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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .TXT) 📗

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Da Pomfret die Seekarte studierte, bemerkte er nicht, wie sich Bolithos Miene plotzlich verandert hatte. Vier Tage. Obwohl er sich die ganze Zeit bemuht hatte, nicht daran zu denken, fiel ihm jetzt alles wieder ein. Er hatte gehofft, die sichere Ruckkehr mit den Transportschiffen und die Anstrengung, sein Schiff wieder seeklar zu machen, wurden die Erinnerung an diese vier Tage zuruckdrangen, bis sie durch Zeit und Entfernung so undeutlich wurde, da? sie nicht mehr schmerzte. Aber ganz ohne sein Zutun hatte er auf einmal wieder das Gesicht Cheneys vor Augen, wie sie ihm zugehort hatte, als er ihr von seinem Schiff erzahlte, wahrend sie auf dem Achterdeck gemeinsam den Matrosen und Zimmerleuten zusahen, welche die Narben der Schlacht beseitigten.

Am zweiten Abend, kurz vor Sonnenuntergang, war Bolitho mit ihr uber den Luvdecksgang geschritten und hatte ihr das komplizierte Labyrinth des Riggs erlautert, die Sehnenstrange, welche die Kraft des Schiffes weiterleiteten. Da hatte sie leise gesagt:»Danke, da? Sie mir das erklart haben. Damit haben Sie mir das Schiff lebendig gemacht.»

Cheney hatte das alles weder langweilig noch komisch gefunden. Es hatte sie wirklich interessiert, auch wenn seine Art zu sprechen nur deshalb so eindringlich war, weil Schiffe das einzige waren, wovon er etwas verstand, das einzige Leben, das er kannte.

In diesem Moment war ihm klargeworden, da? sie unabsichtlich die Wahrheit getroffen hatte.»Ich freue mich, da? Sie es so sehen«, hatte er geantwortet und dann auf die dunklen Geschutze im Schatten der Decksgange gedeutet.»Die Leute an Land sehen so ein Schiff weit drau?en vorbeisegeln, denken aber selten an die Menschen, die darin leben und sterben. «Dabei hatte er auf das leere Vorschiff gestarrt und sich all jene vorgestellt, die vor ihm auf diesem Schiff gewesen waren und nach ihm kommen wurden. Seine Hande umklammerten die Reling.»Sie haben ganz recht — ein Schiff besteht nicht blo? aus Holz.»

An einem anderen Abend hatten sie miteinander in der Kajute gespeist, und wieder hatte sie ihn zum Erzahlen gebracht — von seinem Zuhause in Cornwall, seinen Reisen, den Schiffen, auf denen er gedient hatte.

Wahrend die Seemeilen unter dem Kiel der Hyperion wegglitten, schienen sie beide zu empfinden, da? aus diesem seltsamen Gefuhl von Kameradschaft und Verstandnis etwas anderes erwuchs. Sie sprachen nicht davon; doch wahrend der letzten beiden Tagen mieden sie einander und kamen nur noch in Gesellschaft anderer zusammen. Kaum war der Anker klatschend gefallen, kam auch schon ein Boot langsseits: Lieutenant Fanshawe, Pomfrets Adjutant, holte Cheney ab.

Sie war in demselben grunen Kleid aufs Achterdeck gekommen, das sie getragen hatte, als er sie zum erstenmal sah, und hatte zu der dusteren Festung auf den kahlen Bergen hinubergestarrt. Bolitho merkte, da? viele Matrosen auf den Decksgangen oder in den Wanten standen, und er spurte die Traurigkeit, die uber dem Schiff hing. Sogar die Deckoffiziere konnten oder mochten die Leute nicht an die Arbeit zurucktreiben und sahen ebenfalls zu, wie das Madchen tapfer den versammelten Offizieren die Hande schuttelte und seinen Bruder auf die Wange ku?te. Bolitho selbst hatte sich Muhe gegeben, in moglichst formellem Ton zu sprechen.»Wir alle werden Sie vermissen. «Gossett hatte heftig dazu genickt.»Es tut mir leid, da? Sie so viel durchmachen mu?ten. «Und dann wu?te er nicht weiter.

Sie hatte ihn mit einer gewissen Besturzung angesehen, als wurde ihr erst jetzt, angesichts der Insel, klar, da? die Reise unwiderruflich zu Ende ging. Dann hatte sie gesagt:»Ich danke Ihnen, Cap-tain. Ich hatte es sehr gut an Bord. «Und hatte ringsum in die stummen Gesichter geblickt.»Es waren Tage, die ich nie vergessen werde.»

Bolitho fuhr zusammen, denn auf einmal horte er wieder Pom-frets Stimme.». und ich nehme an, Sie werden Ihre Verluste mit den Uberlebenden der Snipe ersetzen oder auch auf den Transportern geeignete Leute finden.»

