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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги полностью TXT) 📗

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Dumaresq fuhr fort:»Eines ist sicher: Kommodore Anson mag ein mutiger Mann gewesen sein, aber was ihm fur die Gesunderhaltung seiner Besatzungen einfiel, war mehr als bescheiden. «Er schaute seinen rundlichen Schiffsarzt an und erlaubte seinen Zugen, sich zu entspannen.»Anders als bei uns. Aber vielleicht hatte er keine erfahrenen Arzte, die ihn beraten konnten.»

Einige kicherten, und Bolitho nahm an, die Bemerkung war zur allgemeinen Entspannung eingeflochten worden.

Dumaresq fuhr fort:»Mag dem gewesen sein, wie es will, jedenfalls hatte Anson innerhalb von drei Jahren alle Schiffe seines Geschwaders au?er der Centurion eingebu?t und dreizehnhundert seiner Leute auf See bestattet. Die meisten starben an Seuchen, Skorbut und schlechter Ernahrung. Es ist anzunehmen, da? man Anson vor ein Kriegsgericht gestellt hatte, auch wenn er ohne weitere Zwischenfalle heimgekommen ware.»

Rhodes rutschte auf seinem Stuhl, und seine Augen glanzten, als er Bolitho zuflusterte:»So etwas habe ich mir doch gedacht, Dick.»

Ein Blick von Dumaresq unterband, was Rhodes sonst noch hatte mitteilen wollen.

Der Kommandant schnippte unsichtbaren Staub von seiner Weste.»Anson stie? auf ein spanisches Schatzschiff, das mit Goldbarren im Schatzwert von uber einer Million Guineen heimwarts segelte.»

Bolitho erinnerte sich dunkel, da? er etwas von dem Vorfall gelesen hatte. Anson hatte das Schiff nach kurzem Gefecht genommen. Er hatte seine Aktion zeitweise sogar unterbrochen, damit die Spanier ein Feuer, das in ihrer Takelage ausgebrochen war, loschen konnten. Er war namlich erpicht darauf gewesen, das Schatzschiff — die Nuestra Senora de Covadonga — intakt in die Hand zu bekommen. Prisengerichte und die Gewaltigen der Admiralitat hatten seit langem auf solch einen Erfolg gewartet, der ihnen wichtiger war als die Menschenleben, die seinetwegen verloren wurden.

Dumaresq hob den Kopf und gab seine entspannte Haltung einen Augenblick auf. Auch Bolitho horte den Ruf vom Ausguck im Masttopp, der ein entferntes Segel in Richtung Nord meldete. Sie hatten es schon zweimal an diesem Tag gesichtet, denn es war unwahrscheinlich, da? sich mehr als ein fremdes Schiff auf diesem abgelegenen Kurs befand.

Der Kommandant zuckte mit den Schultern.»Spater. «Er verbreitete sich nicht weiter daruber, sondern fuhr fort:»Bis vor kurzem war nicht bekannt, da? damals ein zweites Schatzschiff nach Spanien unterwegs war. Es war die Asturias, und sie war gro?er als Ansons Prise und schwerer beladen. «Er warf dem Arzt einen Blick zu.»Ich sehe, Sie haben davon gehort?»

Bulkley lehnte sich zuruck und verschrankte die Hande uber seinem ansehnlichen Bauch.»Das habe ich, Sir. Die Asturias wurde von einem britischen Freibeuter unter dem Kommando eines jungen Mannes aus Dorset, Kapitan Piers Garrick, angegriffen. Sein koniglicher Kaperbrief rettete ihn mehrmals vor dem Galgen, an dem er als gemeiner Pirat gelandet ware, und heute ist er Sir Piers Garrick, ein hochangesehener Mann und bis vor kurzem Inhaber mehrerer Regierungsamter in der Karibik.»

Dumaresq lachelte ingrimmig.»Das ist wahr, aber ich empfehle, da? Sie Ihre sonstigen Vermutungen auf den Bereich der Offiziersmesse beschranken. Die Asturias wurde nie gefunden, und Garricks Freibeuter wurde bei der Auseinandersetzung so schwer beschadigt, da? er ebenfalls aufgegeben werden mu?te.»

Er schaute irritiert in die Runde, als der Posten vor der Kajute durch die Tur rief:»Midshipman der Wache, Sir!»

Bolitho konnte sich die Aufregung auf dem Achterdeck vorstellen: Sollten sie die Zusammenkunft unter ihren Fu?en storen und Duma-resqs Unwillen in Kauf nehmen? Oder sollten sie das Verhalten des fremden Schiffes einfach in die Logkladde eintragen und das Beste hoffen?

Dumaresq sagte:»Soll hereinkommen!«Er schien seine Stimme nicht ein bi?chen zu heben, und doch drang sie muhelos bis zum vorderen Teil der Kajute.

Es war Midshipman Cowdroy, ein sechzehn Jahre alter Bursche, den Dumaresq schon einmal wegen unnotiger Strenge gegen Leute seiner Wache bestraft hatte.

