Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗
Ferguson schluckte schwer, um die aufsteigende Ubelkeit zu unterdrucken.»Ich kann das nicht essen. «Angeekelt stierte er das Fleisch an.»Es ist Schweinefra?.»
Allday griente.»Wirst dich dran gewohnen.»
«Du machst mich krank. Vermutlich bist du doch mit deiner Frau immer auf die Mole hinausgegangen und hast beim Anblick eines Kriegsschiffs feuchte Augen bekommen«, hohnte Pochin.»Ich wette, du hast wer wei? was fur'n heiligen Stolz empfunden, wenn es in sicherer Entfernung vorbeisegelte.»
Wie hypnotisiert von dem Ha?, der aus Pochins Worten sprach, starrte Ferguson in das wutende Gesicht.
Pochins Blicke glitten durch das schragliegende Logis. Die zusammengedrangten Manner schwiegen seit seinem Ausbruch.»Aber an die armen Schweine, die so ein Schiff bemannen, habt ihr nie gedacht. Auch nicht an ihre Muhen. «Er wandte sich wieder Ferguson zu.»Na, dein liebes Weib steht jetzt mit 'nem anderen auf der Mole. Sollte mich nicht wundern. «Er machte eine obszone Geste.»Hoffen wir, da? sie Zeit findet, auf dich stolz zu sein.»
Ferguson taumelte hoch, Wahnsinn funkelte in den weitaufgerissenen Augen.»Dafur bringe ich dich um!»
Er holte aus, doch Allday packte die erhobene Faust.»La? das«, sagte er. Und zu dem grinsenden Pochin:»Seine Frau ist krank. La? ihn in Ruhe.»
«Ich hatte auch mal 'ne Frau«, sagte Old Ben Strachan unbestimmt und kratzte sich den grauen Kopf.»Liebe Gute, jetzt wei? ich nicht mal mehr, wie sie hie?.»
Einige lachten, doch Allday zischte zornig:»Nimm dich zusammen, Bryan! Gegen Manner wie Pochin kommst du nicht auf. Er beneidet dich, das ist alles.»
Ferguson begriff die freundliche Warnung nicht. Pochins aufreizender Ton hatte ihm sein ganzes Elend mit neuer Macht zu Bewu?tsein gebracht. Er sah seine Frau geradezu vor sich, im Bett am Fenster in die Kissen gelehnt, so deutlich, als ware er eben ins Zimmer getreten. An dem Tag, als das Pre?kommando ihn den Hugel hinabtrieb, hatte sie bestimmt so dagesessen und auf seine Heimkehr gewartet. Doch er wurde nie heimkehren, wurde sie nie wiedersehen.
Er torkelte auf die Fu?e und warf den Teller mit dem Fleisch auf den Boden.»Ich kann nicht. «Er kreischte es fast.»Ich will auch nicht!»
Ein pferdegesichtiger Backsgast namens Betts sprang auf, als schrecke er aus tiefem Schlaf hoch.»Verspottet ihn nicht, Leute. «Er stand schwankend unter einer Laterne.»Er hat fur diesmal genug.»
«Lieber Himmel!«knurrte Pochin und verdrehte in gespielter Besorgnis die Augen.
«Bei Gott, was soll er noch durchmachen, ehe du begreifst? Der Mann kommt beinah um vor Angst wegen seiner Frau, und andere haben ahnlichen Kummer. Doch ihr mu?t sie noch verhohnen!»
Allday rutschte auf seinem Sitz hin und her. Fergusons Verzweiflungsausbruch hatte geheime Gemutsbewegungen aufgeruhrt. Wochen, in einigen Fallen Jahre auf See, ohne einmal den Fu? an Land zu setzen, das fing an, grausamen Tribut zu fordern. Aber es machte auch gefahrlich und blind. Er hob die Hand und sagte leise:»Immer mit der Ruhe, Jungs, immer mit der Ruhe!»
Betts schielte ihn aus salzgeroteten Augen an.»Wie kannst du dich einmischen?«fragte er undeutlich.»Wir leben wie die Tiere von einem Fra?, der schon faulig war, ehe er in die Fasser gestopft wurde. «Er zog sein Messer und stie? es in den Tisch.»Aber diese Schweine achtern leben wie die Fursten. «Er spahte Unterstutzung suchend von einem zum anderen.»Na, stimmt's vielleicht nicht? Evans, dieser Bastard, hat sich von dem, was er uns gestohlen hat, vollgefressen wie eine Kirchhofsratte.»
«Ach, habe ich da eben meinen Namen gehort?»
Das Mannschaftslogis erstarrte in Schweigen, als Evans, der Proviantmeister, in den Lichtkreis trat. In dem langen, bis zum Hals zugeknopften Rock, mit dem schmalen Gesicht und dem streng nach hinten gekammten Haar sah er wie ein angreifendes Frettchen aus. Er legte den Kopf schief,»Nun, ich warte.»
