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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги онлайн без TXT) 📗

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Bolitho nickte.»Gerne!«Er zog den Hut vom Kopf und fuhr mit den Fingern durch sein Haar.»Ich will jetzt gehen und die Befehle fur Graves niederschreiben.»

«Wahrschau an Deck! Segel backbord querab!»

Sie sahen sich in die Augen. Dann sagte Bolitho leise.»Treiben Sie die Leute an. Ich mochte nicht, da? der Feind sieht, was wir vorhaben.»

Als er wegging, starrte ihm Tyrell nach und murmelte:»So sei's denn, Kaptn!»

Er horte ein plotzliches Geschrei und bemerkte, wie das Madchen, das Bolitho so zornig gemacht hatte, mit Sto?en und Schlagen die Absperrkette der Seeleute zu durchbrechen suchte.

Ein Bootsmannsmaat brullte:»Sie will nicht von Bord, Sir!«Das Madchen hammerte mit ihren Fausten auf dem nackten Arm des Seemanns herum, doch er schien es gar nicht zu spuren.

«Lassen Sie mich bleiben, ich will hier sein«, rief sie Tyrell zu.

Er grinste auf sie herunter und deutete auf ein langsseits liegendes Boot. Strampelnd und protestierend wurde sie hochgehoben und zur Reling getragen, dann ohne jede Feierlichkeit wie ein gelbseidenes Paket ins Boot hinunterbefordert.

Der Himmel war bereits viel dunkler, als Bolitho das Deck wieder betrat. In der Hand trug er einen versiegelten Umschlag. Sein Boot wartete am Bug angehakt. Alle anderen Boote waren bereits an Deck gehievt, und das Schiff schien leer und still in der Dunung zu rollen. Er hob ein Teleskop und richtete es querab uber die See. In etwa sechs Meilen Entfernung konnte er jetzt die Bonaventure sehen. Aber sie hatte bereits ihre Segel gerefft und wartete, wie er vermutet hatte, auf den nachsten Tag.

Tyrell tippte an seinen Hut.»Unsere Leute sind an Bord, Sir. «Er deutete auf das Hauptdeck, wo Fahnrich Heyward mit einem Unteroffizier sprach.»Ich habe sie selbst ausgesucht, aber Sie hatten noch viel mehr Freiwillige haben konnen.»

Bolitho ubergab einem Seemann den Umschlag.»Geben Sie das an unser Beiboot weiter. «Dann sagte er langsam zu Tyrell:»Gehen Sie unter Deck und ruhen Sie sich ein bi?chen aus. Ich mu? mir inzwischen verschiedenes durch den Kopf gehen lassen.»

Wenig spater hatte sich Tyrell in einer verlassenen Kabine niedergelegt. Auf dem Fu?boden lagen aufgebrochene Kisten und herausgerissene Kleidungsstucke. Uber sich horte er die ruhelosen Schritte Bolithos auf den Decksplanken. Hin und her, auf und ab. Vielleicht lag es an diesem gleichma?igen Pochen, da? ihm die Augenlider herabsanken. Er fiel in tiefen, traumlosen Schlaf.

Bolitho stand mit gespreizten Beinen auf dem Achterdeck der Royal Anne. Soeben sah er zum ersten Mal an diesem Morgen seinen Schatten uber das Schanzkleid fallen. Wie langsam war diese Nacht vergangen! Aber nun beim ersten Morgenschimmer schien alles gleichzeitig zu beginnen, wie bei einem schlecht einstudierten Drama. Backbord querab sah er die sich immer deutlicher abzeichnende Segelpyramide der Bonaventure, die sich zielbewu?t vor dem Wind naherte. Sonderbarerweise war ihr Rumpf immer noch in Schatten gehullt. Nur ein wei?schimmernder Schaumstreifen vor dem Bug verriet ihre wachsende Geschwindigkeit. Sie war jetzt etwa drei Meilen entfernt. Er schwenkte sein Glas nach der anderen Seite zu einer kleinen Korvette hin. Die Sparrow lag viel naher, aber dennoch wirkte sie sehr viel kleiner als das Kaperschiff.

Tyrell trat an seine Seite.»Der Wind scheint ziemlich stetig zu sein, Sir. Nordwest zu Nord. «Er sprach mit verhaltener Stimme, als ob er furchtete, die Schiffe in ihren bedachtigen Vorbereitungen zum Kampf zu storen. Bolitho nickte.»Wir werden Sudost steuern. Genau das erwartet der Feind von uns.»

Er ri? seine Augen von dem Kaperschiff los und blickte uber das Deck des Indienfahrers hin. Das neue Focksegel zog gut, ebenso das Besansegel und der Kluver. Der Rest war wenig besser als Lappen, und der Versuch, den Kurs mehr als einen Strich zu andern, ware reine Zeitvergeudung.