«Jawohl, Sir. «Muhsam konzentrierte er sich auf die vielen Einzelheiten, die noch zu erledigen waren. Dalby war tot, und er hatte Caswell zum Vizeleutnant befordert, um die Lucke in seinem Offiziersstab zu fullen. So war das eben: ein Mann starb, ein anderer stieg auf.

Die Schwerverwundeten mu?ten an Land oder auf eines der Transportschiffe geschafft werden, wo sie ordentlich gepflegt werden konnten. Der Bestand an Kugeln, Pulver und zahllosen anderen Dinge mu?te erganzt werden.

Cobban erhob sich, seine gewaltigen, blankgewichsten Stiefel knarrten heftig. Er war sehr gro?; wenn er stand, wirkte Pomfret neben ihm wie ein Zwerg.»Nun«, drohnte er,»ich gehe an Land. Wenn wir St. Clar am Funften einnehmen wollen, ist vorher viel zu tun. «Er hangte den Sabel ein und runzelte nachdenklich die Stirn.»Immerhin ist es im September kuhler, da marschiert es sich besser. Meine Truppen werden jedenfalls tun, was ihnen befohlen wird. «Und Bolitho sah an den schmalen, zusammengepre?ten Lippen des Colonel, da? ihm seine Offiziere vermutlich ziemlich gleichgultig waren — von den einfachen Soldaten ganz zu schweigen.

Pomfret wartete, bis Cobban drau?en war, und sagte dann gereizt:»Sehr lastig, das Militar, aber unter diesen Umstanden. «Er tippte fluchtig auf die Karte.»Ich nehme an, Miss Seton befand sich wahrend der Schlacht an einem sicheren Ort?»

Vielleicht weil er dauernd an sie gedacht hatte oder auch, weil seine Mudigkeit ihm einen Streich spielte, kam es Bolitho vor, als klinge Pomfrets Frage nervos oder sogar argwohnisch.

«Jawohl, Sir«, antwortete er und schlug die Augen nieder, als ihm wieder die nackten Gestalten im Orlopdeck, die schwingenden Laternen, das Madchen in blutbespritzter Uniform in den Sinn kamen.

«Gut«, nickte Pomfret.»Freut mich zu horen. Ich habe sie in der Festung untergebracht. Das wird ausreichen, bis. «Er beendete den Satz nicht. Es war auch nicht notig.

Bolitho erwiderte nur:»Meine Zimmerleute haben ein paar Mobel gebaut. Ich dachte, dann wurde es Miss Seton in der Festung etwas gemutlicher haben.»

Pomfret blickte ihn sekundenlang an.»Aufmerksam von Ihnen. Hochst aufmerksam. Ja, Sie konnen die Sachen hinuberschaffen lassen, sobald es Ihnen pa?t. «Er schritt zum Fenster und sprach rasch weiter:»Wir segeln am Ersten des Monats. Haben Sie Ihr Schiff bis dahin fertig!«Er starrte zum schwarzen Rumpf des Straflingsschiffes hinuber.»Abschaum! Der letzte Dreck von Newgate, selbstverstandlich. Aber fur das, was hier zu tun ist, genugen sie. «Und ohne sich umzudrehen, schlo? er:»Das war's, Bolitho.»

Bolitho trat in die blendende Helle hinaus. Pomfret hatte nicht einmal ihm oder seinen Leuten gratuliert, da? sie die kostbaren Transporter gerettet und dabei sogar noch zwei Angreifer zu Wracks geschossen hatten. Typisch fur den Mann, dachte er bitter. Solche Leistungen waren fur Pomfret offenbar selbstverstandlich. Nur zu einem Mi?erfolg hatte er etwas gesagt, und Bolitho konnte sich auch vorstellen, was.

Stumm kletterte er in seine Gig und setzte sich auf der Heckbank zurecht. Als sich die Riemen hoben und wie Schwingen ins Wasser tauchten, mu?te er an Dalby und die Verzweiflung seiner letzten Minuten denken. Glucksspiel war der Fluch und Untergang so manchen guten Offiziers. Monatelang in der Enge ihres Schiffes eingesperrt, auf ihre eigene Gesellschaft angewiesen, durch harte

Disziplin von den Mannern getrennt, die sie zu fuhren hatten — da war es durchaus nichts Ungewohnliches, da? Manner wie Dalby ihr Letztes auf eine Karte setzten und verloren. Erst harmlose Zerstreuung, dann grausame Wirklichkeit — Bolitho wu?te genau, wie gefahrlich das Spiel war. Sein eigener Bruder hatte des Vaters Herz gebrochen, indem er einen Offizierskameraden in sinnlosem Duell wegen einer Spielschuld getotet hatte.

Er ri? sich aus seinem dumpfen Bruten und befahl scharf:»Kurs auf den Transporter dort druben!»

Allday blickte zu ihm auf.»Die Erebus, Captain?»

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