Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen (бесплатные книги полный формат TXT) 📗
Etwas Riesiges klatschte auf den steinernen Boden der Kammer und lie? ihn erzittern. Harry wu?te, was geschah, er konnte es spuren, konnte fast sehen, wie die Schlange sich aus Slytherins Mund herauswand – dann horte er Riddles zischende Stimme:
»Tote ihn.«
Der Basilisk schlangelte auf Harry zu, er konnte seinen schweren Korper uber den staubigen Boden gleiten horen. Die Augen immer noch geschlossen, rannte Harry mit tastenden Handen an der Wand entlang – Voldemort lachte -
Harry stolperte. Er schlug hart auf den Steinboden und schmeckte Blut – die Schlange war nur noch ein paar Meter von ihm entfernt, er horte sie naher kommen -
Nicht weit uber seinem Kopf horte er ein lautes, knallendes Spucken und dann traf ihn etwas Schweres so heftig, da? er gegen die Wand geschleudert wurde. Gleich wurden Giftzahne in seinen Korper dringen, dachte er, und wieder horte er ein rasendes Zischen und etwas, das wutend gegen die Saulen klatschte.
Er konnte nicht anders – er offnete die Augen weit genug, um etwas sehen zu konnen.
Die riesige Schlange, leuchtend giftgrun, dick wie ein alter Baumstamm, hatte sich hoch in die Luft erhoben und ihr gro?er, stumpfer Kopf wankte wie betrunken zwischen den Saulen umher. Harry erschauderte, bereit, die Augen zu schlie?en, sobald sie sich umdrehte – und dann sah er, was die Schlange abgelenkt hatte.
Fawkes schwebte um ihren Kopf herum und der Basilisk schnappte mit langen, sabeldunnen Giftzahnen nach ihm -
Fawkes sturzte sich kopfuber in die Tiefe. Sein langer goldener Schnabel verschwand und ein jaher Schauer von dunklem Blut benetzte den Boden. Die Schlange schlug mit dem Schwanz aus und verfehlte Harry nur knapp, und noch bevor Harry die Augen schlie?en konnte, scho? sie herum – er blickte ihr direkt ins Gesicht und sah, da? ihre Augen, beide gro?en wulstigen Augen, vom Phonix durchstochen worden waren; Blut flo? auf den Boden und die Schlange zischte in todlicher Qual.
»Nein!«, horte Harry Voldemort schreien,»la? den Vogel! La? den Vogel! Der Junge ist hinter dir! Du kannst ihn riechen! Tote ihn!«
Die geblendete Schlange wankte, verstort, doch immer noch todbringend. Fawkes umkreiste weiter ihren Kopf, sein schauriges Lied singend, und hackte hin und wieder auf ihre schuppige Nase ein, wahrend das Blut aus ihren zerstorten Augen quoll.
»Helft mir, helft mir«, flusterte Harry fiebrig,»jemand – irgendwer -«
Wieder peitschte die Schlange mit dem Schwanz uber den Boden. Harry duckte sich. Etwas Weiches hatte ihn im Gesicht getroffen.
Der Basilisk hatte den Sprechenden Hut in Harrys Arme gewischt. Harry packte ihn. Er war alles, was er noch hatte, seine einzige Chance – er druckte ihn auf den Kopf und warf sich flach zu Boden, und schon peitschte der Schwanz des Basilisken uber ihn hinweg.
»Hilf mir – hilf mir -«, dachte Harry, die Augen unter dem Hut fest zugekniffen -»bitte, hilf mir -«
Keine Stimme antwortete. Statt dessen zog sich der Hut zusammen, als wurde ihn eine unsichtbare Hand fest umklammern.
Etwas sehr Hartes und Schweres fiel auf Harrys Kopf und er wurde fast ohnmachtig. Er sah Sterne funkeln und packte die Spitze des Hutes, um ihn herunterzurei?en, doch unter dem Stoff spurte er etwas Langes und Hartes.
Im Innern des Hutes war ein silbern schimmerndes Schwert erschienen, auf dessen Griff eiergro?e Rubine glitzerten.
»Tote den Jungen! La? den Vogel! Der Junge ist hinter dir, schnuppere – riech ihn!«
Harry stand auf. bereit zum Kampf. Der Kopf des Basilisken fiel herab, der Korper walzte sich umher und schlug gegen die Saulen, als er sich Harry zuwandte. Er konnte die riesigen, blutigen Augenhohlen sehen, das Maul, weit aufgerissen, weit genug, um ihn auf einmal zu verschlingen, versehen mit Zahnen, so lang wie sein Schwert, schimmernd und giftig -
Blindlings stie? der Kopf vor – Harry duckte sich weg und schlug gegen die Wand. Wieder stie? der Basilisk zu, und seine gespaltene Zunge peitschte Harry gegen die Schulter. Harry hob das Schwert mit beiden Handen -
Der Basilisk stie? abermals zu, und diesmal zielte er richtig – Harry sturzte sich mit der Kraft seines ganzen Gewichts nach vorn und trieb das Schwert bis zum Heft in das Gaumendach der Schlange -
Warmes Blut stromte uber Harrys Arme herab, doch nun spurte er oberhalb des Ellbogens einen stechenden Schmerz. Ein langer, giftiger Zahn senkte sich tiefer und tiefer in seinen Arm und splitterte ab, als der Basilisk zur Seite kippte und zuckend zu Boden fiel.
