Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги полностью TXT) 📗
Bolitho sah mit schnellem Blick, da? Rhodes bla? geworden war. Auf seiner Stirn standen kleine Schwei?tropfen.
Der alteste Fahnrich, Henderson, sah im Vergleich dazu ruhig und unternehmungslustig aus. Es war seine erste Bewahrungsprobe, und bald wurde er sich wie Palliser um eine Beforderung bemuhen wollen. Das stand in seinen Uberlegungen obenan, wenigstens so lange, bis es zur tatsachlichen Begegnung kam.
«Wir erwarten eine mondlose Nacht, und soweit ich aus den Anzeichen schlie?en kann, wird die See uns freundlich gesonnen sein. «Dumaresqs Gestalt schien mit seinen Ideen zu wachsen.»Als nachste wird die Pinasse ausgesetzt und auf die Riffe am nordostlichen Ende der Insel zuhalten.»
Bolitho bemuhte sich, nicht den Atem anzuhalten. Er wu?te schon, was kommen wurde.
So war es fast eine Erlosung, als Dumaresq sagte:»Mr. Bolitho, Sie ubernehmen das Kommando auf der Pinasse. Sie werden unterstutzt von den Midshipmen Cowdroy und Jury, au?erdem von einem erfahrenen Geschutzfuhrer mit vollstandiger Crew. Sie werden diese einzelne Kanone am Hugelabhang aufspuren, erobern und anschlie?end selber benutzen. «Er lachelte, aber in seinen Augen war keine Warme.»Leutnant Colpoys kann eine Korporalschaft ausgesuchter Scharfschutzen einteilen und mit ihnen Mr. Bolithos Aktion decken. Sie werden bitte dafur sorgen, da? Ihre Seesoldaten die Uniformrocke ablegen und sich so lassig kleiden wie Matrosen.»
Colpoys war sichtlich entsetzt — nicht uber die Aussicht, da? er sein Leben verlieren konnte, sondern uber den Gedanken, seine Seesoldaten in etwas anderes gekleidet zu wissen als in ihre roten Waffenrok-
ke.
Dumaresq musterte prufend ihre Gesichter. Vielleicht um die Erleichterung bei denen abzulesen, die an Bord bleiben wurden, und die Sorgen bei denen, die fur den gewagten Angriffsplan eingeteilt waren.
Er sagte langsam:»In der Zwischenzeit werde ich das Schiff gefechtsklar machen. Denn Garrick wird herauskommen, meine Herren. Er hat zu viel zu verlieren, wenn er drinnen bleibt, und da die Destiny der einzige Zeuge gegen ihn ist, wird er alles daransetzen, uns zu vernichten.»
Sie waren jetzt ganz Ohr.
«Und dazu ware er gezwungen, weil ich ihn keinesfalls freiwillig vorbeilasse. «Palliser stand auf.»Wir sind entlassen.»
Sie bewegten sich in Richtung Tur, grubelten uber Dumaresqs Worte nach und hatten vielleicht noch ein Funkchen Hoffnung, da? der offene Kampf vermieden werden konnte.
Rhodes sagte leise:»Nun, Dick, ich glaube, ich brauche einen tuchtigen Schluck, bevor ich heute nacht die Wache ubernehme. Mir liegt es nicht, uber Kommendem lange zu bruten.»
Bolitho warf einen Blick auf die Midshipmen, als sie an ihnen vorbeigingen. Fur sie mu?te es noch viel schlimmer sein. Er sagte:»Solch eine Unternehmung habe ich schon mitgemacht. Ich nehme an, da? Sie und der Erste Offizier eines der vor Anker liegenden Schiffe herausholen sollen. «Er zitterte trotz aller Selbstbeherrschung.»Ich bin nicht begeistert von der Aussicht, da? ich ihnen diese Kanone unter der Nase wegnehmen soll.»
Sie sahen einander an, und schlie?lich sagte Rhodes:»Wer als erster von uns zuruckkommt, spendiert Wein fur die ganze Messe.»
Bolitho wu?te darauf nichts zu antworten. Er tastete sich seinen Weg zum Niedergang und hinauf aufs Achterdeck, um seine Wache wieder zu ubernehmen.
Ein gro?er Schatten loste sich vom Fu? des Besanmastes; Stockdale sagte in heiserem Flusterton:»Morgen nacht also, Sir?«Er wartete nicht auf eine Antwort.»Das fuhle ich in meinen Knochen. «Er rieb sich die Hande in der Dunkelheit.»Sie beabsichtigen doch wohl nicht, jemand anderen als Geschutzfuhrer mitzunehmen?»
Sein schlichtes Vertrauen half Bolitho mehr, seine Sorgen zu zerstreuen, als er fur moglich gehalten hatte.
«Wir bleiben beisammen. «Impulsiv beruhrte er Stockdales Arm.»Aber danach werden Sie den Tag verfluchen, an dem Sie zur See gegangen sind.»
Stockdale schuttelte sich vor unterdrucktem Gelachter.»Niemals. Hier hat ein Mann Platz zum Atmen.»
