Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander (книги бесплатно без регистрации TXT) 📗
«Wer klopft zu so spater Stunde?«Als er eine Laterne hochhielt, lie? Bolitho seinen Umhang von den Schultern gleiten, so da? das Licht auf seinen Epauletten glitzerte.
«Melde dem Direktor, da? Sir Richard Bolitho ihn zu sprechen wunscht. «Er bemerkte des Mannes Besturzung und drangte hinter ihm in den Hof.»Los!»
Sie folgten dem Warter auf einem langen, unordentlichen Fu?weg zum Hauptgebaude. Bolitho sah, da? auch er hinkte. Man fand es hier offenbar billiger, abgemusterte Soldaten zu beschaftigen. Ein zweites Tor, ein geflusterter Wortwechsel, wahrend Bolitho, die Hand am Degen, in einem feuchten Raum wartete, Alldays schweren Atem hinter sich.
Er zuckte zusammen, als ein durchdringender Schrei, dem Rufe und dumpfe Schlage folgten, durch das Gebaude hallte. Andere Stimmen fielen ein, bis der ganze Kerker sich in Qualen zu winden schien. Noch mehr wutendes Geschrei, jemand schlug mit etwas Schwerem drohnend gegen eine Tur, und dann wurde es schlie?lich wieder still.
Eine Tur ging auf, der Warter lie? den Admiral in eine Kanzlei eintreten. Der Kontrast uberraschte: gute Mobel, ein gro?er, mit Hauptbuchern und Papieren bedeckter Schreibtisch und ein Teppich, der hier ebenso fehl am Platz schien wie der Mann, der nun aufstand, um Bolitho zu begru?en.
Untersetzt, frohlichen Blicks, mit einer Lockenperucke auf dem kahlen Haupt, hatte er ganz die Erscheinung eines Landgeistlichen.»Sir Richard, dies ist aber wirklich eine Ehre. «Er sah nach der Uhr und lachelte wie ein keckes Kind.»Und eine Uberraschung zu so spater Stunde.»
Bolitho ubersah seine ausgestreckte Hand.»Ich bin wegen Lady Somervell gekommen. Keine lange Diskussion — wo ist sie?»
Der Mann schien verwirrt.»Wirklich, Sir Richard — ich wurde einen so tapferen Gentleman niemals enttauschen wollen, aber ich furchte, da hat jemand ein grausames Spiel mit Ihnen getrieben.»
Bolitho hatte noch den furchtbaren Schrei im Ohr.»Wen halten Sie hier fest?»
Der kleine Mann entspannte sich ein wenig.»Wahnsinnige und solche, die Irrsinn geltend machen, um ihre Schulden gegenuber der Gesellschaft.»
Bolitho ging um den Tisch herum und sagte leise, aber drohend:»Sie ist hier, das wissen wir beide. Wie konnen Sie eine Lady in diesem ekelhaften Haus festhalten? Ich frage nicht danach, welchen Namen man ihr gegeben hat oder unter welchem Vorwand sie hier sitzt. Wenn Sie sie nicht sofort freilassen und mir ubergeben, lasse ich Sie festnehmen und zeige Sie an wegen Mi?brauchs Ihres Amtes und Beteiligung an einem Komplott, um ein Verbrechen zu vertuschen. «Er umfa?te den Griff seines Degens.»Und ich will keine weiteren Lugen mehr horen!»
Der Mann bat:»Vielleicht la?t sich morgen feststellen.»
Bolitho fuhlte, da? ihn letzte Gewi?heit uberkam. Catherine war hier! Einen Moment hatte des Mannes Selbstsicherheit ihn zweifeln lassen. Nun schuttelte er den Kopf.»Nein, sofort!»
Morgen mochte man sie langst woanders hingebracht haben. Bis dahin konnte ihr alles mogliche zusto?en. Er befahl barsch:»Fuhren Sie uns zu ihr.»
Der kleine Mann ri? eine Schublade auf und keuchte vor Angst, als Allday sofort reagierte und seine Pistole zog. Mit zitternder Hand hob er fast unter Tranen einen Schlussel hoch.»Bitte, wir wollen doch vorsichtig sein.»
Bolitho stockte der Atem, als sie durch einen schwach beleuchteten Korridor gingen. Auf dem Boden lag Stroh, die Wande troffen vor Feuchtigkeit. Der Gestank war zum Ubergeben. Es roch nach Unrat, Armut und Verzweiflung. Sie hielten vor der letzten Tur, und der kleine Mann flusterte:»Bei allen Heiligen, ich habe nichts damit zu tun. Sie wurde mir uberantwortet, bis ihre Schulden bezahlt sind. Aber wenn Sie sicher sind, da?.»
Bolitho horte gar nicht hin. Er spahte durch ein kleines, vergittertes Fenster, dessen Stabe von tausend verzweifelten Fingern glattpoliert waren. Eine Laterne wie jene, die in der Waffenkammer eines Schiffes hingen, beleuchtete die hollische Szene.