Tyrell seufzte.»Ich habe die Kanonen selbst nachgesehen, Sir. Sie sind geladen, wie befohlen. «Er kratzte sich den Bauch.»Einige sind so alt, da? sie zerspringen wurden, wenn wir sie doppelt laden.»

Bolitho schaute wieder zuruck und beobachtete die anderen Schiffe. Langsam fuhrte er sein Fernglas uber das Deck der Sparrow, sah die Leute hinter dem Schanzkleid und einen einzelnen Seemann auf der Gro?mastsaling. Dann, als ein verspielter Windsto? das Unterliek des Gro?segels wie eine Mullerschurze anhob, entdeckte er Graves. Er stand neben dem Ruderrad, hatte die Arme verschrankt und glich in jedem Zoll einem Kapitan. Bolitho atmete langsam aus. So viel hing von Graves ab. Wenn er den Kopf verlor oder seine sorgfaltig abgefa?ten Anweisungen falsch auslegte, dann konnte der Feind immer noch mit einem Schlag zwei Fliegen fangen. Aber Graves hatte den ersten Teil der Befehle richtig erfa?t. Er trug Bolithos neue Uniform. Die Goldlitzen waren trotz des schwachen Lichtes deutlich zu sehen. Sicher wurde der feindliche Kapitan vorsichtig und wachsam sein. Nichts durfte jetzt falsch anlaufen. Gott allein wu?te, wie die vielen Passagiere unter Deck au?er Sicht zusammengepfercht worden waren. Das Schiff mu?te ihnen wie ein verriegeltes Grab vorkommen. Fur die Frauen und Kinder mu?te es ein Alptraum sein, sobald das Geschutzfeuer einsetzte.

Fahnrich Heyward kam aufs Achterdeck und meldete:»Unsere Entermannschaft ist bereit, Sir.»

Wie Bolitho und Tyrell hatte auch er seine Uniform abgelegt und wirkte nun in Kniehosen und offenem Hemd noch jugendlicher.

«Danke. «Bolitho bemerkte, da? er statt des kurzen Sabels eines Fahnrichs einen seiner kostbaren Degen trug.

Ein Schu? krachte dumpf, und er sah, wie ein Gescho? von den eilig ziehenden Wellenkammen abprallte und dann eine wei?e Gischtfahne zwischen ihm und dem Bug der Sparrow hochwarf. Ein Probeschu?, eine Absichtserklarung? — Wahrscheinlich beides, dachte er grimmig. Trotz des Flatterns zerrissenen Segeltuchs klang von der Sparrow her das Wirbeln der Trommeln uber das Wasser. Bolitho stellte sich vor, wie dort nun die Leute auf ihre Gefechtsstationen rannten. Die zweite Phase! Er sah den scharlachroten Fleck der Flagge, die ubermutig an der Gaffel hochsauste, und fuhlte ein Wurgen in seiner Kehle, als die Geschutzpforten sich offneten und die Reihen der Kanonen enthullten.

Graves hatte weniger als die Halfte der Besatzung zur Verfugung. Er mu?te einige Leute des Indienfahrers zum Dienst gepre?t haben, da er die Geschutze so sauber ausrennen konnte. Aber es mu?te alles vollkommen echt aussehen, so als ob sich die Korvette zum Widerstand vorbereitete und versuchen wollte, ihren schwerfalligen Genossen zu verteidigen.

Wieder ein Schu?! Die Kugel pflugte etwa eine Kabellange vor der Sparrow durch die See.

Bolitho bi? die Zahne aufeinander. Jetzt konnte es Graves gerade noch schaffen. Sollte der Wind in diesem Augenblick schralen, ware es ihm nicht mehr moglich, rechtzeitig zu wenden. Er lage dann unter dem Gescho?hagel des Feindes, wenn er versuchte, abzufallen und das Manover noch einmal einzuleiten.

«Jetzt!«zischte Tyrell heiser.

Die Rahen der Korvette schwangen herum. Ihre Leereling tauchte schwer in die Dunung ein, und sie begann mit dichtgeholten Segeln auf den Backbordbug zu wenden. Jetzt passierte sie das Heck der Royal Anne wie ein kleiner Wachhund. Signalflaggen sausten an der Rah hoch, und Bolitho stellte sich vor, wie Bethune seinen Leuten zurief, sich zu beeilen und das sinnlose Signal aufzuhissen. Der Feind mu?te glauben, da? sich die Sparrow auf ihren Todeskampf vorbereitete und dem Kompanieschiff befahl, Rei?aus zu nehmen.

Geschutzfeuer blitzte entlang der vordersten Batterie derBona-venture auf, und die Einschlage tasteten sich immer naher an die stark uberliegende Sparrow heran. Graves lie? jetzt die hinderlichen Segel uber den Geschutzen aufgeien, obwohl er kaum den vierten Teil der Kanonen bemannt haben konnte.

Zwischen zusammengebissenen Zahnen pre?te Tyrell die Worte heraus:»Hector, das ist jetzt nahe genug! Um Himmels willen, la? dich nicht auffressen!»

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