Yeames, der Steuermannsmaat der Wache, grinste.»Ich vermute, dieser verdammte Pirat wei? nicht, was ihm bevorsteht. Der alte Stockdale wird ihm schon den Bart stutzen.»
Bolitho wechselte auf die Luvseite und marschierte dort langsam auf und ab. Wo mochte Aurora jetzt sein? Auf irgendeinem Schiff mit Kurs auf ein fremdes Land und ein Leben, das er nie mit ihr teilen konnte?
Wenn sie jetzt nur hatte zu ihm kommen konnen wie in jener unverge?lichen Nacht. Sie hatte ihn verstanden, hatte ihn umarmt und die Furcht vertrieben, die ihn zu zerrei?en drohte. Und es war noch ein ganzer langer Tag zu uberstehen, bevor der nachste Akt begann. Eigentlich konnte er nicht noch einmal uberleben. Er nahm an, das Schicksal habe es nie anders vorgesehen.
Midshipman Jury hielt die Hande uber das Kompa?licht, um die schwankende Scheibe abzulesen, und schaute dann hinuber auf die langsam dahinschreitende Gestalt. So wie Bolitho zu werden, war der einzige Lohn, den er sich jemals wunschte. So fest und zuversichtlich und nie ungeduldig oder schnell mit einem Anschnauzer bei der Hand wie Palliser oder mit einer bissigen Bemerkung wie Slade. Vielleicht war sein Vater in dem Alter so gewesen wie Richard Bolitho, dachte er. Er hoffte es wenigstens.
Yeames rausperte sich und sagte:»Sie sollten jetzt besser die Morgenwache herauspfeifen, Sir, obwohl ich furchte, da? es heute noch ein langer Tag wird.»
Jury eilte davon, dachte dabei an das, was vor ihm lag, und uberlegte, warum er sich eigentlich nicht mehr furchtete. Er begleitete den Dritten Offizier, und das war fur Jan Jury, vierzehn Jahre alt, eine Auszeichnung.
Bolitho hatte vorausgesehen, da? das Warten schlimm werden wurde, aber als die Besatzung der Destiny im Lauf des Tages Ausrustung und Waffen fur die Landekommandos bereitlegte, merkte er, da? er mit seinen Nerven an einem kritischen Punkt angelangt war. Sooft er von seiner Arbeit aufblickte oder aus der kuhlen Dunkelheit einer Last an Deck kam, lag die kahle, feindselige Insel vor ihm. Obwohl er wu?te, da? die Destiny wahrend des Tages immer wieder auf Gegenkurs ging, schien es, als hatten sie sich uberhaupt nicht bewegt und als ob die Insel mit ihrem Festungshugel auf etwas wartete. Auf ihn wartete.
Gegen Abend legte Gulliver das Schiff auf einen neuen Kurs, der es gut frei von der Insel hielt. Die Ausgucks im Mast hatten keinerlei Bewegung in der Lagune beobachtet, doch Dumaresq bezweifelte nicht, da? Garrick jede ihrer Bewegungen beobachtete. Die Tatsache, da? die Destiny nie naher herangekommen war, mochte seine Zuversicht erschuttern und ihn in der Annahme bestarken, da? Hilfe fur die einsame Fregatte unterwegs war.
Schlie?lich rief Dumaresq seine Offiziere nach achtern und in die Kajute. Es war beinahe so hei? und stickig wie das letztemal, jeder Luftzug wurde durch die geschlossenen Fenster unterbunden, so da? sie alle binnen kurzem in Schwei? gebadet waren.
Sie gingen alle Punkte wieder und wieder durch. Von daher konnte eigentlich nichts schiefgehen. Sogar der Wind begunstigte sie. Er kam weiter aus Sudwesten, und obwohl er etwas frischer als bisher wehte, gab es keine Anzeichen, da? er gegen sie drehen konnte.
Dumaresq beugte sich uber den Tisch und sagte sehr ernst:»Es ist soweit, meine Herren. Wenn wir jetzt auseinandergehen, werden Sie Ihre Boote klarmachen. Ich kann Ihnen nur den verdienten Erfolg wunschen. Ihnen lediglich Gluck zu wunschen, kame einer Beleidigung nahe.»
Bolitho versuchte, sich Glied fur Glied zu entspannen, denn er konnte die Unternehmung nicht so verkrampft wie jetzt beginnen. Jeder kleinste Fehler wurde ihn sonst zerbrechen, das wu?te er.
Er zupfte an seinem na?geschwitzten Hemd und dachte daran, wie er damals ein neues Hemd angezogen hatte, nur weil er sich mit Aurora an Deck treffen wollte. Vielleicht war dies jetzt eine ebenso sinnlose Geste. Anders als der Brauch, vor einem Gefecht auf See saubere Wasche anzuziehen, damit bei einer Verwundung eine Infektion vermieden wurde. Aber auf der schrecklichen Insel wurde es keinen Bulkley geben.