Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗
«Nun, Captain Thurgood aus New Bedford«, lachelte Bolitho,»in Kriegszeiten hat ein Schiff des Konigs nie genug Mannschaften, das ist des Kommandanten standige Sorge.»
Thurgood setzte sich wieder, ohne von Probyn Notiz zu nehmen.»Das ist und bleibt Ihr Problem, Kommodore. Ich fuhre nicht Krieg, und meine Manner sind nicht fur Konig George da. «Er lok-kerte sich etwas.»Meine Regierung wird aufs scharfste protestieren und die notwendigen Ma?nahmen ergreifen, wenn ich mich beschwere. »
Bolitho nickte.»Das ist Ihr gutes Recht, Captain. Aber Sie wissen ebenso wie ich, da? eine ganze Menge Ihrer Leute so wenig amerikanisch sind wie die Westminster Abbey. «Er hob die Hand.»Ich wei?, was Sie sagen wollen. Spielt auch keine Rolle. Sie sind offenbar ein gescheiter Mann, und es hat keinen Sinn, da? wir uns streiten. «Er stand auf.»Ich werde Sie auf Ihre schone Barkentine zuruckbringen lassen und Ihnen ein kleines Geschenk schicken: exzellenten Kase aus England. Ich hoffe, es kann den Arger lindern, den wir Ihnen verursacht haben, wenn auch nicht ungeschehen machen.»
Thurgood sprang auf.»Sie meinen, ich kann gehen?«Vollig uberrascht starrte er erst Bolitho und dann dem wutschnaubenden Probyn ins Gesicht.»Also, da soll mich doch.»
«Und Ihre Fracht, Captain? Darf ich mich erkundigen, was Sie geladen haben?«fragte Bolitho beilaufig.
«Billigen Rotwein«, antwortete Thurgood.»Die ganze Last voll. In meinem Heimathafen wurde man damit den Fu?boden waschen. «Er lachte in sich hinein, bis seine Augen unter einem Netz von Krahenfu?en verschwanden.»Bei Gott, Sie wissen, wie man einem Mann den Arger vertreibt!»
«Ich mu? protestieren!«rief Probyn aus.
«Bitte lassen Sie uns allein, Captain Probyn«, sagte Bolitho ruhig.»Und Ihr Midshipman soll dem Flaggschiff signalisieren, da? mein Bootsfuhrer nachher, wenn er mich abholen kommt, einen schonen Kase mitbringt, gut verpackt.»
Thurgood grinste hinter dem abgehenden Probyn her.»Bei Gott, ich bin froh, da? Sie gekommen sind, Kommodore. Ich glaube, der da hatte mich am liebsten an den Gro?mast binden und auspeitschen lassen.»
«Er war im letzten Krieg Gefangener.»
Thurgood zuckte die Schultern.»Ich auch.»
Bolitho nahm seinen Hut.»Eine Sache noch, Captain. Sie kommen aus Marseille, ohne Zweifel. «Er schuttelte den Kopf.»Nein, ich will Ihnen keine Falle stellen. Aber es ist unwahrscheinlich, da? Sie eine Fracht wie die Ihre anderswo hatten laden konnen. Und wo segeln Sie hin?»
Thurgood musterte ihn amusiert.»Nach Korfu. Dann mache ich, da? ich wegkomme, nach Hause. Ich habe eine Frau und drei Kinder in New Bedford.»
«Beneidenswert. «Bolitho merkte nicht, mit welcher Warme der Amerikaner ihn anblickte.»Ich habe eine spanische Prise bei me i-nem Geschwader. Sie wurde vor einiger Zeit gekapert. «Er blickte Thurgood bedeutsam an.»Wie ware es, wenn Sie ein paar Ihrer Matrosen gegen, sagen wir mal, die doppelte Anzahl Spanier tauschten?«Er sah, da? der Amerikaner rasche Berechnungen anstellte.»Ich denke mir, wenn Sie die Spanier wieder laufen lassen, nachdem Sie Ihre Fracht in Korfu geloscht haben und westwarts heimsegeln, wurde die spanische Regierung Sie mit Freuden dafur entschadigen.»
«Das wei? man nicht genau«, erwiderte Thurgood zweifelnd.
Bolitho lachelte.»Sie brauchen ihnen keine Heuer zu zahlen. Und au?erdem mussen Sie Ihren Profit nur mit so vielen Leuten teilen, wie Sie unbedingt fur die Heimreise notig haben.»
Thurgood hielt ihm die Hand hin.»Wenn Sie jemals einen Job brauchen, Kommodore, und ich meine das ernst, dann fragen Sie druben nach mir. «Er schuttelte ihm kraftig die Hand.»Ich habe so ein paar Rauhbeine an Bord, die konnen Sie kriegen. Ausgebildete Seeleute, aber ich bin froh, wenn ich sie los bin.»
Bolitho lachelte wieder.»Bei uns werden sie schon ruhiger werden.»
Oben an Deck war es druckend hei?; der Wind kam in unregelma?igen Boen, so da? die Schiffe ungemutlich dumpelten.
