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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗

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Mehrere Kapitane wechselten schnelle Blicke. Jeder kannte die Geschichte: als Rodney versuchte, den franzosischen Amiral de Guichen vor Martinique zu stellen, gelang das nicht, weil einige seiner Kapitane seine signalisierten Befehle nicht verstanden oder befolgt hatten und jeder wu?te auch, wie scharf er darauf reagiert hatte. Mehr als ein Kapitan lebte nun, auf Halbsold gesetzt, mit Schande bedeckt und von bosen Erinnerungen geplagt, kummerlich in England.

«Achten Sie auf meine Signale«, fuhr er in ruhigerem Ton fort.»Wo und auf welchem Schiff auch meine Flagge weht, achten Sie auf meine Signale!«Er lehnte sich zuruck und blickte zu den Decksbalken hoch.»Diesmal gibt es keine zweite Chance. Entweder gewinnen wir einen gro?en Sieg, oder wir verlieren alles.»

Er nickte Hood zu, der wieder das Wort nahm:»Die Befehle werden den dienstaltesten Offizieren des Geschwaders unverzuglich ubermittelt. Von dem Augenblick an, da Sie die Kajute verlassen, hat die Flotte klar zum Auslaufen zu sein. Unsere patrouillierenden Fregatten und Korvetten haben die Aufgabe, wie Hunde vor den Schlupflochern der Feinde zu lauern. «Er hieb mit der Faust auf den Tisch.»Stobern Sie die Spur des Feindes auf, benachrichtigen Sie den Oberbefehlshaber, und die Jagd geht los!»

Beifallsgemurmel beschlo? die Zusammenkunft. Leutnant Dancer sagte ungeruhrt:»Ob unser Geschwader dabei sein wird? Ich wurde den Schlu?akt gern miterleben.»

Bolitho nickte und lachelte insgeheim, weil er sich vorstellte, wie die winzige Witch of Looe de Grasses Dreidecker angriff. Laut sagte er:»Es sind immer zuwenig Fregatten. In jedem Krieg die gleiche Geschichte. Zu wenig und zu spat. «Doch es klang keine Bitterkeit mit. Die Phalarope wurde jetzt noch dringlicher als sonst benotigt. Bei den weiten Seegebieten gab es fur jede Fregatte nur allzuviel zu tun. Er fuhr aus seinen Gedanken hoch, als ein Leutnant des Flaggschiffs auf ihn zutrat.

«Sir George Rodney mochte Sie sprechen.»

Bolitho ruckte den Degen zurecht und schritt uber den dicken Teppich. Am Tisch machte er halt und nahm das Scharren der hinausgehenden Schritte nur noch halb wahr. Dann schlo? sich die Tur, und das Trillern der Pfeifen zeigte an, da? die Kapitane das Flaggschiff verlie?en. Eine Sekunde lang furchtete er, den Leutnant falsch verstanden zu haben.

Rodney sa? noch immer in seinem Sessel. Mit halbgeschlossenen Augen starrte er zur Decke. Hood und Sir Robert Napier studierten, uber einen in der Nahe stehenden Tisch gebeugt, eine Karte. Selbst die Ordonnanzen schienen zu beschaftigt zu sein, um den jungen Kapitan zu beachten.

Doch dann richtete Rodney die Augen auf den Wartenden.»Ich kenne Ihren Vater, Bolitho. Wir sind zusammen gefahren. Ein sehr tapferer Offizier und ein guter Freund. «Seine Augen wanderten langsam uber Bolithos gebrauntes Gesicht und seine Gestalt.»Sie ahneln ihm, innerlich und au?erlich. «Er nickte.»Ich bin sehr froh, Sie zu meinen Offizieren zu zahlen.»

Bolitho dachte an seinen Vater, der allein in dem gro?en Haus lebte und die Schiffe in der Bucht beobachtete.»Danke, Sir. Mein Vater bat mich, Ihnen Gru?e auszurichten.»

Rodney schien nicht gehort zu haben.»Es gibt so viel zu tun. So wenige Schiffe fur die vielen Aufgaben. «Er seufzte:»Es tut mir leid, da? Sie Ihrem einzigen Bruder auf solche Weise begegnen mu?ten. «Seine Augen ruhten fest auf Bolitho.

Bolitho merkte, wie Sir Robert, noch immer uber die Karte gebeugt, wachsam zuhorte, und sagte:»Er glaubt, es sei recht und richtig, was er tut, Sir.»

Die Augen lagen noch immer auf Bolithos Gesicht.»Und was glauben Sie?»

«Er ist mein Bruder, Sir. Aber sollten wir nochmals konfrontiert werden, werde ich zu meinem Eid stehen. «Er zogerte.»Und Ihr Vertrauen nicht enttauschen, Sir.»

Rodney nickte.»Daran habe ich nie gezweifelt, mein Junge.»

