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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗

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Wahrend sie schweigend die steile Klippe hinaufkletterten, dachte Herrick von neuem an Bolitho und seinen verwegenen Angriff auf die Insel Mola. Jeder Art von Gefahr hatte er dort die Stirn bieten mussen und doch einen Erfolg errungen, wenn auch auf Kosten seines Lebens. Mit Mola verglichen, war dieser Streich hier gar nichts, uberlegte er grimmig. Doch warum hatte er auf einem Alternativplan zum Angriff beharrt? Vielleicht weil er sich von Anfang an darauf vorbereitete, sich zur wartenden Phalarope zuruckzuziehen, ohne uberhaupt den Versuch zu machen, den Auftrag zu erfullen?

Er stolperte und ware beinahe auf die Felsen hinabgesturzt, aber eine Hand packte ihn, und Allday sagte:»Geben Sie bei solchen Klippen auf jeden Schritt acht, Sir. Der Boden fuhlt sich sicher an, aber die Steine sitzen nur locker.»

Herrick starrte ihn an. Naturlich, Allday war nicht nur Seemann, sondern auch Schafer gewesen. Nach den felsigen Klippen und Hugeln Cornwalls war das hier fur ihn wahrscheinlich ein Kinderspiel.

Als lase Allday Herricks Gedanken, murmelte er:»Ich mu?te oft uber solche Abhange, wenn ich hinter einem verirrten Lamm her war.»

Beide verstummten schlagartig, als Martin hervorstie?:»Sir, da oben ist ein Posten.»

«Wo?«Herrick versuchte etwas zu erkennen.»Sind Sie sicher, Mann?»

Martin nickte nachdrucklich.»Da druben. Etwa drei?ig Yards entfernt. Ich hab Schritte gehort. Da!«Seine Augen funkelten erregt.»Haben Sie es gehort?»

«Ja. «Herrick sank auf einen vorspringenden, nassen Grasstreifen. Ein Posten da oben. Warum, was steckte dahinter? Bei Nacht reichte der Blick nicht weit uber den Rand der Klippe hinaus.»Wir schleichen uns an und sehen nach, was los ist.»

Sie hoben ihre Waffen an, damit sie nicht an die tuckischen Steine stie?en, und robbten hinuber. Ihre weitaufgerissenen Augen schmerzten vor Anstrengung.

«Martin nach links«, befahl Herrick schlie?lich.»Allday nimmt die Seeseite. «Die beiden krochen davon.»Wir schieben uns den Abhang hinauf, Mr. Maynard. Ich habe so ein Gefuhl, da? hier etwas nicht stimmt.»

Allday kam als erster zuruck, geduckt huschte er von Busch zu Busch.»Die Andiron liegt da, Sir. Genau auf der anderen Seite der Landzunge. Kein Licht und kein Laut auf dem ganzen

Schiff.»

«Die mussen sich aber verdammt sicher fuhlen«, knurrte Maynard.

«Vielleicht ist die Besatzung an Land, Sir«, sagte Allday.

«Nicht sehr wahrscheinlich. «Herrick suchte nach dem Grund fur sein Gefuhl, da? etwas nicht stimmte.»Mussen guten Ankergrund haben. «Er schreckte hoch und sank wieder zuruck, als Martin den Abhang auf seinem mageren Hintern herabgerutscht kam. Er mu?te erst verschnaufen, ehe er hervorsto?en konnte:»Oben sind Soldaten, Sir.»

«Was tun sie?«Herrick zwang sich, ganz ruhig zu bleiben.

«Schlafen, wie es aussieht, Sir. «Martin zog sich einen Dorn aus dem nackten Fu?.»An jedem Ende steht ein Posten, Sir, aber die anderen liegen blo? herum. «Er zuckte mit den Schultern.»Schlafen eben, wie gesagt. «Es klang verachtlich.

«Was meinen Sie mit >an jedem Ende

«Ach, hatte ich fast vergessen, Sir. «Martin grinste.»An jedem Ende der Batterie. Sie haben sechs Kanonen am Rand der Klippe aufgebaut, Sir.»

Herrick fuhlte sich merkwurdig erleichtert. Im Ungewissen zu tappen, war stets schlimmer, als Schwierigkeiten ins Gesicht zu sehen. Fast zu sich selber sagte er:»Blo? zwei Posten, sagen

Sie?»

Martin nickte.»Aye, Sir. Und etwa drei?ig Mann liegen neben den Geschutzen. «Er kicherte.»Ich konnte ihnen leicht die Kehlen durchschneiden.»

«Vielleicht mussen Sie es. «Ihm war plotzlich klar, was zu tun war. Die Andiron schlief vor Anker, weil sie sich von gut aufgestellten Kanonen geschutzt wu?te. Zweifelsohne waren die Geschutze bereits geladen und so ausgerichtet, da? sie die gesamte Reede bestreichen konnten. Nichts Ungewohnliches, wenn kein richtiger Hafen vorhanden war. Bei dem Gedanken, was geschehen ware, wenn seine Boote den Angriff wie geplant vorangetragen hatten, lief ihm ein kalter Schauer uber den Rucken.