Harry glitt an der Mauer herunter. Er packte den Zahn, der Gift durch seinen Korper jagte, und zog ihn aus dem Arm. Doch er wu?te, da? es zu spat war. Gluhend hei?er Schmerz breitete sich von der Wunde aus. Er lie? den Zahn fallen und sah noch, wie sein eigenes Blut den Umhang durchna?te, dann trubte sich sein Blick. Die Kammer verschwamm in einem Wirbel dunkler Farben.
Ein Fleck Scharlachrot schwebte vorbei und Harry horte das leise Geklapper von Klauen hinter sich.
»Fawkes«, sagte Harry mit schwerer Zunge.»Du warst klasse, Fawkes…«Er spurte, wie der Vogel seinen schonen Kopf auf die Stelle legte, wo der Schlangenzahn ihn durchstochen hatte.
Harry horte Schritte widerhallen und dann tauchte ein dunkler Schatten vor ihm auf.
»Du bist tot, Harry Potter«, horte er Riddles Stimme uber sich.»Tot. Selbst Dumbledores Vogel wei? das. Siehst du, was er tut, Potter? Er weint.«
Harry blinzelte. Fawkes' Kopf wurde klar und verschwamm dann wieder. Dicke, perlene Tranen kullerten die glanzenden Federn hinab.
»Ich bleibe hier sitzen und sehe zu, wie du stirbst, Harry Potter. La? dir Zeit. Ich hab's nicht eilig.«
Harry fuhlte sich benommen. Alles um ihn her schien sich zu drehen.
»So endet der beruhmte Harry Potter«, sagte Riddles ferne Stimme.»Allein in der Kammer des Schreckens, aufgegeben von seinen Freunden, am Ende besiegt vom Dunklen Lord, den er so vorwitzig herausgefordert hat. Bald bist du bei deiner lieben Schlammblutmutter, Harry… sie hat dir zwolf Jahre geborgte Zeit verschafft… doch Lord Voldemort hat dich schlie?lich gekriegt, und du wusstest, da? es so kommen musste…«
Wenn dies Sterben ist, dachte Harry, dann ist es gar nicht so ubel.
Selbst der Schmerz lie? nach.
Aber war dies das Sterben? Die Kammer, anstatt schwarz zu werden, schien wieder scharfere Umrisse anzunehmen. Harry drehte den Kopf leicht zur Seite und sah Fawkes, der immer noch den Kopf auf seinen Arm gelegt hatte. Perlene Tranen schimmerten im Umkreis der Wunde – aber da war gar keine Wunde mehr -
»Weg von ihm, Vogel«, ertonte plotzlich Riddles Stimme.»Weg von ihm – ich sagte, weg hier -«
Harry hob den Kopf. Riddle deutete mit Harrys Zauberstab auf Fawkes; es gab einen Knall, laut wie ein Gewehrschu?, und wieder flatterte Fawkes in einem Wirbel aus Gold und Scharlach davon.
»Phonixtranen…«, sagte Riddle leise und starrte auf Harrys Arm.»Naturlich… heilende Krafte… ganz vergessen…«
Er sah Harry ins Gesicht.»Macht nichts. In Wahrheit mag ich es lieber auf diese Weise. Nur du und ich, Harry Potter… du und ich…«
Er hob den Zauberstab -
Doch da, heftig mit den Flugeln schlagend, kam Fawkes wieder herbeigeschwebt und lie? etwas in seinen Scho? fallen – das Tagebuch.
Den Bruchteil einer Sekunde lang starrten Harry und Riddle mit immer noch erhobenem Zauberstab auf das Tagebuch. Dann, ohne nachzudenken, ohne zu zogern, als habe er es schon immer vorgehabt, hob Harry den Basiliskzahn vom Boden und stach ihn mitten ins Herz des Buches.
Ein langer, furchterlicher, durchdringender Schrei ertonte. Tinte quoll in Sturzbachen aus dem Buch, stromte uber Harrys Hande und uberflutete den Boden. Riddle wand und krummte sich, schreiend und mit den Armen rudernd, und dann -
Er war verschwunden. Harrys Zauberstab fiel klappernd zu Boden und es herrschte Stille. Stille mit Ausnahme des stetigen tropf, tropf der Tinte, die immer noch aus dem Tagebuch heraussickerte. Der Giftzahn des Basilisken hatte ein knisterndes Loch mitten hindurch gebrannt.