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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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«Signalisieren Sie unseren anderen Schiffen, sie sollen in ihren Patrouillenabschnitten bleiben«, sagte er. Forschend betrachtete er einen schmalen, in Nebel und Dunst fast verschwindenden Landvorsprung.»Wir gehen schon genug Risiken ein, indem wir so dicht unter den Hyeres-Inseln stehen; da brauchen wir nicht noch das ganze Geschwader auf Grund zu setzen!»

Farquhar nickte.»Bootsmannsmaat! Mr. Luce soll wieder herunterkommen.»

Ein paar Minuten spater anderten die Osiris und das Prisenschiff Kurs auf die offene See hinaus.

«Signalisieren Sie der Nicator«, sagte Bolitho,»da? wir zu ihr sto?en!»

Was machte Probyn da? Es war durchaus naturlich, da? er sich argerte, wenn er die amerikanische Flagge sah; schlie?lich war er wahrend der Revolution in amerikanischer Gefangenschaft gewesen. Doch das war vorbei und nun allmahlich Geschichte. Wenn hier aus Dummheit ein Krieg provoziert wurde, dann war Englands Lage schlimmer denn je: es mu?te au?er gegen Frankreich und Spanien auch noch gegen Amerika kampfen, und Amerika war jetzt weit machtiger als vor funfzehn Jahren.

«Nicator hat bestatigt, Sir«, meldete Luce, noch atemlos von seinem eiligen Abentern uber ein Backstag.

«Danke.»

Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie nahe genug heran waren und beidrehen konnten. In der Zwischenzeit hatte sich die Nicator von dem Amerikaner gelost, aber wahrend dieser vor dem Wind trieb, hatte Bolitho auf seiner Kampanje die roten Rocke der Marine-

Infanterie Probyns gesehen.»Lassen Sie mein Boot klarmachen!«befahl er ungeduldig.»Damit konnen wir zumindest Zeit sparen.»

Das Boot wurde ausgesetzt und hatte kaum das Wasser beruhrt, da war die Mannschaft auch schon an Bord. Mit Trompetenstimme trieb Allday die Ruderer an, und als die Lysander beigedreht hatte und Bolitho durch die Pforte kletterte, war das Boot schnell klar zum Ablegen.

«Halten Sie nach Buzzard Ausschau«, sagte Bolitho und blickte Farquhar grimmig in das gutgeschnittene Gesicht.»Sie mu?te bald im Osten in Sicht kommen. Ich will sie mit Depeschen zum Admi-ral schicken.»

Farquhar zuckte die Achseln.»Tut mir leid. Ich hatte gehofft, wir konnten ihr etwas Wertvolleres mitgeben.»

Aber Bolitho kletterte bereits das Fallreep hinunter und versuchte, nicht nach unten zu sehen, wo die See an den Schiffsrumpf klatschte und ihm das Boot gegen die Beine warf. Er wartete ab, zahlte die Sekunden, und im richtigen Moment sprang er ins Boot; ehe er richtig zu Atem gekommen war, gab Allday schon das Kommando zum Ablegen.

Bolitho nahm mit so viel Wurde, wie er aufbringen konnte, im Heck Platz und befahl:»Zur Nicator, Allday!»

Am laufenden Gut des hoch uber ihm aufragenden Vierundsiebzigers fiel ihm eine gewisse Laxheit auf. Wie der Mann, so das Schiff, dachte er: unordentlich.

Allday steuerte die Gig um das runde Heck der Nicator auf die Fallreepspforte zu. Bolitho war viel zu sehr an der Barkentine interessiert, um auf Probyns Gefuhle Rucksicht zu nehmen, dem der Besuch seines Kommodore vielleicht nicht sehr angenehm war.

Sie war ein schlankes, grazioses Fahrzeug; und ihr Name, Santa Paula, glanzte in prachtigen Goldbuchstaben auf dem vollig schwarzen Rumpf.

«Auf Riemen! — Riemen hoch!«Allday holte die Ruderpinne herum, und der Bugmann schlug seinen Haken in die Ketten der Nicator.

«Das Boot fahrt zuruck zum Schiff!«sagte Bolitho. Und als er den Zweifel in Alldays Gesicht sah:»Schon gut, die Nicator ist ja wohl immer noch ein britisches Schiff, nehme ich an.»

Allday klopfte gru?end an die Stirn und grinste.»Ich achte dann auf Ihr Signal, Sir.»

Bolitho kletterte das Fallreep hinauf und bemerkte, wie abgenutzt die holzernen Tritte und wie rostfleckig die Beschlage waren.

Probyn wartete neben der Ehrenwache; sein Rock triefte von Spruhwasser.

«Die Wache ist unterbesetzt, Sir; aber meine MarineInfanteristen sind auf dem Yankee«, sagte er.

