Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги полностью TXT) 📗
Er befahl kurz:»Beim nachsten Wechsel des Halbstundenglases werden wir Kurs andern. «Er warf einen Blick auf den kardanisch aufgehangten Kompa?.»Neuer Kurs dann Sudwest zu West. Der Kommandant beabsichtigt, die Bramsegel zu setzen, obwohl ich bezweifle, da? wir ihr bei diesem leichten Wind damit auch nur einen weiteren Knoten herauskitzeln konnen.»
Slade schielte zum Ausguck im Vortopp hinauf.»Das fremde Segel hat also doch etwas zu bedeuten.»
Pallisers Stimme eilte ihm beim Hochkommen auf dem Niedergang voraus:»Es bedeutet, Mr. Slade, da? — wenn das Segel morgen fruh immer noch da ist — es uns tatsachlich verfolgt.»
Bolitho bemerkte Besorgnis in Gullivers Blick und erriet, was Du-maresq ihm und Palliser gesagt haben mochte.
«Ich nehme an, wir konnen nichts dagegen unternehmen, Sir. Wir sind nicht im Krieg.»
Palliser sah ihn ruhig an.»Wir konnen eine ganze Menge dagegen tun. «Er nickte, um diese Feststellung zu bekraftigen.»Seien Sie also auf alles gefa?t.»
Als Bolitho sich anschickte, das Achterdeck Pallisers Aufsicht zu uberlassen, rief dieser ihm nach:»Und ich werde genau darauf achten, wie lange Ihre Bummelanten brauchen, wenn ich alle Mann zum Bramsegelsetzen rufen lasse!»
Bolitho deutete eine Verbeugung an.»Es wird mir eine Ehre sein,
Sir.»
Rhodes erwartete ihn unten auf dem Batteriedeck.»Gutgemacht, Dick. Er wird Sie respektieren, wenn Sie ihm kontra geben.»
Sie gingen nach achtern zur Messe, und Rhodes sagte:»Sie wissen, da? unser 'Herr und Meiste' beabsichtigt, das andere Schiff aufzubringen, nicht wahr, Dick?»
Bolitho warf seinen Hut auf eine der Kanonen und lie? sich am Tisch nieder.
«Ich nehme es an. «Seine Gedanken wanderten wieder zuruck zu den Klippen und Buchten von Cornwall.»Voriges Jahr, Stephen, machte ich Vertretungsdienst auf einem Zollkutter.»
Rhodes wollte gerade eine witzige Bemerkung dazu machen, als er in Bolithos Augen aufsteigenden Kummer gewahrte.
Bolitho sagte:»Es gab da einen Mann, einen gro?en und angesehenen Gutsbesitzer. Er starb bei dem Versuch, aus dem Lande zu fluchten. Ihm war nachgewiesen worden, da? er Waffen fur den Aufstand in Amerika geschmuggelt hatte. Vielleicht denkt der fremde Kommandant, hier liege ein ahnlicher Fall vor, und all die Jahre habe das Gold nur auf die richtige Verwendung gewartet.«Uberrascht von seinem eigenen Ernst, zog Bolitho ein Gesicht.»Aber lassen Sie uns uber Rio sprechen. Ich freue mich schon darauf.»
Colpoys schenderte herein und lie? sich umstandlich auf einem Stuhl nieder.
Er sagte zu Rhodes:»Der Erste Offizier la?t Ihnen sagen, Sie mochten einen Midshipman zur Schreibarbeit in der Kajute abstellen. «Er schlug die Beine ubereinander und bemerkte spottisch:»Wu?te gar nicht, da? unsere jungen Herren des Lesens und Schreibens kundig sind.»
Ihr Gelachter erstarrte, als der Schiffsarzt mit ungewohnlich ernster Miene eintrat und nach einem prufenden Blick in die Runde sagte:»Der Oberfeuerwerker hat mir gerade interessante Dinge erzahlt. Einer seine Maate hat ihn gefragt, ob sie die Kugeln der Zwolfpfunder umstauen sollten, um Platz fur die Goldbarren zu schaffen. «Er lie? seine Worte einsickern.»Wie lange ist es her? Funfzehn Minuten, zehn? Es wird das am kurzesten bewahrte Geheimnis aller Zeiten gewesen sein.»
Bolitho lauschte dem regelma?igen Knarren und Quietschen der Takelage und den Schritten der Wache auf dem Deck uber ihnen.
«Seien Sie auf alles gefa?t«, hatte Palliser gesagt. Der Satz hatte plotzlich noch eine andere Bedeutung bekommen.
Am Morgen nach Dumaresqs Enthullungen uber das Schatzschiff stand das fremde Segel noch immer weit achteraus.
Bolitho hatte die Morgenwache und spurte die wachsende Spannung, als das Licht uber dem ostlichen Horizont zunahm und die Gesichter um ihn herum Form und personliche Zuge gewannen.
Dann kam der Ruf:»An Deck! Segel in Nordost!»