Allday betrachtete ihn genau. Der kleine walisische Proviantmeister hatte etwas Boses und Erschreckendes an sich.
Evans bemerkte das Fleisch neben dem Tisch.»Und wer hat das getan?«fragte er bekummert und saugte an den Zahnen.
Niemand antwortete. Das Donnern von See und Wind waren die einzigen Gerausche im Zwischendeck.
Da schaute Ferguson hoch, seine Augen glanzten fiebrig.»Ich habe es getan.»
Evans lehnte sich mit den schmalen Schultern an den massiven Stamm des Fockmastes, der durch beide Decks lief, und sagte:»Ich habe es getan, Sir.»
Ferguson murmelte etwas und setzte dann hinzu:»Entschuldigung, Sir.»
«Es war ein Versehen, Mr. Evans«, sagte Allday kalt.»Ein Versehen.»
«Essen ist Essen. «Evans Arger stieg, und sein Waliser Akzent machte sich starker bemerkbar.»Wie kann ich hoffen, euch bei guter Gesundheit zu halten, wenn ihr so ausgezeichnetes Fleisch vergeudet?»
Die um den Tisch gescharten Manner starrten auf das formlose, stinkende Fleisch, das in einem Lichtfleck schimmerte.
Evans sagte scharf:»Sie, wie Sie auch hei?en, essen Sie es! Los!»
Ferguson stierte auf das Fleisch, der Kopf schwamm ihm vor Ubelkeit. Die Planken waren fleckig und schmutzig von Dingen, die vom Tisch gerutscht waren, wenn das Schiff uberholte. Dazwischen Erbrochenes. Vielleicht das, was er selber erbrochen hatte.
«Ich warte, mein Junge«, sagte Evans sanft.»Noch eine Minute, und ich bringe dich nach achtern. Die Katze wird dir beibringen, das Essen zu schatzen.»
Ferguson kniete sich hin und griff nach dem Fleisch. Als er es an den Mund hob, scho? Betts vor, ri? es ihm aus den Handen und warf es Evans an den Kopf.»Essen Sie es selber, Sie verdammter Teufel! Lassen Sie ihn in Ruhe.»
Einige Sekunden lang verrieten Evans dunkle Augen Furcht. Die Manner hatten sich dicht an ihn herangedrangt. Ihre Korper hoben und senkten sich mit jedem Rollen des Schiffes wie eine Woge aus Menschenleibern. Er spurte die Drohung, empfand plotzlich eisigen Schrecken.
Da schnitt eine andere Stimme durch die Schatten.»Auseinander!«Fahnrich Farquhar mu?te unter den niedrigen Balken gebuckt stehen, aber seine Augen waren fest und klar, als sie sich auf das erstarrte Bild am Ende des Tisches richteten.
Farquhar war heimlich und so leise eingetreten, da? ihn selbst die Manner auf der entgegengesetzten Seite nicht bemerkt hatten.»Ich warte«, fauchte er.»Was geht hier vor?»
Evans stie? die Manner, die am nachsten standen, beiseite und schnellte zu Farquhar herum. Seine Hande zitterten vor Furcht und Wut, als er auf Betts zeigte.»Er hat mich angegriffen. Mich, einen Unteroffizier.»
Farquhars Ausdruck war undurchsichtig. Hinter seinen zusammengepre?ten Lippen und seinem kalten Blick konnte ebensogut Belustigung wie Arger stecken.»Gut, Mr. Evans. Seien Sie so freundlich, nach achtern zu gehen und den Schiffsprofo? zu rufen.»
Der Proviantmeister eilte davon. Farquhar musterte den Kreis der Gesichter mit offener Geringschatzung.»Ihr scheint eure Lektion nie zu lernen, was?«Er wandte sich Betts zu, der noch immer auf das Fleisch blickte und, wie nach einer machtigen Anstrengung, horbar atmete.»Sie sind ein Narr, Betts! Jetzt werden Sie dafur bu?en.»
Allday druckte seine Schultern gegen die kalten und nassen Spanten der Fregatte und schlo? die Augen. Er hatte gewu?t, wie alles kommen wurde. Ihm war ubel, wahrend er Betts' schweres Atmen und Fergusons leises Wimmern horte. Unvermittelt dachte er an die stillen grunen Hugel und die Herden grauer Schafe, an die Weite Cornwalls und ihren Frieden.
Dann bellte Farquhar:»Bringen Sie ihn fort, Mr. Thain.»
Der Schiffsprofo? stie? Betts zum Niedergang und murmelte leise vor sich hin:»Kein einziges Auspeitschen mehr seit Falmouth. Ich wu?te, da? solche Weichheit ein schwerer Fehler war.»
Richard Bolitho stutzte die Hande auf das Fensterbrett eines der Heckfenster und blickte ins schaumende Kielwasser. Die Kajute lag bereits im Halbdunkel, da die Phalarope auf die untergehende Sonne zufuhr, doch die See war noch hell. Nur eine Andeutung von Purpur zeigte, da? der Abend nahte.