Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗
«Das kenne ich schon«, wehrte Strang bitter ab.»Sie bestunde gro?tenteils aus eingeborenen Truppen und ein paar britischen Offizieren, die abgestumpft sind von der Hitze und gewissen, ah, lokalen Reizen. Nein, ich brauche etwas Bewegliches — mit einem Wort, Ihr Schiff. Die Franzosen sind, wie Sie inzwischen selbst erfahren haben, sehr interessiert. Sie haben irgendwo in diesen Gewassern eine Fregatte stationiert; das wissen Sie ja auch. Und deswegen kann ich mir keinen offenen Konflikt leisten. Wenn wir Erfolg haben wollen, mussen wir das Recht auf unserer Seite haben.»
«Und wenn sich Muljadi gegen uns oder unsere Verbundeten stellt, Sir?»
Strang schritt zur Wand und strich leicht uber einen Gobelin.»Dann werden Sie ihn zerschmettern. «Mit uberraschender Gewandtheit drehte er sich um.»Im Namen des Konigs.»
Damit griff er nach einer Tischglocke und lautete ungeduldig.»Ich organisiere den Transport der Truppen und aller notwendigen Vorrate. Die East India Company wird zu gegebener Zeit ein geeignetes Schiff zur Verfugung stellen. Das andere ist Ihre Sache, Sie stehen dann unter dem Oberbefehl des neuen Gouverneurs. Konteradmiral Beves Conway hat einiges bereits in die Wege geleitet. «Ein rascher Blick.»Sie kennen ihn doch?»
«Naturlich, Sir. «Ein Dutzend verschiedener Erinnerungen fuhren Bolitho durch den Kopf.»Er war Kommandant der Gorgon, vierundsiebzig Geschutze und mein zweites Schiff. «Trotz Strangs ernster Miene mu?te er lacheln.»Damals war ich sechzehn.»
«Zweifellos ein interessantes Wiedersehen. «Strang blickte zur offenen Tur hinuber, wo ein Diener stand, der ihn angstlich beobachtete.»Fuhre den Captain in den Saal. Und wenn ich das nachstemal laute, kommst du sofort!»
Als Bolitho sich zum Gehen wandte, fragte Strang noch:»Haben Sie gesehen, da? ein Schiff der Company den Hafen verlie?, als Sie heute einliefen?»
«Jawohl, Sir.»
«Auf Heimatkurs und mit reicher Ladung fur England. «Er lachelte.»Nein, ich hege keineswegs Sehnsucht nach der Heimat, die in meinem Fall Schottland hei?t, sondern wollte Ihnen blo? andeuten, da? dessen Mannschaft die ganze Nacht gefeiert und dabei nach Seemannsart zuviel getrunken hat. «Er wandte sich ab.»Etwa zwanzig Matrosen waren zu betrunken, um an Bord zuruckzufinden. Sie stehen jetzt unter Aufsicht meiner Offiziere, und die haben mehr zu tun, als sich um Schnapsdrosseln zu kummern, die auf einem Kriegsschiff zweifellos wegen Desertion ausgepeitscht wurden. Ich will von dieser Angelegenheit weiter nichts wissen; aber falls Ihre Leutnants die Verantwortung ubernehmen, bekamen Sie vielleicht ein paar zusatzliche Manner.»
«Besten Dank, Sir«, lachelte Bolitho.
«Ich komme in Kurze nach. Gehen Sie jetzt, und trinken Sie ein Glas Wein mit den Herren meines Stabes.»
In der Vorhalle setzte Bolitho Keen unverzuglich ins Bild. Erfreut zog der Midshipman die Brauen hoch.»Ich sage es sofort Mr. Davy, Sir. Allerdings habe ich meine Zweifel, da? John Company [14] es uns danken wird, wenn wir Leute von seinem Indienfahrer schnappen. «Er lachte leise.»Und sie selbst werden auch nicht begeistert sein, Sir!»
Eilig schritt Bolitho den Gang hinunter, wo der Diener bereits auf ihn wartete. Seine Gedanken waren schon bei dem, was er von Strang gehort hatte. Beves Conway, damals Kapitan eines Zweideckers, war immer so etwas wie ein Held fur ihn gewesen. Kalt und abweisend, gewi? — aber ein erstklassiger Seemann und niemals grundlos schroff, auch nicht gegenuber den Kadetten. Nachdem er das Kommando einige Jahre innegehabt hatte, war er noch vor Bolitho von Bord gegangen. Dann war er vollig von der Szene verschwunden — in der Flotte etwas Ungewohnliches. Die Gesichter und Schiffe wechselten standig wie der Wind, der ihr Leben beherrschte. Mit Conway an der Spitze bestand wohl kaum die Gefahr eines Mi?erfolgs, dachte Bolitho.
