Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle - Kent Alexander (смотреть онлайн бесплатно книга .txt) 📗
Lange blickte er in die Runde. Jede Einzelheit einpragen. Nichts vergessen.
Dann folgte er Stockdale in die Gig. Er schaute nicht zuruck und horte auch nicht die letzten Gerausche der untergehenden Fawn. Er dachte an Maulby, seine schleppende Stimme, fuhlte seinen letzten Handedruck.
Tyrell erwartete ihn.»Mr. Yule hat die Esse fertig.»
Bolitho blickte ihn mit leeren Augen an.»Lassen Sie sie loschen, bitte.»
«Sir?»
«Ich will Manner nicht dafur verbrennen, da? sie ihre Pflicht getan haben. Der Franzose ist jetzt zu schwer beschadigt, um wegzukommen. Wir senden ein Boot unter wei?er Flagge hinuber. Ich denke nicht, da? er das sinnlose Toten wird fortsetzen wollen.»
Tyrell atmete langsam aus.»Aye, Sir. Ich werde es veranlassen.»
Als er den Befehl zum Loschen des Feuers gegeben hatte und auf Deck kam, war Bolitho verschwunden.
Er sah Stockdale den Degen mit einem Lumpen abwischen, sein zerschundenes Gesicht war ganzlich von dieser Aufgabe in Anspruch genommen. Er dachte an die beiden Schiffsmodelle, die er von Tilby geerbt hatte. Genau wie Maulbys Degen. War das alles, was von einem Mann ubrigblieb?
Er grubelte immer noch daruber nach, als die Toppmasten der Bacchante in Sicht kamen und sie ihr erstes Signal hi?te.
Es wurde Abend, ehe sich die Sparrow der Fregatte nahern konnte. Sobald sie von der Sandbank freigekommen war, hatte der Wind sich gedreht und betrachtlich an Starke zugenommen, so da? man alle Anstrengungen machen mu?te, um nicht in die Nahe der gefahrlichen Grundseen zu kommen. Wieder in offenen Gewassern, ungefahr funf Meilen querab von der immer dunkler werdenden Landspitze der Grand Bahamas, reffte die Sparrow Segel und drehte ungefahr eine Kabellange von Colquhouns Schiff entfernt bei.
Als er in der wie verruckt stampfenden Gig sa?, beobachtete Bolitho die Fregatte und deren letztes Signal» Bitten Kapitan an Bord«, das soeben eingeholt wurde. Es war schon einige Zeit aufgezogen gewesen, aber wie alle vorherigen hatte er es ignoriert. Er hatte es noch nicht einmal bestatigt.
Gischt spritzte von den Riemen und flog uber sein Gesicht. Das half, ihn zu beruhigen, aber nur etwas. Seine Sorge pa?te zu seinem Arger, seine Selbstbeherrschung hielt sich die Waage mit dem Bedurfnis, Colquhoun gegenuberzutreten.
Die Gig drehte sich und hob sich auf einen Wellenkamm, der Bugmann wurde fast herausgeschleudert, als er am Fallreep der Bacchante einhakte und festmachte.
Bolitho kletterte die Jakobsleiter hinauf, diesmal ignorierte er die See, die um den Rumpf wogte, als wolle sie ihn wegschwemmen.
Colquhoun stand nicht an der Schanzkleidpforte, und der Erste Leutnant sagte schnell:»Bei Gott, Sir, es tut mir leid, was geschehen ist.»
Bolitho blickte ihn ernst an.»Danke. Es war nicht Ihr Fehler. «Dann ging er ohne einen weiteren Blick fur die schwankende Ehrenformation auf die Kajute zu.
Colquhoun stand an den Fenstern, als hatte er sich seit ihrer letzten Begegnung nicht bewegt. Im gelben Licht der Laterne sah sein Gesicht holzern aus, und als er sprach, war sein Ton der eines viel alteren Mannes.
«Sie haben lange gebraucht! Wie konnen Sie es wagen, meine Signale zu ignorieren!»
Bolitho blickte ihn kalt an. Der Arger in Colquhouns Stimme war genauso falsch wie seine Haltung, und er sah, da? die Hand auf der wei?en Kniehose stark zitterte.
«Ihre fruheren Signale galten der Fawn, Sir. «Er sah ihn auffahren und sprach ruhig weiter:»Sie hatte sich aber schon in Einzelteile aufgelost, und ihre Mannschaft war zum gro?ten Teil in der Schlacht getotet worden oder ertrunken, als sie auf Grund lief.»
Colquhoun nickte krampfhaft, er zog die Brauen zusammen, als ob er seine Gefuhle unter Kontrolle bekommen wollte.»Das gehort nicht zur Sache. Sie haben meine Befehle mi?achtet und die Sandbank ohne Erlaubnis uberquert. Sie.»