Sir Samuel Hood hustete hoflich, und Rodney sagte:»Kehren Sie auf Ihr Schiff zuruck, Bolitho. Ich hoffe, da? Ihrem Vater und Ihnen weiterer Schmerz erspart bleibt. «Seine Augen blickten kalt, als er hinzusetzte:»Es ist leicht, seine Pflicht zu erfullen, wenn es keine andere Wahl gibt. Sie hatten es nicht leicht. Und es wird nicht leicht fur Sie sein, wenn Ihr Bruder gefangen-genommen wird.»

Er versank in Schweigen. Der Leutnant sagte ungeduldig:»Ihr Hut, Sir. Ich habe Ihr Boot langsseits pfeifen lassen.»

Bolitho folgte dem Offizier an Deck. Seine Gedanken waren noch immer bei dem, was der Admiral gesagt hatte. Die ganze

Flotte wu?te also uber seinen Bruder Bescheid. In der begrenzten, monchischen Welt der Schiffe, die standig auf See waren, sprach man also uber ihn, ma? ihn an zuruckliegenden Taten und wurde ihn an kunftigen Ereignissen messen.

Er eilte die Gangway zum wartenden Boot hinunter und starrte zu der vor Anker liegenden Phalarope hinuber. Einst hatte sie sich bewahren mussen. Jetzt war ihr Kapitan an der Reihe.

Am Abend des Tages, an dem Bolitho an der Besprechung auf der Formidable teilgenommen hatte, lichtete die Phalarope ohne jedes Aufheben den Anker und ging in See.

Am folgenden Morgen stand sie knapp funfzig Meilen weiter sudwestlich, und unter Vollzeug nutzten sie die schwache Brise, die bei der kraftiger werdenden Sonne nur wenig Abkuhlung brachte. Diesmal war die Phalarope nicht vollig allein. Selbst von Deck aus sah man die Cassius, deren hohe Leinwandpyramide im Fruhlicht golden schimmerte. Gewichtig und langsam segelte sie auf Parallelkurs. Irgendwo jenseits von ihr, verborgen unter dem Horizont, lief die Fregatte Volcano. Unsichtbar und der sich langsam bewegenden Formation ein Stuck voraus, erfreute sich Leutnant Dancers winzige Witch of Looe einer gewissen Bewegungsfreiheit.

Leutnant Herrick hatte eben die Fruhwache ubernommen. Er stand lassig an der Achterdecksreling und beobachtete die Leute bei der Arbeit auf dem Hauptdeck. Die nassen Decksplanken waren mit Schrubbern und Scheuersteinen bearbeitet worden, und jetzt, als die Hitze uber dem sanft schaukelnden Schiffsrumpf langsam stieg, leuchteten die Decks in strahlendem Wei?. Die Manner splei?ten und waren mit laufenden Ausbesserungen beschaftigt: eine friedliche Szene. Durch Warme und gutes Fruhstuck fuhlte sich Herrick schlafrig und zufrieden. Gelegentlich warf er einen Blick zu Fahnrich Neale hinuber, um sich zu vergewissern, da? er das Glas auf das ferne Flaggschiff gerichtet hatte. Die Phalarope hielt so gut Position, wie der Wind es zulie?.

Er bemerkte, da? Leutnant Okes mit Brock die Zwolfpfunder der Steuerbordbatterie inspizierte, und fragte sich nicht zum ersten Mal, was hinter Okes' verkrampften Zugen vorging. Seit dem Angriff auf die Insel Mola war Okes ein anderer. Und seit der beilaufigen Bemerkung des Admirals bei dem abendlichen

Essen hatte er sich noch mehr in sich selbst zuruckgezogen.

Auch hinter Farquhars Gedanken konnte er nicht kommen. Herrick war nicht sicher, ob er die Zuruckhaltung des Fahnrichs verabscheute oder bewunderte. Merkwurdig, wie Farquhars Haltung stets Minderwertigkeitskomplexe in ihm weckte, vielleicht wegen seiner eigenen einfachen Herkunft. Selbst hier auf der kleinen Fregatte, wo sie dicht aufeinanderhockten, hielt Farquhar Distanz. Herrick versuchte sich vorzustellen, was er empfunden hatte, wenn Okes, wie Rennie angedeutet hatte, ohne an die anderen zu denken den Ruckzug befohlen, ihn zuruckgelassen und dem Tode preisgegeben hatte. Er malte sich aus, da? er genau wie Farquhar reagieren wurde, wu?te jedoch, da? er sich selber etwas vormachte. Wahrscheinlich ware es zu einem offenen Konflikt und zu einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht gekommen.

Der Ruderganger hustelte warnend, und Herrick drehte sich schnell um, als Bolitho den Niedergang heraufkam. Er fuhrte die Hand an den Hut und wartete, wahrend Bolitho erst an den Kompa? trat und dann zum Wimpel am Masttopp hinaufschaute. Er entspannte sich, als Bolitho neben ihn trat und auf die arbeitenden Seeleute hinabblickte.

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