«Gehen Sie hinunter zum Stand, Mr. Maynard«, befahl er kurz.»Schicken Sie alle verfugbaren Manner so schnell wie moglich herauf. Legen Sie die Boote vor Anker, die restlichen Manner lassen Sie an Land schwimmen. Unterrichten Sie McIntosh und die anderen, da? ich die Batteriestellung nehmen und die Geschutze gefechtsunfahig machen will. Dann gehen wir in die Boote und greifen wie geplant die Andiron an.»

Sie sahen ihn stumm an. Dann fragte Maynard:»Und Sie,

Sir?»

Herrick klopfte Martin auf die Schulter.»Unser Wilddieb wird sich heute seinen Lebensunterhalt verdienen, Mr. Maynard.»

Martin zog ein Messer aus dem Gurtel und gab sein schweres Entermesser Allday, ehe er frohgemut sagte:»Kein Problem, Sir. Scheint aber nicht ganz fair, wie?»

Martin und Maynard tauchten in der Dunkelheit unter, und Herrick sagte leise:»Diese Soldaten mussen wahrend des Schlafens stumm gemacht werden. Erstochen oder erschlagen, ganz gleich, aber sie durfen auf keinen Fall Alarm schlagen.»

Allday zuckte zusammen, als weiter unten Maynards Dolch gegen einen Stein klirrte, und sagte dann:»Sie oder wir, so steht es doch, nicht wahr, Sir?»

«Was macht Ihr Arm, Mr. Belsey?«Der Steuermann regte sich irgendwo in der pechschwarzen Finsternis. Er wu?te, da? Bolitho nur gefragt hatte, um das entnervende Schweigen zu brechen. Man hatte Bolitho mit Farquhar und Belsey unter Deck geschafft und ohne gro?e Umstande irgendwo im Vorschiff in einen leeren Laderaum gesperrt. Nach einem Versuch, sich zu unterhalten, waren sie bald verstummt, und jeder hatte sich seinen Befurchtungen hingegeben.

«Geht einigerma?en, Sir«, antwortete Belsey.»Aber bei diesem Schlingern bricht mir der Schwei? aus.»

Wahrend der letzten Stunde hatte sich die unruhige Bewegung standig verstarkt. Der Laderaum lag unterhalb der Wasserlinie, und dadurch machte sich das laute Arbeiten in den Verbanden des vor Anker liegenden Schiffes nur noch mehr bemerkbar. Die Mannschaft hatte bereits mehr Ankerkette gesteckt, denn durch sein plotzliches Drehen fegte der Wind nun mit steigender Wut uber die zuvor noch geschutzte Reede.

«Vielleicht lauft die Phalarope wieder nach drau?en«, sagte Belsey.»Bei diesem Wetter werden sie doch sicher keine Boote ausbringen?»

Bolitho war froh, da? die anderen sein Gesicht nicht erkennen konnten. Ein Wetterumschlag wurde an Vibarts Entschlossenheit, einen Sieg zu erringen, wenig andern. Seit vom Abhang zu den verborgenen Verteidigern hinabsignalisiert worden war, spurte er eine wachsende Verzweiflung und die peinigende Gewi?heit, da? der Phalarope und ihrer Besatzung Unheil und Vernichtung bevorstanden. Doch er war machtlos, konnte keinem einzigen helfen. Das Schiff krangte in einem tiefen Wellental, und er fuhlte plotzlich einen Druck an der Schulter. Die Andiron ruckte jetzt in regelma?igen Abstanden in die Kette ein. Er spurte, wie sich das Deck hob und dann wieder bebend zuruckglitt. Er mu?te an seinen Bruder denken und fragte sich, was Hugh in diesem Augenblick tat. Sein Eifer, das Enterkommando der Phalarope zu vernichten, wurde durch die Sorge um die Sicherheit seines Schiffes ein wenig verdrangt worden sein. Zu jeder anderen Zeit hatte er bestimmt zur geschutzteren Seite der Insel verholt. Sonderbar, wie der unerwartete Wetterumschlag seine Hand im Spiel hatte. Nicht da? er den Ausgang umwalzend verandern konnte. Er verlangerte nur die Qual des Wartens.

«Ich wunschte, irgend etwas wurde geschehen«, sagte Farquhar.»Dieses Warten geht mir auf die Nerven.»

Bolitho drehte sich so, da? er den hellen Spalt in der Tur des Laderaums sah. Der Lichtstreifen erlosch, wenn der Wachposten drau?en im schmalen Gang seinen Standort anderte. Als er seine verkrampften Glieder zurechtzurucken versuchte, fuhlte er den warmen Stahl am Bein und entsann sich des versteckten Dolches. Was nutzte er ihnen nun? Genausogut hatte er ihn in der Kajute lassen konnen.

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