Er sagte:»Meldung von Mr. Slade, Sir: Der Ausguck hat das fremde Segel wieder in nordlicher Richtung gesichtet. «Er schluckte vor Aufregung und schien unter dem Blick des Kommandanten zusammenzuschrumpfen.

Dumaresq sagte schlie?lich:»Verstanden. Aber wir werden nichts unternehmen. «Als die Tur sich hinter Cowdroy geschlossen hatte, setzte er hinzu:»Obwohl ich annehme, da? der Fremde nicht rein zufallig hinter uns hersegelt.»

Auf der Back wurde die Schiffsglocke angeschlagen. Dumaresq fuhr unbeirrt fort:»Nach neuesten, zuverlassigen Informationen ist der gro?te Teil des Schatzes noch vorhanden: eineinhalb Millionen in Goldbarren.»

Sie starrten ihn an, als hatte er eine ungeheuerliche Obszonitat von sich gegeben.

Rhodes fa?te sich als erster.»Und wir sollen ihn finden, Sir?»

Dumaresq lachelte ihn an.»Wie Sie es ausdrucken, klingt es sehr einfach, Mr. Rhodes, und vielleicht finden wir ihn auch einfach so. Aber solch ein riesiger Schatz hat sicherlich bereits einiges Aufsehen erregt. Die Dons werden ihn als rechtma?iges Eigentum reklamieren. Ein Prisengericht wird dagegen vielleicht argumentieren, da? das Schiff bereits von Garrick erobert war, bevor es fluchten und sich verbergen konnte. Der Goldschatz sei damit Eigentum Seiner Britischen Majestat. «Er senkte die Stimme.»Und dann gibt es noch andere, die gern die Hand darauf legen und einen Fall daraus machen wurden, der uns nichts als Unheil bringen durfte. So, meine Herren, jetzt wissen Sie Bescheid. Unser Auftrag hei?t nach au?en hin, da? wir einen Auftrag des Konigs erledigen. Aber wenn die Nachricht von dem Schatz sich plotzlich uberall herumgesprochen hat, mochte ich wissen, wer dahintersteckt.»

Palliser erhob sich, verga? dabei aber nicht, den Kopf einzuziehen, der sonst an die Decksbalken gesto?en ware. Die ubrigen taten es ihm nach.

Dumaresq wandte sich um und schaute auf die glitzernde See, die sich achteraus bis zum Horizont erstreckte.

«Wir segeln zunachst nach Rio. Dort hoffe ich, mehr zu erfahren.»

Bolitho hielt den Atem an. Sudamerika, Rio de Janeiro, das lag uber funftausend Meilen von Falmouth entfernt. So weit weg von zu Hause war er noch nie gewesen.

Als sie Anstalten machten zu gehen, sagte Dumaresq:»Mr. Palliser und Mr. Gulliver bleiben noch hier.»

Palliser rief Bolitho nach:»Ubernehmen Sie bitte meine Wache, bis ich Sie ablose!»

Sie verlie?en die Kajute, jeder mit seinen Gedanken beschaftigt. Ihr ferner Bestimmungsort wurde den Matrosen ziemlich gleichgultig sein. Ob nah oder fern, uberall war Ozean, immer blieb das Schiff sich gleich. Da mu?ten Segel gesetzt, getrimmt, geborgen werden — was auch geschah, am harten Leben des Seemanns anderte sich nicht viel, ob nun England oder die Arktis ihr Ziel war. Aber wenn erst das Gerucht uber einen Goldschatz im Schiff herum war, mochte sich manches andern.

Als er zum Achterdeck hinaufstieg, bemerkte Bolitho, da? die Leute, die sich zur Wachablosung versammelten, ihn neugierig anschauten, aber wegsahen, wenn sein Blick auf sie fiel. Es hatte den Anschein, da? sie schon alles wu?ten.

Slade beruhrte seinen Hut:»Die Wache ist angetreten, Sir.»

Er war ein harter Steuermannsmaat und bei vielen Leuten unbeliebt, besonders bei denen, die seinen hohen Anforderungen an seemannisches Konnen nicht gerecht wurden.

Bolitho wartete, da? die Leute am Ruderrad abgelost wurden, der ubliche Vorgang bei Ubergabe einer Wache. Ein Blick dann nach oben zum Stand der Segel und Rahen, Uberprufung des Kompasses und der Notizen, die der Midshipman der Wache mit Kreide auf eine Schiefertafel geschrieben hatte.

Gulliver kam an Deck und pre?te die Handflachen zusammen wie immer, wenn er nervos war.

Slade fragte:»Schwierigkeiten, Sir?»

Gulliver sah ihn nachdenklich an. Es war zu kurze Zeit her, da? er selber sich noch in Slades Stellung befunden hatte, um die Bemerkung als harmlos anzusehen. Wollte Slade sich damit beliebt machen? Oder sollte anklingen, da? er sich schon den Offizieren der Messe zugehorig fuhlte?

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