«Das sehe ich. «Bolitho schritt nach achtern, weg von den neugierigen Gesichtern an der Pforte.»Jetzt berichten Sie. Was ist los?»

Probyn starrte ihn leicht verwundert an.»Wir stie?en um die Mittagszeit auf die Barkentine, Sir. Ich hielt sie fur einen Blockadebrecher, der an unseren Patrouillen vorbei wollte; daher gab ich ihr Signal, beizudrehen. «Er spurte die Mi?billigung Bolithos und raumte ein:»Ich wei?, wir sollen die amerikanische Neutralitat respektieren, aber…»

«Da gibt's kein Aber.»

Bolitho warf einen Blick auf die beiden Ruderganger des Schiffes. Sie sahen aus, als hatten sie noch dieselben Kleider an wie seinerzeit, als sie vom Pre?kommando geschnappt worden waren. Alle Kommandanten wu?ten, wie er daruber dachte. Er hatte schriftliche Order gegeben, da? jeder neue Mann, ob Gepre?ter oder Freiwilliger, sein Leben an Bord in einer Garnitur ordentlicher Dienstkleidung beginnen sollte. Das war etwas so Billiges und zugleich Wichtiges, da? er sich immer wieder uber die Dummheit mancher Kommandanten wunderte, die so geizig waren, da? sie keine Dienstkleidung ausgaben, bis die Manner nur noch Fetzen auf dem Leibe hatten. Probyn wu?te das sehr gut und hatte auch so getan, als fande er es ganz in der Ordnung. Aber anscheinend war das ein Fall von» Aus den Augen, aus dem Sinn«. Nun, damit wurde er sich spater befassen.

«Was also war Ihr wirklicher Grund?»

Probyn ging voran in seine Kajute.»Ich bin sehr knapp an Leuten, Sir. Ich mu?te von England auslaufen, ehe ich richtig Gelegenheit zum Rekrutieren hatte, sonst.»

Bolitho starrte ihn an.»Und nun haben Sie ein Pre?kommando auf ein amerikanisches Schiff geschickt?»

Probyn schwieg einen Moment und blickte Bolitho vorwurfsvoll an.»Es ist allgemein bekannt, da? auf der anderen Seite Jahr fur Jahr viele Hunderte unserer Matrosen zur amerikanischen Flagge desertieren.»

Bolitho wu?te das auch. Es war in der Tat ein wunder Punkt zu beiden Seiten des Atlantik. Die britische Regierung hatte erklart, da? sie jeden amerikanischen Matrosen als rechtma?ige Verstarkung fur ihre unterbesetzten Kriegsschiffe betrachte, es sei denn, der betreffende Kapitan konnte fur jeden in Frage kommenden Mann eine Staatsangehorigkeitsurkunde vorlegen.

Der amerikanische Prasident trat seinerseits ebenso entschieden auf. Er hatte erklart, wenn ein Mann auf einem amerikanischen Schiff angeheuert habe, so sei das Beweis genug, da? er Amerikaner sei. Dokumente konnten vernichtet oder ignoriert werden, die amerikanische Flagge nicht.

«Wir haben Geschutzfeuer gehort«, erinnerte Bolitho.

Probyn ging an dem Posten stehenden Marine-Infanteristen vorbei und erwiderte:»Der Yankee wollte trotz meines Warnschusses nicht beidrehen. Das lasse ich mir von niemandem bieten. «Zogernd ging er durch die Diele voran und trat in die Kajute. Jetzt endlich schien er unsicher zu werden.»Ich habe den Kapitan an Bord, Sir. Unter Bewachung. Da Sie hier sind, ubergebe ich ihn wohl am besten Ihnen.»

Bolitho musterte ihn kalt.»Bringen Sie mich zu ihm.»

Der Kapitan der Barkentine sa? in der Achterkajute. Ein dienstalterer Midshipman Probyns leistete ihm Gesellschaft. Nun stand der Amerikaner auf und beaugte Bolitho mit offensichtlicher Uberraschung.»Also gibt es doch noch einen Vorgesetzten, eh?«Er sprach mit einem weichen Akzent, aber trotzdem war ihm anzuhoren, da? er wutend war.

«Ich bin Richard Bolitho, Kommodore dieses Geschwaders. Wie ich hore, haben Sie sich geweigert, beizudrehen«, sagte er und ging zum Fenster.

Hitzig erwiderte der Amerikaner:»Beidrehen, zum Teufel! Ich verdiene mein Geld schwer genug, ohne da? ich mich von einem verdammten Englander beschie?en lassen mu?!»

Bolitho nahm Platz und sah ihn sich an: ein untersetzter Mann mit sauber gestutztem, braunem Bart, ungefahr so alt wie er.

«Und Ihr Name?»

Gereizt erwiderte der Amerikaner Bolithos prufenden Blick.»Kapitan John Thurgood. Aus New Bedford.»

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