Ein altes Weib hockte an der Wand, sich von einer Seite zur anderen wiegend. Speichel rann aus ihrem Mund, als sie ein
Kinderlied vor sich hinsummte. Ihre Haut war dreckig, ihre zerrissene Kleidung voller Flecken.
Ihr gegenuber sa? Catherine auf einer schmalen Holzbank, die Beine gespreizt, die gefalteten Hande zwischen den Knien. Ihr Kleid war aufgerissen wie an dem Tag, als sie an Bord der Hyperion gekommen war. Sie war barfu?. Ihr langes, ungekammtes Haar verhullte das Gesicht und fiel ihr uber die teilweise entblo?ten Schultern. Weder bewegte sie sich, noch schaute sie auf, als der Schlussel im Schlo? knirschte und Bolitho die Tur aufstie?.
Leise wisperte sie:»Wenn ihr mich anfa?t, bringe ich euch um.»
Bolitho streckte die Arme aus.»Kate, hab' keine Angst. Komm zu mir.»
Sie hob den Kopf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Noch immer blieb sie still sitzen, sie schien ihn nicht zu erkennen. Einen Moment furchtete Bolitho, da? sie vor Entsetzen ebenfalls verruckt geworden sein konnte.
Da stand sie auf und machte ein paar unsichere Schritte auf ihn zu.»Bist du's? Bist du es wirklich?«flusterte sie. Dann schuttelte sie abwehrend den Kopf und warnte:»Ruhr mich nicht an! Ich bin unsauber.»
Bolitho fa?te sie um die Schultern und zog sie an sich. Ihr Widerstand wich einem hemmungslosen Schluchzen. Er fuhlte ihre Haut durch den Stoff des Kleides, sie hatte nichts darunter an. Trotz der dumpfen, abgestandenen Luft war sie kalt wie Eis. Er hullte sie in seinen Umhang, so da? nur ihr Gesicht und die blo?en Fu?e zu sehen waren.
Als sie den Gefangnisleiter im Turrahmen stehen sah, versteifte sich ihr ganzer Korper. Bolitho herrschte ihn an:»Ziehen Sie den Hut in Gegenwart einer Dame, Sir!«Des Mannes Furcht ekelte ihn an, aber er schlo?:»Oder, bei Gott, ich fordere Sie auf der
Stelle!»
Der Direktor wich zuruck, sein Hut fegte fast den schmutzigen Boden. Bolitho fuhrte Catherine den Korridor hinunter. Einige
Gefangene spahten durch die Zellenfenster, ihre Hande umklammerten die Stabe wie Klauen. Diesmal schrie niemand.»Deine Schuhe, Kate?»
Sie drangte sich an ihn, als ob er sie gegen alles und jedes schutzen konnte.
«Was ich hatte, habe ich fur Essen verkauft. «Sie hob den Kopf und sah ihn prufend an.»Aber ich bin schon fruher barfu? gegangen.»
Ihr plotzlicher Trotz lie? sie noch zerbrechlicher erscheinen.»Gehen wir wirklich hier fort?«Bolitho nickte nur.
Unbehindert erreichten sie das schwere Tor, vor dem die Droschke mit den zwei stampfenden Pferden wartete. Catherine sah die Gestalt im Innern der Kutsche und fragte angstlich:»Wer ist das?»
Bolitho hielt sie fest, bis sie sich wieder beruhigt hatte.»Das ist nur ein Freund, der genau wu?te, wann er gebraucht wurde.»
XIII Das Komplott
Belinda schlo? die Flugelturen des Salons und lehnte sich dagegen.
«Sprich leise, Richard, die Dienstboten konnen dich sonst horen. «Sie atmete heftig, vielleicht aus Furcht, wahrend sie ihm mit den Blicken folgte, als er den eleganten Raum kreuz und quer durchschritt.
Bolitho wirbelte herum.»Gott verdamme sie alle und dich dazu fur das, was ihr getan habt!»
«Was ist denn, Richard? Bist du betrunken?»
«Glucklicherweise nicht. Denn ich wei? nicht, ob ich mich dann noch so in der Gewalt hatte.»
Sie erbla?te, und er versuchte sich zu beherrschen.
«Du wu?test es die ganze Zeit! Du und Somervell, ihr beide habt dafur gesorgt, da? man sie in ein Loch steckte, das nicht mal fur Schweine geeignet ist.»
Wieder hatte er die Bilder vor Augen: Catherine in der ekelhaften Zelle und danach, als er sie zu Brownes Haus in der Arlington Street gebracht hatte und sie ihn bat, sie nicht allein zu lassen.
«Geh nicht, Richard. Das alles ist doch jetzt gleichgultig. Wir sind zusammen, nur das zahlt«, hatte sie geflustert.
Vor der wartenden Kutsche hatte er sich umgedreht.»Aber diese Lugner wollten es verhindern. «Er lachelte beruhigend.»Ich bin bald wieder da.»