kaum horte er den Anker fallen, als er sagte:»Ich brauche meine Gig. Ferner die Barkasse und ein vollstandiges Landkommando Marinesoldaten. Hauptmann Prideaux soll personlich die Fuhrung ubernehmen. «Er winkte Allday.»Sorgen Sie dafur, da? die Besatzung der Gig ordnungsgema? gekleidet ist. «Er bemerkte die Uberraschung, oder war es Gekranktsein, auf Alldays Gesicht.»Ich wei?. Sie haben es schon befohlen, aber es mu? alles richtig aussehen.»
Er sah die Marinesoldaten von ihren Stationen auf dem Achterdeck und in den Masten zusammenstromen. Sergeant Quare rief Befehle, sein von der Fahrt im offenen Boot sonnenverbranntes Gesicht war fast so rot wie sein Rock. Herrick beobachtete, wie die Boote uber den Netzen ausgeschwenkt wurden. Jury, der Bootsmann, trieb die Leute mit der Lautstarke eines wutenden Bullen an.»Sieht ganz so aus, als ob die Siedlung angegriffen worden ware, Sir.»
«Ja. «Bolitho hob die Arme, als Allday ihm den Degen umgurtete.»Es beweist, da? wir recht hatten. Tuke will die
Siedlung fur sich. Er mu? die eroberten Geschutze eingesetzt haben, um Raymond zu warnen.»
Herrick leckte sich die Lippen.»Anscheinend ist er uns jedesmal einen Schritt voraus, Sir.»
Bolitho ging zur Gangway und sah zu den Booten hinunter.
«Bis auf eines. Er eroberte Hardacres Schoner und ist uber
Ihre Meldung genau unterrichtet.»
«Das bedaure ich sehr, Sir. Ich dachte…»
Bolitho ergriff seinen Arm.»Nein, Thomas. Das ist unser einziges Plus. Tuke wird glauben, da? Sie noch vor Rutara liegen, da? Sie nicht wagen, gegen Ihren Befehl zu handeln und da? Sie befurchten, das Fieber hatte auch auf die
Siedlung ubergegriffen. Daruber hinaus wei? er auch, da?
ohne den Schoner keine Moglichkeit besteht, zwischen dem
Schiff und der Siedlung Nachrichten auszutauschen.»
Herrick verstand.»An seiner Stelle hatte ich die gleichen
Uberlegungen angestellt. «Dann schuttelte er den Kopf.»In einem offenen Boot, fur nur wenige Tage Wasser und Verpflegung und dann auch noch zwischen feindlichen Inseln hindurch — ja, ich kann seine Uberlegungen verstehen.»
«Das andert alles nichts. «Bolitho beobachtete, wie die mit Marinesoldaten dicht besetzte Barkasse vom Schiff ablegte und darauf wartete, da? die Gig langsseit kam.»Es gibt uns allerdings Zeit. Andernfalls, furchte ich, ware die Insel bereits gefallen. «Borlase rief:»Alles klar, Sir.»
«Welche Instruktionen haben Sie fur mich, Sir?«Herrick begleitete Bolitho zur Einstiegspforte.»Die ublichen. Einen guten Ausguck und etwa sechs Kanonen standig bemannt. Wenn an Land alles sicher ist, wunsche ich, da? auf dem Berg ein Ausguck postiert wird. «Er stieg in das Boot hinab, wahrend noch das schrille Pfeifen des Bootsmannsmaaten in der feuchten Luft hing. Borlase fragte gereizt:»Warum diese ganze Demonstration von Starke? Die Seesoldaten, die Gig mit den Ruderern in ihren besten Hemden? Das ist doch eher wie ein Hoflichkeitsbesuch als wie die Vorbereitung einer Evakuierung.»
Herrick musterte ihn kalt.»Evakuierung? Niemals. Auf diese Weise zeigt der Kommandant, da? — gleichgultig, was andere denken oder furchten mogen — die Tempest dasselbe ist wie fruher: ein Kriegsschiff, Mr. Borlase, kein alter Kahn voll angstlicher alter Weiber.»
Keen kam zu ihnen und fragte:»Wer ist mit dem Kapitan gefahren?»
Herrick antwortete knapp:»Mr. Swift. Eine gunstige Gelegenheit fur ihn, etwas zu lernen, wenn er sich in dem Dienstrang bewahren soll, den er vorubergehend innehat. «Er wandte sich ab und dachte an die Worte, die Bolitho in seiner Kajute vor der Morgendammerung gesprochen hatte.»Nicht Mr. Keen, Thomas. Es ist noch zu fruh. Bei jedem Baum wird er seine Malua sehen und ihre Stimme horen. Nein, er braucht Zeit. Ich nehme den jungen Swift. «Herrick seufzte. Typisch, dachte er. Er beobachtete, wie die
Boote in Kiellinie gingen und sich der Pier zuwendeten. Aber um wie vieles schlimmer mu?te es fur ihn sein.
Bolitho stand neben einem der hohen Fenster in Raymonds Arbeitsraum und lauschte auf das irre Kreischen der Vogel im dichten Unterholz.
Seine Ruhe uberraschte ihn selbst, sein Unvermogen, weder Abscheu noch Ha? zu empfinden, als er Raymond an seinem geschnitzten Tisch sitzen sah.
Unter dem Fenster horte er einige Marinesoldaten durch den weiten Hof stampfen. Ihre Stimmen und ihre Stiefel waren unnaturlich laut. Wahrend seiner Abwesenheit, in den Tagen, an denen er und seine Bootsbesatzung sich qualvoll vorwarts gekampft hatten, war die Siedlung erschreckend verfallen.
Vorrate waren vergeudet worden, uberall lagen leere Flaschen und Fasser herum. Sogar Raymond hatte sich verandert, war hohlaugig und ungepflegt, und sein besudeltes Hemd machte seinen Anblick nur noch schlimmer. Von allen hatte er sich am meisten verandert. Bolitho hatte fast damit gerechnet, da? ihm die Tore verschlossen bleiben wurden. Ware das der Fall gewesen, dann hatte er weder seine eigenen Gefuhle noch die seiner Leute beherrschen konnen, das wu?te er. Raymond hatte so wie jetzt an seinem Tisch gesessen und auf die Tur gestarrt. Vielleicht hatte er sich, seit die beiden Boote im Schutz der Dunkelheit aufgebrochen waren, nicht von seinem Platz geruhrt.
Er hatte gesagt:»Sie haben also uberlebt? Und was werden Sie jetzt tun?»