Dumaresq schien darauf gewartet zu haben. Innerhalb weniger Minuten erschien er an Deck, und nach einem fluchtigen Blick auf den Kompa? und die lose killenden Segel bemerkte er:»Der Wind hat abgeflaut. «Er schaute Bolitho an.»Das ist ein mieses Geschaft!«Er ri? sich sofort wieder zusammen und sagte:»Ich werde jetzt erst einmal fruhstucken. Schicken Sie Mr. Slade nach oben, sobald er auf Wache kommt. Er hat ein Auge fur Schiffe aller Art. Er soll sich den Fremdling anschauen, der — wei? Gott, wie er es macht — gewitzt genug ist, Fuhlung zu halten, ohne uns aus den Augen zu verlieren.»
Bolitho sah Dumaresq nach, bis er nach unten verschwunden war, und blickte dann uber die ganze Lange der Destiny. Es war die geschaftigste Zeit an Bord. Matrosen schrubbten kniend mit Sandsteinen —»Gebetbuch «genannt — die Decksplanken, andere reinigten Kanonen oder uberholten unter Timbrells kritischen Blicken das stehende und laufende Gut der Masten. Die Seesoldaten ubten sich im komplizierten Exerzieren mit Musketen und aufgepflanzten Bajonetten, wobei Colpoys sich im Hintergrund hielt und die Arbeit seinem Sergeanten uberlie?.
Beckett, der Schiffszimmermann, reparierte mit einigen Leuten die Backbord-Laufbrucke, die beschadigt worden war, als bei der Proviantubernahme ein Hilfskran uber ihr zusammengebrochen war. Das Oberdeck mit seiner doppelten Reihe von Zwolfpfundern wirkte wie Geschaftsstra?e und Marktplatz in einem, wo hart gearbeitet, aber auch munter geklatscht wurde; wo der einzelne sich drucken, aber auch seinen Vorgesetzten angenehm auffallen konnte.
Spater, als die Decks aufgeklart waren, wurden die Manner zum Segelexerzieren gerufen, wobei Palliser seinen Stammplatz auf dem Achterdeck einnahm und ihre verzweifelten Bemuhungen uberwachte, ein Segel noch ein paar Sekunden schneller als das letzte mal zu reffen oder neu zu setzen.
Und wahrend der ganzen Zeit, in der sie den Alltagsdienst auf einem Kriegsschiff erledigten, blieb das fremde Schiff stets hinter ihnen. Wie eine kleine Motte am Horizont war es immer da. Wenn die Destiny Segel wegnahm und dadurch ihr Fahrt verringerte, machte der Fremdling es ihr nach. Wurde mehr Leinwand gesetzt, meldete der Ausguck sofort das gleiche Manover bei dem Fremden.
Dumaresq kam an Deck, als Gulliver gerade die Bemuhungen des
Midshipman der Wache beaufsichtigte, die Mittagshohe der Sonne zu messen und damit ihren Standort zu bestimmen. Bolitho stand nahe genug, um seine Frage zu horen:»Nun, Mr. Gulliver, wie wird das Wetter heute nacht?«Er schien ungeduldig, ja argerlich daruber zu sein, da? Gulliver seinen normalen Dienstobliegenheiten nachging.
Der Master warf einen Blick zum Himmel und dann auf den roten Wimpel an der Mastspitze.»Der Wind hat etwas geraumt, Sir, aber seine Starke ist unverandert. Wir werden heute nacht keine Sterne haben, zu viele Wolken uber der Kimm.»
Dumaresq bi? sich auf die Unterlippe.»Gut. Dann soll's geschehen. «Er wandte sich um und rief:»Holen Sie Mr. Palliser!«Er sah Bolitho.»Sie haben heute nachmittag die Hundewache. Sorgen Sie dafur, da? ein paar Lampen am Besanmast bereitgestellt werden. Ich mochte, da? unser Freund standig unsere Lichter sieht, es wird ihn beruhigen.»
Bolitho bemerkte die Veranderung in dem Mann, die Kraft, die ihn wie eine Woge durchlief und seinen Verfolger zu vernichten drohte.
Palliser kam nach achtern geeilt und blickte vorwurfsvoll drein, als er den Kommandanten wieder mit dem jungsten Offizier sprechen sah.
«Ah, Mr. Palliser, ich habe Arbeit fur Sie.»
Dumaresq lachelte; aber an der Art, wie seine Gesichtsmuskeln zuckten und Rucken und Schultern sich strafften, konnte Bolitho erkennen, da? er nicht so gelassen war, wie er sich gab.
Dumaresq machte eine weit ausholende Gebarde.»Ich mochte, da? die Barkasse bei Anbruch der Dunkelheit, bei schlechtem Licht noch fruher, bereit zum Aussetzen ist. Geben Sie bitte einem guten Mann das Kommando, und teilen Sie einige zusatzliche Leute ein, die den Mast in der Barkasse aufrichten und Segel setzen, sobald sie abgelegt hat. «Er beobachtete Pallisers undurchdringliche Miene und setzte hinzu:»Ich mochte, da? sie einige gro?e Lampen mitnehmen. Wir werden unsere eigenen loschen und das ganze Schiff verdunkeln, sobald die Barkasse von uns frei ist. Danach beabsichtige ich, einen Schlag nach Luv zu machen, dann zu wenden und abzuwarten.»