Bolitho winkte Probyn heran.»Signalisieren Sie der Lysander: die Segura soll naher herankommen. Dann teilen Sie einen verla?lichen Offizier ein, der mit Captain Thurgood an Bord der Santa Paula geht. Thurgood wird Ihnen erklaren, um was es sich handelt.»
Probyn sah aus, als wolle er platzen.»Jawohl, Sir.»
Lachelnd sagte Bolitho zu dem Amerikaner:»Ich schicke Ihnen also durch meinen Bootsmann einen schonen reifen Kase hinuber. Er konnte sogar Ihren billigen Wein trinkbar machen.»
Vom achteren Davit wurde ein Boot gefiert, und Thurgood sagte:»Dann gehe ich, Kommodore. Aber warten Sie. Bolitho? Wir hatten im Krieg einen Kaperkapitan dieses Namens.»
«Mein Bruder. Er ist tot«, antwortete Bolitho mit abgewandtem
Blick.
Thurgood hielt ihm die Hand hin.»Viel Gluck, was Sie auch vorhaben. Ich werde meiner Frau und den Jungen von dieser Begegnung erzahlen. Und von dem Kase«, grinste er.
Ein Leutnant kam uber das Achterdeck und fa?te an den Hut.»Jolle ist langsseit, Sir«, meldete er.
Thurgood wollte schon gehen, drehte sich aber noch einmal um. Er sah nachdenklich drein.»Ich will mit diesem oder sonst einem Krieg nichts zu tun haben. Ich habe die Nase voll davon. «Er kniff ein Auge zu.»Aber wenn ich ein so kleines Geschwader hatte wie Ihres, dann wurde ich sehr ernsthaft daran denken, von hier zu verschwinden.»
Bolitho suchte seine Erregung zu verbergen, seine Betroffenheit.»Tatsachlich?»
Thurgood grinste.»In Toulon wartet, hore ich, eine ganze Flotte, und obendrein liegen dort dreihundert Transporter.»
«Danke, Captain. «Bolitho begleitete ihn zur Reling.»Und auch Ihnen eine sichere Reise.»
Erwartete, bis Thurgood im Boot war, und sagte dann:»Rufen Sie meine Gig!»
Eine Flotte von dreihundert Transportern? Eine Armada war das.
Probyns Stimme schnitt in seine rasenden Gedanken.»Ich mu? aufs entschiedenste protestieren, Sir! Sie haben mich vor diesem Yankee gedemutigt!»
Mit blitzenden Augen fuhr Bolitho herum.»Gedemutigt? Und was denken Sie, wie mir zumute ist, wenn ein Linienschiff meines Geschwaders ein unbewaffnetes, neutrales Handelsschiff beschie?t? Wenn einer meiner Kommandanten, nur um seinen Kopf durchzusetzen, unnotig Menschenleben aufs Spiel setzt, vielleicht sogar einen Krieg vom Zaun bricht?«Er sprach gefahrlich leise.»Und das alles nur, weil Sie wu?ten, da? ich dafur geradestehen mu?, nicht wahr?»
Probyn schwoll etwas ab.»Das ist ungerecht, Sir!»
Bolitho sah ihn gelassen an.»Mag sein. Aber halten Sie mich gefalligst nicht fur dumm. Das empfinde ich namlich als Demutigung.»
Er sah, da? seine Gig schon auf dem Weg war, und schritt zur Fallreepspforte.»Sie kriegen Ihre Manner. Sie hatten sie wahrscheinlich auch bekommen, wenn Sie gesunden Menschenverstand gebraucht hatten statt Kanonen. «Er deutete mit dem Kopf zu einigen Matrosen hin, die an den Taljen standen.»Sehen Sie sich die an, Captain. Hatten Sie Lust, fur jemanden zu kampfen, der Sie schlechter halt als einen Hund?«Er wartete die Antwort nicht ab.»Behandeln Sie die Leute anstandig, sonst kampfen sie nicht fur Sie. «Er lehnte sich uber die Reling und rief durch die hohlen Hande:»Bringen Sie das Paket zur Barkentine, Allday! Anschlie?end holen Sie mich ab!»
Allday winkte Bestatigung und anderte seinen Kurs.
Eine Stunde spater war Bolitho wieder an Bord des Flaggschiffes. Farquhar konnte kaum seine Neugier verbergen.
«Signalisieren Sie der Harebell, sie soll sofort herkommen. Ich kann nicht auf Javal warten. Inch soll meine Depeschen zum Admi-ral bringen.»
Bolitho wartete, bis Farquhar nach Luce geschickt hatte und die triefende Gig wieder an Bord gehievt war. Als Farquhar zuruckkam, fragte dieser:»Darf ich mich erkundigen, was Sie vorhaben, Sir? Und was soll mit der Segura werden?»
«Ich gebe Captain Thurgood ein paar von den spanischen Matrosen im Austausch gegen die, ah, Nicht-Amerikaner seiner Barken-tine.»