Der Diener geleitete ihn zu einem Kuppelsaal, wo sich bereits eine Menge Menschen befanden, zu Bolithos Uberraschung auch Frauen. Er sah Puigserver, immer noch in seinem provisorischen Galarock, und Raymond, der sich lebhaft mit einem vierschrotigen Major unterhielt. Sofort lie? Raymond seinen Partner stehen, kam mit einem knappen Nicken Bolitho entgegen, fuhrte ihn im Saal herum, stellte ihn uberall vor und konnte dabei kaum seine Ungeduld verbergen, wenn jemand Fragen uber England stellte, etwas nach der letzten Mode daheim. Was» daheim «bedeutete, war etwas unklar; meistens war wohl London gemeint.
Als Bolitho ein Glas Wein von einem devoten Diener entgegennahm, blieb Raymond kurz stehen.»Wie ein Haufen Kuhbauern!«Er lachelte einer vorubergehenden Dame zu, fuhr aber wutend fort:
«Doch sie lassen es sich hier machtig gutgehen!»
Bolitho beobachtete ihn neugierig. Der Mann bemuhte sich, Verachtung zu zeigen, war aber in Wirklichkeit einfach neidisch.
Dann horte er eine vertraute Stimme, und als er sich umwandte, sah er Mrs. Raymond, die sich mit einem Herrn unterhielt, mit dem er noch nicht bekannt gemacht war.
Auch sie sah ihn sofort und rief:»Kommen Sie doch zu uns!«Ihr Lacheln erlosch, als sie ihren Mann bemerkte.»Wir haben uber die hiesigen Sitten und Gebrauche gesprochen.»
«Konteradmiral Conway, der neue Gouverneur von Teluk Pendang«, sagte Raymond kurz.
Conway stand mit dem Rucken zu Bolitho. Er trug einen flaschengrunen Zivilrock und hielt die Schultern so gebeugt, da? es aussah, als stunde er gebuckt. Jetzt wandte er sich um und sah Bolitho an; seine raschen, aufmerksamen Blicke registrierten jede Einzelheit.
«Schon, Sie wiederzusehen, Sir«, sagte Bolitho. Weiter fiel ihm nichts ein. Hatte er Conway in Plymouth oder anderswo gesehen, er ware an ihm vorbeigegangen. Konnte sich ein Mann in zwolf Jahren so verandern? Conway wirkte mager und angespannt, zwei tiefe Furchen liefen von der scharfen Adlernase zum Kinn, so da? es aussah, als sei der Mund an ihnen aufgehangt.
Conway streckte die Hand aus.»Richard Bolitho, wie?«Der Handedruck war so knapp wie sein Ton.»Und sogar Fregattenkapitan. So, so.»
Bolitho fing sich wieder. Conway war Konteradmiral, gewi?; aber abgesehen vom hoheren Dienstalter stand er nur eine Rangstufe uber ihm selbst. Und kein Adelstitel, weder Knight noch Lord, belegte seinen Aufstieg auf der Leiter des Erfolges.
Ruhig sagte er:»Ich habe viel Gluck gehabt, Sir.»
Mrs. Raymond beruhrte Conways Armel mit ihrem Facher.»Er ist viel zu bescheiden. Ich hatte die beste Gelegenheit, den Captain im Dienst zu beobachten und auch von seinen fruheren Erfolgen zu horen.»
Conways Blicke flogen zwischen beiden hin und her.»Hat er sie unterhaltsam erzahlt, Ma'am?»
«Ich horte es von anderer Seite«, entgegnete sie kuhl.»Captain Bolitho ein Selbstlob zu entrei?en ist, als wolle man eine Auster mit einer Feder offnen.»
Conway zupfte ein Fadchen von seiner Weste.»Freut mich zu horen.»
Raymond mischte sich ein.»Anscheinend soll ich mit Ihnen zu dem neuen Stutzpunkt segeln, Sir. «Offensichtlich wollte er Conways Aufmerksamkeit von der plotzlichen Verstimmung seiner Frau ablenken.
«Das ist richtig«, erwiderte Conway.»Und Captain Bolitho hier wird Ihnen bestatigen, da? ich Unfahigkeit und Schluderei nicht vertragen kann. Ich wunsche, da? jeder, der mit der Ubernahme des Stutzpunktes zu tun hat, an Ort und Stelle ist. «Verachtlich blickte er zu der schwatzenden Gesellschaft hinuber.»Und nicht hier in dieser verweichlichten Traumwelt herumlungert.»
Mrs. Raymond, die hinter Conway stand, warf uber dessen Schulter Bolitho einen Blick zu und verzog spottisch den Mund.
«Ich mu? mit den Offizieren sprechen«, sagte Conway und neigte fluchtig den Kopf.»Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Ma'am?»
Raymond wartete nur ein paar Sekunden, dann brach er los.»Mu?t du ausgerechnet jetzt eine Szene machen, Viola? Conway kann wei? Gott wichtig fur mich sein. Fur uns beide!»
14
In der Kriegsflotte und auch sonst ubliche, leicht abfallige Bezeichnung fur die East India Company (der Ubersetzer).