Bolitho sagte:»Ich habe getan, was ich fur meine Pflicht hielt. «Es hatte keinen Zweck. Er fuhlte, wie er die Beherrschung verlor.»Wenn nicht Ihre Gier nach Ruhm gewesen ware, hatten wir den Franzosen gemeinsam besiegen konnen, und zwar ohne Verluste. Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite, denn der Feind kannte unsere volle Starke nicht. Er wollte nur eine Prise: die Sparrow.«Bolitho drehte sich um und versuchte, seinen Kummer zu verbergen.»Nur Ihretwegen wurden Maulby und seine Manner getotet, ging sein Schiff verloren. Wegen Ihrer sinnlosen Sturheit, Ihrer Unfahigkeit, uber Prisengeld hinauszudenken, konnten Sie ihnen nicht helfen, als es notig gewesen ware. «Er wandte sich wieder um, seine Stimme war hart.»Nun, der Franzose ist besiegt! Was wollen Sie noch? Vielleicht die verdammte Ritterwurde?»
Uberraschenderweise war Colquhouns Stimme sehr leise, und als er sprach, richtete er die Augen auf einen Punkt hinter Bolitho.»Ich werde Ihren Ausbruch ignorieren. «Er hielt inne.»Ach, ich erinnere mich, Sie haben ja den jungen Fowler an Bord. Es ware nicht gut gewesen, ihn in der Schlacht zu verlieren. «Jetzt sprach er schneller, die unzusammenhangenden Satze kamen gleichzeitig mit seinen Gedanken uber seine Lippen.»Der Admiral wird einen vollstandigen Bericht anfordern. Ich werde…»
Bolitho betrachtete ihn angeekelt.»Ich habe die schriftlichen Befehle, die Sie mir ursprunglich gegeben haben. Die Befehle, in denen Sie mich so weit vom Angriffspunkt entfernten wie nur moglich. «Trotz Colquhouns Erklarungen und Entschuldigungen zwang er sich fortzufahren.»Ware ich diesen Befehlen gefolgt, auch wenn der Wind konstant geblieben ware, ware die Fawn trotzdem verloren gewesen. Was hatten Sie dann getan? Vielleicht die kleine Lucifer geschickt?»
Colquhoun ging zu seinem Tisch und zog eine Karaffe heran. Etwas von dem Brandy lief uber seine Hand, aber er schien es nicht zu bemerken.
«Ich habe vor einiger Zeit Befehle erhalten. Sobald wir den Franzmann aufgespurt oder die Suche aufgegeben hatten, sollten wir nach New York zuruckfahren. Die Flotte soll reduziert werden. «Er trank ein halbes Glas Brandy und mu?te Anstrengungen machen, um wieder zu Atem zu kommen.»Die Bacchante wird wieder Pflichten in der Flotte ubernehmen.»
Bolitho starrte ihn an. Jedes Mitgefuhl, das er vielleicht trotz seines Argers gehegt hatte, war durch dieses Gestandnis wie weggefegt. Leise fragte er:»Sie haben die ganze Zeit gewu?t, da? Sie nach New York segeln werden?«Er lauschte seiner eigenen Stimme und wunderte sich, da? sie so ruhig klingen konnte.»Sie dachten, das ist Ihre letzte Chance, sich zu beweisen. Eine gro?e Siegesschau, Sie laufen in den Hafen ein, eine fette Prise mit Ihren Farben im Schlepp! Vor lauter Gier konnten Sie aber die Gefahr nicht sehen, und die Fawn hat teuer fur Ihre Unwissenheit bezahlt!»
Colquhoun hob den Blick und starrte ihn verzweifelt an.»In New York konnen die Dinge anders aussehen. Erinnern Sie sich, ich war derjenige, der Ihnen geholfen hat…«Er brach ab und trank noch einen Brandy.»Ich brauchte diese Prise! Ich hatte sie verdient!»
Bolitho ging zur Tur, seine Augen ruhten auf den zuckenden Schultern Colquhouns.»Ich habe den ubriggebliebenen Leutnant von der Fawn auf den Franzosen geschickt, um das Kommando zu ubernehmen. Die Kapitulation wurde von Leutnant Heyward entgegengenommen. «Er zwang sich, die Einzelheiten aufzuzahlen.»Das Schiff des Franzosen wird keinen gro?en Wert mehr haben. Ich schlage vor, Sie schicken Ihre Seesoldaten zur Aufsicht und warten auf die Militars, die wahrscheinlich die Gefangenen wegbringen werden.»
Colquhoun stutzte sich gegen ein Fensterkreuz, seine Stimme wurde von den Gerauschen der See gedampft.»Das bedeutet Kriegsgericht. «Seine Schultern strafften sich.»Sie werden auch als Zeuge gebeten werden.»
Bolitho nickte.»Konnte sein.»
Colquhoun zeigte auf seine Kajute, ohne sich umzudrehen.»Alles vorbei. Nur weil die Umstande einen Moment ungunstig waren. Schicksal.»